DIVERSE REPORTAGEN/UMFRAGEN FÜR TAUCHEN.
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Unfallrisiko Notaufstieg
Sinn und Nutzen dieser Übungen löst Kontroversen aus: Wie gefährlich sind die Notfall-Skills wie „Rentnerlift“ oder „Raketenaufstieg“? TAUCHEN befragte Verbände, Versicherungen und Mediziner zu den Aufstiegs-Szenarien.
VON MICHAEL KRÜGER
Lieber einen Lungenriss kassieren, als zu ertrinken? Wie gefährlich ist der Notaufstieg? „Wenn Aufstiegsgeschwindigkeiten und Dekompressionsstopps missachtet werden, ist die Gefahr von Barotraumen und Mikroblasen natürlich groß“, erläutert TAUCHEN-Mediziner Prof. Dr. Claus-Martin Muth. „Selbst nach vollständigem Ausatmen vor Beginn des Notaufstiegs, kann sich die Restluft in der Lunge soweit ausdehnen, dass es auf den letzten Metern zu einem Lungenriss kommt“, sagt der Facharzt für Tauch- und Überdruckmedizin (GTÜM).
SICHERER "RENTNERLIFT"
Welche unterschiedlichen Übungen gibt es bei der Tauchausbildung und welche Probleme können dabei auftreten? Beim sogenannten kontrollierten Notaufstieg sind sich alle Verbände einig. Bei dieser Übung, in der Szene salopp als „Rentnerlift“ bezeichnet, kommt der Taucher ohne körperliche Anstrengung sicher zur Wasseroberfläche. „Der kontrollierte schwimmende Notaufstieg wird im PADI-OWD-Kurs geübt und geprüft“, so Chris Heitkemper. Bei dieser Übung muss der Kandidat in der Lage sein, aus neutraler Tarierung zu starten, die Aufstiegsgeschwindigkeit zu kontrollieren und an die Oberfläche zu kommen“, erklärt der PADI-Training-Consultant. „Diese kontrollierte Technik wird deshalb bei uns „CESA“ genannt (Controlled Emergency Swimming Ascent). immer ausatmen!
Worauf müssen Tauchschüler besonders achten? „Es ist extrem wichtig während des gesamten Aufstiegs auszuatmen“, betont Guido Wätzig. „Während der Ausbildung achten unsere Instruktoren sehr darauf, dass die Schüler diese Technik verinnerlichen“, sagt der SSI-Europe-Chef.
„Bei PADI wird zusätzlich verlangt, dass die Tauchschüler während des Ausatmens einen ,Ahh‘-Laut erzeugen“, fügt Chris Heitkemper, Training Consultant Management, an. Das werde nach Urteil des Tauchlehrers zunächst im Schwimmbad oder begrenztem Freiwasser geübt. Diese Rettungsübung wird simuliert, indem horizontal mindestens neun Meter geschwommen und dabei dieser kontinuierliche Laut erzeugt wird. „Das Ganze wird an einem Kontrollseil durchgeführt – das dient dem Tauchlehrer, den Aufstieg unter Kontrolle zu haben und im Notfall stoppen zu können“, so der PADI-Tauchlehrer.
WICHTIGE ÜBUNG
Was halten Mediziner von der Übung? „Ich stehe dem Notaufstieg zwiespältig gegenüber“, urteilt Dr. med. Matthias Giesel, Medical Board der Versicherung Aqua med. Auf der einen Seite verbessere das regelmäßige Üben die Sicherheit des Tauchers, da er dieser Grenzerfahrung mit mehr Respekt und weniger Angst erlebt. Auf der anderen Seite könne bei einem Notaufstieg einiges passieren. Dennoch: „Ganz klar ein Szenario, das jeder Taucher beherrschen sollte und zur Ausbildung gehört“, meint Prof. Dr. Claus-Martin Muth.
RAKETENAUFSTIEG
Uneinig sind sich die Verbände und Ärzte über Sinn und Zweck des „Raketenaufstiegs“: Die Übung des sogenannten unkontrollierten Notaufstiegs mit Bleiabwurf gibt es nur beim Tauchverband SSI. Wie funktioniert dieser Skill? Eingeleitet wird der unkontrollierte Notaufstieg durch den Blei-Abwurf und das Befüllen der Tarierweste. Ohne Gewichtssystem ist der Aufstieg und die Geschwindigkeit natürlich schwer kontrollierbar. „Diese Form des Notaufstiegs sollte nur angewendet werden, wenn ein kontrollierter Aufstieg unmöglich ist“, ergänzt Guido Wätzig. In welcher Situation kann es dazu kommen? „Wenn sich ein Taucher tiefer als 18 Meter befindet, die Luftreserven verbraucht und kein Tauchpartner in der Nähe ist, gelingt der Aufstieg nur mit Bleiabwurf,“ informiert der SSI-Europe-Chef. Außerdem lernen die Schüler eine Technik, die den Aufstieg verlangsamt – das sogenannte „Flaring“ (S. 104). An der Oberfläche werde die „Bobbing-Methode“ eingesetzt (S. 105) – eine raffinierte Technik, bei der Taucher erlernen, ihr leeres Jacket wieder mit ihrer ausgeatmeten Luft zu füllen. Natürlich sei es nach Meinung von Wätzig unwahrscheinlich, das sowohl Taucher, als auch der Buddy defekte Systeme haben. „Bei dieser SSI-Übung handelt es sich um eine reine Pool-Übung in maximal vier Meter Tiefe, die zeigen soll, was zu tun wäre, wenn dieser ,Super Gau‘ passieren sollte“, äußert sich der SSI-Europe-Chef.
risiko: gefangene luft Der schnelle Aufstieg ist nicht unproblematisch: „Das Risiko gefangener Luft ist immer da“, gibt Dr. Ulrich van Laak zu bedenken. „Wenn ein Taucher voll einatmet und aufsteigt, darf die Wassersäule über ihm nicht größer als 1,50 Meter sein. Das Gewebe der Lunge toleriert einen Überdruck von 30 Millimeter Quecksilbersäule. Dann reißt es. Tauchmedizinisch besteht dann das Risiko eines Pneumothorax oder Luftembolie“, so der DAN-Europe-Direktor. Da in der Realität im Ernstfall möglicherweise alle empfohlenen Aufstiegsgeschwindigkeiten überschritten und Dekompressionsstopps nicht eingehalten werden können, ist das Risiko eines Lungenrisses und einer Dekompressionskrankheit sehr groß. Nach so einem Szenario wird deshalb dringend empfohlen, die örtliche Notfallmedizin zu konsultieren und Erste Hilfe zu leisten.
U-BOOT-AUFSTIEG
Der 32-Meter-U-Boot-Notaufstieg wird deshalb bei der Bundeswehr auch nicht mehr praktiziert, weil es zu viele Unfälle gab“, so van Laak. „Diese Technik hatte eine Unfallstatistik von 1:500. Viel zu viele Probleme für zu wenig Nutzen“, meint DAN-Europe-Chef.
RETTUNGSKETTE
Ganz klar – zu solch einer Situation sollte es beim Sporttauchen gar nicht erst kommen. Passiert es dennoch, ist es nach Urteil von Thomas Kromp wichtig, dass im Vorfeld folgende Dinge beachtet werden: „Ist der Taucher optimal tariert und hat er den kontrollierten Notaufstieg regelmäßig trainiert? Wurde im Vorfeld eine Rettungskette organisiert? Gibt es eine 100-prozentige Sauerstoff-Versorgung und ist diese innerhalb der ersten Minuten gewährleistet? Kann der Taucher schnell aus dem Wasser transportiert werden? Ist nur einer der Punkte nicht gewährleistet, sollte man einen Tauchgang überdenken und im Zweifelsfall sein lassen“, sagt der IAC-Ausbildungsleiter.
GEFAHREN IM NOTFALL
Was halten Mediziner vom Notaufstieg mit Bleiabwurf? „Diese Übung bringt möglicherweise überhaupt nichts“, so van Laaks Statement. „Ich behaupte, in der Panik vergisst jeder, das Blei abzuwerfen, denn in Momenten der Todesangst ist der Verstand ausgeschaltet!“, so der DAN-Europe-Direktor.
Dieser Meinung schließt sich auch die Assistance Aqua med an: „Ich persönlich würde den klassischen Notaufstieg nicht mehr praktizieren lassen“, ergänzt Dr. Matthias Giesel. Als Ersatzübung empfiehlt er das kontrollierte Auftauchen mit Wechselatmung mit dem Buddy. Anstelle dieser Übung sollte dem Wechseln des Reglers und dem An- und Ablegen des Equipments viel mehr Zeit zur Verfügung gestellt werden. Auch as wichtige Abwerfen des Bleigurts sollte viel mehr öfter und intensiver trainiert werden. Dies könne man ohne Gefahr auch in sehr flachem Wasser üben, um mit dem Handling der Gewichtssysteme vertraut zu sein“, so der Mediziner vom Medical Board von Aqua med.
IN PANIK BLEI VERGESSEN
Traurige Tatsache: Beim Ertrinken nach unkontrollierten oder kontrollierten Notaufstiegen sei der fehlende Auftrieb an der Oberfläche die Todesursache gewesen. In der Panik haben die meisten Taucher einfach vergessen, den Bleigurt abzuwerfen oder das Jacket aufzublasen. „Wenn man ehrlich ist, werden die meisten, die unter Wasser ein Problem haben entweder mit dem Tauchbuddy an seinem Oktopus kontrolliert aufsteigen oder einfach unkontrolliert schnell nach oben schwimmen“, vermutet Dr. Matthias Giesel. „Dann ist es das Wichtigste, dass man nicht wieder untergeht. Ich habe bis jetzt von keinem Unfallopfer gehört, das beim Auftauchen in der Ohne-Luft-Situation an die bei der Tauchausbildung praktizierte Blasengeschwindigkeit gedacht hat“, sagt Giesel aus Erfahrung.
ÜBUNG VORM TAUCHGANG
Welche Unfälle passieren nach einem Notaufstieg? „Die Übungen sollen grundsätzlich immer am Anfang eines Tauchgangs gemacht werden, damit das Gewebe nicht gesättigt ist“, betont Dr. Ulrich van Laak. Medizinisch kann der Druckabfall durch den Notaufstieg bei längeren Tauchgängen durchaus eine Dekompressionskrankheit auslösen. Das kann auch nach normalen Tauchgängen auftreten, verläuft dann aber selten mit einer totalen Handlungsunfähigkeit des Tauchers an der Wasseroberfläche. „Die Symptome treten meist etwas später auf und häufig kann der mit auftauchende Buddy den Verunfallten aufs Boot oder ans Ufer bringen“, sagt Giesel.
DRUCKVERLETZUNGEN
Viel öfter passieren Druckverletzungen im Mittelohr und in der Lunge. „Viele Tauchschüler konzentrieren sich zu sehr auf den Ablauf der Notfallübungen und merken erst danach, dass die Ohren nicht mitgemacht haben oder das doch die Luft versehentlich angehalten wurde“, berichtet Dr. Giesel. Häufiger käme es zu Mittelohrdruckverletzungen durch das häufige Auf- und Abtauchen während dieser Übungseinheiten. „Solche Fälle haben wir immer wieder in der der Hotline“, so der Aqua-med-Mediziner.
LETZTE CHANCE?
„Der Notaufstieg ist ja eher das letzte Mittel, um an die Wasseroberfläche zu kommen. Die Luft, die sich in der Lunge des Tauchers befindet, dehne sich gemäß dem Gesetz von Boyle-Mariotte um das Vielfache aus. Ob man danach noch gesund ist, steht auf einem anderen Papier“, meint Volkmar Lehnen, VDST. Darüber hinaus funktioniere diese Technik ja nur bei freiem Zugang zur Wasseroberfläche. In einem Areal ohne direkte Auftauchmöglichkeit wie in einer Höhle klappt das natürlich nicht mehr. „Wir setzen daher viel mehr auf Aufklärung und Vermeidung und wie man kontrolliert mit dem Buddy solche Ohne-Luft-Situationen lösen kann“, sagt der stellvetretende Ausbildungsleiter beim VDST.
PANISCHE ÜBUNGSANGST
Eine weitere Gefahr ist die panische Angst vor der Notaufstiegsübung. Den Tauchschülern mangelt es natürlich an entsprechender Unterwasser-Erfahrung. „Viele Anfänger bekommen schon Beklemmungen, wenn Sie nur den Atemregler aus dem Mund nehmen sollen“, schildert Dr. Matthias Giesel. Bei dieser Übung geht es weiter ans Eingemachte.
Der Begriff „Notaufstieg“ schüre ja bereits latente Ängste. Wenn die Taucher dann noch zehn Meter ohne Luft nach oben steigen müssen wird vielen mulmig. Erschwerend kommt die möglicherweise bremsende Hand des Tauchlehrers dazu, der den Schüler dabei kontrolliert. Dann können Kleinigkeiten eine echte Panikreaktion auslösen. Und die gilt es zu vermeiden“, so der Tauchmediziner.
Michael Krüger
Der schnelle Aufstieg hat das Problem: Die Gefahr gefangener Luft ist immer da. Tauchmedizinisch besteht das Risiko einer Pneumothorax oder Luftembolie.
Es ist wichtig während des Aufstiegs auszuatmen. Der unkontrollierte Notaufstieg sollte nur angewendet werden, wenn ein kontrollierter Aufstieg unmöglich ist.
Letzte Rettung Notaufstieg: Über Sinn und Zweck der Übung sind sich Experten uneinig.
Angst
Zu tief, Buddy weg, allein im Abyss. Plötzlich wird die relaxte Rifftour zum Höllenritt. TAUCHEN fragte Profis nach brenzligen Situationen und ihren Rezepten gegen die Furcht.
VON MICHAEL KRÜGER
Irgendetwas stimmt nicht: Dieses anfängliche Unwohlsein, das sich wie eine kleine dunkle Wolke ankündigte, steigert sich plötzlich in ein tosendes Gewitter. Der Atem stockt. Der Puls schlägt schnell. Panik kündigt sich an – nicht nur Anfänger kennen solche Erlebnisse. „Vereinfacht ausgedrückt kann man Angst als eine erweiterte Stressreaktion verstehen“, erklärt Prof. Dr. Claus-Martin Muth. Zum Stressreiz komme, nach Urteil des TAUCHEN-Medizinexperten, die Vorstellung, dass die bedrohliche Situation nicht bewältigt werden könne. „Die schnelle Atmung kann sich zur Hyperventilation steigern – oder, in größerer Tauchtiefe, bei starker Strömung zu einem Essoufflement führen“, so Muth.
UNHEIMLICHE HÖHLENTOU
Bei Schockmomenten gibt es verschiedene Abstufungen. Am Anfang ist die Angst nur schwach ausgeprägt, sodass rationale Denkprozesse möglich sind. Diese Phase der Furcht half Norbert Probst bei einer unfreiwilligen nächtlichen Höhlenerkundung: „Eigentlich wollte ich nur zwei attraktive Kugelfische am Eingang der Turtle Cavern fotografieren“, berichtet der UW-Fotograf sein Erlebnis in Sipadan/Malaysia. Da er tagsüber keinen Erfolg hatte, ist er abends nochmal zum Eingang getaucht. „Während des Fotografierens bemerkte ich gar nicht, dass ich den Fischen folgte. Als ich zurücktauchen wollte, stieß ich mit der Schädeldecke an eine Wand. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich in die Höhle geraten war. Das wollte ich unter allen Umständen vermeiden! Ich entschied mich für eine Richtung und tauche mit dem Kompass los. Die Pilotlampen meiner Blitze lieferten ausreichend Licht. Ich war öfter in der Höhle und meinte, sie gut zu kennen. Nach wenigen Minuten sah ich die beiden berühmten Schildkrötenskelette. Entsprechend stellte ich meinen Kompass ein und schwamm Richtung des vermuteten Ausgangs. Nach endlos erscheinenden Minuten wurde mein Weg plötzlich von einer Korallenwand gestoppt. Mein Puls und die Atmung beschleunigten sich. Ruhig bleiben! Ich kehrte um. Ich erreichte erneut das Schildkrötengrab. Oh nein! Schon wieder wurde ich von der Wand gestoppt. Mein Finimeter zeigte inzwischen 50 bar! Was tun? Ich versuchte nicht panisch zu werden und orientierte mich an der linken Höhlenwand. Ich erkannte, dass sich die Kammer von oben verjüngt. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Weil ich hoch über dem Grund tauchte, um kein Sediment aufzuwirbeln, stieß ich bei der Suche nach dem Ausgang immer gegen die Wand. Ich ließ mich drei Meter absinken – da war der Höhlenausgang. Als ich am Strand zur Tauchbasis zurücklief, zeigte mein Finimeter 20 bar – das war ein absolutes Horrorerlebnis!“
„Wer niemals Angst hat, sollte nicht tauchen“, weiß Monika Rahimi aus Erfahrung – die Bewältigung von Furcht ist ihre Profession: Ihr Ratgeber „Tauchen ohne Angst“ und die beiden Folgetitel sind Klassiker der UW-Literatur und zeigen, wie Taucher Paniksituationen vermeiden können. „Bei einer Höhlentour in Florida hatten wir auf dem Rückweg eine Gegenströmung. Ich war nicht fit und mir wurde von der Anstrengung immer übler. Wir hatten aber noch 20 Minuten Rückweg zu bewältigen. Da ich als Schlusslicht schwamm, vermied ich es, meine Tauchpartner auf meine Lage aufmerksam zu machen. Es hätte die Gefahr bestanden, dass sie Sediment aufwühlen. Ich habe mich beruhigt, indem ich mir den Atemrhythmus ,Ein-Aus- Stopp!‘ in Gedanken vorgesagt habe. Außerdem war ich mental vorbereitet, was zu tun wäre, wenn ich mich übergeben müsste: Mundstück raus, spucken, Regler rein, Luftdusche drücken. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig eine kontrollierte Atmung beim Tauchen ist“, betont die Autorin.
URZEITLICHER INSTINKT
„Angst hält uns davon ab, sich in Situationen zu begeben, die wir möglicherweise nicht bewältigen könnten“, erläutert Prof. Dr. Muth und verweist auf urzeitliche Mechanismen: „In grauer Vorzeit standen Menschen häufig vor der Frage: Abhauen oder umhauen? Rennen und kämpfen kostet Energie und Sauerstoff, also: schon mal anfangen zu atmen, Druck auf den Kessel bringen (Herz-Kreislaufsystem), schwitzen. Die Pupillen stellen sich weit, um auch von der Seite kommende Gegner zu erkennen. Außerdem muss mit Verletzungen gerechnet werden – praktisch, dass dabei Kortison hilft. Wir bekommen den nötigen Energieschub, erhöhen die Aufmerksamkeit, um die Situation bewältigen zu können.
