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Bewusstlos beim Auftauchen. Ohne Druckausgleich schießt Nitsch 244 Meter nach oben. Aufstiegszeit: 180 Meter pro Minute!
„Die Lunge ist bei 26 Bar so groß wie ein Apfel“
Statt einer Maske trägt er Glaslinsen, auf der Nase ein Metallclip. Ein futuristisch anmutender Schlitten zieht Herbert Nitsch in die Tiefe. Den 244-Meter-Rekordversuch hat der Apnoe-Star fast mit dem Leben bezahlt. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger im Interview mit dem „Deepest Man on Earth“.
Willkommen zurück im Leben. Wie geht es dir?
Ich habe Einschränkungen auf der rechten Seite und Koordinationsprobleme beim Laufen und Schreiben. Aber ich trainiere täglich und mache unglaubliche Fortschritte – viel schneller als die Ärzte das erwartet hätten.
Wie war es nach dem Unfall?
Lebensbedrohlich. Wie nach einem multiplen Schlaganfall. Es ging mir sehr schlecht.
Wie groß war das Risiko?
Extremtauchgänge sind gefährlich. Die Ohnmacht und der Deko-Unfall waren unerwartet.
Was treibt dich ins Abyss?
Meine Motivation ist, meine Limits zu ergründen. Die Rekorde sind nur ein Nebeneffekt.
Wie fühlt sich die Tiefe an?
Ich bin ganz bei mir. Der Blick ist nach innen gerichtet. Ich sehe nichts. Alle Hektik ist weg.
Bis 244 Meter Tiefe mit einem Atemzug? Wie kannst du dabei die Luft anhalten?
In der Static-Apnoe-Disziplin liegt mein Rekord bei 9:04 Minuten. Für diesen No-Limit-Tauchgang waren 4:30 Minuten geplant. Dabei sind technische Hilfsmittel erlaubt – jedoch nur mit der Atemluft, die man vor dem Tauchgang in die Lunge aufnehmen kann. Ich versuche mit sogenanntem „Buccal pumping“ Luft in die Lunge zu pressen, um mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben. Dies erhöht die Vitalkapazität um fünf Liter.
Der Druck ist riesig: Fast 26 Bar. Wie klar bist du dabei?
Es muss alles eingeübt und automatisiert werden, da ich einen gewaltigen Tiefenrausch habe. In 244 Metern Tiefe ist die Lunge auf Apfelgröße komprimiert und wird nur durch die enorme Blutfülle in den erweiterten Lungengefäßen vorm tödlichen Barotrauma bewahrt.
Wie ist der Schlitten konzipiert? Ist es unheimlich, in die Tiefe gezogen zu werden?
Nicht, wenn man sich daran gewöhnt hat und der Technik vertraut. Ich habe den Schlitten so konzipiert, dass ich stehend sicher und schnell nach unten komme. Eine Seilbremse ermöglicht die Stopps und ein Auftriebskörper bringt mich an die Oberfläche. Am Schlitten sind Tauchflaschen für den Auftrieb und als Back-up angebracht.
Wie bereitest du dich vor dem Tauchgang mental vor?
Die Vorbereitungen beginnen mit Atem- und Dehnungsübungen, um die Elastizität der Bauchdecke und des Zwerchfells zu erhöhen. Es folgen Warm-up-Tauchgänge mit leerer Lunge auf 10 bis 15 Meter Tiefe. Dann nehme ich den Bleigurt für die Übungen ab und versuche, zusätzliche Luft zu schlucken – meist zwei- bis viermal. Jetzt geht es in den Schlitten für die Checks und den folgenden Countdown.
Besusstlos aus der Tiefe: Zurück im Leben!
Am 6. Juni 2012 wollte Herbert Nitsch den Apnoe-Weltrekord brechen. Sein Ziel: ein 244-Meter-Tauchgang bei der Insel Santorin in der Ägäis. Geplante Zeit: 4:30 Minuten. Aber es kam ganz anders. Beim Auftauchen wurde er ohnmächtig und Opfer eines beinahe tödlichen Deko-Unfalls mit den Symptomen eines Schlaganfalls. Nach Genesung und fast einem Jahr Funkstille meldet sich der Tiefenjäger zurück.
Der Weltrekordversuch in Santorin wurde von Herbert Nitsch wie üblich äußerst akribisch vorbereitet. Der Tiefenjäger weiß, was er tut. Er ist Berufspilot und der erfolgreichste Apnoe-Taucher der Welt. Während seiner Karriere holte der 43-jährige Österreicher 32 Weltrekorde in allen acht offiziellen Apnoe-Disziplinen der World Governing Freediving Federation A.I.D.A. (www.aidainternational.org). Bei seinem ersten Weltrekordversuch in eine Tiefe von 244 Metern am 6. Juni 2012 verlief zunächst alles nach Plan. Dann der Schock: Beim Auftauchen verlor Nitsch das Bewusstsein. Nach schwerer Dekokrankheit, Lähmungen und langen Monaten der Genesung ist er wieder da. UW-Fotograf Phil Simha war die ganze Zeit dabei und berichtet von seinem Kampf zurück ins Leben.
