Sea-Shepherd-Interviews
Seit genau 40 Jahren kämpft die von Paul Watson gegründete Non-Profit-Organisation gegen die illegale Ausbeutung des maritimen Lebens. Die Sea-Shepherd-Crew hat Hunderte von Fahrten unternommen, um auf die skrupellose Plünderung der Meere aufmerksam zu machen: Die „Hirten der Meere“ haben Walfänger versenkt, kriminelle Fischer und brutale Verbrecher gestellt. Die wichtigste Waffe ist dabei die Kamera, mit der sie Millionen Menschen zeigen, was auf den Weltmeeren passiert. Die britische Zeitung „The Guardian“ wählte Watson zu den „50 Menschen, die den Planeten retten könnten“. Hier gibt es Interviews mit Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson (2012) sowie Heino Nölke (2014) und Gary Stokes (2016).
Seit genau 40 Jahren kämpft die von Paul Watson gegründete Non-Profit-Organisation gegen die illegale Ausbeutung des maritimen Lebens. Die Sea-Shepherd-Crew hat Hunderte von Fahrten unternommen, um auf die skrupellose Plünderung der Meere aufmerksam zu machen: Die „Hirten der Meere“ haben Walfänger versenkt, kriminelle Fischer und brutale Verbrecher gestellt. Die wichtigste Waffe ist dabei die Kamera, mit der sie Millionen Menschen zeigen, was auf den Weltmeeren passiert. Die britische Zeitung „The Guardian“ wählte Watson zu den „50 Menschen, die den Planeten retten könnten“. Hier gibt es Interviews mit Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson (2012) sowie Heino Nölke (2014) und Gary Stokes (2016).
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„Ich werde gejagt, weil ich die Haiflossen-Mafia
Costa Ricas bekämpfe!“
Eine Aktion gegen Haiflossenjäger brachte Paul Watson in Haft – nun ist der Sea-Shepherd-Chef auf der Flucht.
VON MICHAEL KRÜGER
Paul Watson polarisiert: Seine „Hirten der Meere“ kämpfen rigoros gegen das Shark-Finning, versenken Walfänger und vertreiben illegale Fischer. Für Millionen von Anhängern sind die Meeresaktivisten Helden. Gegner verurteilen die Taten als Selbstjustiz. Für eine Aktion im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ wurde er inhaftiert und gegen Kaution freigelassen – jetzt ist er untergetaucht. Watsons Anwalt informierte am 27. Juli 2012, dass dieser Deutschland „mit unbestimmtem Ziel“ verlassen habe. Wird er geschnappt, droht ihm möglicherweise die Auslieferung nach Japan. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach vor der Flucht mit Paul Watson.
TAUCHEN: Wie kam es zur Verhaftung in Frankfurt?
PAUL WATSON: Ich wurde am 13. Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen und für eine Lappalie verantwortlich gemacht, die zehn Jahre zurückliegt. Weil ich ein paar Fischer mit Wasser bespritzt habe …
Mehr als nasse Haare gab es schon, oder?
Es war harmlos. Die Straftäter waren auf dem anderen Boot. Es ging um einen Vorfall im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ vor Costa Rica. Fischer waren auf der „Varadero I“ auf Haiflossenjagd. Ein illegales Milliardengeschäft. Damals wurde ich beschuldigt, eine Behinderung der Schifffahrt begangen zu haben, weil wir beim Versuch, das illegale Finning Hunderter Haie zu stoppen, eine Wasserkanone auf die Verbrecher richteten – lächerlich! Die Festnahme erfolgte aufgrund eines in Costa Rica erlassenen Haftbefehls. Fünf Tage später entschied das Oberlandesgericht Frankfurt, dass ich gegen Zahlung einer Kaution von 250 000 Euro freikäme. Eine Woche später wurde ich entlassen, seither lebe in einer Wohnung im Frankfurter Stadtteil Bornheim.
Wie war die Reaktion auf die Verhaftung?
Die Organisation bekommt weltweite Unterstützung und viele Mails – außer von der deutschen Regierung, die zwar hunderttausend Petitionsbriefe bekommen hat, aber durch Passivität glänzt. Von der Bundesjustizministerin und Außenminister Westerwelle habe ich nichts gehört.
Was würde bei einer Auslieferung passieren?
Sorgen bereitet mir nicht Costa Rica, sondern Japan. Wir haben der Walfangflotte Schäden und Umsatzausfälle in Millionenhöhe gebracht. Die Verhaftung ist ein abgekartetes Spiel: Der Präsident Costa Ricas traf sich wenige Monate vor meiner Verhaftung mit dem japanischen Premierminister – das war bestimmt kein Zufall.
Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie bei Aktionen Leben gefährden. Was sagen Sie dazu?
Darauf antworte ich, dass es schlicht und ergreifend Unsinn ist. Wir gehen aggressiv, aber gewaltfrei vor.
Was sagen Sie zum Vorwurf der Selbstjustiz?
Wir üben keine Selbstjustiz, sondern setzen existierende Gesetze aktiv um. Die „World Charter for Nature“ der Vereinten Nationen berechtigt Privatpersonen dazu, im Namen der internationalen Schutzgesetze zu agieren. Und wir handeln! Das unterscheidet uns von der Internationalen Walfangkommission, die ein reiner Laberverein ist. Die reden viel, aber tun nichts. Wir sorgen dafür, dass die Walfänger bei der Jagd auf Großsäuger keinen Profit machen, indem wir sie massiv behindern. Ökonomie ist die einzige Sprache, die sie verstehen. Wir zerstören Langleinen und Harpunen – wir haben niemals einen Menschen ernsthaft verletzt oder gar getötet .Andere Organisationen wie Greenpeace können das nicht sagen …
Mit Greenpeace sind Sie sich nicht grün, oder?
Ich war das achte Gründungsmitglied und bin vor 35 Jahren ausgetreten, weil Greenpeace ein Haufen von Schreibtischtätern ist. Ich halte den Öko-Multi für eine reine „Feel-good-Organisation“. Als Mitglied bekomme ich ein Kundenmagazin und darf mich als Umweltschützer fühlen. Mit dem Markennamen sammelt Greenpeace viele Millionen Euro an Spenden, die sie in ihren riesigen Verwaltungsapparat stecken. Die hängen nur große Plakate auf, wir gehen mit dem Geld gegen illegale Aktivitäten vor und niemals wurde jemand dabei verletzt.
Haben Sie den Glauben an Politiker verloren?
Den habe ich nie gehabt (lacht). Die meisten Politiker sind Opportunisten. Sie handeln charakterlos und halten die Segel nur in den Wind, solange sie einen eigenen Vorteil daraus ziehen können.
Fühlen Sie sich sicher? Stimmt es, das Sie immer eine kugelsichere Weste tragen?
Ich bin 61 und lebe noch, also habe ich bis jetzt alles richtig gemacht, oder? Ich weiß, dass mir viele ans Leder wollen, deshalb trage ich auf dem Boot immer eine kugelsichere Weste. Viel Feind’ viel Ehr’!
Tauchen Sie eigentlich und haben Sie genügend Taucher im Team?
Ich tauche seit 1968. Zuerst bei NAUI, später PADI. Wir haben viele Taucher bei Sea Shepherd und suchen ständig Nautiker, Segler, Handwerker, Köche, Sanitäter, Filmer, Journalisten.
Wie rekrutieren Sie die Crew-Mitglieder?
Wir bekommen jedes Jahr Hunderte von Bewerbungen über unsere Website – es gibt auch eine deutsche Subdomain. Ein Teil arbeitet an Land, die andere Hälfte ist auf den vier Schiffen unterwegs.
Wie sieht die Arbeit an Bord aus?
Es gibt lange Arbeitszeiten, schwere Tätigkeiten – und keine Bezahlung. Außerdem gibt es gefährliche Arbeitsbedingungen bei extremem Wetter. Klingt cool, oder? Der Lohn ist die Gewissheit, etwas Sinnvolles für den Tierschutz zu tun. Wir stellen Kojen und Verpflegung. Aus ökologischen und ethischen Gründen erfolgt die Versorgung vegan.
In ihrem aktuellen Film „Bekenntnisse eines Öko-Terroristen“ sieht man, dass einige Crew-Mitglieder Eier vor Veganern verstecken …
… um sie dann verfault über unsere Kompost-Kanone auf illegale Fischer abzufeuern. Der Film von Peter Brown zeigt mit Humor das harte Leben an Bord und den Kampf gegen brutale Abschlachter von Tieren. Und unseren Einsatz: Vom Abspielen von Walgesängen bis hin zu direktem Rammen kann man die Schwierigkeit unserer Arbeit sehen.