Wichtig für Taucher: Einer der stärksten Reize, die den Überlebenskampf anregen, ist das Gefühl zu ersticken. „Lange, bevor das Gehirn dies wahrnimmt, registriert das Atemzentrum schon einen Anstieg des CO2-Gehalts im Blut“, macht Muth deutlich. Wie sich das in etwa anfühlt, konnte Guido Wätzig, SSI-Europe-Manager, bei einem Wracktauchgang in Thailand mit Strömung erleben. „Der Leihatemregler war in einem schlechten Zustand. In der Tiefe hatte ich große Probleme, genügend Luft zu bekommen. Das war äußerst unangenehm!“, erinnert sich Wätzig. Wenn ein defekter Atemregler mehr Wasser als Luft liefert ist die Panik schnell da. Diese Kombination hat UW-Fotograf Christian Skauge mit einem heftigen Tiefenrausch in die Bredouille gebracht: „Wir waren in Papua-Neuguinea und wollten in 40 Meter Tiefe nach Hammerhaien tauchen. Während des Tauchgangs bekam ich aber immer schwerer Luft. Irgendwann merkte ich, dass ich ständig Salzwasser einatmete. Mein Puls raste, Panik kündigte sich an. Ich signalisierte dem Diveguide Tauchgangabbruch! Hinterher stellte ich fest, dass ein abgebrochener Venturihebel ein großes Loch in die Zweiten Stufe gerissen hatte. Das eigentliche Problem aber war eine Stickstoffnarkose. Ich war derart betäubt, dass ich glatt den Oktopus vergessen habe. Seit diesem Vorfall weiß ich, wie gefährlich ein Tiefenrausch sein kann“, schildert der Norweger. Luftprobleme hat auch Natascha Schwagerus, Öffentlichkeitsarbeit beim Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), erlebt: „Mulmig war mir bei einem Nachttauchgang mit einem unerfahreneren Buddy. Mein Lungenautomat war defekt und ständig lief mir Wasser in den Mund. Mein Partner bemerkte das Problem nicht und ignorierte meine Lichtzeichen. Horror!“, bringt es die Taucherin auf den Punkt. Schnell handeln musste auch Gernot Hörnle, NAUI-Course-Director, bei einem chaotischen Nachttauchgang: „Nach wenigen Minuten wurde die Rifftour abgebrochen. Beim Auftauchen erkannte ich kurz vor der Wasseroberfläche den Rumpf unseres Bootes – direkt über uns. Da die Crew einfach den Motor laufen ließ, sah ich, dass der Propeller auf uns zu kam. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, meinen Buddy nach unten zu ziehen, als der Propeller knapp über unseren Köpfen rotierte – ein Albtraum!“
GEFÄHRLICHE STRÖMUNG
Generell wird Strömung unterschätzt“, mahnt UW-Fotograf Frank Schneider. „Auf Bali war ich mit meiner Frau mit einem Guide unter Wasser. Als sich ihr Finimeter der 50-bar-Marke näherte, sollte sie gegen unseren Willen auftauchen. Da die Strömung zu den stärksten gehörte, denen ich je begegnet war bekam ich eine Angst, wie ich sie noch nie erlebt habe. Die beiden wurden in kurzer Zeit einen Kilometer weit abgetrieben – die Strömung lief parallel zur Küste. Ich will mir nicht ausmalen, was bei ablandiger Strömung passiert wäre“, sagt Schneider.
DREI PHASEN DER FURCHT
Wie läuft eine normale Angstreaktion ab? „Generell werden drei Phasen der Stressreaktion unterschieden“, informiert Professor Muth: „Als Erstes gibt es die Alarmreaktion: Über die Sinnesorgane wird der Stressreiz an das Zentrale Nervensystem gemeldet. Der Herzschlag wird beschleunigt, Blutdruck und Körpertemperatur sinken. Bei extrem starken Reizen kommt es zu einer Schockreaktion mit Starre. Auch ein Ur-Reiz, denn viele Raubtiere reagieren auf Bewegung. Unter Wasser bewegen sich Taucher keinen Millimeter mehr, wenn ein großer Hai in gleicher Tiefe um die Ecke biegt. In der zweiten Widerstandsphase kommt der Hypothalamus ins Spiel. Dieser entscheidet, ob der Körper in Alarmbereitschaft ist. Erreicht also eine bedrohliche Information diesen Hirnbereich, wird das Programm ,Überleben‘ ausgewählt: Es erfolgt ein Reiz an die Hirnanhangsdrüse, die nun Hormone freisetzt. Die Nebenniere wird zur Abgabe der Flucht-oder-Kampf-Hormone Adrenalin und Noradrenalin sowie zur Produktion von Kortison angeregt. Die Herzfrequenz nimmt zu, der Blutdruck steigt und die Durchblutung wird zugunsten der Muskulatur gedrosselt. Im Magen stellt sich das flaue Gefühl ein, während der Speichelfluss versiegt und die Kaumuskeln verkrampfen. Die Bronchien erweitern sich, die Atmung wird vertieft und beschleunigt. Die Schweißdrüsen arbeiten auf Hochtouren und die Pupillen erweitern sich. Schließlich optimiert sich der Stoffwechsel für die Muskelarbeit: Es kommt zu einer Erhöhung der Blutfett- und Glukosespiegel als schnell verfügbare Energieträger. Als Letztes folgt die Erschöpfungsphase, denn der Körper ist nur begrenzte Zeit in der Lage, die Hochleistung durchzuhalten.
SCHOCK IN DER TIEFE
Für viele Taucher ist die beschriebene Angstreaktion aber auch der gewisse Kick. Das dunkle, enge Wrack, Tauchen mit Haien oder Tiefenjagd: UW-Fotograf Wolfgang Pölzer erinnert sich an einen Tauchgang im Mittelmeer: „Wir wollten einen Sandgrund in 63 Meter Tiefe erreichen. Am Grund angekommen kam in mir ein schwer beschreibbares Gefühl von Benommenheit und einer blitzschnell aufkommenden Panik auf. Ich kann mich gut erinnern, wie ich nach oben geblickt habe und mir der Gedanke durch den Kopf geschossen ist: Das schaffst du nie! Wir haben uns angeschaut und den Daumen hochgehalten. Wir sind viel zu schnell aufgetaucht und konnten uns glücklicherweise im 30-Meter-Bereich einbremsen, um mit zitternden Knien und unter Einhaltung aller Dekostopps sicher nach oben zu kommen“, berichtet Pölzer von einem Gruseltauchgang aus den 90er-Jahren. Auch UW-Fotoexperte Herbert Frei kennt Horrormomente bei Tieftauchgängen: „Einmal war ich mit einem Guide an einem Wrack, das mehr als 50 Meter tief lag. Der Instructor hatte eine Stageflasche dabei. Beim Fotografieren verlor ich ihn aus den Augen, als mein Computer schon weit im roten Bereich war. Da ging mir die Muffe. Was, wenn ich diesen Kerl nicht wiederfinde? Ein Dekounfall wäre sicher gewesen, denn meine Luft hätte nie gereicht. Irgendwann tauchte er unter mir auf. Das war wie Weihnachten und Ostern an einem Tag“, erinnert sich Frei.
WAS TUN BEI ANGST?
Pascal Kolb, DAN-Europe-Manager, hat eine einfache Anti-Angst-Formel gefunden: „Als pragmatischer Mensch erstelle ich eine Risiko-Nutzen-Rechnung. Was lässt mich unwohl fühlen und was steht für mich und für andere auf dem Spiel? Und ich mache mir klar: Jeder kann den Tauchgang zu jeder Zeit, aus welchem Grund auch immer, abbrechen“, sagt Kolb. „Bei aufkommendem Stress gilt für alle Taucher das Gleiche: „anhalten, atmen, nachdenken, atmen – handeln!“, so die Empfehlung des NAUI-Course-Directors Gernot Hörnle. Unwohlsein beim Tauchen bekämpft Herbert Frei mit tiefem Durchatmen, Blick nach oben und zum Buddy: „Dann checke ich Finimeter und Computer. Wenn genügend Reserven vorhanden sind, geht die Angst fix vorbei“, meint Frei. Volkmar Lehnen, VDST-Ausbilder, ergänzt: „Angst ist ja in aller Regel zielbezogen und stützt sich auf Konkretes. Scheibchenweise kann man mit belegbaren Fakten die Furcht vor Unbekanntem abbauen. Thomas Kromps Rezept? Der IAC-Ausbildungsleiter achtet immer auf seine Tagesform: „Wenn ich mich unwohl fühle, gehe ich nicht Tauchen. Vorsichtigen Tauchern empfehle ich, offen darüber zu sprechen, um potenzielle Ängste abzubauen.“ Wolfgang Pölzer kennt unangenehme Momente bei extremer Strömung. „Ich halte mich am Boden fest und versuche, die Atmung zu normalisieren – dann ist alles gut!“
„Angst beim Tauchen kann jeder durch gute Ausbildung und Beherrschung der Fertigkeiten verringern – Fitness, ein guter Buddy sowie zuverlässiges Equipment vorausgesetzt. Das Visualisieren, also das Durchspielen des Tauchgangs, ist eine super Methode, das Stress-Level zu senken,“ empfiehlt PADI-Manager Chris Heitkämper. Worauf sollten ängstliche Taucher achten? „Bereits an Land versuche ich herauszufinden, vor was der Taucher Angst hat“, informiert Dr. Anke Fabian. „Ich nehme sensible Taucher als Buddies zu mir und beobachte genau ihre Körpersprache. Panikstörungen entstehen häufig durch Kontrollverlust. Insofern nehme ich häufiger als sonst Blick- oder Körperkontakt auf“, erläutert die Aqua-med-Ärztin. „Egal ob bei missglückten Versuchen, die Maske auszublasen, falschen Bewegungsabläufen, hohem Luftverbrauch und Missgeschicken. Ich erlebe immer gleiche Verhaltensmuster“, sagt Monika Rahimi und gibt den Tipp: „Wer die Ursache kennt, kann etwas dagegen tun. Jeder sollte wissen, wie unser Gehirn unter Wasser tickt, um sicherer unter Wasser zu sein“, so die Buchautorin.
Michael Krüger
Das Visualisieren des Tauchgangs ist eine gute Anti-Stress-Formel: Dabei spielt man den Tauchgang vorher im Kopf durch, bevor man unter Wasser geht.
Das sollte immer klar sein: Jeder Taucher darf bei Unwohlsein den Tauchgang zu jeder Zeit abbrechen – aus welchem Grund auch immer!
„Nur noch nach oben!“ Unwohlsein unter Wasser kann in unkontrollierte Panik gipfeln.
Tigerhai im Rücken: Solche Momente lassen einigen Tauchern das Blut in den Adern gefrieren.
Angst ist ein
urzeitlicher Mechanismus – eine natürliche und lebenswichtige Reaktion.
Atemkontrolle üben! Mit dem richtigen Rhythmus können Taucher Panikreaktionen vermeiden.
Atemfrequenz, Körpersprache und Augenausdruck sind typische Angst-Indikatoren. Panik ist häufig die Folge von Kontrollverlust.
Zu tief, Buddy weg, allein im Abyss. Plötzlich wird die relaxte Rifftour zum Höllenritt. TAUCHEN fragte Profis nach brenzligen Situationen und ihren Rezepten gegen die Furcht.
VON MICHAEL KRÜGER
Irgendetwas stimmt nicht: Dieses anfängliche Unwohlsein, das sich wie eine kleine dunkle Wolke ankündigte, steigert sich plötzlich in ein tosendes Gewitter. Der Atem stockt. Der Puls schlägt schnell. Panik kündigt sich an – nicht nur Anfänger kennen solche Erlebnisse. „Vereinfacht ausgedrückt kann man Angst als eine erweiterte Stressreaktion verstehen“, erklärt Prof. Dr. Claus-Martin Muth. Zum Stressreiz komme, nach Urteil des TAUCHEN-Medizinexperten, die Vorstellung, dass die bedrohliche Situation nicht bewältigt werden könne. „Die schnelle Atmung kann sich zur Hyperventilation steigern – oder, in größerer Tauchtiefe, bei starker Strömung zu einem Essoufflement führen“, so Muth.
UNHEIMLICHE HÖHLENTOU
Bei Schockmomenten gibt es verschiedene Abstufungen. Am Anfang ist die Angst nur schwach ausgeprägt, sodass rationale Denkprozesse möglich sind. Diese Phase der Furcht half Norbert Probst bei einer unfreiwilligen nächtlichen Höhlenerkundung: „Eigentlich wollte ich nur zwei attraktive Kugelfische am Eingang der Turtle Cavern fotografieren“, berichtet der UW-Fotograf sein Erlebnis in Sipadan/Malaysia. Da er tagsüber keinen Erfolg hatte, ist er abends nochmal zum Eingang getaucht. „Während des Fotografierens bemerkte ich gar nicht, dass ich den Fischen folgte. Als ich zurücktauchen wollte, stieß ich mit der Schädeldecke an eine Wand. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich in die Höhle geraten war. Das wollte ich unter allen Umständen vermeiden! Ich entschied mich für eine Richtung und tauche mit dem Kompass los. Die Pilotlampen meiner Blitze lieferten ausreichend Licht. Ich war öfter in der Höhle und meinte, sie gut zu kennen. Nach wenigen Minuten sah ich die beiden berühmten Schildkrötenskelette. Entsprechend stellte ich meinen Kompass ein und schwamm Richtung des vermuteten Ausgangs. Nach endlos erscheinenden Minuten wurde mein Weg plötzlich von einer Korallenwand gestoppt. Mein Puls und die Atmung beschleunigten sich. Ruhig bleiben! Ich kehrte um. Ich erreichte erneut das Schildkrötengrab. Oh nein! Schon wieder wurde ich von der Wand gestoppt. Mein Finimeter zeigte inzwischen 50 bar! Was tun? Ich versuchte nicht panisch zu werden und orientierte mich an der linken Höhlenwand. Ich erkannte, dass sich die Kammer von oben verjüngt. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Weil ich hoch über dem Grund tauchte, um kein Sediment aufzuwirbeln, stieß ich bei der Suche nach dem Ausgang immer gegen die Wand. Ich ließ mich drei Meter absinken – da war der Höhlenausgang. Als ich am Strand zur Tauchbasis zurücklief, zeigte mein Finimeter 20 bar – das war ein absolutes Horrorerlebnis!“
„Wer niemals Angst hat, sollte nicht tauchen“, weiß Monika Rahimi aus Erfahrung – die Bewältigung von Furcht ist ihre Profession: Ihr Ratgeber „Tauchen ohne Angst“ und die beiden Folgetitel sind Klassiker der UW-Literatur und zeigen, wie Taucher Paniksituationen vermeiden können. „Bei einer Höhlentour in Florida hatten wir auf dem Rückweg eine Gegenströmung. Ich war nicht fit und mir wurde von der Anstrengung immer übler. Wir hatten aber noch 20 Minuten Rückweg zu bewältigen. Da ich als Schlusslicht schwamm, vermied ich es, meine Tauchpartner auf meine Lage aufmerksam zu machen. Es hätte die Gefahr bestanden, dass sie Sediment aufwühlen. Ich habe mich beruhigt, indem ich mir den Atemrhythmus ,Ein-Aus- Stopp!‘ in Gedanken vorgesagt habe. Außerdem war ich mental vorbereitet, was zu tun wäre, wenn ich mich übergeben müsste: Mundstück raus, spucken, Regler rein, Luftdusche drücken. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig eine kontrollierte Atmung beim Tauchen ist“, betont die Autorin.
URZEITLICHER INSTINKT
„Angst hält uns davon ab, sich in Situationen zu begeben, die wir möglicherweise nicht bewältigen könnten“, erläutert Prof. Dr. Muth und verweist auf urzeitliche Mechanismen: „In grauer Vorzeit standen Menschen häufig vor der Frage: Abhauen oder umhauen? Rennen und kämpfen kostet Energie und Sauerstoff, also: schon mal anfangen zu atmen, Druck auf den Kessel bringen (Herz-Kreislaufsystem), schwitzen. Die Pupillen stellen sich weit, um auch von der Seite kommende Gegner zu erkennen. Außerdem muss mit Verletzungen gerechnet werden – praktisch, dass dabei Kortison hilft. Wir bekommen den nötigen Energieschub, erhöhen die Aufmerksamkeit, um die Situation bewältigen zu können.
Wichtig für Taucher: Einer der stärksten Reize, die den Überlebenskampf anregen, ist das Gefühl zu ersticken. „Lange, bevor das Gehirn dies wahrnimmt, registriert das Atemzentrum schon einen Anstieg des CO2-Gehalts im Blut“, macht Muth deutlich. Wie sich das in etwa anfühlt, konnte Guido Wätzig, SSI-Europe-Manager, bei einem Wracktauchgang in Thailand mit Strömung erleben. „Der Leihatemregler war in einem schlechten Zustand. In der Tiefe hatte ich große Probleme, genügend Luft zu bekommen. Das war äußerst unangenehm!“, erinnert sich Wätzig. Wenn ein defekter Atemregler mehr Wasser als Luft liefert ist die Panik schnell da. Diese Kombination hat UW-Fotograf Christian Skauge mit einem heftigen Tiefenrausch in die Bredouille gebracht: „Wir waren in Papua-Neuguinea und wollten in 40 Meter Tiefe nach Hammerhaien tauchen. Während des Tauchgangs bekam ich aber immer schwerer Luft. Irgendwann merkte ich, dass ich ständig Salzwasser einatmete. Mein Puls raste, Panik kündigte sich an. Ich signalisierte dem Diveguide Tauchgangabbruch! Hinterher stellte ich fest, dass ein abgebrochener Venturihebel ein großes Loch in die Zweiten Stufe gerissen hatte. Das eigentliche Problem aber war eine Stickstoffnarkose. Ich war derart betäubt, dass ich glatt den Oktopus vergessen habe. Seit diesem Vorfall weiß ich, wie gefährlich ein Tiefenrausch sein kann“, schildert der Norweger. Luftprobleme hat auch Natascha Schwagerus, Öffentlichkeitsarbeit beim Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), erlebt: „Mulmig war mir bei einem Nachttauchgang mit einem unerfahreneren Buddy. Mein Lungenautomat war defekt und ständig lief mir Wasser in den Mund. Mein Partner bemerkte das Problem nicht und ignorierte meine Lichtzeichen. Horror!“, bringt es die Taucherin auf den Punkt. Schnell handeln musste auch Gernot Hörnle, NAUI-Course-Director, bei einem chaotischen Nachttauchgang: „Nach wenigen Minuten wurde die Rifftour abgebrochen. Beim Auftauchen erkannte ich kurz vor der Wasseroberfläche den Rumpf unseres Bootes – direkt über uns. Da die Crew einfach den Motor laufen ließ, sah ich, dass der Propeller auf uns zu kam. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, meinen Buddy nach unten zu ziehen, als der Propeller knapp über unseren Köpfen rotierte – ein Albtraum!“
GEFÄHRLICHE STRÖMUNG
Generell wird Strömung unterschätzt“, mahnt UW-Fotograf Frank Schneider. „Auf Bali war ich mit meiner Frau mit einem Guide unter Wasser. Als sich ihr Finimeter der 50-bar-Marke näherte, sollte sie gegen unseren Willen auftauchen. Da die Strömung zu den stärksten gehörte, denen ich je begegnet war bekam ich eine Angst, wie ich sie noch nie erlebt habe. Die beiden wurden in kurzer Zeit einen Kilometer weit abgetrieben – die Strömung lief parallel zur Küste. Ich will mir nicht ausmalen, was bei ablandiger Strömung passiert wäre“, sagt Schneider.