Wie kam Herbert Nitsch zum Freitauchen? „Meine Tauchausrüstung wurde bei einem Urlaub verschlampt“, erinnert sich der Wiener, „also habe ich mich aufs Freitauchen beschränkt.“ Und Nitsch war ein Naturtalent: Bereits nach einer Woche war er nur noch zwei Meter vom österreichischen Rekord entfernt. Kurze Zeit später folgten die ersten Rekorde im Apnoe-Tauchen, während er als Flugzeugpilot arbeitete. „Es war witzig. Ich machte bei diesen Wettbewerben ohne irgendwelche Erfahrung mit und habe gewonnen“ sagt Nitsch. Der Extremsportler entwickelte 2007 seinen ersten Freitauchschlitten und brach den Rekord mit einer Tiefe von 185 Metern und setzte die Marke auf 214 Meter. „Ich wollte wissen, wie tief man gehen kann. Daraus hat sich die Idee entwickelt, in drei Stufen von 244 über 275 bis zu 305 Meter zu tauchen.“, so Herbert Nitsch. Der Apnoe-Profi kündigte den Job als Flugzeugpilot und verbrachte die folgenden vier Jahre damit, Sponsoren zu finden und einen völlig neuen Freitauchschlitten zu bauen.
Die Vorbereitung: Juni 2012
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Im Mai gingen Herbert und das Team nach Santorin in der griechischen Ägäis. Gegen die Warnung der Kritiker, die den Spot als gefährlich einschätzten, weil er zu weit entfernt für eine sichere Rettungskette läge. „Einige sagten, Santorin habe schlechte Vibes“, erläutert der Apnoe-Profi, „aber ich bin nicht abergläubisch. Für mich ist es perfekt, weil der Krater verschiedene Stellen mit der geplanten Tiefe hat. Außerdem liegt der Spot nah am Strand und ist windgeschützt – alles entscheidende Aspekte, wenn man nach striktem Zeitplan arbeitet.“ Ursprünglich sollte eine mobile Druckkammer vor Ort sein – das wäre eine absolute Premiere für solch eine Veranstaltung gewesen. Aber der Rückzug eines Sponsors hat das Budget empfindlich gekürzt und es folgte Plan B: Im Notfall sollte eine Druckkammer in Athen angesteuert werden. Nach vier intensiven Wochen Vorbereitung startete der erste Versuch auf 800 Fuß (244 Meter). Aber im letzten Moment zwang ein Wetterwechsel die Crew, eine neue Verankerung zu finden – nur wenige Stunden vor dem Start des Events. Heftige Winde zwangen das Team, auf die andere Seite des Kraters zu wechseln – genau eine Nacht vor dem Versuch. „Die ganze Vorbereitung wurde zum Alptraum. Das Medieninteresse war überwältigend, aber auch beängstigend: eine Filmcrew, Live-Übertragung, Zuschauer. Das Event nahm Dimensionen an, mit denen wir kaum gerechnet hatten“, erinnert sich der Extremtaucher.
Der Rekordversuch: 6. Juni 2012
Der Start des Tauchgangs wurde von 12 Uhr auf 14.30 Uhr verschoben. Ein Boot mit dem Filmteam und ein zweites mit Zuschauern beobachtete das Treiben. Hektische Betriebsamkeit. Doch dann Stille, als der Apnoe-Star erscheint. Volle Konzentration. Nitsch geht ins Wasser und wärmt sich mit ein paar flachen Tauchgängen auf, bevor er in den Schlitten steigt. Ein kurzes Handsignal – dann beginnt der Abstieg, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte und an den der Tiefenjäger sich nicht mehr vollständig erinnern kann. „Glücklicherweise haben mir die Stunden der Datenanalyse und der Film dabei geholfen, die Puzzlestücke des Tauchgangs zusammenzufügen. Auf dem Weg nach unten lief alles nach Plan. Ich erreichte die 244 Meter nach etwa zweieinhalb Minuten. Die Tiefenmesser haben es dokumentiert. Dann kommt ein schwarzes Loch. Auf dem Weg nach oben verlor ich in etwa 100 Meter Tiefe das Bewusstsein. Der Schlitten wurde dann von einem Ballastsystem von 40 auf 10 Meter gebremst. Dort sollte ich für eine Minute für meinen Dekostopp halten – immer noch mit angehaltenem Atem –, um dann zur Oberfläche zu schwimmen“, erinnert sich der Apnoe-Weltrekordler. Aber da war Herbert Nitsch schon längst bewusstlos. Sicherheitstaucher brachten ihn deshalb direkt zur Oberfläche – ohne Dekostopp. Der Österreicher erlitt eine schwere Dekokrankeit (DCS) mit mehreren Hirnschlägen. An der Oberfläche erlangte der Österreicher sein Bewusstsein. Nitsch war gut vorbereitet: Der 43-Jährige schnappte sich die Sauerstoff-Flasche und tauchte mit Sicherungstauchern unter, um die Symptome der DCS zu verringern – er blieb 20 Minuten mit reinem Sauerstoff unter Wasser.
Aber es war schon zu spät – die Symptome waren da. Als der Apnoe-Profi auftauchte, war er konfus und hatte Koordinationsprobleme. Der Notfallplan begann sofort. Nitsch wurde zum Hafen transportiert und war ein paar Minuten später bereits auf dem Weg zum Navy-Krankenhaus in Athen. „An diesen Zeitpunkt kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Manchmal habe ich gelacht – wahrscheinlich, weil ich so mit Sauerstoff vollgepumpt war“, vermutet der Apnoe-Taucher. Die Situation verschlimmerte sich: Blackout, Teilkörper-Lähmungen, Atemprobleme – die DCS war offensichtlich und es war eine äußerst heftige. „Obwohl die Ärzte sehr freundlich waren, zeigten sie wenig Optimismus. Es war eine beunruhigende und unheimliche Zeit“, so der Weltrekordler. Der Wiener war auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Nach der ersten Druckkammerbehandlung wurde er für mehrere Tage in ein künstliches Koma versetzt. Stille.