Wie ist generell das Feedback auf die Filme?
Ich sage immer, die stärkste Waffe ist die Kamera, weil wir damit Millionen Menschen weltweit zeigen können, was wirklich auf den Weltmeeren passiert. Über die TV-Serie „Whale Wars“ auf Animal-Planet bekommen wir viel Zuspruch. Rob Stewarts Kinofilm „Sharkwater – wenn Haie sterben“ hat vielen gezeigt, wie wertvoll die Spezies Hai für die Ozeane ist und wie skrupellos Geschäftemacher mit den Flossen sogar unbehelligt in Naturschutzgebieten Big Business machen.
Im Film „Sharkwater“ sagten Sie, „die Menschen sind eine völlig außer Kontrolle geratene Primaten-Spezies“.
Was läuft Ihrer Meinung nach schief?
Das Zitat ist eher untergegangen – viele Leute haben sich darüber aufgeregt, dass ich Würmer für wichtiger halte als Menschen. Für die Welt sind wir ein bösartiger Tumor. Wir plündern unsere Welt aus, als gebe es eine zweite. Wenn unsere Ozeane sterben, sterben wir. Ein Beispiel: 40 Prozent des weltweit gefangenen Fischs wird für die Haltung von Nutztieren wie Schweinen und Hühnern verschwendet. Wir fressen die Ozeane sprichwörtlich lebendig auf, weil es nicht genug Lebewesen im Meer gibt, um die steigende Weltpopulation zu versorgen. Da kann man keinen Fisch essen – deshalb praktizieren wir auf den Schiffen die vegane Lebensweise.
Humphrey Bogart antwortete angeblich auf die Frage zum Zustand der Welt, dass sie drei Drinks zurückläge. Was sagt Paul Watson?
Ich würde sagen, dass die Welt sturztrunken unter dem Tisch liegt – kaum einzuholen (lacht). Wir rauben der Welt die Rohstoffe und plündern sie rücksichtslos aus. Überfischung, Verschmutzung, Vergiftung, Zerstörung der Ozonschicht, globale Erwärmung, Klimawandel. Als wäre das nicht genug, produziert unsere Spezies auch noch Unmengen an Müll: fest, flüssig und gasförmig – um zurück zu der Würmer-These zu kommen. Die Erde braucht Platz, um sich von den Menschen zu erholen.
Welche Vision haben Sie für Sea Shepherd?
Die gleiche wie seit der Gründung. Wir haben Hunderte von Fahrten gemacht, um Wale, Delphine, Robben, Schildkröten, einfach jede Art von Lebewesen, zu schützen und auf die Plünderung der Meere aufmerksam zu machen. Wir haben Walfänger versenkt, kriminelle Fischer und brutale Verbrecher gestellt. Seit 35 Jahren kämpfen wir als Non-Profit-Organisation beharrlich gegen die skrupellose und illegale Ausbeutung des maritimen Lebens!
Paul Watson, vielen Dank für das Interview!
SEA SHEPHERD
„Mit der Wasserkanone haben wir illegale Haiflossenjäger gestellt. Dafür soll ich in Haft?“ Paul Watson via Skype-Interview – kurz vor der Flucht.
Die schwarze Flotte der Sea Shep-herd mit adaptierter Totenkopfbeflaggung am Bug – für Fahrten in wärmere Gefilde sind die Schiffe in Camouflage gestrichen.
Von passiven Protesten hält die Sea-Shepherd-Crew wenig – für die Umweltaktivisten zählen Taten: Beim Kampf gegen Tierjäger agieren die „Hirten der Meere“ nach eigener Aussage aggressiv gewaltfrei.
PAUL WATSON
Paul Watson ist studierter Militärhistoriker, ehemaliges Greenpeace-Gründungsmitglied und seit den 70er-Jahren auf Konfrontationskurs im Zeichen des Meeresschutzes. Viele nautische Unfälle gehen auf die Kappe des 61-jährigen Kanadiers mit den schlohweißen Haaren: Japanische Walfänger, kanadische Robbenjäger und illegale Fischer fürchten seine Flotte. Aufgewachsen in einem Fischerdorf an der kanadischen Ostküste stieß Watson zur Friedensbewegung und diente 1975 als Erster Offizier beim Greenpeace-Einsatz von Kapitän Cormack gegen eine sowjetische Walfangflotte. In einem Schlauchboot versuchten sie, sich zwischen Harpune und Pottwalen zu positionieren – die Wale konnten sie nicht retten. Für ihn eine Initialzündung, sein Leben zum Schutz der Meere einzusetzen. 1977 verließ er Greenpeace und gründete die Sea Shepherd Conservation Society. Seine Filme und die Doku-Serie „Whale Wars“ haben ihn weltweit bekannt gemacht. „Völlig absurd“ bezeichnete EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit die Festnahme in Frankfurt. Viele Stars wie Brigitte Bardot, Pierce Brosnan, Sean Penn und sogar Fürst Albert von Monaco unterstützen Watson.
BEKENNTNISSE EINES ÖKO-TERRORISTEN
Regisseur Peter Brown charakterisiert den Protagonisten im Film „Bekenntnisse eines Öko-Terroristen“ (DVD siehe unten) als Mann, der mit Uniform und Stiefeln als dicklicher General Patton durchginge. Wie der US-Kriegsheld liebt Watson Kanonen – allerdings nutzt er sie, um die Beute illegaler Fischer mit stinkenden Essensabfällen und Buttersäure zu beschießen und unbrauchbar zu machen. Eine Aktion in „Sharkwater – wenn Haie sterben“ brachte den Kanadier in Haft. Anschließend wurde er auf Kaution freigelassen – seit Juli ist er auf der Flucht. News dazu gibt es auf der deutschen Website.
www.seashepherd.de
Costa Ricas bekämpfe!“
Eine Aktion gegen Haiflossenjäger brachte Paul Watson in Haft – nun ist der Sea-Shepherd-Chef auf der Flucht.
VON MICHAEL KRÜGER
Paul Watson polarisiert: Seine „Hirten der Meere“ kämpfen rigoros gegen das Shark-Finning, versenken Walfänger und vertreiben illegale Fischer. Für Millionen von Anhängern sind die Meeresaktivisten Helden. Gegner verurteilen die Taten als Selbstjustiz. Für eine Aktion im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ wurde er inhaftiert und gegen Kaution freigelassen – jetzt ist er untergetaucht. Watsons Anwalt informierte am 27. Juli 2012, dass dieser Deutschland „mit unbestimmtem Ziel“ verlassen habe. Wird er geschnappt, droht ihm möglicherweise die Auslieferung nach Japan. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach vor der Flucht mit Paul Watson.
TAUCHEN: Wie kam es zur Verhaftung in Frankfurt?
PAUL WATSON: Ich wurde am 13. Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen und für eine Lappalie verantwortlich gemacht, die zehn Jahre zurückliegt. Weil ich ein paar Fischer mit Wasser bespritzt habe …
Mehr als nasse Haare gab es schon, oder?
Es war harmlos. Die Straftäter waren auf dem anderen Boot. Es ging um einen Vorfall im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ vor Costa Rica. Fischer waren auf der „Varadero I“ auf Haiflossenjagd. Ein illegales Milliardengeschäft. Damals wurde ich beschuldigt, eine Behinderung der Schifffahrt begangen zu haben, weil wir beim Versuch, das illegale Finning Hunderter Haie zu stoppen, eine Wasserkanone auf die Verbrecher richteten – lächerlich! Die Festnahme erfolgte aufgrund eines in Costa Rica erlassenen Haftbefehls. Fünf Tage später entschied das Oberlandesgericht Frankfurt, dass ich gegen Zahlung einer Kaution von 250 000 Euro freikäme. Eine Woche später wurde ich entlassen, seither lebe in einer Wohnung im Frankfurter Stadtteil Bornheim.
Wie war die Reaktion auf die Verhaftung?
Die Organisation bekommt weltweite Unterstützung und viele Mails – außer von der deutschen Regierung, die zwar hunderttausend Petitionsbriefe bekommen hat, aber durch Passivität glänzt. Von der Bundesjustizministerin und Außenminister Westerwelle habe ich nichts gehört.
Was würde bei einer Auslieferung passieren?
Sorgen bereitet mir nicht Costa Rica, sondern Japan. Wir haben der Walfangflotte Schäden und Umsatzausfälle in Millionenhöhe gebracht. Die Verhaftung ist ein abgekartetes Spiel: Der Präsident Costa Ricas traf sich wenige Monate vor meiner Verhaftung mit dem japanischen Premierminister – das war bestimmt kein Zufall.
Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie bei Aktionen Leben gefährden. Was sagen Sie dazu?
Darauf antworte ich, dass es schlicht und ergreifend Unsinn ist. Wir gehen aggressiv, aber gewaltfrei vor.
Was sagen Sie zum Vorwurf der Selbstjustiz?
Wir üben keine Selbstjustiz, sondern setzen existierende Gesetze aktiv um. Die „World Charter for Nature“ der Vereinten Nationen berechtigt Privatpersonen dazu, im Namen der internationalen Schutzgesetze zu agieren. Und wir handeln! Das unterscheidet uns von der Internationalen Walfangkommission, die ein reiner Laberverein ist. Die reden viel, aber tun nichts. Wir sorgen dafür, dass die Walfänger bei der Jagd auf Großsäuger keinen Profit machen, indem wir sie massiv behindern. Ökonomie ist die einzige Sprache, die sie verstehen. Wir zerstören Langleinen und Harpunen – wir haben niemals einen Menschen ernsthaft verletzt oder gar getötet .Andere Organisationen wie Greenpeace können das nicht sagen …
Mit Greenpeace sind Sie sich nicht grün, oder?
Ich war das achte Gründungsmitglied und bin vor 35 Jahren ausgetreten, weil Greenpeace ein Haufen von Schreibtischtätern ist. Ich halte den Öko-Multi für eine reine „Feel-good-Organisation“. Als Mitglied bekomme ich ein Kundenmagazin und darf mich als Umweltschützer fühlen. Mit dem Markennamen sammelt Greenpeace viele Millionen Euro an Spenden, die sie in ihren riesigen Verwaltungsapparat stecken. Die hängen nur große Plakate auf, wir gehen mit dem Geld gegen illegale Aktivitäten vor und niemals wurde jemand dabei verletzt.
Haben Sie den Glauben an Politiker verloren?
Den habe ich nie gehabt (lacht). Die meisten Politiker sind Opportunisten. Sie handeln charakterlos und halten die Segel nur in den Wind, solange sie einen eigenen Vorteil daraus ziehen können.
Fühlen Sie sich sicher? Stimmt es, das Sie immer eine kugelsichere Weste tragen?
Ich bin 61 und lebe noch, also habe ich bis jetzt alles richtig gemacht, oder? Ich weiß, dass mir viele ans Leder wollen, deshalb trage ich auf dem Boot immer eine kugelsichere Weste. Viel Feind’ viel Ehr’!
Tauchen Sie eigentlich und haben Sie genügend Taucher im Team?
Ich tauche seit 1968. Zuerst bei NAUI, später PADI. Wir haben viele Taucher bei Sea Shepherd und suchen ständig Nautiker, Segler, Handwerker, Köche, Sanitäter, Filmer, Journalisten.
Wie rekrutieren Sie die Crew-Mitglieder?
Wir bekommen jedes Jahr Hunderte von Bewerbungen über unsere Website – es gibt auch eine deutsche Subdomain. Ein Teil arbeitet an Land, die andere Hälfte ist auf den vier Schiffen unterwegs.
Wie sieht die Arbeit an Bord aus?
Es gibt lange Arbeitszeiten, schwere Tätigkeiten – und keine Bezahlung. Außerdem gibt es gefährliche Arbeitsbedingungen bei extremem Wetter. Klingt cool, oder? Der Lohn ist die Gewissheit, etwas Sinnvolles für den Tierschutz zu tun. Wir stellen Kojen und Verpflegung. Aus ökologischen und ethischen Gründen erfolgt die Versorgung vegan.
In ihrem aktuellen Film „Bekenntnisse eines Öko-Terroristen“ sieht man, dass einige Crew-Mitglieder Eier vor Veganern verstecken …
… um sie dann verfault über unsere Kompost-Kanone auf illegale Fischer abzufeuern. Der Film von Peter Brown zeigt mit Humor das harte Leben an Bord und den Kampf gegen brutale Abschlachter von Tieren. Und unseren Einsatz: Vom Abspielen von Walgesängen bis hin zu direktem Rammen kann man die Schwierigkeit unserer Arbeit sehen.
Wie ist generell das Feedback auf die Filme?
Ich sage immer, die stärkste Waffe ist die Kamera, weil wir damit Millionen Menschen weltweit zeigen können, was wirklich auf den Weltmeeren passiert. Über die TV-Serie „Whale Wars“ auf Animal-Planet bekommen wir viel Zuspruch. Rob Stewarts Kinofilm „Sharkwater – wenn Haie sterben“ hat vielen gezeigt, wie wertvoll die Spezies Hai für die Ozeane ist und wie skrupellos Geschäftemacher mit den Flossen sogar unbehelligt in Naturschutzgebieten Big Business machen.
Im Film „Sharkwater“ sagten Sie, „die Menschen sind eine völlig außer Kontrolle geratene Primaten-Spezies“.
Was läuft Ihrer Meinung nach schief?
Das Zitat ist eher untergegangen – viele Leute haben sich darüber aufgeregt, dass ich Würmer für wichtiger halte als Menschen. Für die Welt sind wir ein bösartiger Tumor. Wir plündern unsere Welt aus, als gebe es eine zweite. Wenn unsere Ozeane sterben, sterben wir. Ein Beispiel: 40 Prozent des weltweit gefangenen Fischs wird für die Haltung von Nutztieren wie Schweinen und Hühnern verschwendet. Wir fressen die Ozeane sprichwörtlich lebendig auf, weil es nicht genug Lebewesen im Meer gibt, um die steigende Weltpopulation zu versorgen. Da kann man keinen Fisch essen – deshalb praktizieren wir auf den Schiffen die vegane Lebensweise.
Humphrey Bogart antwortete angeblich auf die Frage zum Zustand der Welt, dass sie drei Drinks zurückläge. Was sagt Paul Watson?
Ich würde sagen, dass die Welt sturztrunken unter dem Tisch liegt – kaum einzuholen (lacht). Wir rauben der Welt die Rohstoffe und plündern sie rücksichtslos aus. Überfischung, Verschmutzung, Vergiftung, Zerstörung der Ozonschicht, globale Erwärmung, Klimawandel. Als wäre das nicht genug, produziert unsere Spezies auch noch Unmengen an Müll: fest, flüssig und gasförmig – um zurück zu der Würmer-These zu kommen. Die Erde braucht Platz, um sich von den Menschen zu erholen.
Welche Vision haben Sie für Sea Shepherd?
Die gleiche wie seit der Gründung. Wir haben Hunderte von Fahrten gemacht, um Wale, Delphine, Robben, Schildkröten, einfach jede Art von Lebewesen, zu schützen und auf die Plünderung der Meere aufmerksam zu machen. Wir haben Walfänger versenkt, kriminelle Fischer und brutale Verbrecher gestellt. Seit 35 Jahren kämpfen wir als Non-Profit-Organisation beharrlich gegen die skrupellose und illegale Ausbeutung des maritimen Lebens!
Paul Watson, vielen Dank für das Interview!
SEA SHEPHERD
„Mit der Wasserkanone haben wir illegale Haiflossenjäger gestellt. Dafür soll ich in Haft?“ Paul Watson via Skype-Interview – kurz vor der Flucht.
Die schwarze Flotte der Sea Shep-herd mit adaptierter Totenkopfbeflaggung am Bug – für Fahrten in wärmere Gefilde sind die Schiffe in Camouflage gestrichen.
Von passiven Protesten hält die Sea-Shepherd-Crew wenig – für die Umweltaktivisten zählen Taten: Beim Kampf gegen Tierjäger agieren die „Hirten der Meere“ nach eigener Aussage aggressiv gewaltfrei.
PAUL WATSON
Paul Watson ist studierter Militärhistoriker, ehemaliges Greenpeace-Gründungsmitglied und seit den 70er-Jahren auf Konfrontationskurs im Zeichen des Meeresschutzes. Viele nautische Unfälle gehen auf die Kappe des 61-jährigen Kanadiers mit den schlohweißen Haaren: Japanische Walfänger, kanadische Robbenjäger und illegale Fischer fürchten seine Flotte. Aufgewachsen in einem Fischerdorf an der kanadischen Ostküste stieß Watson zur Friedensbewegung und diente 1975 als Erster Offizier beim Greenpeace-Einsatz von Kapitän Cormack gegen eine sowjetische Walfangflotte. In einem Schlauchboot versuchten sie, sich zwischen Harpune und Pottwalen zu positionieren – die Wale konnten sie nicht retten. Für ihn eine Initialzündung, sein Leben zum Schutz der Meere einzusetzen. 1977 verließ er Greenpeace und gründete die Sea Shepherd Conservation Society. Seine Filme und die Doku-Serie „Whale Wars“ haben ihn weltweit bekannt gemacht. „Völlig absurd“ bezeichnete EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit die Festnahme in Frankfurt. Viele Stars wie Brigitte Bardot, Pierce Brosnan, Sean Penn und sogar Fürst Albert von Monaco unterstützen Watson.