DREI PHASEN DER FURCHT
Wie läuft eine normale Angstreaktion ab? „Generell werden drei Phasen der Stressreaktion unterschieden“, informiert Professor Muth: „Als Erstes gibt es die Alarmreaktion: Über die Sinnesorgane wird der Stressreiz an das Zentrale Nervensystem gemeldet. Der Herzschlag wird beschleunigt, Blutdruck und Körpertemperatur sinken. Bei extrem starken Reizen kommt es zu einer Schockreaktion mit Starre. Auch ein Ur-Reiz, denn viele Raubtiere reagieren auf Bewegung. Unter Wasser bewegen sich Taucher keinen Millimeter mehr, wenn ein großer Hai in gleicher Tiefe um die Ecke biegt. In der zweiten Widerstandsphase kommt der Hypothalamus ins Spiel. Dieser entscheidet, ob der Körper in Alarmbereitschaft ist. Erreicht also eine bedrohliche Information diesen Hirnbereich, wird das Programm ,Überleben‘ ausgewählt: Es erfolgt ein Reiz an die Hirnanhangsdrüse, die nun Hormone freisetzt. Die Nebenniere wird zur Abgabe der Flucht-oder-Kampf-Hormone Adrenalin und Noradrenalin sowie zur Produktion von Kortison angeregt. Die Herzfrequenz nimmt zu, der Blutdruck steigt und die Durchblutung wird zugunsten der Muskulatur gedrosselt. Im Magen stellt sich das flaue Gefühl ein, während der Speichelfluss versiegt und die Kaumuskeln verkrampfen. Die Bronchien erweitern sich, die Atmung wird vertieft und beschleunigt. Die Schweißdrüsen arbeiten auf Hochtouren und die Pupillen erweitern sich. Schließlich optimiert sich der Stoffwechsel für die Muskelarbeit: Es kommt zu einer Erhöhung der Blutfett- und Glukosespiegel als schnell verfügbare Energieträger. Als Letztes folgt die Erschöpfungsphase, denn der Körper ist nur begrenzte Zeit in der Lage, die Hochleistung durchzuhalten.
SCHOCK IN DER TIEFE
Für viele Taucher ist die beschriebene Angstreaktion aber auch der gewisse Kick. Das dunkle, enge Wrack, Tauchen mit Haien oder Tiefenjagd: UW-Fotograf Wolfgang Pölzer erinnert sich an einen Tauchgang im Mittelmeer: „Wir wollten einen Sandgrund in 63 Meter Tiefe erreichen. Am Grund angekommen kam in mir ein schwer beschreibbares Gefühl von Benommenheit und einer blitzschnell aufkommenden Panik auf. Ich kann mich gut erinnern, wie ich nach oben geblickt habe und mir der Gedanke durch den Kopf geschossen ist: Das schaffst du nie! Wir haben uns angeschaut und den Daumen hochgehalten. Wir sind viel zu schnell aufgetaucht und konnten uns glücklicherweise im 30-Meter-Bereich einbremsen, um mit zitternden Knien und unter Einhaltung aller Dekostopps sicher nach oben zu kommen“, berichtet Pölzer von einem Gruseltauchgang aus den 90er-Jahren. Auch UW-Fotoexperte Herbert Frei kennt Horrormomente bei Tieftauchgängen: „Einmal war ich mit einem Guide an einem Wrack, das mehr als 50 Meter tief lag. Der Instructor hatte eine Stageflasche dabei. Beim Fotografieren verlor ich ihn aus den Augen, als mein Computer schon weit im roten Bereich war. Da ging mir die Muffe. Was, wenn ich diesen Kerl nicht wiederfinde? Ein Dekounfall wäre sicher gewesen, denn meine Luft hätte nie gereicht. Irgendwann tauchte er unter mir auf. Das war wie Weihnachten und Ostern an einem Tag“, erinnert sich Frei.
WAS TUN BEI ANGST?
Pascal Kolb, DAN-Europe-Manager, hat eine einfache Anti-Angst-Formel gefunden: „Als pragmatischer Mensch erstelle ich eine Risiko-Nutzen-Rechnung. Was lässt mich unwohl fühlen und was steht für mich und für andere auf dem Spiel? Und ich mache mir klar: Jeder kann den Tauchgang zu jeder Zeit, aus welchem Grund auch immer, abbrechen“, sagt Kolb. „Bei aufkommendem Stress gilt für alle Taucher das Gleiche: „anhalten, atmen, nachdenken, atmen – handeln!“, so die Empfehlung des NAUI-Course-Directors Gernot Hörnle. Unwohlsein beim Tauchen bekämpft Herbert Frei mit tiefem Durchatmen, Blick nach oben und zum Buddy: „Dann checke ich Finimeter und Computer. Wenn genügend Reserven vorhanden sind, geht die Angst fix vorbei“, meint Frei. Volkmar Lehnen, VDST-Ausbilder, ergänzt: „Angst ist ja in aller Regel zielbezogen und stützt sich auf Konkretes. Scheibchenweise kann man mit belegbaren Fakten die Furcht vor Unbekanntem abbauen. Thomas Kromps Rezept? Der IAC-Ausbildungsleiter achtet immer auf seine Tagesform: „Wenn ich mich unwohl fühle, gehe ich nicht Tauchen. Vorsichtigen Tauchern empfehle ich, offen darüber zu sprechen, um potenzielle Ängste abzubauen.“ Wolfgang Pölzer kennt unangenehme Momente bei extremer Strömung. „Ich halte mich am Boden fest und versuche, die Atmung zu normalisieren – dann ist alles gut!“
„Angst beim Tauchen kann jeder durch gute Ausbildung und Beherrschung der Fertigkeiten verringern – Fitness, ein guter Buddy sowie zuverlässiges Equipment vorausgesetzt. Das Visualisieren, also das Durchspielen des Tauchgangs, ist eine super Methode, das Stress-Level zu senken,“ empfiehlt PADI-Manager Chris Heitkämper. Worauf sollten ängstliche Taucher achten? „Bereits an Land versuche ich herauszufinden, vor was der Taucher Angst hat“, informiert Dr. Anke Fabian. „Ich nehme sensible Taucher als Buddies zu mir und beobachte genau ihre Körpersprache. Panikstörungen entstehen häufig durch Kontrollverlust. Insofern nehme ich häufiger als sonst Blick- oder Körperkontakt auf“, erläutert die Aqua-med-Ärztin. „Egal ob bei missglückten Versuchen, die Maske auszublasen, falschen Bewegungsabläufen, hohem Luftverbrauch und Missgeschicken. Ich erlebe immer gleiche Verhaltensmuster“, sagt Monika Rahimi und gibt den Tipp: „Wer die Ursache kennt, kann etwas dagegen tun. Jeder sollte wissen, wie unser Gehirn unter Wasser tickt, um sicherer unter Wasser zu sein“, so die Buchautorin.
Michael Krüger
Das Visualisieren des Tauchgangs ist eine gute Anti-Stress-Formel: Dabei spielt man den Tauchgang vorher im Kopf durch, bevor man unter Wasser geht.
Das sollte immer klar sein: Jeder Taucher darf bei Unwohlsein den Tauchgang zu jeder Zeit abbrechen – aus welchem Grund auch immer!
„Nur noch nach oben!“ Unwohlsein unter Wasser kann in unkontrollierte Panik gipfeln.
Tigerhai im Rücken: Solche Momente lassen einigen Tauchern das Blut in den Adern gefrieren.
Angst ist ein
urzeitlicher Mechanismus – eine natürliche und lebenswichtige Reaktion.
Atemkontrolle üben! Mit dem richtigen Rhythmus können Taucher Panikreaktionen vermeiden.
Atemfrequenz, Körpersprache und Augenausdruck sind typische Angst-Indikatoren. Panik ist häufig die Folge von Kontrollverlust.
Jede Sekunde zählt:
Notfallmanagement der Assistance
Ein Tauchunfall auf einer Insel fernab der Zivilisation ist ein echter Alptraum. Wie wichtig es ist, schnell zu reagieren und die Hotlines der Assistancen zu kontaktieren, zeigen die Fallbeispiele von DAN und Aqua med: TAUCHEN durchleuchtet das Notfallmanagement der Tauchversicherungen.
VON MICHAEL KRÜGER
Deko-Unfälle und Barotraumen passieren schneller, als es die meisten Taucher wahrhaben wollen: Viele reizen im Tauchurlaub die Limits in puncto Tiefe, Restnullzeit und Wiederholungstauchgängen aus und ignorieren erste Anzeichen einer Dekompressionskrankheit. „Wichtig sind die Sofortmaßnahmen wie die sofortige Gabe von normobarem Sauerstoff und das Absetzen eines Notrufs“, erklärt Pascal Kolb, DAN-Europe.
Ist es übervorsichtig, bei kleinen Unfällen die Tauchärzte von DAN oder Aqua med zu behelligen? „Taucher und Buddys sollten bei Problemen keine Hemmungen haben, die Assistance anzurufen“, sagt Kathrin Brendel, Leiterin Marketing und Vertrieb bei Aqua med. Denn hier seien rund um die Uhr Profis an der Leitung.
Wie schnell reagiert die Assistance überhaupt, wenn ein Notruf in der Zentrale eingeht? Der Tauchunfall auf einer Insel fernab der Zivilisation kann nicht nur gesundheitlich gefährlich werden, sondern auch zum finanziellen Fiasko werden: „Die gesetzliche Krankenversicherung deckt im Grunde genommen keine Tauchunfallbehandlung in der Druckkammer ab“, erläutert Dr. Ulrich van Laak, DAN Europe. Es gebe Ausnahmen, aber sich darauf zu verlassen, funktioniert in Deutschland nur selten, nie im Ausland: „Es kann privat sehr teuer werden, wenn es nicht zu einer Druckkammerbehandlung kommt“, so van Laak (siehe S. 100). „Der schwere Tauchunfall von Sabine M. auf den Malediven (siehe S. 108) zeigt, dass die Beratungsfunktion auch über das normale Maß hinausgehen und sich bis zur Genesung der Patienten fortsetzen kann,“ so Dr. Anke Fabian, Aqua med.
Bei den Fällen von DAN und Aqua med zeigt sich deutlich, dass die Assistance nicht nur rund um die Uhr für die Taucher als Ratgeber supportet, sondern die Notärzte mit tauchmedizinischem Fachwissen entscheidend helfen.
DAN: Tauchunfall von Thomas F. AUF AloR/Indonesien
Alor, Indonesien, 9:15 Uhr. Thomas F. (Name v. d. Red. geändert), 33-jähriger, erfahrener Tauchlehrer, macht morgens mit einer Gruppe einen Tauchgang auf 38 Meter mit komprimierter Luft als Atemgas. Eine plötzlich eintretende Abwärtsströmung reißt die Taucher auf 49 Meter Tiefe. Nach einer Weile können die Taucher die Situation wieder kontrollieren und beginnen mit dem Aufstieg. Der Tauchcomputer zeigt eine Minute Dekostopp, die auf 15 Metern eingehalten werden. Vor dem Auftauchen werden zehn Minuten Dekozeit fällig. Direkt nach dem Auftauchen fühlt sich der Taucher nicht wohl.
Eine dreiviertel Stunde später, zurück in der Basis, werden die Symptome immer schlimmer: Unwohlsein, Gleichgewichtsprobleme, Erbrechen. Er kann nicht mehr sicher stehen und gehen. Klare Sache: ein echter Tauchunfall.
Ablauf der Hilfsmaßnahmen
Unter sofortiger Gabe von Sauerstoff wird der Transport mit dem Tauchboot zum lokalen Krankenhaus auf Alor eingeleitet. Das Problem: Die Insel liegt am südöstlichen Ende von Indonesien, etwa 1000 Kilometer von Bali oder Darwin (Australien) entfernt. Bis zur nächstgrößeren medizinischen Einrichtung in Makassar auf Sulawesi sind es 800 Kilometer!
Erst sechs Stunden nach dem Tauchgang kontaktiert der verunfallte Taucher erstmalig die DAN-Europe-Alarmzentrale vom Krankenhaus aus. Thomas hat durchgängig normobaren Sauerstoff geatmet. Der medizinische Bericht des Krankenhauses beschreibt bei Aufnahme eine leichte Unterkühlung mit 36 Grad Körperkerntemperatur und starkem Kältezittern. Er hat einen deutlich zu niedrigen Blutdruck, was als beginnender Schock interpretiert wurde. Neben der Sauerstoff-Atmung wurde intravenös Flüssigkeit zugeführt und weiteres Auskühlen durch Decken entgegengewirkt. Die Alarmzentrale erfragt einen genaueren medizinischen Bericht einschließlich Neurocheck durch einen Arzt vor Ort. Eine Stunde vergeht ohne Antwort. Während dieser Zeit wurde der Patient weiterhin von DAN kontaktet. Thomas berichtet, dass bislang vor Ort keine Untersuchungen gemacht wurden. Es fällt ihm schwer, die Augen aufzuhalten und er beklagt sich über starke Gleichgewichtsprobleme. Eine weitere Stunde später schaltet sich der DAN-Europe-Chief- Medical-Officer ein. Er betont die Dringlichkeit. Nach einer detaillierteren medizinischen Diagnose mit Neurocheck sorgt er für die Stabilisierung des Patienten vor Ort. Er beauftragt parallel die Alarmzentrale damit, medizinisch mögliche Evakuierungsarten zu finden. Elf Stunden nach dem Tauchunfall treffen endlich über Fax Details ein, die der Patient zur Verfügung stellt – der medizinische Befund mit Neurocheck fehlt weiterhin.
13 Stunden nach dem Tauch-unfall: Der Medical Director von DAN wird eingeschaltet, um vor Ort logistische Hilfestellung durch Orts- und Dienstleisterkenntnisse zu geben. Frühere Evakuierungen bei vergleichbar entlegenen Unfallorten liefen über eine Flugrettungsfirma in Singapur. Es wird eine Verlegung nach Darwin, Australien oder nach Singapur erwogen, wo entsprechende Druckkammerzentren zur Verfügung stehen. Die möglichen Flugrettungsfirmen sind kontaktiert, um die Verfügbarkeit eines Flugzeugs für diesen Zeitpunkt samt Angebot abzufragen. Der Patient wird nun regelmäßig von der Zentrale trotz unverändertem Beschwerdebild kontaktiert. Es wird organisiert, dass ihm seine persönlichen Sachen und sein Reisepass zugeführt werden. Als Begleitung steht seine Freundin vor Ort zur Verfügung. 18 Stunden später: Wegen der kürzeren Flugstrecke und der rascheren Verfügbarkeits eines Flugzeugs wird die Verlegung in geringer Flughöhe auf 1000 Kilometer Höhe nach Bali angedacht.
Auch knapp einen Tag nach dem Unfall bleibt die Kommunikation mit dem Krankenhaus vor Ort problematisch. 26 Stunden nach dem Unfall: Die Angebote der Flugretter treffen ein. Der Transport von Alor Island über Ost-Timor nach Singapur wird inklusive medizinischem Personal, Ausrüstung und erforderlichen Bodentransporten mit 51 000 Euro kalkuliert; für den Transport nach Bali fallen 32 000 Euro an.
Kosten und der Nutzen im Sinne des Patienten werden abgewogen: Die Flugzeit nach Bali ist wesentlich kürzer, das Flugzeug könnte dort am nächsten Tag gegen Mittag Ortszeit landen. Dem Patienten geht es unverändert schlecht – die Alarmzentrale ruft in regelmäßigen Abständen an. 57 Stunden sind mittlerweile seit dem Deko-Unfall vergangen. Bei der Ankunft des Patienten im Hospital in Bali ist es schließlich 19 Uhr Ortszeit. Das Protokoll des Hospitals sieht zunächst eine internistische und neurologische Untersuchung vor. Die Druckkammerbehandlung wird deswegen erst am nächsten Morgen beginnen. Der Patient wird für die Nacht im internationalen Teil des Krankenhauses untergebracht. Die Diagnose lautet auf neurologische Dekompressionskrankheit. Das Krankenhaus verlangt vom Patienten eine Aufnahmegebühr von 400 Euro. Die Alarmzentrale interveniert, weil längst eine Kostenübernahmeerklärung (Guarantee of Payment, GOP) vorliegt. Trotzdem werden dem Patienten für die Aufnahme ins Krankenhaus sofort Kosten von seiner Kreditkarte abgebucht. Über den DAN-Europe-Case- Manager, der eine Kreditkarte für solche Fälle bereit hält, erfolgt der sofortige Ausgleich.
Unzählige Telefonate folgen. Die sehr besorgte Freundin des Patienten wird vom Medical Director beruhigt und auf dem Laufenden gehalten. 70 Stunden nach dem Unfall: Der Taucherarzt vor Ort berichtet der Zentrale, dass es dem Patienten deutlich besser geht: Er kann aufstehen und laufen. Die Spätbehandlung in der Druckkammer mit einer US- Navy-Tabelle 6 beginnt.
Die Behandlungskosten liegen bei 5 000 US-Dollar. Sie werden dem Krankenhaus direkt über DAN vergütet.
Drei Tage nach dem Tauchunfall: Unter der Druckkammerbehandlung sind Restbeschwerden deutlich rückläufig. Der Patient fühlt sich nur noch geschafft. Er erhält für mindestens drei Tage Flugverbot, soll viel trinken, heiße Bäder, Sauna sowie Alkohol für die nächsten sieben Tage meiden. Er darf für mindestens vier Wochen nicht tauchen und soll nach zwei Wochen erneut von einem Tauchmediziner untersucht werden. Drei Tage später wird dem Patienten ein „Fit-to-fly”- Zertifikat ausgestellt, woraufhin er den Heimflug antreten kann. Nach zwei Wochen findet die tauchmedizinische Kontrolluntersuchung statt. Der Patient ist wohlauf, es wird jedoch eine Untersuchung auf ein offenes Foramen ovale (PFO) empfohlen. Weitere durch den Tauchunfall verursachte und verauslagte Reisekosten des Patienten und die Nachuntersuchung belaufen sich auf knapp 1000 Euro, die von DAN Europe an den Patienten überwiesen werden. Die Untersuchung auf ein PFO ergibt sechs Wochen später einen Rechts-Links-Shunt, der sich unter Belastung (Valsalva und Bauchpressen) verstärkt.
Bewertung des Falles
Bei einem erfahrenen Tauchlehrer, der allein in den acht Monaten zuvor 450 völlig unauffällige Tauchgänge absolviert hat, ist es im Rahmen eines unerwarteten Ereignisses zu einer neurologischen Dekompressionskrankheit gekommen. Das relativ heftige Auftreten der ersten Symptome ließ nichts Gutes erwarten. Leider befand sich der Tauchlehrer mit seiner Gruppe weit abseits jeder höherwertigen medizinischen und vor allem jeder tauchmedizinischen Infrastruktur. Bei der Erstversorgung im lokalen Krankenhaus wurde die Bedeutung einer möglichen Unterkühlung sicher überbewertet. Unterbewertet wurde die anfänglich eindeutig vorliegende, sich verschlechternde Dekompressionskrankheit mit beginnender Schocksymptomatik. Durch konsequente normobare Sauerstoffatmung über mehrere Stunden und Aufwässerung ist es gelungen, die fortschreitende Entwicklung einzudämmen: günstigere Voraussetzungen für den erforderlichen langen Transport zum Druckkammerzentrum. Um dies zu bewerkstelligen, war seitens der DAN- Europe-Alarmzentrale, die erst sechs Stunden nach den ersten Symptomen eingeschaltet worden ist, ein Maximum an Koordinationstalent gefragt. Erst drei Tage nach dem Unfall konnte eine einmalige Druckkammerbehandlung den erfreulich guten Gesamtausgang festigen.
Dieser Fall zeigt deutlich, dass Taucher, die in weit abgelegenen Gebieten unterwegs sind, besonders aufmerksam agieren sollten. Anspruchsvolle Tauchgänge müssen sehr genau geplant werden. Dabei gilt es, die eingeschränkte Infrastruktur und das mögliche Notfallmanagement gut zu analysieren und mögliche Defizite zu akzeptieren. Von entscheidender Bedeutung ist die verzugslose Information der zuständigen tauchmedizinischen Assistance. Dabei geht es weniger um Versicherung, sondern vielmehr um die Durchschlagskraft einer weltumspannenden Tauch-sicherheitsorganisation.