Die lange Genesung
Nach acht Tagen in Athen wurde Herbert in ein deutsches Krankenhaus in Murnau geflogen. Die Notfallbehandlung in Athen sicherte das Überleben. Zahlreiche Druckkammer-Behandlungen revitalisierten die Hirnzellen. Fast wie nach einem Computer-Absturz fuhr er wieder sein System hoch. „Die ersten Therapieerfolge waren essenziell. Aber so schnell ich konnte – auch aus Respekt vor meinem Vater, der die ganze Zeit bei mir war, flog ich nach Wien“, erklärt Nitsch. „Normal? Ich war alles andere als normal. Ich saß im Rollstuhl und eine neue Klinik und weitere Behandlungen warteten auf mich. In Anbetracht der Schwere des Unfalls meinte jeder, ich würde ja unglaubliche Fortschritte machen. Für mich war der Wechsel vom Weltklasse-Athleten und Flugzeug-Kapitän zum Rollstuhl-Piloten schrecklich und mir kam es so vor, als würde jede kleinste Verbesserung Ewigkeiten dauern. Es war deprimierend bis zu dem Punkt an dem ich überlegte, aus dem Fenster zu springen. Aber beim Fall aus dem zweiten Stock hätte ich mich wohl eher dumm verletzt – ich setzte auf die Hoffnung“, sagt der Extremsportler. Die Zeit bewies ihm, dass seine Verbesserungen ein Leben in der Heimat ermöglichen würden. Eine Phase, während der er sich vollkommen aus den Medien abmeldete, eine Entscheidung, die viele nicht verstehen konnten. „Ich musste mich total ausklinken und wollte einfach nur meine Gesundheit wiedererlangen. Es gab viele Gründe für eine Funkstille. Erstmal wollte ich, dass ich, mein Vater und das Team nicht von der Boulevardpresse belästigt werden. Denn gar keine Informationen sind manchmal besser als falsche oder missverständliche. Letztlich hatte ich aber auch nicht viel zu sagen: Ich habe etwas Neues probiert, habe mich schwer verletzt und versuche mich zu erholen. Ich akzeptiere die Medienaufmerksamkeit. Es ist ja Teil des Spiels. Aber zu der Zeit hatte ich völlig andere Prioritäten“, erläutert der Apnoe-Profi.
Heute: Zurück aus dem Abyss
Seit März 2013 ist Herbert wieder zurück in den Medien. Journalisten und die Öffentlichkeit waren erstaunt über seine Genesung und darüber, wie gut er aussieht. „Ich versuche ständig an mir zu arbeiten, auch wenn es kleine Verbesserungen sind. Ich habe noch Lähmungen an der rechten Körperseite und Koordinationsprobleme. Das sind logische Konsequenzen eines neurologischen Unfalls. Aber wenn man die erste Diagnose betrachtet dann geht es mir richtig gut, yeah!“, lacht Nitsch. Seitdem sich die Verbesserungen zeigen, ist es verständlich, dass man ihn fragt, ob er jemals mit so einem Unfall gerechnet habe. „Natürlich haben wir Worst-Case-Szenarien durchgespielt und trainiert. Den Tauchgang abzubrechen war niemals eine Option für mich. Es waren zu viele beteiligt. Ich malte mir aus, dass der schlimmste Fall nur der Abbruch sein kann. Verletzungen am Trommelfell, Barotraumen oder milde DCS-Symptome, die man mit Sauerstoff mildern könnte. Es mag merkwürdig klingen, aber genauso wie ein Bergsteiger, der den Mount Everest erklimmen möchte, war ich bereit, gesundheitliche Risiken zu akzeptieren, weil es ein Teil der Reise ins Unbekannte ist. Aber ich hätte mir niemals ausgemalt, dass so etwas Schlimmes passieren könnte. Ich hätte es sonst nie gemacht“, sagt der Apnoe-Star. Obwohl er immer noch Koordinationsprobleme hat, hilft seine eiserne Disziplin bei der Genesung. „Ich wollte unbedingt meine komplette Unabhängigkeit zurück. Ich habe unendliche Stunden auf dem Hometrainer, mit Dehnen und Muskeltraining und einer strengen Diät verbracht. Es ist das intensivste Trainingsprogramm, das ich je absolviert habe – aber ich spüre die Verbesserungen!“
Die Zukunft: Den Ozean im Fokus
„Wir wissen sicher, dass ich in 249 Metern Tiefe war und dass ich nicht allein an die Oberfläche gekommen bin. Es war also kein offiziell von der AIDA unterstützter Versuch und ich erhebe nicht den Anspruch auf den Rekord. Um ehrlich zu sein, ist es mir egal – der offizielle Rekord (214 Meter, Anm. d. Red.) ist sowieso von mir. Das interessiert die Öffentlichkeit mehr als mich. Es hätte besser laufen können“, sagt Nitsch. Es überraschte viele, dass er im Januar mit Zitronenhaien tauchte. „Als Lektor auf einem Kreuzfahrtschiff hatte ich die Gelegenheit im Pazifik mit Haien zu tauchen. Natürlich einfache Apnoe-Tauchgänge, aber Freitauchen ist und wird mein Leben sein. Mein Alltag dreht sich um Konferenzen und Umweltaktivitäten. Ich reise und treffe mich mit Freunden und entwickle ein U-Boot. Das ist aufregend und befriedigend.“
Phil Simha/Michael Krüger
„Das risiko war da. ich hätte den Tauchgang verschieben sollen!“
Herbert Nitsch
Der Wiener gilt als bester Apnoe-Taucher der Welt. Den spacigen Schlitten hat er selbst konstruiert.