BEKENNTNISSE EINES ÖKO-TERRORISTEN
Regisseur Peter Brown charakterisiert den Protagonisten im Film „Bekenntnisse eines Öko-Terroristen“ (DVD siehe unten) als Mann, der mit Uniform und Stiefeln als dicklicher General Patton durchginge. Wie der US-Kriegsheld liebt Watson Kanonen – allerdings nutzt er sie, um die Beute illegaler Fischer mit stinkenden Essensabfällen und Buttersäure zu beschießen und unbrauchbar zu machen. Eine Aktion in „Sharkwater – wenn Haie sterben“ brachte den Kanadier in Haft. Anschließend wurde er auf Kaution freigelassen – seit Juli ist er auf der Flucht. News dazu gibt es auf der deutschen Website.
www.seashepherd.de
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„Taucher für Meeresschutz motivieren!“
Mit Sea Shepherd Dive präsentiert die Meeresschutzorganisation ein neues, globales Support-Netzwerk für Taucher.
TAUCHEN hat mit den Hütern der Meere gesprochen.
VON MICHAEL KRÜGER
Sea Shepherd Dive gibt uns die Möglichkeit, auch in entlegenen Gebieten, wo Umweltzerstörung an der Tagesordnung ist, mit Tauchern aktive Beobachter vor Ort zu haben“, sagt Direktor Gary Stokes. Über die neue Website können Taucher weltweit Kriminalität melden, die sie während Tauchgängen beobachtet haben. „Die Initiative soll als Puffer für Taucher dienen, die Straftaten nicht melden, weil sie langwierige Konsequenzen fürchten“, erläutert Heino Nölke, Sea Shepherd Deutschland. Umweltaktivisten können sich anonym melden, denn Meldungen von Verstößen können in korrupten Ländern äußerst gefährlich sein. Bestechliche Strafverfolgungsbehörden sind ein großer Teil des Problems. „Ein lokales Tauchcenter, das einen Fischer beschuldigt, wird mit großer Sicherheit ernste Probleme mit der Gemeinde bekommen, wenn Delikte gemeldet werden. Durch unsere Berichterstattung können wir jedoch mit den nationalen Behörden in Kontakt treten. Es gibt zwar keine Garantien, aber zumindest wird das Verbrechen auf einer höheren Ebene thematisiert und diskutiert werden“, erklärt der Engländer das Konzept.
STARTSCHUSS IN ASIEN
Als Sea-Shepherd-Direktor für Asien ist Stokes mit den meisten Konflikte bestens vertraut. Es gibt sehr viele Inseln und viele verdeckte Umweltprobleme: „Ich wurde von den Tauchbasen mit E-Mails geradezu bombardiert. Es ging nicht nur darum, über die Umweltzerstörung zu berichten, sondern es gab auch viele Anfragen von Tauchern, die Südostasien besuchen wollten und nach einem ethisch vertretbaren Tauchzentrum fragten. Es gibt kaum bessere Meeresschützer als Taucher. Wer sonst hat die Unterwasserwelt so im Visier? Wir wollen Taucher motivieren! Im Zusammenhang mit der weltweiten Unterstützung von Sea Shepherd war mir klar, dass die Zeit für eine Taucher-Foundation gekommen ist“, sagt Stokes.
PARTNER GESUCHT
Wie kann eine Tauchbasis Partner von Sea Shepherd Dive werden? „Als einer der führenden Meeresschutzorganisationen müssen wir sehr sorgfältig auswählen, wer unser Partner sein kann“, erklärt der Direktor und betont: „Wir gehen bei unseren Herzensangelegenheiten keinerlei Kompromisse ein.“ Die Grundsätze sollten leicht einzuhalten sein: Nichts anzufassen oder mitzunehmen sollte den meisten Tauchern vertraut sein. Allerdings sind die Aktivisten auch prinzipiell gegen die Jagd. „Angeln und Harpunieren oder Fütterungen, die das Verhalten der Lebewesen verändern könnten, sind tabu“, informiert Stokes. Ist das mit dem Tourismus vereinbar? „Wir werden niemanden daran hindern, Fisch zu essen, aber wir können Überzeugungsarbeit leisten, den Verzehr zu reduzieren, damit die Ozeane nicht weiter überfischt werden“, erkärt der Brite. Die Diskussion, die in diesem Zusammenhang geführt werde, sei den Aktivisten wichtig. Woher kommt die Nahrung, die wir essen wollen, und welche Auswirkungen hat der Konsum auf die Umwelt? „Ich finde es bizarr, sich an der Schönheit der Meerestiere zu erfreuen, um sie dann nach dem Tauchgang im Restaurant zu verspeisen“, sagt der Direktor. Der Sea-Shepherd-Asien-Chef hatte sein Aha-Erlebnis in einer Basis auf den Philippinen. Eine Gruppe von Tauchern beschwerte sich lautstark darüber, dass es im letzten Jahr viel mehr Fische unter Wasser zu sehen gab, während sie sich gierig über eine Seafood-Platte hermachten. Sie aßen gegrillte Süßlippen – also genau die Spezies, die an diesem Tauchspot langsam verschwindet“, erinnert sich Stokes.
GLOBALES NETZWERK
Sea Shepherd Dive sucht weltweit Partner. Ganz neu dabei ist Planet Scuba Mexiko. Die Tauchbasis organisiert Touren im Carmen-de-Playa-Bereich und den Cenoten- Höhlensystemen. „Wir haben mit Sea-Shepherd-Asien ein Netzwerk aufgebaut und mit Partnern die Zusammenarbeit im Fine-Tuning abgestimmt, um die Kinderkrankheiten zu eleminieren. Das gleiche werden wir in Europa erarbeiten. Mit Petro Divers auf Mallorca haben wir unseren ersten Teilnehmer. Wir wollen auch im Mittelmeerraum wachsen“, so der Sea-Shepherd-Dive-Direktor. Die Kooperationspartner sollen künftig auch in der Lage sein, Umwelt-Kurse zu unterrichten. „Wir bieten aktuell den ,Coral Propagation Instructor Kurs’ bei einem unserer Partner Sierra Madre Divers in Bohol an. Durch unsere Kooperation mit Ocean Quest, Malaysia haben wir einen neuen Korallenaufzucht-Kurs entwickelt. Viele setzten PVC-Schläuche, Metall, Beton, alte Glasflaschen oder elektrischen Strom ein. Wir bieten eine neue, umweltschonende Technologie an. Mit diesem Kurs werden die Lehrer in der Lage sein, dieses Wissen für den Korallenschutz weltweit zu verbreiten“, berichtet der Engländer.
MEERESSCHÜTZER GESUCHT
„Wir suchen ständig hochmotivierte Aktivisten, die uns in unseren Bemühungen unterstützen, illegale Aktivitäten auf den Meeren dieser Welt aufzudecken und zu bekämpfen“, sagt Heino Nölke. Welche Aufgaben übernehmen Taucher bei Sea Shepherd im Team? „Meistens sind es Standardjobs wie die Reinigung des Rumpfes sowie die Kontrolle des Schiffskörpers und der Ruderanlagen. Dazu gehört die Befreiung der Propeller von Leinen und Müll. Außerdem unterstützen Taucher die Beach-Clean-Ups unter Wasser. Das ist den Meereschützern sehr wichtig: „Wir brauchen an Bord unserer Schiffe keine Abenteurer, Draufgänger oder andere Personen, die nicht wegen der Sache dabei sind, sondern nur den Thrill suchen oder nur unter besonderen Bedingungen tauchen wollen!“ stellt Nölke klar. Wie Paul Watson in einem Interview (TAUCHEN 9/2012) zu den Tätigkeiten an Bord sagte: „Es gibt lange Arbeitszeiten, schwere Tätigkeiten und keine Bezahlung. Dazu kommen gefährliche Arbeitsbedingungen bei extremem Wetter. Klingt cool, oder? Wir stellen dafür Kojen und Verpflegung. Aus ökologischen Gründen erfolgt die Versorgung vegan. Der Lohn ist die Gewissheit, etwas Sinnvolles für den Tierschutz zu tun“, sagte der Sea-Shepherd-Gründer.