Bei Verzug muss die Notfallbehandlung mit normobarem Sauerstoff zügig und anhaltend eingeleitet werden. Tauchunfallmanagement „out of area“ setzt voraus, dass ein leistungsfähiges lokales Netzwerk etabliert ist, das auch bei eingeschränkten personellen oder materiellen Ressourcen das bestmögliche Tauchunfallmanagement ermöglicht. Ziel ist es, so direkt wie möglich mit dem Ärzteteam vor Ort zusammenzuarbeiten.
Aqua med: Tauchunfall von Sabine M, Kanu huraa, Malediven
Malediven, Kanu Huraa, 8:45 Uhr. Sabine M., eine erfahrene 36-jährige Taucherin mit mehr als 200 Tauchgängen aus der Nähe von München, genießt ihren Urlaub zusammen mit ihrem Ehemann. Eine zehntägige Tauchsafari ist geplant.
Sabine macht drei Tauchgänge pro Tag. Doch sie fühlt sich nach und nach zunehmend müder und entdeckt nach einem unauffälligen Tauchgang seltsame Flecken auf ihrem Körper, denen sie aber keine große Beachtung beimisst. Auch die sogenannten „Taucherflöhe“ erkennt Sabine nicht als solche und macht sich weiter keine Gedanken. Am dritten Tag und dem dritten Tauchgang (auf rund 30 Meter Tiefe mit Nitrox) passiert es: Als Sabine nach dem Tauchgang mit dem Dhoni wieder zurück zum Safari-boot fährt, bekommt sie einen starken Krampfanfall und wird bewusstlos. Die Haut zeigt deutliche Anzeichen einer DCS (Cutis marmorata = fleckige, marmoriert aussehende Haut), was einen Tauchunfall immer wahrscheinlicher erscheinen lässt. Sabines rechte Körperhälfte ist gelähmt, sodass auch ein Schlaganfall nicht komplett ausgeschlossen werden kann.
Was ist zu tun? Sabines Bekannte sowie die Crew leisten Erste Hilfe und verabreichen Sauerstoff. Keiner weiß, was passiert ist, denn es scheint ein unauffälliger Tauchgang ohne besondere Vorkommnisse gewesen zu sein. Das Boot macht sich umgehend auf den Weg zur Insel. Sabine erleidet erneut einen Krampfanfall.
Jetzt wird endlich bei Aqua med ein Notruf abgesetzt – zunächst an die Rettungskräfte auf dem Malediven-Atoll.
Der Anruf der Notrufhotline geht durch den behandelnden Arzt vom Inselkrankenhaus ein. Er berichtet dem Arzt, dass sich die Patientin in einem sehr schlechten Zustand befände. Nun wird über das weitere Vorgehen abgestimmt. Nach der Schilderung der Symptome instruiert der Aqua-med-Arzt die Verlegung in ein anderes Krankenhaus.
Mit dem Wasserflugzeug wird Sabine auf „Sea-Level“ in ein Hospital auf der Hauptinsel Male gebracht – dabei ist das Flugzeug mit niedriger Flughöhe unterwegs, um weitere Stickstoff-Ausperlungen zu vermeiden. Um eine Hirnblutung mittels CT auszuschließen, soll sie umgehend in eine Druckkammer gebracht werden. Insbesondere bei einer Diagnose per Telefon ist es wichtig, einen erfahrenen Tauchmediziner am anderen Ende der Leitung zu haben. Gemeinsam wird entschieden, Sabine unter anästhesiologischer Begleitung und Sedierung, zusammen mit ihrem Ehemann umgehend zur Behandlung in die Druckkammer zu bringen. Die Entscheidung fällt für eine Tabelle 6 (fünf Stunden mit 18 Metern) mit Verlängerungen für insgesamt acht Stunden. Sabine wird nach der Druckkammerbehandlung auf die Intensivstation verlegt. Da Sabines Ehemann kein Englisch spricht, übernimmt der Aqua-med-Arzt an der Hotline alle weiteren Abstimmungen mit den behandelnden Ärzten vor Ort. Neben der akuten Behandlung gilt es jetzt, den Rücktransport nach Deutschland zu planen und die bereits angefallenen hohen Kosten zu begleichen. Die Hotline ist in Hochbetrieb. Das Büro in Bremen wird hinzugeschaltet und alle Hebel in Bewegung gesetzt – das Notfallmanagement ist in vollem Gange. Ein Ambulanzflieger von der Insel mit dem Ziel München wird organisiert und Sabine unter ärztlicher Begleitung auf den Heimtransport vorbereitet. Durch die Druckkammerbehandlungen ist der Stickstoff aus Sabines Körper weitestgehend abgebaut, auch wenn sie sowohl sensorisch als auch motorisch noch extrem stark eingeschränkt ist. Doch bereits vor dem Flug hat sich die Lähmung des rechten Armes gebessert. Der Weitertransport vom Flughafen in die Klinik wird von Aqua med organisiert sowie die Übermittlung der notwendigen medizinischen Berichte zur Weiterbehandlung in der deutschen Klinik. Gleich nach der Landung wird Sabine in eine neurologische Fachklinik gebracht. Nach 14 Tagen kann sie das Krankenhaus verlassen. In der folgenden Reha-Behandlung übt Sabine wieder zu gehen und Dinge des alltäglichen Lebens zu lernen. Die Ärzte bescheinigen Sabine große Fortschritte, sie kämpft sich zurück ins Leben.
Dass die Genesung so gut vorangeht, grenzt nahezu an ein Wunder, denn die Ärzte im Krankenhaus stellen bei Sabine in der bildgebenden Diagnostik über 50 sogenannte „Weiße Läsionen“ sowie ein PFO (persistierendes foramen ovale) fest. Zu diesem Zeitpunkt sind die Aqua-med-Ärzte auf Wunsch von Sabine immer noch beratend in die Behandlung involviert. Nach weiteren fünf Wochen wird Sabine dann aus der Reha entlassen und kann nach Hause. In der ambulanten Rehabilitationsbehandlung macht sie gute Fortschritte und wird bald ihre Arbeit aufnehmen können – alles nochmal gut gegangen!
Michael Krüger
Bei Symptomen einer Deko-Krankheit immer sofort normobaren Sauerstoff reichen. Die Buddys sollten nie zögern, einen Notruf bei der Assistance abzusetzen!
„Druckkammer und Transport sind teuer“
INTERVIEW MIT DR. ULRICH VAN LAAK, DAN-EUROPE
Wo sind die Grenzen der Krankenversicherung?
Wenn ein Tauchunfall im Ausland passiert, versagt häufig die Kostenerstattung der Krankenversicherung. Dadurch kommt es zu massivem Zeitverlust und ein Tauchunfallmanagement ist nicht mehr möglich. Genau das ist die Domäne von Tauchunfall-Spezialversicherungen mit ihren Hotlines. Damit sind Unfälle immer rundum abgesichert und die Kostenübernahme wird unmittelbar geklärt. Selbst, wenn es aus logistischen Gründen einmal ziemlich lange dauern kann, wie unser Fall mehr als deutlich zeigt.
Was kostet eine Druckkammerbehandlung?
Tauchunfälle erfordern unmittelbar sehr aufwändige Maßnahmen. Die werden nirgendwo auf der Welt einfach so aus dem Hut gezaubert. Damit eine Druckkammer eingesetzt werden kann, fallen je nach Aufstellungsort erhebliche Vorhaltungskosten an. Es gibt Tauchdestinationen mit nur einer Notfalldruckkammer, die nur sehr selten benötigt wird. Dadurch können dann auch mal 15 000 Euro und mehr für die erste Behandlung eines schweren Tauchunfalls möglich sein. In Deutschland kann von einem Drittel dieser Kosten ausgegangen werden.
Bei diesem Fall sind ja fast 50 000 Euro zusammengekommen …
Wie schon gesagt, ist die Druckkammerbehandlung kostenintensiv. Dazu kommt der notwendige Transport – bei abgelegenen Tauchgebieten wird das natürlich teuer. Oft besteht kein zeitlicher Spielraum, auf mögliche verfügbare Kapazitäten einer ansonsten leer fliegenden Rettungsflugwacht zu warten. Also zwingt der schwere Tauchunfall zum unmittelbaren Leerflug und zum sofortigen Weiterflug zur Behandlungseinrichtung. Es kann vorkommen, dass das fliegerische und medizinische Personal nach Erreichen der maximalen Schichtzeiten getauscht werden muss. Dann kann ein Learjet-Transport auch schon mal sechsstellige Eurosummen erreichen!
Was kostet einen Urlaubstaucher die DAN-Versicherung?
DAN Europe startet mit rund 63 Euro für die Individualversicherung. Eine bis zu vierköpfige Familie ist mit 96 Euro dabei, Laufzeit jeweils 365 Tage.
Ist der Taucher dann weltweit abgesichert?
Ja! Die Versicherung deckt sämtliche Tauchunfälle auf der ganzen Welt ab.
„Direktkontakt zu unseren Tauchärzten!“
INTERVIEW MKT KATHRIN BRENDEL, AQUA MED
Wie wichtig ist eine spezielle Tauchversicherung?
Tauchunfälle und die Kosten einer Behandlung in einer ambulanten Druckkammer werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Hier springt die in der dive card enthaltene Tauchunfallversicherung ein. Gerade bei Druckkammertherapien und Ambulanzflügen können sich schnell fünfstellige Beträge summieren. In Sabines Fall erfolgte die Abwicklung der Kosten über Aqua med. Nach Erhalt eines medizinischen Berichts und eines Kostenvoranschlags hat die Assistance-Abteilung Kostenübernahmeerklärungen versandt. Nach Eingang und Prüfung der Rechnungen wurden diese dann direkt abgerechnet.
Wie schnell ist die Hilfe da?
Das kommt auf das Tauchgebiet und auf die Infrastruktur an. Die Aqua-med-Ärzte arbeiten mit eigens für Notfälle erstellten Set-Cards der verschiedenen Tauchgebiete. Hier sind die nächsten Flughäfen, Krankenhäuser, Druckkammern aufgeführt. Das erleichtert die Organisation und den Ablauf. Zudem haben wir in unserem Medical Board sogenannte Regional Manager, die sich mit den Gegebenheiten in den weltweiten Tauchgebieten bestens auskennen. Unsere Ärztin Dr. Anke Fabian ist als Kooperationsärztin vom Auswärtigen Amt der Deutschen Botschaft in Kairo einberufen worden. Zudem haben wir weltweit Verträge mit medizinischen Dienstleistern vor Ort, die eine Unterstützung im Notfall ermöglichen.
Wie funktioniert das Notfallmanagement?
Die Aqua-med-Notrufhotline ist 24 Stunden am Tag – 365 Tage im Jahr besetzt. Der Anrufer wird nicht über den Umweg eines Call-Centers weitergeleitet, sondern hat direkt einen Arzt am Telefon! Dadurch können im Notfall medizinische Anweisungen gegeben werden. Die Aqua- med-Datenbank steht unseren Ärzten jederzeit und überall zur Verfügung. Hier wird der gesamte Ablauf detailliert dokumentiert. So ist ein lückenloses Notfallmanagement möglich.
Wie läuft die Rettungskette normalerweise ab?
Aqua med arbeitet eng mit Krankenhäusern und Druckkammern weltweit zusammen, um die best- und schnellstmögliche Behandlung zu ermöglichen. Über Untersuchungen in Spezial-Krankenhäusern kann eine Diagnose und somit eine entsprechende Weiterbehandlung initiiert werden.
Was kostet die Aqua-med- Versicherung?
Die Dive Card basic für Sporttaucher kostet 45 Euro pro Jahr.
DAN
Das Divers Alert Network (DAN) Europe ist eine international tätige, nicht-kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung, die sich der Sicherheit und Gesundheit von Tauchern verschrieben hat. DAN ist keine Versicherung, sondern die weltweit größte Tauchsicherheitsorganisation, die in ihrer Mitgliedschaft auch spezielle Versicherungspläne beinhaltet. DAN investiert viel in die Unfall-Forschung und Verhütung.
DAN-Hotline, international: Tel. +39/06/42 11 86 85, www.daneurope.org
AQUA MED
Ist eine Marke der Medical Helpline Worldwide. Die MHW ist eine international tätige, medizinische Notrufzentrale, die mit Schwerpunkt Tauch- und Notfallmedizin weltweit Hilfe bietet. Aqua med selbst ist eine medizinische Assistance und keine Versicherung. Die Not- und Taucherärzte stehen an der Telefon-Hotline rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung: Von der tauch- und reisemedizinischen Beratung bis hin zum professionellen Notfallmanagement.
Taucherhotline Aqua med: Tel. +49/700 348 354 63, www.aqua-med.eu
Notfallmanagement der Assistance
Ein Tauchunfall auf einer Insel fernab der Zivilisation ist ein echter Alptraum. Wie wichtig es ist, schnell zu reagieren und die Hotlines der Assistancen zu kontaktieren, zeigen die Fallbeispiele von DAN und Aqua med: TAUCHEN durchleuchtet das Notfallmanagement der Tauchversicherungen.
VON MICHAEL KRÜGER
Deko-Unfälle und Barotraumen passieren schneller, als es die meisten Taucher wahrhaben wollen: Viele reizen im Tauchurlaub die Limits in puncto Tiefe, Restnullzeit und Wiederholungstauchgängen aus und ignorieren erste Anzeichen einer Dekompressionskrankheit. „Wichtig sind die Sofortmaßnahmen wie die sofortige Gabe von normobarem Sauerstoff und das Absetzen eines Notrufs“, erklärt Pascal Kolb, DAN-Europe.
Ist es übervorsichtig, bei kleinen Unfällen die Tauchärzte von DAN oder Aqua med zu behelligen? „Taucher und Buddys sollten bei Problemen keine Hemmungen haben, die Assistance anzurufen“, sagt Kathrin Brendel, Leiterin Marketing und Vertrieb bei Aqua med. Denn hier seien rund um die Uhr Profis an der Leitung.
Wie schnell reagiert die Assistance überhaupt, wenn ein Notruf in der Zentrale eingeht? Der Tauchunfall auf einer Insel fernab der Zivilisation kann nicht nur gesundheitlich gefährlich werden, sondern auch zum finanziellen Fiasko werden: „Die gesetzliche Krankenversicherung deckt im Grunde genommen keine Tauchunfallbehandlung in der Druckkammer ab“, erläutert Dr. Ulrich van Laak, DAN Europe. Es gebe Ausnahmen, aber sich darauf zu verlassen, funktioniert in Deutschland nur selten, nie im Ausland: „Es kann privat sehr teuer werden, wenn es nicht zu einer Druckkammerbehandlung kommt“, so van Laak (siehe S. 100). „Der schwere Tauchunfall von Sabine M. auf den Malediven (siehe S. 108) zeigt, dass die Beratungsfunktion auch über das normale Maß hinausgehen und sich bis zur Genesung der Patienten fortsetzen kann,“ so Dr. Anke Fabian, Aqua med.
Bei den Fällen von DAN und Aqua med zeigt sich deutlich, dass die Assistance nicht nur rund um die Uhr für die Taucher als Ratgeber supportet, sondern die Notärzte mit tauchmedizinischem Fachwissen entscheidend helfen.
DAN: Tauchunfall von Thomas F. AUF AloR/Indonesien
Alor, Indonesien, 9:15 Uhr. Thomas F. (Name v. d. Red. geändert), 33-jähriger, erfahrener Tauchlehrer, macht morgens mit einer Gruppe einen Tauchgang auf 38 Meter mit komprimierter Luft als Atemgas. Eine plötzlich eintretende Abwärtsströmung reißt die Taucher auf 49 Meter Tiefe. Nach einer Weile können die Taucher die Situation wieder kontrollieren und beginnen mit dem Aufstieg. Der Tauchcomputer zeigt eine Minute Dekostopp, die auf 15 Metern eingehalten werden. Vor dem Auftauchen werden zehn Minuten Dekozeit fällig. Direkt nach dem Auftauchen fühlt sich der Taucher nicht wohl.
Eine dreiviertel Stunde später, zurück in der Basis, werden die Symptome immer schlimmer: Unwohlsein, Gleichgewichtsprobleme, Erbrechen. Er kann nicht mehr sicher stehen und gehen. Klare Sache: ein echter Tauchunfall.
Ablauf der Hilfsmaßnahmen
Unter sofortiger Gabe von Sauerstoff wird der Transport mit dem Tauchboot zum lokalen Krankenhaus auf Alor eingeleitet. Das Problem: Die Insel liegt am südöstlichen Ende von Indonesien, etwa 1000 Kilometer von Bali oder Darwin (Australien) entfernt. Bis zur nächstgrößeren medizinischen Einrichtung in Makassar auf Sulawesi sind es 800 Kilometer!
Erst sechs Stunden nach dem Tauchgang kontaktiert der verunfallte Taucher erstmalig die DAN-Europe-Alarmzentrale vom Krankenhaus aus. Thomas hat durchgängig normobaren Sauerstoff geatmet. Der medizinische Bericht des Krankenhauses beschreibt bei Aufnahme eine leichte Unterkühlung mit 36 Grad Körperkerntemperatur und starkem Kältezittern. Er hat einen deutlich zu niedrigen Blutdruck, was als beginnender Schock interpretiert wurde. Neben der Sauerstoff-Atmung wurde intravenös Flüssigkeit zugeführt und weiteres Auskühlen durch Decken entgegengewirkt. Die Alarmzentrale erfragt einen genaueren medizinischen Bericht einschließlich Neurocheck durch einen Arzt vor Ort. Eine Stunde vergeht ohne Antwort. Während dieser Zeit wurde der Patient weiterhin von DAN kontaktet. Thomas berichtet, dass bislang vor Ort keine Untersuchungen gemacht wurden. Es fällt ihm schwer, die Augen aufzuhalten und er beklagt sich über starke Gleichgewichtsprobleme. Eine weitere Stunde später schaltet sich der DAN-Europe-Chief- Medical-Officer ein. Er betont die Dringlichkeit. Nach einer detaillierteren medizinischen Diagnose mit Neurocheck sorgt er für die Stabilisierung des Patienten vor Ort. Er beauftragt parallel die Alarmzentrale damit, medizinisch mögliche Evakuierungsarten zu finden. Elf Stunden nach dem Tauchunfall treffen endlich über Fax Details ein, die der Patient zur Verfügung stellt – der medizinische Befund mit Neurocheck fehlt weiterhin.
13 Stunden nach dem Tauch-unfall: Der Medical Director von DAN wird eingeschaltet, um vor Ort logistische Hilfestellung durch Orts- und Dienstleisterkenntnisse zu geben. Frühere Evakuierungen bei vergleichbar entlegenen Unfallorten liefen über eine Flugrettungsfirma in Singapur. Es wird eine Verlegung nach Darwin, Australien oder nach Singapur erwogen, wo entsprechende Druckkammerzentren zur Verfügung stehen. Die möglichen Flugrettungsfirmen sind kontaktiert, um die Verfügbarkeit eines Flugzeugs für diesen Zeitpunkt samt Angebot abzufragen. Der Patient wird nun regelmäßig von der Zentrale trotz unverändertem Beschwerdebild kontaktiert. Es wird organisiert, dass ihm seine persönlichen Sachen und sein Reisepass zugeführt werden. Als Begleitung steht seine Freundin vor Ort zur Verfügung. 18 Stunden später: Wegen der kürzeren Flugstrecke und der rascheren Verfügbarkeits eines Flugzeugs wird die Verlegung in geringer Flughöhe auf 1000 Kilometer Höhe nach Bali angedacht.
Auch knapp einen Tag nach dem Unfall bleibt die Kommunikation mit dem Krankenhaus vor Ort problematisch. 26 Stunden nach dem Unfall: Die Angebote der Flugretter treffen ein. Der Transport von Alor Island über Ost-Timor nach Singapur wird inklusive medizinischem Personal, Ausrüstung und erforderlichen Bodentransporten mit 51 000 Euro kalkuliert; für den Transport nach Bali fallen 32 000 Euro an.