„Ich hätte niemals gedacht, dass es mich einmal so umhauen würde!“
Herzstück beim No-Limit-Apnoetauchen ist der Schlitten. Bei Problemen gibt es Systeme, die den Taucher nach oben bringen.
Medienrummel bei der Tiefenjagd. Weltweites Interesse beim „No-Limits“-Rekordversuch bei der Insel Santorin in der Ägäis.
Atemtechnik extrem: Beim „Buccal pumping“ presst er Luft in die Lunge, um mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben.
Nitsch hat eine Tiefe von 249,6 Metern erreicht – der Tiefenmesser ist der Beweis. Apnoe-Tauchen ist ein Teamsport: Sicherungstaucher sind immer dabei.
„Die Lunge ist bei 26 Bar so groß wie ein Apfel“
Statt einer Maske trägt er Glaslinsen, auf der Nase ein Metallclip. Ein futuristisch anmutender Schlitten zieht Herbert Nitsch in die Tiefe. Den 244-Meter-Rekordversuch hat der Apnoe-Star fast mit dem Leben bezahlt. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger im Interview mit dem „Deepest Man on Earth“.
Willkommen zurück im Leben. Wie geht es dir?
Ich habe Einschränkungen auf der rechten Seite und Koordinationsprobleme beim Laufen und Schreiben. Aber ich trainiere täglich und mache unglaubliche Fortschritte – viel schneller als die Ärzte das erwartet hätten.
Wie war es nach dem Unfall?
Lebensbedrohlich. Wie nach einem multiplen Schlaganfall. Es ging mir sehr schlecht.
Wie groß war das Risiko?
Extremtauchgänge sind gefährlich. Die Ohnmacht und der Deko-Unfall waren unerwartet.
Was treibt dich ins Abyss?
Meine Motivation ist, meine Limits zu ergründen. Die Rekorde sind nur ein Nebeneffekt.
Wie fühlt sich die Tiefe an?
Ich bin ganz bei mir. Der Blick ist nach innen gerichtet. Ich sehe nichts. Alle Hektik ist weg.
Bis 244 Meter Tiefe mit einem Atemzug? Wie kannst du dabei die Luft anhalten?
In der Static-Apnoe-Disziplin liegt mein Rekord bei 9:04 Minuten. Für diesen No-Limit-Tauchgang waren 4:30 Minuten geplant. Dabei sind technische Hilfsmittel erlaubt – jedoch nur mit der Atemluft, die man vor dem Tauchgang in die Lunge aufnehmen kann. Ich versuche mit sogenanntem „Buccal pumping“ Luft in die Lunge zu pressen, um mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben. Dies erhöht die Vitalkapazität um fünf Liter.
Der Druck ist riesig: Fast 26 Bar. Wie klar bist du dabei?
Es muss alles eingeübt und automatisiert werden, da ich einen gewaltigen Tiefenrausch habe. In 244 Metern Tiefe ist die Lunge auf Apfelgröße komprimiert und wird nur durch die enorme Blutfülle in den erweiterten Lungengefäßen vorm tödlichen Barotrauma bewahrt.
Wie ist der Schlitten konzipiert? Ist es unheimlich, in die Tiefe gezogen zu werden?
Nicht, wenn man sich daran gewöhnt hat und der Technik vertraut. Ich habe den Schlitten so konzipiert, dass ich stehend sicher und schnell nach unten komme. Eine Seilbremse ermöglicht die Stopps und ein Auftriebskörper bringt mich an die Oberfläche. Am Schlitten sind Tauchflaschen für den Auftrieb und als Back-up angebracht.
Wie bereitest du dich vor dem Tauchgang mental vor?
Die Vorbereitungen beginnen mit Atem- und Dehnungsübungen, um die Elastizität der Bauchdecke und des Zwerchfells zu erhöhen. Es folgen Warm-up-Tauchgänge mit leerer Lunge auf 10 bis 15 Meter Tiefe. Dann nehme ich den Bleigurt für die Übungen ab und versuche, zusätzliche Luft zu schlucken – meist zwei- bis viermal. Jetzt geht es in den Schlitten für die Checks und den folgenden Countdown.
Besusstlos aus der Tiefe: Zurück im Leben!
Am 6. Juni 2012 wollte Herbert Nitsch den Apnoe-Weltrekord brechen. Sein Ziel: ein 244-Meter-Tauchgang bei der Insel Santorin in der Ägäis. Geplante Zeit: 4:30 Minuten. Aber es kam ganz anders. Beim Auftauchen wurde er ohnmächtig und Opfer eines beinahe tödlichen Deko-Unfalls mit den Symptomen eines Schlaganfalls. Nach Genesung und fast einem Jahr Funkstille meldet sich der Tiefenjäger zurück.
Der Weltrekordversuch in Santorin wurde von Herbert Nitsch wie üblich äußerst akribisch vorbereitet. Der Tiefenjäger weiß, was er tut. Er ist Berufspilot und der erfolgreichste Apnoe-Taucher der Welt. Während seiner Karriere holte der 43-jährige Österreicher 32 Weltrekorde in allen acht offiziellen Apnoe-Disziplinen der World Governing Freediving Federation A.I.D.A. (www.aidainternational.org). Bei seinem ersten Weltrekordversuch in eine Tiefe von 244 Metern am 6. Juni 2012 verlief zunächst alles nach Plan. Dann der Schock: Beim Auftauchen verlor Nitsch das Bewusstsein. Nach schwerer Dekokrankheit, Lähmungen und langen Monaten der Genesung ist er wieder da. UW-Fotograf Phil Simha war die ganze Zeit dabei und berichtet von seinem Kampf zurück ins Leben.