Die Besatzung der Flotte besteht hauptsächlich aus Freiwilligen, die auf eigene Kosten mitfahren. Watson, studierter Militärhistoriker und ehemaliges Greenpeace-Gründungsmitglied, ist seit den 70er-Jahren auf Konfrontationskurs im Zeichen des Meeresschutzes. Viele nautische Unfälle gehen auf die Kappe des 65-jährigen Kanadiers: Japanische Walfänger, Robbenjäger und illegale Fischer fürchten seine Flotte.
PAUL WATSON IN DER RESERVE?
Was macht Watson zur Zeit? „Er ist durch die Verfügung eines US-Gerichtes in seinem Handeln sehr eingeschränkt, sodass er sich momentan mit einer Beraterrolle zufrieden geben muss“, informiert Heino Nölke. Nachdem 2012 ein Gerichtsurteil Sea Shepherds Vorgehensweise als Piraterie eingestuft hatte, übernahm Alex Cornellisen die Führung der Organisation. Infos: www.seashepherdglobal.org/dive.
SEA SHEPHERD
Die Hirten der Meere
Das Logo mit Dreizack, Hirtenstab, Delfin und Pottwal auf dem „Jolly Roger“ ist das Zeichen für den Kampf gegen die illegale Ausbeutung der Meereslebewesen. Von passiven Protesten hält die Sea-Shepherd-Crew wenig – für die Aktivisten zählen Taten: Beim Kampf gegen Tierjäger agieren die „Hirten der Meere“ nach eigener Aussage aggressiv gewaltfrei. Auch die durch ein japanisches Walfangschiff absichtlich hervorgerufene Kollision mit Sea Shepherds futuristischem Trimaran „Ady Gil“ vor sechs Jahren, der zum Verlust des Schiffes im Südpolarmeer führte, konnte Sea Shepherd nicht bremsen.
Die Nachfolgerin „Brigitte Bardot“ patrouilliert seitdem durch die Meere.
Paul Watson (Foto) ist Gründer und Protagonist der Dokumentation „Whale Wars – Krieg den Walfängern!“. Eine Aktion für den Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ (2008) brachte den Kanadier 2012 in Haft. Anschließend wurde er auf Kaution freigelassen. Costa Rica wirft Watson wegen einer Aktion gegen Haijäger die Behinderung der Schifffahrt vor. In einer Erklärung Watsons heißt es, seit der Gründung der Organisation im Jahr 1977 sei niemals jemand verletzt worden. Die britische Zeitung „The Independent“ zählt Watson unter den „Verteidigern der Erde“ zu den zehn wichtigsten Öko-Kriegern der Welt. „The Guardian“ sogar zu den 50 Menschen, die den Planeten retten könnten.
www.sea-shepherd.de
MEERESSCHUTZAKTIONEN SEA SHEPHERD
Mare Nostrum
Groß angelegte Reinigungsaktion vor Küstenbereichen des Mittelmeeres. Dabei wird das Meer von Fischereimüll wie Netzen und Leinen befreit.
Grind Stop
Kampagne zum Schutz der Grindwale auf den Färöer-Inseln. Jedes Jahr kostet die Jagd Hunderte von Grindwalen und Delfinen das Leben.
Blue Rage
Sea-Shepherd-Taucher befreien rund 800 hochgradig gefährdete Blauflossenthunfische, die illegal gefangen wurden, aus ihren Netzen.
Apex Harmony
Sea Shepherd Australien überwacht, dokumentiert und informiert die Öffentlichkeit über den Einsatz sogenannter Drumlines vor den Küsten Westaustraliens, Queenslands und New South Wales. Dabei handelt es sich um am Meeresboden verankerte Schwimmkörper, meistens mehrere im Verbund, die mit köder- bestückten Haken versehen sind. Haie werden also durch Drumlines überhaupt erst in Strandnähe gelockt, damit sie sich im Haken verbeißen und einen langsamen Tod sterben.
Driftnet
Eine Aktion gegen die illegale Treibnetzfischerei im Indischen Ozean. Diese Kampagne lief bis zum Januar 2016 geheim, musste aber wegen des großen Erfolgs veröffentlicht werden. Auch bei „Driftnet“ werden Taucher eingesetzt, die die ersten Sichtungen der Netze vornehmen und dokumentieren.
GARY STOKES
Die Sea-Shepherd-Flotte streift in Camouflage-Tarnung durch die Weltmeere.
Aktivisten können Umwelt-verstöße anonym bei Sea Shepherd Dive melden, denn in korrupten Ländern ist das extrem gefährlich!
Gary Stokes, Sea Shepherd Dive
HEINO NÖLKE
Sea Shepherd Dive gibt Tauchern weltweit die Möglichkeit, als Beobachter und Schützer der Meere aktiv zu werden.
Heino Nölke, Sea Shepherd, Deutschland
Sea-Shepherd-Taucher untersuchen einen Pilotwal-Friedhof vor den Färöer-Inseln.
Mit Sea Shepherd Dive präsentiert die Meeresschutzorganisation ein neues, globales Support-Netzwerk für Taucher.
TAUCHEN hat mit den Hütern der Meere gesprochen.
VON MICHAEL KRÜGER
Sea Shepherd Dive gibt uns die Möglichkeit, auch in entlegenen Gebieten, wo Umweltzerstörung an der Tagesordnung ist, mit Tauchern aktive Beobachter vor Ort zu haben“, sagt Direktor Gary Stokes. Über die neue Website können Taucher weltweit Kriminalität melden, die sie während Tauchgängen beobachtet haben. „Die Initiative soll als Puffer für Taucher dienen, die Straftaten nicht melden, weil sie langwierige Konsequenzen fürchten“, erläutert Heino Nölke, Sea Shepherd Deutschland. Umweltaktivisten können sich anonym melden, denn Meldungen von Verstößen können in korrupten Ländern äußerst gefährlich sein. Bestechliche Strafverfolgungsbehörden sind ein großer Teil des Problems. „Ein lokales Tauchcenter, das einen Fischer beschuldigt, wird mit großer Sicherheit ernste Probleme mit der Gemeinde bekommen, wenn Delikte gemeldet werden. Durch unsere Berichterstattung können wir jedoch mit den nationalen Behörden in Kontakt treten. Es gibt zwar keine Garantien, aber zumindest wird das Verbrechen auf einer höheren Ebene thematisiert und diskutiert werden“, erklärt der Engländer das Konzept.
STARTSCHUSS IN ASIEN
Als Sea-Shepherd-Direktor für Asien ist Stokes mit den meisten Konflikte bestens vertraut. Es gibt sehr viele Inseln und viele verdeckte Umweltprobleme: „Ich wurde von den Tauchbasen mit E-Mails geradezu bombardiert. Es ging nicht nur darum, über die Umweltzerstörung zu berichten, sondern es gab auch viele Anfragen von Tauchern, die Südostasien besuchen wollten und nach einem ethisch vertretbaren Tauchzentrum fragten. Es gibt kaum bessere Meeresschützer als Taucher. Wer sonst hat die Unterwasserwelt so im Visier? Wir wollen Taucher motivieren! Im Zusammenhang mit der weltweiten Unterstützung von Sea Shepherd war mir klar, dass die Zeit für eine Taucher-Foundation gekommen ist“, sagt Stokes.
PARTNER GESUCHT
Wie kann eine Tauchbasis Partner von Sea Shepherd Dive werden? „Als einer der führenden Meeresschutzorganisationen müssen wir sehr sorgfältig auswählen, wer unser Partner sein kann“, erklärt der Direktor und betont: „Wir gehen bei unseren Herzensangelegenheiten keinerlei Kompromisse ein.“ Die Grundsätze sollten leicht einzuhalten sein: Nichts anzufassen oder mitzunehmen sollte den meisten Tauchern vertraut sein. Allerdings sind die Aktivisten auch prinzipiell gegen die Jagd. „Angeln und Harpunieren oder Fütterungen, die das Verhalten der Lebewesen verändern könnten, sind tabu“, informiert Stokes. Ist das mit dem Tourismus vereinbar? „Wir werden niemanden daran hindern, Fisch zu essen, aber wir können Überzeugungsarbeit leisten, den Verzehr zu reduzieren, damit die Ozeane nicht weiter überfischt werden“, erkärt der Brite. Die Diskussion, die in diesem Zusammenhang geführt werde, sei den Aktivisten wichtig. Woher kommt die Nahrung, die wir essen wollen, und welche Auswirkungen hat der Konsum auf die Umwelt? „Ich finde es bizarr, sich an der Schönheit der Meerestiere zu erfreuen, um sie dann nach dem Tauchgang im Restaurant zu verspeisen“, sagt der Direktor. Der Sea-Shepherd-Asien-Chef hatte sein Aha-Erlebnis in einer Basis auf den Philippinen. Eine Gruppe von Tauchern beschwerte sich lautstark darüber, dass es im letzten Jahr viel mehr Fische unter Wasser zu sehen gab, während sie sich gierig über eine Seafood-Platte hermachten. Sie aßen gegrillte Süßlippen – also genau die Spezies, die an diesem Tauchspot langsam verschwindet“, erinnert sich Stokes.