Kosten und der Nutzen im Sinne des Patienten werden abgewogen: Die Flugzeit nach Bali ist wesentlich kürzer, das Flugzeug könnte dort am nächsten Tag gegen Mittag Ortszeit landen. Dem Patienten geht es unverändert schlecht – die Alarmzentrale ruft in regelmäßigen Abständen an. 57 Stunden sind mittlerweile seit dem Deko-Unfall vergangen. Bei der Ankunft des Patienten im Hospital in Bali ist es schließlich 19 Uhr Ortszeit. Das Protokoll des Hospitals sieht zunächst eine internistische und neurologische Untersuchung vor. Die Druckkammerbehandlung wird deswegen erst am nächsten Morgen beginnen. Der Patient wird für die Nacht im internationalen Teil des Krankenhauses untergebracht. Die Diagnose lautet auf neurologische Dekompressionskrankheit. Das Krankenhaus verlangt vom Patienten eine Aufnahmegebühr von 400 Euro. Die Alarmzentrale interveniert, weil längst eine Kostenübernahmeerklärung (Guarantee of Payment, GOP) vorliegt. Trotzdem werden dem Patienten für die Aufnahme ins Krankenhaus sofort Kosten von seiner Kreditkarte abgebucht. Über den DAN-Europe-Case- Manager, der eine Kreditkarte für solche Fälle bereit hält, erfolgt der sofortige Ausgleich.
Unzählige Telefonate folgen. Die sehr besorgte Freundin des Patienten wird vom Medical Director beruhigt und auf dem Laufenden gehalten. 70 Stunden nach dem Unfall: Der Taucherarzt vor Ort berichtet der Zentrale, dass es dem Patienten deutlich besser geht: Er kann aufstehen und laufen. Die Spätbehandlung in der Druckkammer mit einer US- Navy-Tabelle 6 beginnt.
Die Behandlungskosten liegen bei 5 000 US-Dollar. Sie werden dem Krankenhaus direkt über DAN vergütet.
Drei Tage nach dem Tauchunfall: Unter der Druckkammerbehandlung sind Restbeschwerden deutlich rückläufig. Der Patient fühlt sich nur noch geschafft. Er erhält für mindestens drei Tage Flugverbot, soll viel trinken, heiße Bäder, Sauna sowie Alkohol für die nächsten sieben Tage meiden. Er darf für mindestens vier Wochen nicht tauchen und soll nach zwei Wochen erneut von einem Tauchmediziner untersucht werden. Drei Tage später wird dem Patienten ein „Fit-to-fly”- Zertifikat ausgestellt, woraufhin er den Heimflug antreten kann. Nach zwei Wochen findet die tauchmedizinische Kontrolluntersuchung statt. Der Patient ist wohlauf, es wird jedoch eine Untersuchung auf ein offenes Foramen ovale (PFO) empfohlen. Weitere durch den Tauchunfall verursachte und verauslagte Reisekosten des Patienten und die Nachuntersuchung belaufen sich auf knapp 1000 Euro, die von DAN Europe an den Patienten überwiesen werden. Die Untersuchung auf ein PFO ergibt sechs Wochen später einen Rechts-Links-Shunt, der sich unter Belastung (Valsalva und Bauchpressen) verstärkt.
Bewertung des Falles
Bei einem erfahrenen Tauchlehrer, der allein in den acht Monaten zuvor 450 völlig unauffällige Tauchgänge absolviert hat, ist es im Rahmen eines unerwarteten Ereignisses zu einer neurologischen Dekompressionskrankheit gekommen. Das relativ heftige Auftreten der ersten Symptome ließ nichts Gutes erwarten. Leider befand sich der Tauchlehrer mit seiner Gruppe weit abseits jeder höherwertigen medizinischen und vor allem jeder tauchmedizinischen Infrastruktur. Bei der Erstversorgung im lokalen Krankenhaus wurde die Bedeutung einer möglichen Unterkühlung sicher überbewertet. Unterbewertet wurde die anfänglich eindeutig vorliegende, sich verschlechternde Dekompressionskrankheit mit beginnender Schocksymptomatik. Durch konsequente normobare Sauerstoffatmung über mehrere Stunden und Aufwässerung ist es gelungen, die fortschreitende Entwicklung einzudämmen: günstigere Voraussetzungen für den erforderlichen langen Transport zum Druckkammerzentrum. Um dies zu bewerkstelligen, war seitens der DAN- Europe-Alarmzentrale, die erst sechs Stunden nach den ersten Symptomen eingeschaltet worden ist, ein Maximum an Koordinationstalent gefragt. Erst drei Tage nach dem Unfall konnte eine einmalige Druckkammerbehandlung den erfreulich guten Gesamtausgang festigen.
Dieser Fall zeigt deutlich, dass Taucher, die in weit abgelegenen Gebieten unterwegs sind, besonders aufmerksam agieren sollten. Anspruchsvolle Tauchgänge müssen sehr genau geplant werden. Dabei gilt es, die eingeschränkte Infrastruktur und das mögliche Notfallmanagement gut zu analysieren und mögliche Defizite zu akzeptieren. Von entscheidender Bedeutung ist die verzugslose Information der zuständigen tauchmedizinischen Assistance. Dabei geht es weniger um Versicherung, sondern vielmehr um die Durchschlagskraft einer weltumspannenden Tauch-sicherheitsorganisation.
Bei Verzug muss die Notfallbehandlung mit normobarem Sauerstoff zügig und anhaltend eingeleitet werden. Tauchunfallmanagement „out of area“ setzt voraus, dass ein leistungsfähiges lokales Netzwerk etabliert ist, das auch bei eingeschränkten personellen oder materiellen Ressourcen das bestmögliche Tauchunfallmanagement ermöglicht. Ziel ist es, so direkt wie möglich mit dem Ärzteteam vor Ort zusammenzuarbeiten.
Aqua med: Tauchunfall von Sabine M, Kanu huraa, Malediven
Malediven, Kanu Huraa, 8:45 Uhr. Sabine M., eine erfahrene 36-jährige Taucherin mit mehr als 200 Tauchgängen aus der Nähe von München, genießt ihren Urlaub zusammen mit ihrem Ehemann. Eine zehntägige Tauchsafari ist geplant.
Sabine macht drei Tauchgänge pro Tag. Doch sie fühlt sich nach und nach zunehmend müder und entdeckt nach einem unauffälligen Tauchgang seltsame Flecken auf ihrem Körper, denen sie aber keine große Beachtung beimisst. Auch die sogenannten „Taucherflöhe“ erkennt Sabine nicht als solche und macht sich weiter keine Gedanken. Am dritten Tag und dem dritten Tauchgang (auf rund 30 Meter Tiefe mit Nitrox) passiert es: Als Sabine nach dem Tauchgang mit dem Dhoni wieder zurück zum Safari-boot fährt, bekommt sie einen starken Krampfanfall und wird bewusstlos. Die Haut zeigt deutliche Anzeichen einer DCS (Cutis marmorata = fleckige, marmoriert aussehende Haut), was einen Tauchunfall immer wahrscheinlicher erscheinen lässt. Sabines rechte Körperhälfte ist gelähmt, sodass auch ein Schlaganfall nicht komplett ausgeschlossen werden kann.
Was ist zu tun? Sabines Bekannte sowie die Crew leisten Erste Hilfe und verabreichen Sauerstoff. Keiner weiß, was passiert ist, denn es scheint ein unauffälliger Tauchgang ohne besondere Vorkommnisse gewesen zu sein. Das Boot macht sich umgehend auf den Weg zur Insel. Sabine erleidet erneut einen Krampfanfall.
Jetzt wird endlich bei Aqua med ein Notruf abgesetzt – zunächst an die Rettungskräfte auf dem Malediven-Atoll.
Der Anruf der Notrufhotline geht durch den behandelnden Arzt vom Inselkrankenhaus ein. Er berichtet dem Arzt, dass sich die Patientin in einem sehr schlechten Zustand befände. Nun wird über das weitere Vorgehen abgestimmt. Nach der Schilderung der Symptome instruiert der Aqua-med-Arzt die Verlegung in ein anderes Krankenhaus.
Mit dem Wasserflugzeug wird Sabine auf „Sea-Level“ in ein Hospital auf der Hauptinsel Male gebracht – dabei ist das Flugzeug mit niedriger Flughöhe unterwegs, um weitere Stickstoff-Ausperlungen zu vermeiden. Um eine Hirnblutung mittels CT auszuschließen, soll sie umgehend in eine Druckkammer gebracht werden. Insbesondere bei einer Diagnose per Telefon ist es wichtig, einen erfahrenen Tauchmediziner am anderen Ende der Leitung zu haben. Gemeinsam wird entschieden, Sabine unter anästhesiologischer Begleitung und Sedierung, zusammen mit ihrem Ehemann umgehend zur Behandlung in die Druckkammer zu bringen. Die Entscheidung fällt für eine Tabelle 6 (fünf Stunden mit 18 Metern) mit Verlängerungen für insgesamt acht Stunden. Sabine wird nach der Druckkammerbehandlung auf die Intensivstation verlegt. Da Sabines Ehemann kein Englisch spricht, übernimmt der Aqua-med-Arzt an der Hotline alle weiteren Abstimmungen mit den behandelnden Ärzten vor Ort. Neben der akuten Behandlung gilt es jetzt, den Rücktransport nach Deutschland zu planen und die bereits angefallenen hohen Kosten zu begleichen. Die Hotline ist in Hochbetrieb. Das Büro in Bremen wird hinzugeschaltet und alle Hebel in Bewegung gesetzt – das Notfallmanagement ist in vollem Gange. Ein Ambulanzflieger von der Insel mit dem Ziel München wird organisiert und Sabine unter ärztlicher Begleitung auf den Heimtransport vorbereitet. Durch die Druckkammerbehandlungen ist der Stickstoff aus Sabines Körper weitestgehend abgebaut, auch wenn sie sowohl sensorisch als auch motorisch noch extrem stark eingeschränkt ist. Doch bereits vor dem Flug hat sich die Lähmung des rechten Armes gebessert. Der Weitertransport vom Flughafen in die Klinik wird von Aqua med organisiert sowie die Übermittlung der notwendigen medizinischen Berichte zur Weiterbehandlung in der deutschen Klinik. Gleich nach der Landung wird Sabine in eine neurologische Fachklinik gebracht. Nach 14 Tagen kann sie das Krankenhaus verlassen. In der folgenden Reha-Behandlung übt Sabine wieder zu gehen und Dinge des alltäglichen Lebens zu lernen. Die Ärzte bescheinigen Sabine große Fortschritte, sie kämpft sich zurück ins Leben.
Dass die Genesung so gut vorangeht, grenzt nahezu an ein Wunder, denn die Ärzte im Krankenhaus stellen bei Sabine in der bildgebenden Diagnostik über 50 sogenannte „Weiße Läsionen“ sowie ein PFO (persistierendes foramen ovale) fest. Zu diesem Zeitpunkt sind die Aqua-med-Ärzte auf Wunsch von Sabine immer noch beratend in die Behandlung involviert. Nach weiteren fünf Wochen wird Sabine dann aus der Reha entlassen und kann nach Hause. In der ambulanten Rehabilitationsbehandlung macht sie gute Fortschritte und wird bald ihre Arbeit aufnehmen können – alles nochmal gut gegangen!
Michael Krüger
Bei Symptomen einer Deko-Krankheit immer sofort normobaren Sauerstoff reichen. Die Buddys sollten nie zögern, einen Notruf bei der Assistance abzusetzen!
„Druckkammer und Transport sind teuer“
INTERVIEW MIT DR. ULRICH VAN LAAK, DAN-EUROPE
Wo sind die Grenzen der Krankenversicherung?
Wenn ein Tauchunfall im Ausland passiert, versagt häufig die Kostenerstattung der Krankenversicherung. Dadurch kommt es zu massivem Zeitverlust und ein Tauchunfallmanagement ist nicht mehr möglich. Genau das ist die Domäne von Tauchunfall-Spezialversicherungen mit ihren Hotlines. Damit sind Unfälle immer rundum abgesichert und die Kostenübernahme wird unmittelbar geklärt. Selbst, wenn es aus logistischen Gründen einmal ziemlich lange dauern kann, wie unser Fall mehr als deutlich zeigt.
Was kostet eine Druckkammerbehandlung?
Tauchunfälle erfordern unmittelbar sehr aufwändige Maßnahmen. Die werden nirgendwo auf der Welt einfach so aus dem Hut gezaubert. Damit eine Druckkammer eingesetzt werden kann, fallen je nach Aufstellungsort erhebliche Vorhaltungskosten an. Es gibt Tauchdestinationen mit nur einer Notfalldruckkammer, die nur sehr selten benötigt wird. Dadurch können dann auch mal 15 000 Euro und mehr für die erste Behandlung eines schweren Tauchunfalls möglich sein. In Deutschland kann von einem Drittel dieser Kosten ausgegangen werden.
Bei diesem Fall sind ja fast 50 000 Euro zusammengekommen …
Wie schon gesagt, ist die Druckkammerbehandlung kostenintensiv. Dazu kommt der notwendige Transport – bei abgelegenen Tauchgebieten wird das natürlich teuer. Oft besteht kein zeitlicher Spielraum, auf mögliche verfügbare Kapazitäten einer ansonsten leer fliegenden Rettungsflugwacht zu warten. Also zwingt der schwere Tauchunfall zum unmittelbaren Leerflug und zum sofortigen Weiterflug zur Behandlungseinrichtung. Es kann vorkommen, dass das fliegerische und medizinische Personal nach Erreichen der maximalen Schichtzeiten getauscht werden muss. Dann kann ein Learjet-Transport auch schon mal sechsstellige Eurosummen erreichen!
Was kostet einen Urlaubstaucher die DAN-Versicherung?
DAN Europe startet mit rund 63 Euro für die Individualversicherung. Eine bis zu vierköpfige Familie ist mit 96 Euro dabei, Laufzeit jeweils 365 Tage.
Ist der Taucher dann weltweit abgesichert?
Ja! Die Versicherung deckt sämtliche Tauchunfälle auf der ganzen Welt ab.
„Direktkontakt zu unseren Tauchärzten!“
INTERVIEW MKT KATHRIN BRENDEL, AQUA MED
Wie wichtig ist eine spezielle Tauchversicherung?
Tauchunfälle und die Kosten einer Behandlung in einer ambulanten Druckkammer werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Hier springt die in der dive card enthaltene Tauchunfallversicherung ein. Gerade bei Druckkammertherapien und Ambulanzflügen können sich schnell fünfstellige Beträge summieren. In Sabines Fall erfolgte die Abwicklung der Kosten über Aqua med. Nach Erhalt eines medizinischen Berichts und eines Kostenvoranschlags hat die Assistance-Abteilung Kostenübernahmeerklärungen versandt. Nach Eingang und Prüfung der Rechnungen wurden diese dann direkt abgerechnet.
Wie schnell ist die Hilfe da?
Das kommt auf das Tauchgebiet und auf die Infrastruktur an. Die Aqua-med-Ärzte arbeiten mit eigens für Notfälle erstellten Set-Cards der verschiedenen Tauchgebiete. Hier sind die nächsten Flughäfen, Krankenhäuser, Druckkammern aufgeführt. Das erleichtert die Organisation und den Ablauf. Zudem haben wir in unserem Medical Board sogenannte Regional Manager, die sich mit den Gegebenheiten in den weltweiten Tauchgebieten bestens auskennen. Unsere Ärztin Dr. Anke Fabian ist als Kooperationsärztin vom Auswärtigen Amt der Deutschen Botschaft in Kairo einberufen worden. Zudem haben wir weltweit Verträge mit medizinischen Dienstleistern vor Ort, die eine Unterstützung im Notfall ermöglichen.
Wie funktioniert das Notfallmanagement?
Die Aqua-med-Notrufhotline ist 24 Stunden am Tag – 365 Tage im Jahr besetzt. Der Anrufer wird nicht über den Umweg eines Call-Centers weitergeleitet, sondern hat direkt einen Arzt am Telefon! Dadurch können im Notfall medizinische Anweisungen gegeben werden. Die Aqua- med-Datenbank steht unseren Ärzten jederzeit und überall zur Verfügung. Hier wird der gesamte Ablauf detailliert dokumentiert. So ist ein lückenloses Notfallmanagement möglich.
Wie läuft die Rettungskette normalerweise ab?
Aqua med arbeitet eng mit Krankenhäusern und Druckkammern weltweit zusammen, um die best- und schnellstmögliche Behandlung zu ermöglichen. Über Untersuchungen in Spezial-Krankenhäusern kann eine Diagnose und somit eine entsprechende Weiterbehandlung initiiert werden.
Was kostet die Aqua-med- Versicherung?
Die Dive Card basic für Sporttaucher kostet 45 Euro pro Jahr.
DAN
Das Divers Alert Network (DAN) Europe ist eine international tätige, nicht-kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung, die sich der Sicherheit und Gesundheit von Tauchern verschrieben hat. DAN ist keine Versicherung, sondern die weltweit größte Tauchsicherheitsorganisation, die in ihrer Mitgliedschaft auch spezielle Versicherungspläne beinhaltet. DAN investiert viel in die Unfall-Forschung und Verhütung.
DAN-Hotline, international: Tel. +39/06/42 11 86 85, www.daneurope.org
AQUA MED
Ist eine Marke der Medical Helpline Worldwide. Die MHW ist eine international tätige, medizinische Notrufzentrale, die mit Schwerpunkt Tauch- und Notfallmedizin weltweit Hilfe bietet. Aqua med selbst ist eine medizinische Assistance und keine Versicherung. Die Not- und Taucherärzte stehen an der Telefon-Hotline rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung: Von der tauch- und reisemedizinischen Beratung bis hin zum professionellen Notfallmanagement.
Taucherhotline Aqua med: Tel. +49/700 348 354 63, www.aqua-med.eu
Stress mit dem Buddy
Manchmal ist der zugeteilte Tauchpartner alles andere als ein Freund und Helfer: Viele Unfälle resultieren aus fahrlässigem Verhalten des Buddyteams. TAUCHEN fragte Profis, worauf man bei fremden Begleitern achten sollte.
VON MICHAEL KRÜGER
Ein gutes Buddyteam achtet aufeinander, kann sich verständigen und funktioniert auch im Notfall“, sagt Guido Wätzig, SSI, und betont dabei die Wichtigkeit der UW-Kommunikation. „Zeichen und Notfallverfahren müssen im Vorfeld gecheckt werden, damit die Sicherheit gewährleistet wird. Meist entstünden Unfälle, weil diese Basics nicht beachtet wurden. „Das Buddy-System ist wie eine Lebensversicherung zu sehen“, ergänzt TAUCHEN-Praxis-Experte Thomas Kromp. „Der Buddy sollte nicht nur bereit sein, seinem Tauchpartner jederzeit zu helfen – er muss es auch können!“, so der IAC-Ausbildungsleiter. Volkmar Lehnen sagt nur trocken den Merksatz: „Plan your Dive and Dive your Plan“ – also plane deinen Tauchgang und tauche nach deinem Plan. „Jeder aus dem Partnerteam darf und sollte einen Abbruch des Tauchganges einleiten können, ohne Erklärungen abgeben zu müssen, es sei denn, er möchte das“, betont der VDST-Ausbilder. Nur so können kritische Situationen vermieden werden. „Gute Buddies bleiben während des Tauchgangs beisammen, halten Kontakt und stellen sicher, dass der Buddy okay ist“, erläutert Chris Heitkemper. „Ego-Taucher sind nicht gefragt. Buddies helfen sich bereits an Land mit der Ausrüstung“, so der PADI-Tauchlehrer.