Wie kam Herbert Nitsch zum Freitauchen? „Meine Tauchausrüstung wurde bei einem Urlaub verschlampt“, erinnert sich der Wiener, „also habe ich mich aufs Freitauchen beschränkt.“ Und Nitsch war ein Naturtalent: Bereits nach einer Woche war er nur noch zwei Meter vom österreichischen Rekord entfernt. Kurze Zeit später folgten die ersten Rekorde im Apnoe-Tauchen, während er als Flugzeugpilot arbeitete. „Es war witzig. Ich machte bei diesen Wettbewerben ohne irgendwelche Erfahrung mit und habe gewonnen“ sagt Nitsch. Der Extremsportler entwickelte 2007 seinen ersten Freitauchschlitten und brach den Rekord mit einer Tiefe von 185 Metern und setzte die Marke auf 214 Meter. „Ich wollte wissen, wie tief man gehen kann. Daraus hat sich die Idee entwickelt, in drei Stufen von 244 über 275 bis zu 305 Meter zu tauchen.“, so Herbert Nitsch. Der Apnoe-Profi kündigte den Job als Flugzeugpilot und verbrachte die folgenden vier Jahre damit, Sponsoren zu finden und einen völlig neuen Freitauchschlitten zu bauen.
Die Vorbereitung: Juni 2012
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Im Mai gingen Herbert und das Team nach Santorin in der griechischen Ägäis. Gegen die Warnung der Kritiker, die den Spot als gefährlich einschätzten, weil er zu weit entfernt für eine sichere Rettungskette läge. „Einige sagten, Santorin habe schlechte Vibes“, erläutert der Apnoe-Profi, „aber ich bin nicht abergläubisch. Für mich ist es perfekt, weil der Krater verschiedene Stellen mit der geplanten Tiefe hat. Außerdem liegt der Spot nah am Strand und ist windgeschützt – alles entscheidende Aspekte, wenn man nach striktem Zeitplan arbeitet.“ Ursprünglich sollte eine mobile Druckkammer vor Ort sein – das wäre eine absolute Premiere für solch eine Veranstaltung gewesen. Aber der Rückzug eines Sponsors hat das Budget empfindlich gekürzt und es folgte Plan B: Im Notfall sollte eine Druckkammer in Athen angesteuert werden. Nach vier intensiven Wochen Vorbereitung startete der erste Versuch auf 800 Fuß (244 Meter). Aber im letzten Moment zwang ein Wetterwechsel die Crew, eine neue Verankerung zu finden – nur wenige Stunden vor dem Start des Events. Heftige Winde zwangen das Team, auf die andere Seite des Kraters zu wechseln – genau eine Nacht vor dem Versuch. „Die ganze Vorbereitung wurde zum Alptraum. Das Medieninteresse war überwältigend, aber auch beängstigend: eine Filmcrew, Live-Übertragung, Zuschauer. Das Event nahm Dimensionen an, mit denen wir kaum gerechnet hatten“, erinnert sich der Extremtaucher.
Der Rekordversuch: 6. Juni 2012
Der Start des Tauchgangs wurde von 12 Uhr auf 14.30 Uhr verschoben. Ein Boot mit dem Filmteam und ein zweites mit Zuschauern beobachtete das Treiben. Hektische Betriebsamkeit. Doch dann Stille, als der Apnoe-Star erscheint. Volle Konzentration. Nitsch geht ins Wasser und wärmt sich mit ein paar flachen Tauchgängen auf, bevor er in den Schlitten steigt. Ein kurzes Handsignal – dann beginnt der Abstieg, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte und an den der Tiefenjäger sich nicht mehr vollständig erinnern kann. „Glücklicherweise haben mir die Stunden der Datenanalyse und der Film dabei geholfen, die Puzzlestücke des Tauchgangs zusammenzufügen. Auf dem Weg nach unten lief alles nach Plan. Ich erreichte die 244 Meter nach etwa zweieinhalb Minuten. Die Tiefenmesser haben es dokumentiert. Dann kommt ein schwarzes Loch. Auf dem Weg nach oben verlor ich in etwa 100 Meter Tiefe das Bewusstsein. Der Schlitten wurde dann von einem Ballastsystem von 40 auf 10 Meter gebremst. Dort sollte ich für eine Minute für meinen Dekostopp halten – immer noch mit angehaltenem Atem –, um dann zur Oberfläche zu schwimmen“, erinnert sich der Apnoe-Weltrekordler. Aber da war Herbert Nitsch schon längst bewusstlos. Sicherheitstaucher brachten ihn deshalb direkt zur Oberfläche – ohne Dekostopp. Der Österreicher erlitt eine schwere Dekokrankeit (DCS) mit mehreren Hirnschlägen. An der Oberfläche erlangte der Österreicher sein Bewusstsein. Nitsch war gut vorbereitet: Der 43-Jährige schnappte sich die Sauerstoff-Flasche und tauchte mit Sicherungstauchern unter, um die Symptome der DCS zu verringern – er blieb 20 Minuten mit reinem Sauerstoff unter Wasser.