GLOBALES NETZWERK
Sea Shepherd Dive sucht weltweit Partner. Ganz neu dabei ist Planet Scuba Mexiko. Die Tauchbasis organisiert Touren im Carmen-de-Playa-Bereich und den Cenoten- Höhlensystemen. „Wir haben mit Sea-Shepherd-Asien ein Netzwerk aufgebaut und mit Partnern die Zusammenarbeit im Fine-Tuning abgestimmt, um die Kinderkrankheiten zu eleminieren. Das gleiche werden wir in Europa erarbeiten. Mit Petro Divers auf Mallorca haben wir unseren ersten Teilnehmer. Wir wollen auch im Mittelmeerraum wachsen“, so der Sea-Shepherd-Dive-Direktor. Die Kooperationspartner sollen künftig auch in der Lage sein, Umwelt-Kurse zu unterrichten. „Wir bieten aktuell den ,Coral Propagation Instructor Kurs’ bei einem unserer Partner Sierra Madre Divers in Bohol an. Durch unsere Kooperation mit Ocean Quest, Malaysia haben wir einen neuen Korallenaufzucht-Kurs entwickelt. Viele setzten PVC-Schläuche, Metall, Beton, alte Glasflaschen oder elektrischen Strom ein. Wir bieten eine neue, umweltschonende Technologie an. Mit diesem Kurs werden die Lehrer in der Lage sein, dieses Wissen für den Korallenschutz weltweit zu verbreiten“, berichtet der Engländer.
MEERESSCHÜTZER GESUCHT
„Wir suchen ständig hochmotivierte Aktivisten, die uns in unseren Bemühungen unterstützen, illegale Aktivitäten auf den Meeren dieser Welt aufzudecken und zu bekämpfen“, sagt Heino Nölke. Welche Aufgaben übernehmen Taucher bei Sea Shepherd im Team? „Meistens sind es Standardjobs wie die Reinigung des Rumpfes sowie die Kontrolle des Schiffskörpers und der Ruderanlagen. Dazu gehört die Befreiung der Propeller von Leinen und Müll. Außerdem unterstützen Taucher die Beach-Clean-Ups unter Wasser. Das ist den Meereschützern sehr wichtig: „Wir brauchen an Bord unserer Schiffe keine Abenteurer, Draufgänger oder andere Personen, die nicht wegen der Sache dabei sind, sondern nur den Thrill suchen oder nur unter besonderen Bedingungen tauchen wollen!“ stellt Nölke klar. Wie Paul Watson in einem Interview (TAUCHEN 9/2012) zu den Tätigkeiten an Bord sagte: „Es gibt lange Arbeitszeiten, schwere Tätigkeiten und keine Bezahlung. Dazu kommen gefährliche Arbeitsbedingungen bei extremem Wetter. Klingt cool, oder? Wir stellen dafür Kojen und Verpflegung. Aus ökologischen Gründen erfolgt die Versorgung vegan. Der Lohn ist die Gewissheit, etwas Sinnvolles für den Tierschutz zu tun“, sagte der Sea-Shepherd-Gründer.
Die Besatzung der Flotte besteht hauptsächlich aus Freiwilligen, die auf eigene Kosten mitfahren. Watson, studierter Militärhistoriker und ehemaliges Greenpeace-Gründungsmitglied, ist seit den 70er-Jahren auf Konfrontationskurs im Zeichen des Meeresschutzes. Viele nautische Unfälle gehen auf die Kappe des 65-jährigen Kanadiers: Japanische Walfänger, Robbenjäger und illegale Fischer fürchten seine Flotte.
PAUL WATSON IN DER RESERVE?
Was macht Watson zur Zeit? „Er ist durch die Verfügung eines US-Gerichtes in seinem Handeln sehr eingeschränkt, sodass er sich momentan mit einer Beraterrolle zufrieden geben muss“, informiert Heino Nölke. Nachdem 2012 ein Gerichtsurteil Sea Shepherds Vorgehensweise als Piraterie eingestuft hatte, übernahm Alex Cornellisen die Führung der Organisation. Infos: www.seashepherdglobal.org/dive.
SEA SHEPHERD
Die Hirten der Meere
Das Logo mit Dreizack, Hirtenstab, Delfin und Pottwal auf dem „Jolly Roger“ ist das Zeichen für den Kampf gegen die illegale Ausbeutung der Meereslebewesen. Von passiven Protesten hält die Sea-Shepherd-Crew wenig – für die Aktivisten zählen Taten: Beim Kampf gegen Tierjäger agieren die „Hirten der Meere“ nach eigener Aussage aggressiv gewaltfrei. Auch die durch ein japanisches Walfangschiff absichtlich hervorgerufene Kollision mit Sea Shepherds futuristischem Trimaran „Ady Gil“ vor sechs Jahren, der zum Verlust des Schiffes im Südpolarmeer führte, konnte Sea Shepherd nicht bremsen.
Die Nachfolgerin „Brigitte Bardot“ patrouilliert seitdem durch die Meere.
Paul Watson (Foto) ist Gründer und Protagonist der Dokumentation „Whale Wars – Krieg den Walfängern!“. Eine Aktion für den Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ (2008) brachte den Kanadier 2012 in Haft. Anschließend wurde er auf Kaution freigelassen. Costa Rica wirft Watson wegen einer Aktion gegen Haijäger die Behinderung der Schifffahrt vor. In einer Erklärung Watsons heißt es, seit der Gründung der Organisation im Jahr 1977 sei niemals jemand verletzt worden. Die britische Zeitung „The Independent“ zählt Watson unter den „Verteidigern der Erde“ zu den zehn wichtigsten Öko-Kriegern der Welt. „The Guardian“ sogar zu den 50 Menschen, die den Planeten retten könnten.
www.sea-shepherd.de
MEERESSCHUTZAKTIONEN SEA SHEPHERD
Mare Nostrum
Groß angelegte Reinigungsaktion vor Küstenbereichen des Mittelmeeres. Dabei wird das Meer von Fischereimüll wie Netzen und Leinen befreit.
Grind Stop
Kampagne zum Schutz der Grindwale auf den Färöer-Inseln. Jedes Jahr kostet die Jagd Hunderte von Grindwalen und Delfinen das Leben.
Blue Rage
Sea-Shepherd-Taucher befreien rund 800 hochgradig gefährdete Blauflossenthunfische, die illegal gefangen wurden, aus ihren Netzen.
Apex Harmony
Sea Shepherd Australien überwacht, dokumentiert und informiert die Öffentlichkeit über den Einsatz sogenannter Drumlines vor den Küsten Westaustraliens, Queenslands und New South Wales. Dabei handelt es sich um am Meeresboden verankerte Schwimmkörper, meistens mehrere im Verbund, die mit köder- bestückten Haken versehen sind. Haie werden also durch Drumlines überhaupt erst in Strandnähe gelockt, damit sie sich im Haken verbeißen und einen langsamen Tod sterben.
Driftnet
Eine Aktion gegen die illegale Treibnetzfischerei im Indischen Ozean. Diese Kampagne lief bis zum Januar 2016 geheim, musste aber wegen des großen Erfolgs veröffentlicht werden. Auch bei „Driftnet“ werden Taucher eingesetzt, die die ersten Sichtungen der Netze vornehmen und dokumentieren.
GARY STOKES
Die Sea-Shepherd-Flotte streift in Camouflage-Tarnung durch die Weltmeere.
Aktivisten können Umwelt-verstöße anonym bei Sea Shepherd Dive melden, denn in korrupten Ländern ist das extrem gefährlich!
Gary Stokes, Sea Shepherd Dive
HEINO NÖLKE
Sea Shepherd Dive gibt Tauchern weltweit die Möglichkeit, als Beobachter und Schützer der Meere aktiv zu werden.