AUSWAHLKRITERIEN
Welche Punkte sind bei der Buddy-Einteilung wichtig? „Brevetierung und Anzahl der Tauchgänge sind wichtige Referenzen“, urteilt Pascal Kolb. „Wenn beide Partner selbstständig tauchen wollen, sollte die Taucherfahrung ungefähr auf dem gleichen Level sein, um ein homogenes Team zu bilden. „Es gibt natürlich auch Tauchgänge mit einer anderen Zielsetzung“, fügt Guido Wätzig an. „Wenn beispielsweise ein erfahrener Taucher auf einen Anfänger aufpassen soll, muss das Vorfeld geklärt werden. Natürlich sollte man als Profi auch Fakten wie Alter, Fitnessgrad und Wünsche der Taucher in die Planung mit einbeziehen. Sollte! Leider ist das in der Realität nicht immer möglich“, so der SSI-Europe-Chef.
INTERESSEN CHECKEN
Thomas Kromp hält es für wichtig, die Bedürfnisse der Buddys bezüglich des Tauchgangs abzufragen. „Konflikte sind vorprogrammiert, wenn Fotografen, die eher langsam unterwegs sind, mit Buddies, die nur Strecke machen wollen, ein Team bilden sollen“, ärgert sich der IAC-Ausbildungsboss über gängige Praxis in einigen Basen. Immer wieder könne man beobachten, dass darauf wenig Rücksicht genommen werde. Wenn ein Fotograf minutenlang mit einer Nacktschnecke beschäftigt ist und der andere einfach nur schnell durchs Riff tauchen möchte, sind Solotauchgänge unvermeidbar. Altersunterschiede sieht Kromp nicht als Konflikt. „Stimmen die Bedürfnisse und der Fitnesszustand überein, können auch ältere und jüngere Buddys ein super Team bilden“, weiß der IAC-Ausbilder aus Erfahrung. „Der erfahrenere, fittere Taucher muss sich dem schwächeren Buddy anpassen und dessen Limitierungen in die Planung mit einbeziehen“, fügt Pascal Kolb an, „auch was die mögliche eigene Rettung angeht.“
Reicht die Viertelstunde vor dem Tauchgang überhaupt, um ein Team zu werden? „Idealerweise lernt man seinen Buddy nicht erst auf dem Boot oder beim ersten gemeinsamen Tauchgang kennen, sondern bereits vorher, im Hotel“, spricht Volkmar Lehnen vom Idealfall. Die Taucherfahrung sollte anhand von aktuellen Unterlagen (Logbuch, Ausbildungsnachweise) geprüft und gemeinsam besprochen werden. Wenn man sich unsicher ist, sollte man besser einen gemeinsamen Checktauchgang vorschlagen, um ein paar Basis-Skills zu üben. Das sei bei neuen Tauchpartnern, nach Ansicht von Chris Heitkemper, genauso sinnvoll, wie ein gewissenhafter Buddycheck: „Dabei geht es auch darum, sich mit der Ausrüstung des Partners vertraut zu machen“, so der PADI-Ausbilder. Wie funktioniert der Inflator? Wie löst man den Oktopus im Notfall? Wichtige Aspekte, die im Notfall Leben retten können.
GEFAHRENGEMEINSCHAFT
Volkmar Lehnen bringt ein rechtliches Thema zur Sprache: „Der Tauchsport gilt juristisch als Partnersport und wird als Gefahrengemeinschaft eingestuft.“ Das habe zur Folge, dass es zwischen den Partnern eine Garantenstellung gebe, die bei Unfällen zu Haftungsfolgen führen könne, ergänzt der Tauchlehrer (siehe Seite 109).
Worauf sollten Taucher achten, wenn Sie einen fremden Buddy zugeteilt bekommen? „Die gleiche Wellenlänge und vertrauensvolles Gefühl sind die beste Grundlage für ein gutes Team“, meint Pascal Kolb. Wenn die Kommunikation schon an der Oberfläche nicht klappt, werde sie auch kaum unter Wasser besser werden, sagt der DAN-Mitarbeiter. „Durch das eigene Bauchgefühl, gemeinsames Besprechen und das Beobachten des Anderen sollten beide bereits vor dem Tauchgang zu der sicheren Überzeugung kommen: Ja, mein Buddy ist ein sicherer Taucher! Wir haben das gleiche Ziel vor Augen. Wir haben uns abgesprochen, den Tauchgang entsprechend geplant und sind ein echtes Team“, so Kolb.
Nach der Einschätzung von Thomas Kromp achtet ein guter Buddy auf die Reaktionen seines Tauchpartners: „Ist er gelangweilt, macht er Witze, ist er nervös, hat er Angst oder möchte er sich beweisen?“
Riskant: Der regelmäßige Augenkontakt wird bei vielen Tauchern unter Wasser vergessen. Wie die Statistiken von Divers Alert Network (DAN) beweisen, ist das gefährlicher Leichtsinn: „Bei 40 Prozent der tödlichen Tauchunfälle war der Tauchpartner nicht dort, wo er sein sollte“, erklärt Pascal Kolb.
NICHT JEDEN AKZEPTIEREN!
Sollte man im Notfall auf den Tauchgang verzichten, wenn man ein ungutes Gefühlt mit dem eingeteilten Taucher hat? „Wenn sich im Vorfeld zeigt, dass die Chemie einfach nicht stimmt, oder die Interessen völlig unterschiedlich sind“, empfiehlt Volkmar Lehnen Tauchern, sich einem anderen Buddy anzuschließen. „Ich würde nie mit einem Partner tauchen, bei dem ich ein mulmiges Gefühl habe“, sagt Thomas Kromp offen heraus. „Tauchen hat viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun. Das kann man in der Kürze der Zeit selten aufbauen, aber ein Bauchgefühl bekommt man schnell. Merkt man an Land, dass die Verständigung nicht klappt, sollte man den Buddy wechseln oder auf den Tauchgang verzichten“, so der Tipp des IAC-Chefausbilder.
Michael Krüger
Tipps beim Tauchen mit einem fremden Buddy
◾ Beobachte Deinen Tauchpartner beim Zusammenbau seines Tauchgerätes.
◾ Vor jedem Tauchgang einen sorgfältigen Buddycheck einplanen.
◾ Mit dem Tauchpartner sprechen, um seine Stimmung und Ängste auszumachen.
◾ Immer den geplanten Tauchgang mit dem Buddy exakt absprechen. Notfallszenarien genau definieren!
◾ Unter Wasser maximal eine Armlänge oder einen Flossenschlag auseinanderbleiben.
◾ Den Tauchpartner während des Tauchgangs immer im Auge behalten, um Probleme rechtzeitig zu erkennen.
◾ Nicht über und unter dem Buddy schwimmen. Wenn Taucher ständig die Position wechseln wird es schwierig, Kontakt zu halten.
TAUCHEN-RECHTSEXPERTE MICHAEL BRUCHMANN
I. Allgemeine Rechtsgrundsätze zum Verhalten beim Sporttauchen
In der deutschen Rechtsordnung gibt es keine besonderen geschriebenen Normen, die das Verhalten von Tauchern bei der Ausübung ihrer Sportart regeln. Grundsätzlich sollten sich Sporttaucher in ständiger Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme so verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird! Sporttaucher sollten dafür sorgen, dass sie die spezifischen Gefahren unter Kontrolle haben. Hierbei kommt es darauf an, in welchem Maße sie in der Lage sind, diese Gefahren im Rahmen ihres sportlichen Könnens (Ausbildungsstandes) zu vermeiden. Wer taucht, ohne sich über diese Risiken zu informieren, verletzt seine Sorgfaltspflicht!
II. Konkrete Rechtsgrundsätze zum Verhalten beim Sporttauchen
Diverse Gerichte haben Tauchlehrer wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Verletzung von Vorschriften gegen die sogenannte körperliche Unversehrtheit verurteilt. Wesentlicher Gesichtspunkt war in derartigen Fällen immer die Verletzung der Garantenstellung. Deshalb soll dieser juristische Begriff näher erörtert werden: Wenn ein Buddyteam einen Tauchgang durchführt, bilden sie juristisch eine Gefahrengemeinschaft. Dies bedeutet, dass die Mitglieder einer Tauchgruppe sich gemeinsam in erhöhte Gefahr begeben. Durch das Gesetz sind sie einander zur Hilfeleistung verpflichtet. Das ist gleichbedeutend damit, dass jeder Taucher Garant für die Gesundheit und das Leben seiner Mittaucher ist. Bei einem Fehlverhalten können ihn viel schwerere Strafen treffen, als bei einer unterlassenen Hilfeleistung an Land. Dies gilt umso mehr, wenn ein Tauchlehrer mit Schülern Übungen durchführt. Hierdurch begründet sich die Garantenstellung aus einer freiwilligen Pflichtenübernahme. Grundlage ist das Vertrauen, das dem entgegengebracht wird, der ein Rechtsgut freiwillig in seine Obhut nimmt – wie der Tauchlehrer oder der Guide. In derartigen Fällen verstärkt sich die Garantenpflicht nicht. Erhöht wird jedoch die Zumutbarkeit von Rechtshandlungen. Hier werden außergewöhnliche Anstrengungen erwartet, die über die Rettungsbemühungen eines normalen Sporttauchers hinausgehen, um Unfälle zu vermeiden beziehungsweise den zu erwartenden Schaden zu mindern. Die absolute Grenze bei den Rettungshandlungen liegt aber bei der Selbstgefährdung des Retters. Keiner muss sich selbst in Lebensgefahr bringen, um anderen zu helfen. Wird gegen die freiwillige Pflichtenübernahme vorwerfbar (Vorsatz/Fahrlässigkeit) verstoßen, kann dies strafrechtliche und zivilrechtliche Ansprüche begründen.
Wo ist mein Buddy? Wenn Taucher auf Solotour sind können kleinste Probleme gefährlich werden.
Beide Taucher sollten mit der Ausrüstung des Partners gut vertraut sein, um im Notfall zu helfen.
Bei 40 Prozent der tödlichen Tauchunfälle war der Partner nicht dort, wo er sein sollte – nah beim Buddy!
Ein sorgfältiger Buddycheck ist bei neuen Tauchpartnern elementar wichtig. Bei Unsicherheiten sollten immer wichtige Basis-Skills mit dem Begleiter geprüft werden.
Manchmal ist der zugeteilte Tauchpartner alles andere als ein Freund und Helfer: Viele Unfälle resultieren aus fahrlässigem Verhalten des Buddyteams. TAUCHEN fragte Profis, worauf man bei fremden Begleitern achten sollte.
VON MICHAEL KRÜGER
Ein gutes Buddyteam achtet aufeinander, kann sich verständigen und funktioniert auch im Notfall“, sagt Guido Wätzig, SSI, und betont dabei die Wichtigkeit der UW-Kommunikation. „Zeichen und Notfallverfahren müssen im Vorfeld gecheckt werden, damit die Sicherheit gewährleistet wird. Meist entstünden Unfälle, weil diese Basics nicht beachtet wurden. „Das Buddy-System ist wie eine Lebensversicherung zu sehen“, ergänzt TAUCHEN-Praxis-Experte Thomas Kromp. „Der Buddy sollte nicht nur bereit sein, seinem Tauchpartner jederzeit zu helfen – er muss es auch können!“, so der IAC-Ausbildungsleiter. Volkmar Lehnen sagt nur trocken den Merksatz: „Plan your Dive and Dive your Plan“ – also plane deinen Tauchgang und tauche nach deinem Plan. „Jeder aus dem Partnerteam darf und sollte einen Abbruch des Tauchganges einleiten können, ohne Erklärungen abgeben zu müssen, es sei denn, er möchte das“, betont der VDST-Ausbilder. Nur so können kritische Situationen vermieden werden. „Gute Buddies bleiben während des Tauchgangs beisammen, halten Kontakt und stellen sicher, dass der Buddy okay ist“, erläutert Chris Heitkemper. „Ego-Taucher sind nicht gefragt. Buddies helfen sich bereits an Land mit der Ausrüstung“, so der PADI-Tauchlehrer.
AUSWAHLKRITERIEN
Welche Punkte sind bei der Buddy-Einteilung wichtig? „Brevetierung und Anzahl der Tauchgänge sind wichtige Referenzen“, urteilt Pascal Kolb. „Wenn beide Partner selbstständig tauchen wollen, sollte die Taucherfahrung ungefähr auf dem gleichen Level sein, um ein homogenes Team zu bilden. „Es gibt natürlich auch Tauchgänge mit einer anderen Zielsetzung“, fügt Guido Wätzig an. „Wenn beispielsweise ein erfahrener Taucher auf einen Anfänger aufpassen soll, muss das Vorfeld geklärt werden. Natürlich sollte man als Profi auch Fakten wie Alter, Fitnessgrad und Wünsche der Taucher in die Planung mit einbeziehen. Sollte! Leider ist das in der Realität nicht immer möglich“, so der SSI-Europe-Chef.
INTERESSEN CHECKEN
Thomas Kromp hält es für wichtig, die Bedürfnisse der Buddys bezüglich des Tauchgangs abzufragen. „Konflikte sind vorprogrammiert, wenn Fotografen, die eher langsam unterwegs sind, mit Buddies, die nur Strecke machen wollen, ein Team bilden sollen“, ärgert sich der IAC-Ausbildungsboss über gängige Praxis in einigen Basen. Immer wieder könne man beobachten, dass darauf wenig Rücksicht genommen werde. Wenn ein Fotograf minutenlang mit einer Nacktschnecke beschäftigt ist und der andere einfach nur schnell durchs Riff tauchen möchte, sind Solotauchgänge unvermeidbar. Altersunterschiede sieht Kromp nicht als Konflikt. „Stimmen die Bedürfnisse und der Fitnesszustand überein, können auch ältere und jüngere Buddys ein super Team bilden“, weiß der IAC-Ausbilder aus Erfahrung. „Der erfahrenere, fittere Taucher muss sich dem schwächeren Buddy anpassen und dessen Limitierungen in die Planung mit einbeziehen“, fügt Pascal Kolb an, „auch was die mögliche eigene Rettung angeht.“
Reicht die Viertelstunde vor dem Tauchgang überhaupt, um ein Team zu werden? „Idealerweise lernt man seinen Buddy nicht erst auf dem Boot oder beim ersten gemeinsamen Tauchgang kennen, sondern bereits vorher, im Hotel“, spricht Volkmar Lehnen vom Idealfall. Die Taucherfahrung sollte anhand von aktuellen Unterlagen (Logbuch, Ausbildungsnachweise) geprüft und gemeinsam besprochen werden. Wenn man sich unsicher ist, sollte man besser einen gemeinsamen Checktauchgang vorschlagen, um ein paar Basis-Skills zu üben. Das sei bei neuen Tauchpartnern, nach Ansicht von Chris Heitkemper, genauso sinnvoll, wie ein gewissenhafter Buddycheck: „Dabei geht es auch darum, sich mit der Ausrüstung des Partners vertraut zu machen“, so der PADI-Ausbilder. Wie funktioniert der Inflator? Wie löst man den Oktopus im Notfall? Wichtige Aspekte, die im Notfall Leben retten können.
GEFAHRENGEMEINSCHAFT
Volkmar Lehnen bringt ein rechtliches Thema zur Sprache: „Der Tauchsport gilt juristisch als Partnersport und wird als Gefahrengemeinschaft eingestuft.“ Das habe zur Folge, dass es zwischen den Partnern eine Garantenstellung gebe, die bei Unfällen zu Haftungsfolgen führen könne, ergänzt der Tauchlehrer (siehe Seite 109).
Worauf sollten Taucher achten, wenn Sie einen fremden Buddy zugeteilt bekommen? „Die gleiche Wellenlänge und vertrauensvolles Gefühl sind die beste Grundlage für ein gutes Team“, meint Pascal Kolb. Wenn die Kommunikation schon an der Oberfläche nicht klappt, werde sie auch kaum unter Wasser besser werden, sagt der DAN-Mitarbeiter. „Durch das eigene Bauchgefühl, gemeinsames Besprechen und das Beobachten des Anderen sollten beide bereits vor dem Tauchgang zu der sicheren Überzeugung kommen: Ja, mein Buddy ist ein sicherer Taucher! Wir haben das gleiche Ziel vor Augen. Wir haben uns abgesprochen, den Tauchgang entsprechend geplant und sind ein echtes Team“, so Kolb.
Nach der Einschätzung von Thomas Kromp achtet ein guter Buddy auf die Reaktionen seines Tauchpartners: „Ist er gelangweilt, macht er Witze, ist er nervös, hat er Angst oder möchte er sich beweisen?“
Riskant: Der regelmäßige Augenkontakt wird bei vielen Tauchern unter Wasser vergessen. Wie die Statistiken von Divers Alert Network (DAN) beweisen, ist das gefährlicher Leichtsinn: „Bei 40 Prozent der tödlichen Tauchunfälle war der Tauchpartner nicht dort, wo er sein sollte“, erklärt Pascal Kolb.
NICHT JEDEN AKZEPTIEREN!
Sollte man im Notfall auf den Tauchgang verzichten, wenn man ein ungutes Gefühlt mit dem eingeteilten Taucher hat? „Wenn sich im Vorfeld zeigt, dass die Chemie einfach nicht stimmt, oder die Interessen völlig unterschiedlich sind“, empfiehlt Volkmar Lehnen Tauchern, sich einem anderen Buddy anzuschließen. „Ich würde nie mit einem Partner tauchen, bei dem ich ein mulmiges Gefühl habe“, sagt Thomas Kromp offen heraus. „Tauchen hat viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun. Das kann man in der Kürze der Zeit selten aufbauen, aber ein Bauchgefühl bekommt man schnell. Merkt man an Land, dass die Verständigung nicht klappt, sollte man den Buddy wechseln oder auf den Tauchgang verzichten“, so der Tipp des IAC-Chefausbilder.
Michael Krüger
Tipps beim Tauchen mit einem fremden Buddy
◾ Beobachte Deinen Tauchpartner beim Zusammenbau seines Tauchgerätes.
◾ Vor jedem Tauchgang einen sorgfältigen Buddycheck einplanen.
◾ Mit dem Tauchpartner sprechen, um seine Stimmung und Ängste auszumachen.
◾ Immer den geplanten Tauchgang mit dem Buddy exakt absprechen. Notfallszenarien genau definieren!
◾ Unter Wasser maximal eine Armlänge oder einen Flossenschlag auseinanderbleiben.
◾ Den Tauchpartner während des Tauchgangs immer im Auge behalten, um Probleme rechtzeitig zu erkennen.
◾ Nicht über und unter dem Buddy schwimmen. Wenn Taucher ständig die Position wechseln wird es schwierig, Kontakt zu halten.
TAUCHEN-RECHTSEXPERTE MICHAEL BRUCHMANN
I. Allgemeine Rechtsgrundsätze zum Verhalten beim Sporttauchen
In der deutschen Rechtsordnung gibt es keine besonderen geschriebenen Normen, die das Verhalten von Tauchern bei der Ausübung ihrer Sportart regeln. Grundsätzlich sollten sich Sporttaucher in ständiger Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme so verhalten, dass kein anderer geschädigt, gefährdet oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar behindert oder belästigt wird! Sporttaucher sollten dafür sorgen, dass sie die spezifischen Gefahren unter Kontrolle haben. Hierbei kommt es darauf an, in welchem Maße sie in der Lage sind, diese Gefahren im Rahmen ihres sportlichen Könnens (Ausbildungsstandes) zu vermeiden. Wer taucht, ohne sich über diese Risiken zu informieren, verletzt seine Sorgfaltspflicht!