Aber es war schon zu spät – die Symptome waren da. Als der Apnoe-Profi auftauchte, war er konfus und hatte Koordinationsprobleme. Der Notfallplan begann sofort. Nitsch wurde zum Hafen transportiert und war ein paar Minuten später bereits auf dem Weg zum Navy-Krankenhaus in Athen. „An diesen Zeitpunkt kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Manchmal habe ich gelacht – wahrscheinlich, weil ich so mit Sauerstoff vollgepumpt war“, vermutet der Apnoe-Taucher. Die Situation verschlimmerte sich: Blackout, Teilkörper-Lähmungen, Atemprobleme – die DCS war offensichtlich und es war eine äußerst heftige. „Obwohl die Ärzte sehr freundlich waren, zeigten sie wenig Optimismus. Es war eine beunruhigende und unheimliche Zeit“, so der Weltrekordler. Der Wiener war auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Nach der ersten Druckkammerbehandlung wurde er für mehrere Tage in ein künstliches Koma versetzt. Stille.
Die lange Genesung
Nach acht Tagen in Athen wurde Herbert in ein deutsches Krankenhaus in Murnau geflogen. Die Notfallbehandlung in Athen sicherte das Überleben. Zahlreiche Druckkammer-Behandlungen revitalisierten die Hirnzellen. Fast wie nach einem Computer-Absturz fuhr er wieder sein System hoch. „Die ersten Therapieerfolge waren essenziell. Aber so schnell ich konnte – auch aus Respekt vor meinem Vater, der die ganze Zeit bei mir war, flog ich nach Wien“, erklärt Nitsch. „Normal? Ich war alles andere als normal. Ich saß im Rollstuhl und eine neue Klinik und weitere Behandlungen warteten auf mich. In Anbetracht der Schwere des Unfalls meinte jeder, ich würde ja unglaubliche Fortschritte machen. Für mich war der Wechsel vom Weltklasse-Athleten und Flugzeug-Kapitän zum Rollstuhl-Piloten schrecklich und mir kam es so vor, als würde jede kleinste Verbesserung Ewigkeiten dauern. Es war deprimierend bis zu dem Punkt an dem ich überlegte, aus dem Fenster zu springen. Aber beim Fall aus dem zweiten Stock hätte ich mich wohl eher dumm verletzt – ich setzte auf die Hoffnung“, sagt der Extremsportler. Die Zeit bewies ihm, dass seine Verbesserungen ein Leben in der Heimat ermöglichen würden. Eine Phase, während der er sich vollkommen aus den Medien abmeldete, eine Entscheidung, die viele nicht verstehen konnten. „Ich musste mich total ausklinken und wollte einfach nur meine Gesundheit wiedererlangen. Es gab viele Gründe für eine Funkstille. Erstmal wollte ich, dass ich, mein Vater und das Team nicht von der Boulevardpresse belästigt werden. Denn gar keine Informationen sind manchmal besser als falsche oder missverständliche. Letztlich hatte ich aber auch nicht viel zu sagen: Ich habe etwas Neues probiert, habe mich schwer verletzt und versuche mich zu erholen. Ich akzeptiere die Medienaufmerksamkeit. Es ist ja Teil des Spiels. Aber zu der Zeit hatte ich völlig andere Prioritäten“, erläutert der Apnoe-Profi.
Heute: Zurück aus dem Abyss
Seit März 2013 ist Herbert wieder zurück in den Medien. Journalisten und die Öffentlichkeit waren erstaunt über seine Genesung und darüber, wie gut er aussieht. „Ich versuche ständig an mir zu arbeiten, auch wenn es kleine Verbesserungen sind. Ich habe noch Lähmungen an der rechten Körperseite und Koordinationsprobleme. Das sind logische Konsequenzen eines neurologischen Unfalls. Aber wenn man die erste Diagnose betrachtet dann geht es mir richtig gut, yeah!“, lacht Nitsch. Seitdem sich die Verbesserungen zeigen, ist es verständlich, dass man ihn fragt, ob er jemals mit so einem Unfall gerechnet habe. „Natürlich haben wir Worst-Case-Szenarien durchgespielt und trainiert. Den Tauchgang abzubrechen war niemals eine Option für mich. Es waren zu viele beteiligt. Ich malte mir aus, dass der schlimmste Fall nur der Abbruch sein kann. Verletzungen am Trommelfell, Barotraumen oder milde DCS-Symptome, die man mit Sauerstoff mildern könnte. Es mag merkwürdig klingen, aber genauso wie ein Bergsteiger, der den Mount Everest erklimmen möchte, war ich bereit, gesundheitliche Risiken zu akzeptieren, weil es ein Teil der Reise ins Unbekannte ist. Aber ich hätte mir niemals ausgemalt, dass so etwas Schlimmes passieren könnte. Ich hätte es sonst nie gemacht“, sagt der Apnoe-Star. Obwohl er immer noch Koordinationsprobleme hat, hilft seine eiserne Disziplin bei der Genesung. „Ich wollte unbedingt meine komplette Unabhängigkeit zurück. Ich habe unendliche Stunden auf dem Hometrainer, mit Dehnen und Muskeltraining und einer strengen Diät verbracht. Es ist das intensivste Trainingsprogramm, das ich je absolviert habe – aber ich spüre die Verbesserungen!“
Die Zukunft: Den Ozean im Fokus
„Wir wissen sicher, dass ich in 249 Metern Tiefe war und dass ich nicht allein an die Oberfläche gekommen bin. Es war also kein offiziell von der AIDA unterstützter Versuch und ich erhebe nicht den Anspruch auf den Rekord. Um ehrlich zu sein, ist es mir egal – der offizielle Rekord (214 Meter, Anm. d. Red.) ist sowieso von mir. Das interessiert die Öffentlichkeit mehr als mich. Es hätte besser laufen können“, sagt Nitsch. Es überraschte viele, dass er im Januar mit Zitronenhaien tauchte. „Als Lektor auf einem Kreuzfahrtschiff hatte ich die Gelegenheit im Pazifik mit Haien zu tauchen. Natürlich einfache Apnoe-Tauchgänge, aber Freitauchen ist und wird mein Leben sein. Mein Alltag dreht sich um Konferenzen und Umweltaktivitäten. Ich reise und treffe mich mit Freunden und entwickle ein U-Boot. Das ist aufregend und befriedigend.“
Phil Simha/Michael Krüger
„Das risiko war da. ich hätte den Tauchgang verschieben sollen!“
Herbert Nitsch
Der Wiener gilt als bester Apnoe-Taucher der Welt. Den spacigen Schlitten hat er selbst konstruiert.