Heino Nölke, Sea Shepherd, Deutschland
Sea-Shepherd-Taucher untersuchen einen Pilotwal-Friedhof vor den Färöer-Inseln.
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„Der Walfang in Japan hat nichts mit Wissenschaft zu tun!“
„Operation Zero Tolerance!“ – Crewmitglied Heino Nölke (46) im Gespräch mit
TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger über die Sea-Shepherd-Kampagne.
Am 28. Februar 2014 waren Crewmitglieder von Sea Shepherd im Monte mare Rheinbach zu Gast. Die „Hirten der Meere“ um Kapitän Paul Watson kämpfen rigoros gegen illegalen Walfang, Delphinjagd und das Shark-Finning. Unter der Devise „Dive with the crew!“ wurde im Indoor-Tauchzentrum ein Banner versenkt – danach gab es Gelegenheit, die Aktivisten kennenzulernen: Heino Nölke, Dirk Moritz, Renée Weibel, Felix Kurten sowie internationale Teammitglieder waren vor Ort. Wir befragten Heino Nölke zur aktuellen Antarktis-Kampagne, das Leben an Bord und wie sich Taucher bewerben können.
Wie kam es zur Monte-Mare-Aktion?
Kerstin Weiland, die Leiterin des Indoor-Tauchcenters sprach mich bereits 2012, bei unser ersten „boot“-Präsenz auf eine gemeinsame Aktion im Monte mare an. Über Felix Kurten, einen unserer Mitarbeiter, kam der Stein ins Rollen. Jetzt haben wir Nägel mit Köpfen gemacht.
Wo ist Sea Shepherd zurzeit aktiv?
Momentan sind drei unserer Schiffe, die „Steve Irwin“, die „Bob Barker“ und die „Sam Simon“ im Südpolarmeer der Antarktis, um gegen den illegalen, staatlichen japanischen Walfang vorzugehen. Zeitgleich befinden sich unsere sogenannten Cove Guardians in der Bucht von Taiji/Japan, um das jährliche Töten von tausenden Delphinen, und den Fang für Delphinarien zu dokumentieren. Unser viertes Schiff, die „Brigitte Bardot“, patroulliert in guatemaltekischen Gewässern mit der Marine vor deren Pazifikküste, um den illegalen Fischfang zu bekämpfen. Auch die „Jairo Moria Sandoval“, unser fünftes Schiff, arbeitet mit der Regierung in senegalesischen Gewässern zusammen. Von Juli bis September 2014 läuft die Operation Grind-Stop an den Färöer Inseln, wo jährlich tausende von Pilotwalen und Delphinen unter Volksfeststimmung abgeschlachtet werden. Weitere Projekte widmen sich gegen das Haischlachten in Australien und den Seehundabschuss auf Sylt sowie das Töten von Seelöwen am Bonneville Damm, USA.
Die japanische Flotten haben Sie dabei besonders im Visier. Warum?
Die staatlich-japanische Walfangflotte fährt trotz des internationalen Moratoriums von 1986, das den Fang zu kommerziellen Zwecken verbietet, jedes Jahr in die Antarktis, um dort 1035 Wale (935 Mink-, 50 Finn- und 50 Buckelwale) zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken zu töten. Der Walfang findet illegal im internationalen Walschutzgebiet (Southern Ocean Whale Sanctuary) statt.
Was ist dran am „wissenschaftlichen“ Walfangprogramm der Japaner?
Wer glaubt denn, dass 1035 Wale getötet werden müssen, um etwas über eine Spezies zu erfahren? Ganz besonders im Hinblick darauf, dass die Wale direkt zerlegt, verarbeitet und eingefroren werden, um möglichst schnell in den Verkaufstheken der japanischen Supermärkte zu landen.
Essen die Japaner soviel Walfleisch?
In Japan lagern tausende von Tonnen Walfleisch in Kühlhäusern, da es sich nur schleppend verkauft. Dass sie weiterhin jagen, schreiben wir ihrem Stolz zu. Die Isländer jagen die gefährdeten Finnwale für die Luxushundefutterindustrie. Die neuste Idee war ein Bier mit Finnwal-Mehl – der Konsument soll sich als Wikinger fühlen. Norwegen betreibt den Walfang zu Konsumzwecken. Die Färöer-Inseln rechtfertigen das barbarische Gemetzel mit traditionellem Hintergrund – dabei ist das Fleisch hochgradig mit Methylquecksilber und PCB belastet.
Ich habe gelesen, Japan hätte einen Fond von 30 Millionen Dollar bereitgestellt, um Sea Shepherd lahmzulegen. Eine Vermutung oder gibt es Beweise dafür?
Es waren umgerechnet 29 Millionen Dollar, die dem Tsunami-Hilfsfond entnommen wurden, um die japanische Walfangflotte aufzurüsten, damit sie besser gegen uns bestehen kann.
Tatsuya Nakaoku, ein Offizieller der japanischen Fischereibehörde sagte, dass dieses Budget bewilligt worden sei, um die Sicherheit zu erhöhen und eine stabile Operation des japanischen Forschungs-Walfangs zu gewährleisten, der sich zunehmenden aggressiven Störungen durch die Schiffe der Sea Shepherd Conservation Society konfrontiert sehe. Legitimiert wurde die Entnahme der 29 Millionen mit der Tatsache, dass durch den Tsunami auch Ishinomaki betroffen war, eine Hafenstadt, die die Heimat eines der Fangschiffe ist.
Könnten die USA und die EU die Walfänger nicht politisch stoppen?
Die USA hat sich im Dezember 2012 offensichtlich vor den Karren Japans spannen lassen, indem ein amerikanisches Gericht aufgrund des Antrags Japans, zwei australischen und zwei niederländischen Schiffen mit internationaler Besatzung per gerichtlicher Verfügung verbot, sich den japanischen Schiffen im internationalen Walschutzgebiet, welches unter dem Protektorat von Neuseeland und Australien steht, auf mehr als 500 Yards zu nähern. Dieses klingt für unsere Ohren extrem unverständlich und es scheint jeglicher rechtlicher Grundlage zu entbehren, aber es ist genau so passiert. Mitte 2013 reichten Australien und Neuseeland beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen das japanische Walfangprogramm ein, wozu aber noch kein Urteil gesprochen wurde. Seitens der EU und ihrer Mitgliedsländer kommt es gelegentlich zu Unmutsbekundungen, was aber selbstverständlich keine Folgen nach sich zieht.
Im Juli 2012 habe ich für TAUCHEN ein Interview mit Paul Watson kurz vor seiner Flucht geführt. Wo ist der Captain zur Zeit?
Nach über einem Jahr auf See hat Paul Watson am 31. Oktober 2013 in Los Angeles erstmalig wieder Land betreten und ist seitdem auch auf freiem Fuß. Die Behörden in den USA haben bei und seit seiner Rückkehr keine Anstalten unternommen Paul Watson festzunehmen. Der Anlass seiner Rückkehr in die USA war sein Erscheinen vor dem Berufungsgericht in Seattle am 2. November 2013, wo gegen ihn und die Sea Shepherd Conservation Society wegen des Verstoßes gegen eine Verfügung des 9. Bezirksgerichts vom 17. Dezember 2012 verhandelt wurde. Im Januar 2013 war Paul Watson eben aufgrund dieser gerichtlichen Verfügung gegen die Sea Shepherd Conservation Society und seiner Person von allen Ämtern zurückgetreten und die Leitung der Antarktiskampagne „Operation Zero Tolerance“ wurde von Sea Shepherd Australien übernommen. Trotz seines Rücktritts ist er nach mehr als 35 Jahren an der Spitze seiner Organisation ein gern gesehener Redner. Zu diesem Zwecke reist er durch die USA, um bei vielen verschiedenen Veranstaltungen über Sea Shepherd, aktiven Meeresschutz und die Missstände bzgl. unserer Ozeane zu informieren. Auch konnte er erstmalig seine Enkelin in die Arme nehmen, was ihm bis dahin aufgrund seiner Flucht verwehrt geblieben ist.
Wie sind Sie zu Sea Shepherd gekommen?