II. Konkrete Rechtsgrundsätze zum Verhalten beim Sporttauchen
Diverse Gerichte haben Tauchlehrer wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Verletzung von Vorschriften gegen die sogenannte körperliche Unversehrtheit verurteilt. Wesentlicher Gesichtspunkt war in derartigen Fällen immer die Verletzung der Garantenstellung. Deshalb soll dieser juristische Begriff näher erörtert werden: Wenn ein Buddyteam einen Tauchgang durchführt, bilden sie juristisch eine Gefahrengemeinschaft. Dies bedeutet, dass die Mitglieder einer Tauchgruppe sich gemeinsam in erhöhte Gefahr begeben. Durch das Gesetz sind sie einander zur Hilfeleistung verpflichtet. Das ist gleichbedeutend damit, dass jeder Taucher Garant für die Gesundheit und das Leben seiner Mittaucher ist. Bei einem Fehlverhalten können ihn viel schwerere Strafen treffen, als bei einer unterlassenen Hilfeleistung an Land. Dies gilt umso mehr, wenn ein Tauchlehrer mit Schülern Übungen durchführt. Hierdurch begründet sich die Garantenstellung aus einer freiwilligen Pflichtenübernahme. Grundlage ist das Vertrauen, das dem entgegengebracht wird, der ein Rechtsgut freiwillig in seine Obhut nimmt – wie der Tauchlehrer oder der Guide. In derartigen Fällen verstärkt sich die Garantenpflicht nicht. Erhöht wird jedoch die Zumutbarkeit von Rechtshandlungen. Hier werden außergewöhnliche Anstrengungen erwartet, die über die Rettungsbemühungen eines normalen Sporttauchers hinausgehen, um Unfälle zu vermeiden beziehungsweise den zu erwartenden Schaden zu mindern. Die absolute Grenze bei den Rettungshandlungen liegt aber bei der Selbstgefährdung des Retters. Keiner muss sich selbst in Lebensgefahr bringen, um anderen zu helfen. Wird gegen die freiwillige Pflichtenübernahme vorwerfbar (Vorsatz/Fahrlässigkeit) verstoßen, kann dies strafrechtliche und zivilrechtliche Ansprüche begründen.
Wo ist mein Buddy? Wenn Taucher auf Solotour sind können kleinste Probleme gefährlich werden.
Beide Taucher sollten mit der Ausrüstung des Partners gut vertraut sein, um im Notfall zu helfen.
Bei 40 Prozent der tödlichen Tauchunfälle war der Partner nicht dort, wo er sein sollte – nah beim Buddy!
Ein sorgfältiger Buddycheck ist bei neuen Tauchpartnern elementar wichtig. Bei Unsicherheiten sollten immer wichtige Basis-Skills mit dem Begleiter geprüft werden.
Pleiten, Pech und Pannen an Bord
VON MICHAEL KRÜGER
Wenn viele Taucher auf begrenztem Raum agieren, sind Missgeschicke und Malheure beinahe an der Tagesordnung. Nicht nur Anfänger zahlen schmerzhaftes Lehrgeld: Auch Profis kassieren regelmässig dicke Beulen und blaue Flecken an Bord – deshalb Augen auf beim Bootstauchgang!
Natürlich ist bei meinen zehn Millionen Tauchgängen noch nie etwas auf einem Boot passiert“, feixt UW-Fotograf Paul Munzinger. „Oder meinst du die kleine Lappalie, bei der gleich mehrere Taucher mit Gerät auf mich gesprungen sind, um mit mir Schiffe versenken zu spielen? Beim Ausstieg hatte ich einmal gleich die ganze Leiter in der Hand. Das Gestell ist dann auch noch abgerissen und auf meinen Schädel geknallt“, erinnert sich der Freiburger.
Ganz klar: Auch Profis kommen regelmäßig in unangenehme Situationen und die Gefahr geht nicht unbedingt nur von anderen Booten aus. Die meisten Unfälle passieren direkt an Bord. Stürze in Eigenregie oder durch Mittaucher verursachte Schubser und Rempler sind keine Seltenheit an Deck.
DAS WACKLIGE GUMMIBOOT
Häufig ist das zappelige Zodiac ein Garant für Unfälle: „Auf den Brothers gestaltete sich das Einsteigen ins Schlauchboot aufgrund hoher Wellen mehr als abenteuerlich“, weiß UW-Fotograf Norbert Probst von einer Safari im Roten Meer zu berichten. „Ein Wagemutiger stieg ins Boot, als es gerade unter ihm in einem Wellental versank. Durch den Trampolineffekt bekam er so viel Schwung, dass er gleich auf der anderen Seite im Meer landete. Ein Mittaucher knickte danach derart brutal mit dem Fuß um, dass der Tauchurlaub für ihn auf der Stelle beendet war.“, schildert Probst.
Auch Fotograf Wolfgang Pölzer kennt die Tücken der Ein- und Ausstiege. „Ich habe häufig beobachtet, wie Taucher ihr Blei beim Einstieg ins Schlauchboot oder beim Hochklettern von der Leiter verlieren. Das kann sehr schmerzhaft und gefährlich werden. Ich achte immer ganz genau drauf, dass ich mich beim Auftauchen oder Sicherheitsstopp nie unterhalb der Leiter oder dem Ausstieg aufhalte“, so der Österreicher. Sein Tipp: „Bleibt bei Bootstauchgängen immer ein paar Meter seitlich, damit euch kein verlorenes Blei auf den Kopf kracht“, rät Pölzer. UW-Fotokollege Gerald Nowak hat ebenfalls schmerzhaftes Lehrgeld auf einem Zodiac gesammelt. „Wir waren gerade dabei uns fertigzumachen. Mein Buddy reichte mir das Jacket mit Flasche. Ein typisches Missverständnis. Er dachte, ich halte den Tank fest, und ich war mir sicher, dass er alles im Griff hat. Dann krachte es! Die Flasche ist mit Automat voll auf meinen Fuß gestürzt!“. Es sei ein schöner Moment gewesen, als der Schmerz nachließ, so Nowak lakonisch. Danach hätte er jedenfalls erstmal tauchfrei gehabt und die nötige Lehre aus dem Vorfall gezogen.
auf ewig ins Abyss
Mit fallenden Gegenständen hatte Wolfgang Pölzer einmal eine positive Erfahrung. „Ich war beim Safety-Stop. Knapp über mir waren Mittaucher dabei, ins Schlauchboot zu klettern. Ich verfolgte das Schauspiel von unten und bemerkte, dass sich eine Taucherin beim Ablegen des Gerätes versehentlich ihren Tauchcomputer vom Arm streifte. Von ihr dabei völlig unbemerkt, sank der Rechner nach unten und schwamm direkt auf mich zu. So war es für mich ein Klacks ihn aufzufangen und wenige Minuten später der völlig aufgelösten Taucherin zu überreichen“, freut sich Pölzer.
So einen Helfer hätte Norbert Probst bei einer Seychellen-Safari gut gebrauchen können: „Wir waren im Dekostopp, als sich eine mit Karabinerhaken gesicherte Tauchlampe vom Jacket meiner Frau löste und in der Tiefe versank“, sagt Probst, der sich den Vorfall immer noch nicht erklären kann.
IMMER DIE ALTE LEITER
Fragt man Taucher nach Blessuren und Unfällen kommen viele auf die Leiter zu sprechen: Das wacklige Konstrukt scheint für Unfälle geradezu prädestiniert zu sein. „Ich bin schon durch einige verrostete Sprossen gekracht“, verrät Paul Munzinger „und als wäre das noch nicht genug, hat mir einmal mein Buddy die Birne mit meiner UW-Kamera samt Blitzarm geplättet.“ Für den Freiburger seien das zwar gute Schenkelklopfer beim Dekopils an Bord, wenn die Wunden verheilt sind – aber in der Realität seien diese Missgeschicke wenig spaßig und hätten böse ausgehen können.
Wenig zu lachen hatte auch Fotoguru Herbert Frei mit einer Safariboot-Leiter: „Ein Mitglied der Crew reichte mir an der Leiter die Kamera ins Wasser. Das Meer war etwas unruhig. Plötzlich kam eine größere Welle, die das Boot und mich anhob. Dabei verfing sich das Blitzkabel in einer der Sprossen. Beim Versuch es zu lösen, wurde ich mitsamt der Leiter auf- und abgeworfen. Keine ungefährliche Situation, denn wenn mich die Leiter am Kopf getroffen hätte, wäre möglicherweise mehr als eine Beule zurückgeblieben. Dann endlich konnte ich das verfangene Synchronkabel von der Sprosse lösen und wollte wegschwimmen. Aber es ging nicht. Im Trubel der Wellen und Blasen verfing sich mein Jacket in einer der Sprossen und ich wurde wie ein Spielball auf- und abgeworfen. Eine groteske Situation – das wünsche ich niemandem. Der Wellengang hatte jetzt auch noch zugenommen. Den Mittauchern, die das Schauspiel aus sicherer Entfernung betrachten, fiel ein Stein vom Herzen, als ich mich nach einiger Zeit endlich befreien konnte. Das hatte was von Wasserfolter. Was ich daraus gelernt habe? Bei unruhiger See sollte man sich die Kamera niemals direkt an der Leiter, zumal, wenn es eine Sprossenleiter ist, reichen lassen. Seitlich davon ist sicher und ungefährlicher“, so Frei.
DRAMATISCHE UNFÄLLE
Wie dramatisch Bootstauchgänge ausgehen können und über die lebensgefährlichen Verletzungen mit Bootschrauben haben wir in der letzten Ausgabe (TAUCHEN 10/2013) berichtet. „Immer wieder stellen andere Boote ein großes Risiko dar“, äußert sich Norbert Probst über einen gefährlichen Zwischenfall. „Während wir uns beim Safety-Stop am Heck unterhalb der Taucherplattform und nahe am Propeller aufhielten, versuchte der Kapitän den Zusammenprall mit einem anderen Schiff zu verhindern. Eine oder mehrere Leinen haben sich gelöst. Die Strömung ließ das Schiff nach vorne abdriften. Als der Kapitän dies bemerkte legte er den Rückwärtsgang ein und gab Vollgas. Der unerwartete Start des Motors war uns nicht entgangen und wir tauchten instinktiv sofort drei Meter tiefer – und kamen mit dem Schrecken davon. Er hatte uns schlicht vergessen. Auch Propellern von Schlauchbooten begegne ich mit der größten Vorsicht, nachdem ich schon solche Beinahe-Unfälle erlebt habe“, weiß der UW-Fotograf.
UW-KAMERA-CRASH
Bei UW-Fotografen gibt es bei Ein- und Ausstiegen ein zusätzliches Problem: Die Profis müssen nicht nur die empfindliche und schwere Ausrüstung in oder aus dem Wasser bekommen – auch Bootscrew und Buddys sind eine potenzielle Gefahr für die kostspielige Ausrüstung. „Was nicht passt, wird passend gemacht“, könnte der Titel von Paul Munzingers Erlebnis lauten: „Weil mein UW-Gehäuse mit dem riesigen Weitwinkel-Dome mit Sonnenschutz nicht in die Süsswassertonne passte, hat ein Taucher, dem ich dummerweise meine Kamera gereicht habe, das Gehäuse so lange in das Becken mit Gewalt gedreht und gedrückt, bis sie reinpasste. Dabei soff meine Kamera gemütlich und gepflegt im Kamerabecken ab“, ärgert sich der Freiburger noch heute.
Auch Norbert Probst konnte einige Kameras den ewigen Meeresgründen übergeben: „Eine UW-Kamera hauchte ihr Leben aus, als ein Taucher seinen Automaten in der gleichen Tonne spülte, in der auch meine Kamera lag. Einer der Schläuche verhedderte sich am Verschluss des UW-Gehäuses. Anstatt nachzusehen, warum er den Automaten nicht aus der Tonne bekam, zog er wie wild daran. Dabei öffnete sich das UW-Gehäuse. Nach meinem Kenntnisstand saufen die meisten Kameras in Spülbecken ab. Meistens die Folge von zu geringem Anpressdruck auf die O-Ringe“, urteilt Probst.
Auch Christian Skauge kennt das Problem mit den wasserscheuen Bildmaschinen und weiß wie man effektiv teure DSLR-Geschosse schlachtet. „Ich hatte ein Problem mit meiner Kamera. Eine Gehäuseübertragung funktionierte nicht richtig und kurz vor dem Tauchgang auf dem Boot hatte ich den idiotischen Einfall, das Gehäuse zu öffnen“, packt der Norweger aus. „Irgendwie ahnte ich, dass es keine allzu schlaue Idee sei, aber ich habe mir vorgenommen ganz vorsichtig zu sein. Während des Tauchgangs merkte ich, das mein Gehäuse immer schwerer wurde. Verflixt! Das Gehäuse lief langsam voll. Oben konnte ich nur noch den Totalschaden feststellen. Seitdem öffne ich die UW-Gehäuse nur in geschlossenen Räumen und bei gutem Licht, wenn es absolut trocken ist und ich alle Zeit der Welt habe!“, sagt Skauge.
WIR SIND HELDEN!
Wer meint, er sei der absolute Super-Taucher, der mit allen Wassern gewaschen ist, sollte mal hören was TAUCHEN-Medizinexperte Professor Dr.-Claus-Martin Muth in den 90er Jahren während eines Tauchurlaubes in Ägypten erlebt hat. „Mit an Bord des Tauchschiffes war ein Urlauber aus Deutschland, der nicht müde wurde allen zu erzählen, dass er früher ja als Taucher bei der Bundeswehr quasi beruflich unter Wasser war – und dabei ganz andere Tauchgänge durchgeführt habe, als solche Luschen-Tauchgänge wie wir“, erinnert sich Muth. „Dabei erzählte er von seinen Heldentaten, vermied aber Antworten auf konkrete Nachfragen zur Art der Tauchertätigkeiten. Dann wurde der Tauchplatz erreicht und der Supertaucher stürmte voll aufgerüstet mit den Worten ,Alle mir nach‘ ins Wasser – begleitet von unseren erstaunten Blicken. Nach dem Eintauchen ins Wasser kam er heftig strampelnd und mit den Armen rudernd zur Wasseroberfläche, die Augen hinter der Maske weit aufgerissen, um dann wieder ein Stück unterzugehen. Einer der Tauchguides sprang dann sofort hinterher, um unseren Helden zu retten: Er hatte nämlich vollbepackt und überbleit wie er war, völlig vergessen seine Flossen mitzunehmen oder gar anzuziehen – und war in dem Schreck offenbar nicht in der Lage, den Inflator zu bedienen, was dann der Guide für ihn tat, bevor er unseren Helden wieder zurück an Bord brachte. Tauchen habe ich ihn dann übrigens nicht mehr gesehen“, lacht der Mediziner.
Auch Norbert Probst hält wenig von vermeintlichen Tauchhelden mit fehlendem Respekt vorm Meer: „Auf einer Socorro-Safari in Mexico lag unserer Schiff am Boiler – einem spektakulären Tauchplatz weitab von der Küste. Das große Stahlschiff tanzte wie wild auf den Wellen und die Tauchplattform kam drei bis vier Meter hoch aus dem Wasser, bevor sie wieder eintauchte. Obwohl mich dort sicher hervorragende Motive erwartet hätten entschied ich mich mit meiner Frau, auf den Tauchgang zu verzichten. Nachdem der Kapitän den Tauchern die Verantwortung für den Tauchgang übertragen hatte, gab es ein paar Verwegene, die sich trotzdem trauten. Ein guter Bekannter von mir war ebenfalls dabei. Hinterher berichtete er mir zwar von seinem tollen Tauchgang. Er gab aber auch ehrlich zu, das Erlebnis kaum genießen zu können. Er beichtete mir, dass er die ganze Zeit daran denken musste, wie er wieder zurück aufs Boot kommen würde. Als man ihn am Seil heranzog habe er Todesängste ausgestanden“, plaudert Probst aus dem Nähkästchen.
NUSSSCHALE IN NOT
Wer häufiger Fernreisen abseits der großen Touristenströme unternimmt, wird wie Paul Munzinger die Erfahrung machen, dass ein im Katalog versprochenes Boot nicht unbedingt wie ein solches aussehen muss: „Eine Renn-Nussschale mit sportlichem 4-PS-Aussenborder ist uns mal vor den Galapagos-Inseln abgesoffen. Wer schon mal dort war weiß, dass es keine große Freude ist bei hohem Wellengang auf einer hoffnungslos überladenen Boot zu sitzen“, gruselt sich der Freiburger immer noch. Auch in der Karibik erlebte er einen Crash: „Das Beiboot ist bei einem Tauchgang in der Dominikanischen Republik auf die Felsen geknallt, wobei der Scherstift abgerissen ist. Da braucht man Sitzfleisch und die Hoffnung, dass die Crew weiß, wie man einen Funkspruch absetzt“, so Munzinger.
BOOTS-SPECIALTieS!
Falls jetzt der eine oder andere Taucher an die kommenden Bootstauchgänge mit Schaudern und leichtem Unbehagen denken sollte – die kommerziellen Tauchverbände bieten eine adäquate Lösung: Das Boat-Diving-Specialty! Braucht man wirklich ein Brevet oder eine Spezialausbildung für etwas, was man „Learning by doing“ beim Tauchen lernen kann? Wenn man den Ausführungen der Profis lauscht, scheint eine rund 100 Euro teure Zusatzausbildung keine schlechte Investition zu sein. Dümmer wird man kaum und Spaß macht die Ausbildung nebenbei auch noch: „Das PADI-Speciality-Boat-Diving macht alle mit den Techniken und Besonderheiten des Bootstauchens vertraut und hilft den Tauchern, sich mit den Bedingungen an Bord vertraut zu machen“, informiert Sylvia Ross, PADI. „Die Schüler lernen, von allen Booten aus zu tauchen – von kleinen Schlauchbooten bis hin zu riesigen Tauchsafaribooten.“, so die PADI-PR-Managerin. Es ginge nicht nur um Ein- und Ausstiege sondern um Detailwissen, wie man die Hilfsleinen an der Oberfläche für den Auf- und Abstieg richtig verwenden, oder wie man wichtige Sicherheitseinrichtungen auf dem Boot finden kann. Für welche Taucher ist das Boat-Diving-Specialty sinnvoll? „Generell ist der praktische Kurs für jeden sinnvoll, der das erste mal in den Tauchurlaub oder auf eine Safari fährt“, erläutert Guido Wätzig, Geschäftsführer von SSI Service Center EMEA. Es gebe Tipps zur Planung des Tauchurlaubs sowie einen Überblick zu den Sicherheitskriterien bei der Auswahl von Tauchbooten. Taucher lernten Verhaltensregeln an Bord und Grundregeln des Bootstauchens. Auch Themen wie die Vorbereitung und das Verpacken der Tauchausrüstung würden umfangreich erörtert.
Was kostet die Ausbildung? Sind auch praktische Übungen dabei? Bei PADI und SSI beinhaltet der Kurs die Theorie und zwei Tauchgänge. Die Kosten liegen zwischen 100 und 130 Euro inklusive Lehrmaterial und Lern-DVD.
Wer braucht das Brevet? „Wenn man weiß auf welche Aspekte man bei der Auswahl einer Tauchsafari achten muss und wie man sich auf dem Boot am besten verhält, steigert das natürlich die Sicherheit der Taucher“, erklärt Guido Wätzig. „Bei Bootstauchgängen gibt es meist ein dichtes Gedränge und es kann wie immer einiges schieflaufen“, sagt Sylvia Ross und führt an „Ein Kurs ist daher für alle Taucher eine sehr gute Einführung an Bord.“
Herbert Frei bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, man kann 100 Jahre tauchen und lernt noch immer etwas dazu. Man muss ja nicht durch Schaden klug werden. Es reicht eine missliche Situation, der man mit viel Glück entkommen ist“, so der UW-Fotograf.