„Ich hätte niemals gedacht, dass es mich einmal so umhauen würde!“
Herzstück beim No-Limit-Apnoetauchen ist der Schlitten. Bei Problemen gibt es Systeme, die den Taucher nach oben bringen.
Medienrummel bei der Tiefenjagd. Weltweites Interesse beim „No-Limits“-Rekordversuch bei der Insel Santorin in der Ägäis.
Atemtechnik extrem: Beim „Buccal pumping“ presst er Luft in die Lunge, um mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben.
Nitsch hat eine Tiefe von 249,6 Metern erreicht – der Tiefenmesser ist der Beweis. Apnoe-Tauchen ist ein Teamsport: Sicherungstaucher sind immer dabei.
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„Ein Großteil der Tauchunfälle ist vermeidbar!"
Sicher in die Tiefe: TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger im Gespräch mit DAN-Europe-Direktor Dr. Ulrich van Laak über die Risiken des Sports.
Dr. Ulrich van Laak, 55, ist DAN-Europe-Direktor und Gründungsmitglied der Vereinigung. Die international tätige, nicht kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung – ein globales Netzwerk mit mehr als 180 DAN- Ärzten – ist 24 Stunden und sieben Tage die Woche für Taucher im Einsatz. Wissenschaftler und Forscher kooperieren mit DAN, um Tauchen sicherer zu gestalten. Mehr als 400 000 Aktive sind DAN Mitglieder. Über 16 000 Notrufe werden von DAN jährlich bearbeitet.
Welche Personengruppe ist am häufigsten in gefährliche Unfälle verwickelt?
Eine Gruppe sind die Instruktoren an den Tauchdestinationen. Sie sind aufgrund ihres kumulativen Tauchverhaltens gefährdet. Wegen der typischen Altersverteilung ist die Altersklasse 21 bis 40 Jahre am häufigsten von gefährlichen Tauchunfällen betroffen. Etwa ein Drittel sind Frauen.
Wo passieren die meisten Unfälle?
Die DAN-Europe-Datenbank zeigt etwa 85 Prozent der Notrufe nach Tauchgängen im Meer, 15 Prozent Binnengewässer –
das ist aber nicht verwunderlich, denn im Meer wird mehr getaucht.
Wie kann man Unfälle verhindern?
Indem man die Risiken minimiert, die zu Angst und Panik führen können. Das verlangt Selbstkritik und gegebenenfalls einen Abbruch des Tauchgangs.
Welche Bedeutung haben die Faktoren Tiefe und Aufstiegsgeschwindigkeit?
Wesentlich! Bei der Aufstiegsgeschwindigkeit geht es um die adäquaten Stopps, die zu einem bläschenarmen Tauchen führen. Die Tiefe korreliert selbstverständlich mit der Inertgasbläschenbelastung, die mit dem Deko-Unfallrisiko in Zusammenhang steht.
Welches sind die häufigsten Ursachen?
Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um leichte Deko-Unfälle, gefolgt von schweren neurologischen Unfällen und in weniger als zehn Prozent sind es Lungenüberdehnungen. Wenn es darum geht, was den Tauchunfall verursacht hat, haben wir klare Vorstellungen – wobei meine Aufstellung keine Wertigkeit darstellt:
1. Schlecht gewartete oder unbekannte oder geliehene Ausrüstung.
2. Unsicherheiten im Umgang mit der Ausrüstung.
3. Defizite in der Ausbildung und der gesundheitlichen Eignung.
4. Zu tiefe und zu viele Tauchgänge pro Zeiteinheit.
5. Einhalten von Gruppenzwängen.
Wann wird es richtig gefährlich?
Wenn das Atemgas aufgebraucht ist, oder Taucher unter Wasser hängenbleiben. Die häufigste Todesursache ist Ertrinken, gefolgt von Herzkreislauf-Ereignissen und Lungenüberdehnung. Ich gehe von 50 tödlichen Tauchunfällen deutscher Taucher weltweit pro Jahr aus. Schwere Dekounfälle verlaufen selten tödlich. Ich rechne mit 300 verletzten deutschen Tauchern weltweit pro Jahr.
Welche Rolle spielen Fitness und Gewicht?
Bei mäßigem Übergewicht ist das Tauchunfallrisiko nicht nachweislich erhöht. Viele schwere Tauchunfälle haben damit zu tun, dass Taucher schon bei geringen körperlichen Anforderungen dekompensieren. Jeder Sporttaucher sollte problemlos 1000 Meter Flossenschwimmen in adäquater Zeit schaffen!