Als langjähriger Taucher war mir der Raubbau in unseren Meeren schon immer ein Dorn im Auge und ganz besonders schlimm fand ich auch, dass Taucher nach einem Tauchgang im Riff mit strahlenden Augen aus dem Wasser stiegen, von all den tollen Fischen berichteten und abends dann eine Dorade auf dem Teller hatten. Als Sea Shepherd Deutschland im August 2009 eine ihrer ersten Stände beim Veggie Street Day in Dortmund hatten, fuhr ich dorthin, um mich weitergehend zu informieren und meine Hilfe anzubieten. Der Besuch in Dortmund krempelte mein Leben komplett um. Ich lernte extrem engagierte Menschen kennen, welche uneigennützig alle am gleichen Strang zogen, von einer unvergleichlichen Leidenschaft und Energie angetrieben wurden und offen für Hilfe und neue Impulse waren. Ich fing wie die anderen an, einen Großteil meiner Freizeit Sea Shepherd zur Verfügung zu stellen und wir schafften es gemeinsam, den deutschen Ableger, dem damals jüngsten Sprössling der weltweiten Sea-Shepherd-Familie, bis heute zu einem der größten und erfolgreichsten Ableger der Organisation aufzubauen. Heute bin ich stolzes Mitglied des Vorstands von Sea-Shepherd-Deutschland. Meinen ersten Aufenthalt auf einem unserer Schiffe hatte ich im September 2011, als ich die Gelegenheit bekam, auf der „Brigitte Bardot“, unserem schnellen Trimaran, als Deckhand den Transit von Amsterdam über Antwerpen nach Gibraltar zu begleiten. In dem Jahr blieb es bei dem einmonatigen Aufenthalt, da ich beruflich sehr eingebunden war und alles recht kurzfristig geschah. 2012 bekam ich dann endlich meine „Einberufung“ für die Antarktiskampagne „Operation Zero Tolerance“. Anfang November ging ich in Los Angeles als Deckshand und Quartermaster wieder an Bord der „Brigitte Bardot“ und bestritt mit ihr, drei weiteren Schiffen und 120 anderen Freiwilligen die bisher erfolgreichste Antarktis Kampagne von Sea Shepherd (932 gerettete Wale). Mein nächster Einsatz führte mich im Herbst/Winter 2013, diesmal als Wachoffizier, Bootsmannsmaat und Jetskipilot, abermals an Bord der „Brigitte Bardot“, in den Südpazifik.
Wie lange ist die Crews der „Brigitte Bardot“ unterwegs?
Das hängt ganz vom Einsatz ab. Die Antarktis-Kampagne kann zwischen vier und sechs Monaten dauern. Kürzere Kampagnen, wie die Blauflossenthunfisch-Kampagne im Mittelmeer oder die Grind-Stop an den Färöer Inseln dauern zwischen zwei und drei Monaten.
Wie viele Leute sind an Bord des Trimarans?
Während der Antarktis-Kampagne befinden sich elf Menschen an Bord der „Brigitte Bardot“. Neun Besatzungsmitglieder und zwei Kameraleute. Die größeren Schiffe („Steve Irwin“, „Bob Barker“ und „Sam Simon“) haben je um die 40 Besatzungsmitglieder an Bord. Während eines Transits sollte die „Brigitte Bardot“ mit wenigstens sechs Besatzungsmitgliedern versehen sein, wir sind aber auch schon mit fünf ausgekommen.
Bei welchem Einsatz hatten Sie Angst?
Angst habe ich im Grunde genommen nie verspürt. Unter der Anspannung in der man sich in haarigen Situationen befindet, kommen solche Gefühle bei mir nicht auf. Erst im Nachhinein denkt man dann: Wow! Das war ganz schön knapp! Die anstrengendsten Situationen sind diejenigen, die unberechenbar sind. Damit meine ich nicht die japanischen Walfangschiffe. Seit dem 6. Januar 2010, dem Tag an dem das japanische Sicherheitsschiff „Shonan Maru“ die „Ady Gil“ rammte, was im späteren Verlauf zum Sinken des Vorgängers der „Brigitte Bardot“ führte, wissen wir, womit wir zu rechnen haben und sind mit unserem Trimaran entsprechend vorsichtig. Die unberechenbarsten Gefahren gehen von der Natur aus. Eisberge sind auf dem Radar wunderbar zu erkennen, aber kleinere Stücke, sogenannte „Growler“ die trotzdem mehrere Meter lang und Tonnen schwer sein können, erfasst das Radar nicht. Diese können sich wunderbar im Nebel oder in starker Dünung verstecken und sind eine permanente Gefahr für unser Glasfaserboot. Stürme und extrem hohe Wellen stellen auch eine Gefahr da, auf die man sich allerdings recht gut einstellen kann.
Wer kann sich bei den Sea Shepherds bewerben?
Jeder kann sich bei uns bewerben, wenn er bereit dazu ist, sich für den Schutz der Meeresbewohner zu engagieren. Wir begeben uns teils in extrem menschenfeindliche Gebiete, die sich weit weg von jeglicher Zivilisation befinden, um uns Menschen entgegenzustellen, die von Profitgier angetrieben werden. Gefragt sind in erster Linie Menschen, die genau dazu bereit sind und in denen dasselbe Feuer brennt wie in allen anderen Besatzungsmitgliedern. Zeit ist auch ein bedeutender Faktor. Wer nur drei Wochen Urlaub opfern möchte, hat aufgrund der Länge unserer Kampagnen nicht wirklich eine Chance, mit dabei zu sein.
Was für Typen sind gefragt?
Qualifikationen, die die Chancen erhöhen, sind vielfältig. Nautische Fähigkeiten, medizinische Ausbildung, vegane Kochkenntnisse, schweißerische Fähigkeiten, Mechanikerausbildung u.s.w. Prinzipiell hat fast jeder eine Chance, wenn er die Motivation und Zeit mitbringt und keine zwei linken Hände hat. Man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass es auf den Schiffen eine klare Befehlsstruktur gibt, an die man sich halten muss. Die Bordsprache ist Englisch.
Stimmt es, dass die Crew vegan leben muss?
Es stimmt, dass die Versorgung auf unseren Schiffen vegan ist. Das hat folgende Gründe: 1. Der Anteil an veganen Crewmitglieder auf unseren Schiffen ist sehr hoch und es ist notwendig, unseren Speiseplan so einfach wie möglich zu halten. Vegan essen kann jeder. 2. Ökologische Gründe 3. Ein großer Teil unserer Unterstützer kommt aus der Tierrechtsgemeinschaft und wir wollen ihre großzügigen Spenden nicht für tierische Produkte ausgegeben. Davon abgesehen würden diese Spenden dann auch über kurz oder lang ausbleiben. 4. Wir wollen unseren Gegnern keine Scheinargumente in die Hände spielen und ihnen die Möglichkeit nehmen zu fragen: Wo ist der Unterschied zwischen einem Rind und einem Wal? Oder: Es macht keinen Unterschied, welches Fleisch man isst.
Essen einige ihrer Mitglieder heimlich Mettbrötchen auf dem WC?
Man muss kein Veganer sein, um bei uns mitzufahren. Man muss nur eine Zeit lang verzichten können. Wer sich sein Mettbrötchen mitbringen möchte, um dieses nach langen Wochen der Entbehrung als Belohnung heimlich auf dem WC zu sich zu nehmen, der kann das gerne tun. Wir haben auch immer einen Arzt mit dabei.
Was sagen Sie Kritikern, die sagen Sea Shepherd sei zu aggressiv, zu gefährlich zu gewalttätig?
Diesen Kritikern entgegne ich, dass seit dem Gründungsjahr 1977 seitens Sea Shepherd nie auch nur eine Person auf der Gegenseite verletzt wurde und es niemals zu rechtskräftigen Verurteilungen wegen unserer Aktionen gekommen ist. Dieses zeigt doch, dass wir nicht gefährlich sind. Unser Ziel ist es, unsere Gegner finanziell zu versenken – nicht physisch. Unsere Gewalt richtet sich ausschließlich gegen das Material, das zum Wildern eingesetzt wird. Niemals gegen die Menschen dahinter. Schön wäre es, wenn unsere Gegner es genauso handhaben würden. Davon abgesehen belegen unsere Erfolge doch, dass wir mit unserer Vorgehensweise nicht so falsch liegen können. Auf politischer Ebene agieren andere Organisationen. Wir greifen ein!
Werden Sie den Kampf gewinnnen?
Den Kampf werden „wir“ als Organisation nicht gewinnen können, aber „wir“ als Menschheit haben eine reelle Chance, wenn wir uns einfach mal ein wenig mehr besinnen würden und jeder sich seiner globalen Verantwortung stellen würde. Um es mit den Worten Mahatma Ghandis zu sagen: Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.
Vielen Dank für das Interview!
www.sea-shepherd.de