Wie ist die Druckkammerversorgung?
Wir haben mehr als 100 der wichtigsten Druckkammern weltweit besucht und aktiv unterstützt. Die Destinationen sind für die zügige Tauchunfallbehandlung gut gerüstet. Wir haben große Probleme direkt vor der Tür in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. So wenig Notfall-Tauchmedizin gab es hier noch nie!
Was macht DAN für Taucher attraktiv?
Unser globales Netzwerk internationaler Tauchmediziner: Die DAN Mitgliedschaft garantiert weltweiten Versicherungsschutz für Taucher!
Vielen Dank für das Interview!
Immer unter Druck: Der 55-jährige DAN-Europe-Boss ist Ausbilder in Tauchmedizin-Kursen für Ärzte, Flottenarzt und Abteilungsleiter Schifffahrtmedizin der Marine in Kiel.
Sicher in die Tiefe: TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger im Gespräch mit DAN-Europe-Direktor Dr. Ulrich van Laak über die Risiken des Sports.
Dr. Ulrich van Laak, 55, ist DAN-Europe-Direktor und Gründungsmitglied der Vereinigung. Die international tätige, nicht kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung – ein globales Netzwerk mit mehr als 180 DAN- Ärzten – ist 24 Stunden und sieben Tage die Woche für Taucher im Einsatz. Wissenschaftler und Forscher kooperieren mit DAN, um Tauchen sicherer zu gestalten. Mehr als 400 000 Aktive sind DAN Mitglieder. Über 16 000 Notrufe werden von DAN jährlich bearbeitet.
Welche Personengruppe ist am häufigsten in gefährliche Unfälle verwickelt?
Eine Gruppe sind die Instruktoren an den Tauchdestinationen. Sie sind aufgrund ihres kumulativen Tauchverhaltens gefährdet. Wegen der typischen Altersverteilung ist die Altersklasse 21 bis 40 Jahre am häufigsten von gefährlichen Tauchunfällen betroffen. Etwa ein Drittel sind Frauen.
Wo passieren die meisten Unfälle?
Die DAN-Europe-Datenbank zeigt etwa 85 Prozent der Notrufe nach Tauchgängen im Meer, 15 Prozent Binnengewässer –
das ist aber nicht verwunderlich, denn im Meer wird mehr getaucht.
Wie kann man Unfälle verhindern?
Indem man die Risiken minimiert, die zu Angst und Panik führen können. Das verlangt Selbstkritik und gegebenenfalls einen Abbruch des Tauchgangs.
Welche Bedeutung haben die Faktoren Tiefe und Aufstiegsgeschwindigkeit?
Wesentlich! Bei der Aufstiegsgeschwindigkeit geht es um die adäquaten Stopps, die zu einem bläschenarmen Tauchen führen. Die Tiefe korreliert selbstverständlich mit der Inertgasbläschenbelastung, die mit dem Deko-Unfallrisiko in Zusammenhang steht.
Welches sind die häufigsten Ursachen?
Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um leichte Deko-Unfälle, gefolgt von schweren neurologischen Unfällen und in weniger als zehn Prozent sind es Lungenüberdehnungen. Wenn es darum geht, was den Tauchunfall verursacht hat, haben wir klare Vorstellungen – wobei meine Aufstellung keine Wertigkeit darstellt:
1. Schlecht gewartete oder unbekannte oder geliehene Ausrüstung.
2. Unsicherheiten im Umgang mit der Ausrüstung.
3. Defizite in der Ausbildung und der gesundheitlichen Eignung.
4. Zu tiefe und zu viele Tauchgänge pro Zeiteinheit.
5. Einhalten von Gruppenzwängen.
Wann wird es richtig gefährlich?
Wenn das Atemgas aufgebraucht ist, oder Taucher unter Wasser hängenbleiben. Die häufigste Todesursache ist Ertrinken, gefolgt von Herzkreislauf-Ereignissen und Lungenüberdehnung. Ich gehe von 50 tödlichen Tauchunfällen deutscher Taucher weltweit pro Jahr aus. Schwere Dekounfälle verlaufen selten tödlich. Ich rechne mit 300 verletzten deutschen Tauchern weltweit pro Jahr.
Welche Rolle spielen Fitness und Gewicht?
Bei mäßigem Übergewicht ist das Tauchunfallrisiko nicht nachweislich erhöht. Viele schwere Tauchunfälle haben damit zu tun, dass Taucher schon bei geringen körperlichen Anforderungen dekompensieren. Jeder Sporttaucher sollte problemlos 1000 Meter Flossenschwimmen in adäquater Zeit schaffen!
Wie ist die Druckkammerversorgung?
Wir haben mehr als 100 der wichtigsten Druckkammern weltweit besucht und aktiv unterstützt. Die Destinationen sind für die zügige Tauchunfallbehandlung gut gerüstet. Wir haben große Probleme direkt vor der Tür in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. So wenig Notfall-Tauchmedizin gab es hier noch nie!
Was macht DAN für Taucher attraktiv?
Unser globales Netzwerk internationaler Tauchmediziner: Die DAN Mitgliedschaft garantiert weltweiten Versicherungsschutz für Taucher!
Vielen Dank für das Interview!
Immer unter Druck: Der 55-jährige DAN-Europe-Boss ist Ausbilder in Tauchmedizin-Kursen für Ärzte, Flottenarzt und Abteilungsleiter Schifffahrtmedizin der Marine in Kiel.