Michael Krüger
Rumms! Das hat gesessen. Beim Ein- und Aussteigen sollten Taucher immer Abstand zum Buddy halten.
Wenn viele Taucher auf begrenztem Raum agieren, sind Missgeschicke und Malheure beinahe an der Tagesordnung. Nicht nur Anfänger zahlen schmerzhaftes Lehrgeld: Auch Profis kassieren regelmässig dicke Beulen und blaue Flecken an Bord – deshalb Augen auf beim Bootstauchgang!
Inhalt des Specialty
• Taucher erlernen beim PADI oder SSI „Boat-Diving“-Specialty von unterschiedlichen Booten aus zu tauchen – von Zodiacs bis zu Safaribooten.
• Kursteilnehmer erfahren alles über Ein- und Ausstiege und die Arbeit einer Bootscrew.
• Wie verstaut man am besten die Tauchausrüstung und wie bewegt man sich an Bord?
• Wie nutzt man Hilfsleinen an der Oberfläche für den Auf- und Abstieg richtig?
• Taucher erfahren alles über grundlegende Sicherheitseinrichtungen an Bord und wie sie die Qualität der Boote erkennen können.
Voraussetzungen
Die Teilnehmer für das Boat-Diving-Specialty müssen mindestens zehn Jahre alt sein und mindestens mit dem Advanced Open Water Diver, oder äquivalentem Tauchbrevet einer anderen Organisation brevetiert sein.
Kosten
Zwischen 100 und 130 Euro. Mit dabei sind zwei Tauchgänge und Unterrichtsmaterialien (Boat-Diver-Manual sowie eine Lern-DVD). Brevetierung und Leihausrüstung kosten extra.
www.padi.com
www.divessi.com
VON MICHAEL KRÜGER
Wenn viele Taucher auf begrenztem Raum agieren, sind Missgeschicke und Malheure beinahe an der Tagesordnung. Nicht nur Anfänger zahlen schmerzhaftes Lehrgeld: Auch Profis kassieren regelmässig dicke Beulen und blaue Flecken an Bord – deshalb Augen auf beim Bootstauchgang!
Natürlich ist bei meinen zehn Millionen Tauchgängen noch nie etwas auf einem Boot passiert“, feixt UW-Fotograf Paul Munzinger. „Oder meinst du die kleine Lappalie, bei der gleich mehrere Taucher mit Gerät auf mich gesprungen sind, um mit mir Schiffe versenken zu spielen? Beim Ausstieg hatte ich einmal gleich die ganze Leiter in der Hand. Das Gestell ist dann auch noch abgerissen und auf meinen Schädel geknallt“, erinnert sich der Freiburger.
Ganz klar: Auch Profis kommen regelmäßig in unangenehme Situationen und die Gefahr geht nicht unbedingt nur von anderen Booten aus. Die meisten Unfälle passieren direkt an Bord. Stürze in Eigenregie oder durch Mittaucher verursachte Schubser und Rempler sind keine Seltenheit an Deck.
DAS WACKLIGE GUMMIBOOT
Häufig ist das zappelige Zodiac ein Garant für Unfälle: „Auf den Brothers gestaltete sich das Einsteigen ins Schlauchboot aufgrund hoher Wellen mehr als abenteuerlich“, weiß UW-Fotograf Norbert Probst von einer Safari im Roten Meer zu berichten. „Ein Wagemutiger stieg ins Boot, als es gerade unter ihm in einem Wellental versank. Durch den Trampolineffekt bekam er so viel Schwung, dass er gleich auf der anderen Seite im Meer landete. Ein Mittaucher knickte danach derart brutal mit dem Fuß um, dass der Tauchurlaub für ihn auf der Stelle beendet war.“, schildert Probst.
Auch Fotograf Wolfgang Pölzer kennt die Tücken der Ein- und Ausstiege. „Ich habe häufig beobachtet, wie Taucher ihr Blei beim Einstieg ins Schlauchboot oder beim Hochklettern von der Leiter verlieren. Das kann sehr schmerzhaft und gefährlich werden. Ich achte immer ganz genau drauf, dass ich mich beim Auftauchen oder Sicherheitsstopp nie unterhalb der Leiter oder dem Ausstieg aufhalte“, so der Österreicher. Sein Tipp: „Bleibt bei Bootstauchgängen immer ein paar Meter seitlich, damit euch kein verlorenes Blei auf den Kopf kracht“, rät Pölzer. UW-Fotokollege Gerald Nowak hat ebenfalls schmerzhaftes Lehrgeld auf einem Zodiac gesammelt. „Wir waren gerade dabei uns fertigzumachen. Mein Buddy reichte mir das Jacket mit Flasche. Ein typisches Missverständnis. Er dachte, ich halte den Tank fest, und ich war mir sicher, dass er alles im Griff hat. Dann krachte es! Die Flasche ist mit Automat voll auf meinen Fuß gestürzt!“. Es sei ein schöner Moment gewesen, als der Schmerz nachließ, so Nowak lakonisch. Danach hätte er jedenfalls erstmal tauchfrei gehabt und die nötige Lehre aus dem Vorfall gezogen.
auf ewig ins Abyss
Mit fallenden Gegenständen hatte Wolfgang Pölzer einmal eine positive Erfahrung. „Ich war beim Safety-Stop. Knapp über mir waren Mittaucher dabei, ins Schlauchboot zu klettern. Ich verfolgte das Schauspiel von unten und bemerkte, dass sich eine Taucherin beim Ablegen des Gerätes versehentlich ihren Tauchcomputer vom Arm streifte. Von ihr dabei völlig unbemerkt, sank der Rechner nach unten und schwamm direkt auf mich zu. So war es für mich ein Klacks ihn aufzufangen und wenige Minuten später der völlig aufgelösten Taucherin zu überreichen“, freut sich Pölzer.
So einen Helfer hätte Norbert Probst bei einer Seychellen-Safari gut gebrauchen können: „Wir waren im Dekostopp, als sich eine mit Karabinerhaken gesicherte Tauchlampe vom Jacket meiner Frau löste und in der Tiefe versank“, sagt Probst, der sich den Vorfall immer noch nicht erklären kann.
IMMER DIE ALTE LEITER
Fragt man Taucher nach Blessuren und Unfällen kommen viele auf die Leiter zu sprechen: Das wacklige Konstrukt scheint für Unfälle geradezu prädestiniert zu sein. „Ich bin schon durch einige verrostete Sprossen gekracht“, verrät Paul Munzinger „und als wäre das noch nicht genug, hat mir einmal mein Buddy die Birne mit meiner UW-Kamera samt Blitzarm geplättet.“ Für den Freiburger seien das zwar gute Schenkelklopfer beim Dekopils an Bord, wenn die Wunden verheilt sind – aber in der Realität seien diese Missgeschicke wenig spaßig und hätten böse ausgehen können.
Wenig zu lachen hatte auch Fotoguru Herbert Frei mit einer Safariboot-Leiter: „Ein Mitglied der Crew reichte mir an der Leiter die Kamera ins Wasser. Das Meer war etwas unruhig. Plötzlich kam eine größere Welle, die das Boot und mich anhob. Dabei verfing sich das Blitzkabel in einer der Sprossen. Beim Versuch es zu lösen, wurde ich mitsamt der Leiter auf- und abgeworfen. Keine ungefährliche Situation, denn wenn mich die Leiter am Kopf getroffen hätte, wäre möglicherweise mehr als eine Beule zurückgeblieben. Dann endlich konnte ich das verfangene Synchronkabel von der Sprosse lösen und wollte wegschwimmen. Aber es ging nicht. Im Trubel der Wellen und Blasen verfing sich mein Jacket in einer der Sprossen und ich wurde wie ein Spielball auf- und abgeworfen. Eine groteske Situation – das wünsche ich niemandem. Der Wellengang hatte jetzt auch noch zugenommen. Den Mittauchern, die das Schauspiel aus sicherer Entfernung betrachten, fiel ein Stein vom Herzen, als ich mich nach einiger Zeit endlich befreien konnte. Das hatte was von Wasserfolter. Was ich daraus gelernt habe? Bei unruhiger See sollte man sich die Kamera niemals direkt an der Leiter, zumal, wenn es eine Sprossenleiter ist, reichen lassen. Seitlich davon ist sicher und ungefährlicher“, so Frei.
DRAMATISCHE UNFÄLLE
Wie dramatisch Bootstauchgänge ausgehen können und über die lebensgefährlichen Verletzungen mit Bootschrauben haben wir in der letzten Ausgabe (TAUCHEN 10/2013) berichtet. „Immer wieder stellen andere Boote ein großes Risiko dar“, äußert sich Norbert Probst über einen gefährlichen Zwischenfall. „Während wir uns beim Safety-Stop am Heck unterhalb der Taucherplattform und nahe am Propeller aufhielten, versuchte der Kapitän den Zusammenprall mit einem anderen Schiff zu verhindern. Eine oder mehrere Leinen haben sich gelöst. Die Strömung ließ das Schiff nach vorne abdriften. Als der Kapitän dies bemerkte legte er den Rückwärtsgang ein und gab Vollgas. Der unerwartete Start des Motors war uns nicht entgangen und wir tauchten instinktiv sofort drei Meter tiefer – und kamen mit dem Schrecken davon. Er hatte uns schlicht vergessen. Auch Propellern von Schlauchbooten begegne ich mit der größten Vorsicht, nachdem ich schon solche Beinahe-Unfälle erlebt habe“, weiß der UW-Fotograf.
UW-KAMERA-CRASH
Bei UW-Fotografen gibt es bei Ein- und Ausstiegen ein zusätzliches Problem: Die Profis müssen nicht nur die empfindliche und schwere Ausrüstung in oder aus dem Wasser bekommen – auch Bootscrew und Buddys sind eine potenzielle Gefahr für die kostspielige Ausrüstung. „Was nicht passt, wird passend gemacht“, könnte der Titel von Paul Munzingers Erlebnis lauten: „Weil mein UW-Gehäuse mit dem riesigen Weitwinkel-Dome mit Sonnenschutz nicht in die Süsswassertonne passte, hat ein Taucher, dem ich dummerweise meine Kamera gereicht habe, das Gehäuse so lange in das Becken mit Gewalt gedreht und gedrückt, bis sie reinpasste. Dabei soff meine Kamera gemütlich und gepflegt im Kamerabecken ab“, ärgert sich der Freiburger noch heute.
Auch Norbert Probst konnte einige Kameras den ewigen Meeresgründen übergeben: „Eine UW-Kamera hauchte ihr Leben aus, als ein Taucher seinen Automaten in der gleichen Tonne spülte, in der auch meine Kamera lag. Einer der Schläuche verhedderte sich am Verschluss des UW-Gehäuses. Anstatt nachzusehen, warum er den Automaten nicht aus der Tonne bekam, zog er wie wild daran. Dabei öffnete sich das UW-Gehäuse. Nach meinem Kenntnisstand saufen die meisten Kameras in Spülbecken ab. Meistens die Folge von zu geringem Anpressdruck auf die O-Ringe“, urteilt Probst.
Auch Christian Skauge kennt das Problem mit den wasserscheuen Bildmaschinen und weiß wie man effektiv teure DSLR-Geschosse schlachtet. „Ich hatte ein Problem mit meiner Kamera. Eine Gehäuseübertragung funktionierte nicht richtig und kurz vor dem Tauchgang auf dem Boot hatte ich den idiotischen Einfall, das Gehäuse zu öffnen“, packt der Norweger aus. „Irgendwie ahnte ich, dass es keine allzu schlaue Idee sei, aber ich habe mir vorgenommen ganz vorsichtig zu sein. Während des Tauchgangs merkte ich, das mein Gehäuse immer schwerer wurde. Verflixt! Das Gehäuse lief langsam voll. Oben konnte ich nur noch den Totalschaden feststellen. Seitdem öffne ich die UW-Gehäuse nur in geschlossenen Räumen und bei gutem Licht, wenn es absolut trocken ist und ich alle Zeit der Welt habe!“, sagt Skauge.
WIR SIND HELDEN!
Wer meint, er sei der absolute Super-Taucher, der mit allen Wassern gewaschen ist, sollte mal hören was TAUCHEN-Medizinexperte Professor Dr.-Claus-Martin Muth in den 90er Jahren während eines Tauchurlaubes in Ägypten erlebt hat. „Mit an Bord des Tauchschiffes war ein Urlauber aus Deutschland, der nicht müde wurde allen zu erzählen, dass er früher ja als Taucher bei der Bundeswehr quasi beruflich unter Wasser war – und dabei ganz andere Tauchgänge durchgeführt habe, als solche Luschen-Tauchgänge wie wir“, erinnert sich Muth. „Dabei erzählte er von seinen Heldentaten, vermied aber Antworten auf konkrete Nachfragen zur Art der Tauchertätigkeiten. Dann wurde der Tauchplatz erreicht und der Supertaucher stürmte voll aufgerüstet mit den Worten ,Alle mir nach‘ ins Wasser – begleitet von unseren erstaunten Blicken. Nach dem Eintauchen ins Wasser kam er heftig strampelnd und mit den Armen rudernd zur Wasseroberfläche, die Augen hinter der Maske weit aufgerissen, um dann wieder ein Stück unterzugehen. Einer der Tauchguides sprang dann sofort hinterher, um unseren Helden zu retten: Er hatte nämlich vollbepackt und überbleit wie er war, völlig vergessen seine Flossen mitzunehmen oder gar anzuziehen – und war in dem Schreck offenbar nicht in der Lage, den Inflator zu bedienen, was dann der Guide für ihn tat, bevor er unseren Helden wieder zurück an Bord brachte. Tauchen habe ich ihn dann übrigens nicht mehr gesehen“, lacht der Mediziner.
Auch Norbert Probst hält wenig von vermeintlichen Tauchhelden mit fehlendem Respekt vorm Meer: „Auf einer Socorro-Safari in Mexico lag unserer Schiff am Boiler – einem spektakulären Tauchplatz weitab von der Küste. Das große Stahlschiff tanzte wie wild auf den Wellen und die Tauchplattform kam drei bis vier Meter hoch aus dem Wasser, bevor sie wieder eintauchte. Obwohl mich dort sicher hervorragende Motive erwartet hätten entschied ich mich mit meiner Frau, auf den Tauchgang zu verzichten. Nachdem der Kapitän den Tauchern die Verantwortung für den Tauchgang übertragen hatte, gab es ein paar Verwegene, die sich trotzdem trauten. Ein guter Bekannter von mir war ebenfalls dabei. Hinterher berichtete er mir zwar von seinem tollen Tauchgang. Er gab aber auch ehrlich zu, das Erlebnis kaum genießen zu können. Er beichtete mir, dass er die ganze Zeit daran denken musste, wie er wieder zurück aufs Boot kommen würde. Als man ihn am Seil heranzog habe er Todesängste ausgestanden“, plaudert Probst aus dem Nähkästchen.
NUSSSCHALE IN NOT
Wer häufiger Fernreisen abseits der großen Touristenströme unternimmt, wird wie Paul Munzinger die Erfahrung machen, dass ein im Katalog versprochenes Boot nicht unbedingt wie ein solches aussehen muss: „Eine Renn-Nussschale mit sportlichem 4-PS-Aussenborder ist uns mal vor den Galapagos-Inseln abgesoffen. Wer schon mal dort war weiß, dass es keine große Freude ist bei hohem Wellengang auf einer hoffnungslos überladenen Boot zu sitzen“, gruselt sich der Freiburger immer noch. Auch in der Karibik erlebte er einen Crash: „Das Beiboot ist bei einem Tauchgang in der Dominikanischen Republik auf die Felsen geknallt, wobei der Scherstift abgerissen ist. Da braucht man Sitzfleisch und die Hoffnung, dass die Crew weiß, wie man einen Funkspruch absetzt“, so Munzinger.
BOOTS-SPECIALTieS!
Falls jetzt der eine oder andere Taucher an die kommenden Bootstauchgänge mit Schaudern und leichtem Unbehagen denken sollte – die kommerziellen Tauchverbände bieten eine adäquate Lösung: Das Boat-Diving-Specialty! Braucht man wirklich ein Brevet oder eine Spezialausbildung für etwas, was man „Learning by doing“ beim Tauchen lernen kann? Wenn man den Ausführungen der Profis lauscht, scheint eine rund 100 Euro teure Zusatzausbildung keine schlechte Investition zu sein. Dümmer wird man kaum und Spaß macht die Ausbildung nebenbei auch noch: „Das PADI-Speciality-Boat-Diving macht alle mit den Techniken und Besonderheiten des Bootstauchens vertraut und hilft den Tauchern, sich mit den Bedingungen an Bord vertraut zu machen“, informiert Sylvia Ross, PADI. „Die Schüler lernen, von allen Booten aus zu tauchen – von kleinen Schlauchbooten bis hin zu riesigen Tauchsafaribooten.“, so die PADI-PR-Managerin. Es ginge nicht nur um Ein- und Ausstiege sondern um Detailwissen, wie man die Hilfsleinen an der Oberfläche für den Auf- und Abstieg richtig verwenden, oder wie man wichtige Sicherheitseinrichtungen auf dem Boot finden kann. Für welche Taucher ist das Boat-Diving-Specialty sinnvoll? „Generell ist der praktische Kurs für jeden sinnvoll, der das erste mal in den Tauchurlaub oder auf eine Safari fährt“, erläutert Guido Wätzig, Geschäftsführer von SSI Service Center EMEA. Es gebe Tipps zur Planung des Tauchurlaubs sowie einen Überblick zu den Sicherheitskriterien bei der Auswahl von Tauchbooten. Taucher lernten Verhaltensregeln an Bord und Grundregeln des Bootstauchens. Auch Themen wie die Vorbereitung und das Verpacken der Tauchausrüstung würden umfangreich erörtert.
Was kostet die Ausbildung? Sind auch praktische Übungen dabei? Bei PADI und SSI beinhaltet der Kurs die Theorie und zwei Tauchgänge. Die Kosten liegen zwischen 100 und 130 Euro inklusive Lehrmaterial und Lern-DVD.
Wer braucht das Brevet? „Wenn man weiß auf welche Aspekte man bei der Auswahl einer Tauchsafari achten muss und wie man sich auf dem Boot am besten verhält, steigert das natürlich die Sicherheit der Taucher“, erklärt Guido Wätzig. „Bei Bootstauchgängen gibt es meist ein dichtes Gedränge und es kann wie immer einiges schieflaufen“, sagt Sylvia Ross und führt an „Ein Kurs ist daher für alle Taucher eine sehr gute Einführung an Bord.“
Herbert Frei bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, man kann 100 Jahre tauchen und lernt noch immer etwas dazu. Man muss ja nicht durch Schaden klug werden. Es reicht eine missliche Situation, der man mit viel Glück entkommen ist“, so der UW-Fotograf.
Michael Krüger
Rumms! Das hat gesessen. Beim Ein- und Aussteigen sollten Taucher immer Abstand zum Buddy halten.
Wenn viele Taucher auf begrenztem Raum agieren, sind Missgeschicke und Malheure beinahe an der Tagesordnung. Nicht nur Anfänger zahlen schmerzhaftes Lehrgeld: Auch Profis kassieren regelmässig dicke Beulen und blaue Flecken an Bord – deshalb Augen auf beim Bootstauchgang!
Inhalt des Specialty
• Taucher erlernen beim PADI oder SSI „Boat-Diving“-Specialty von unterschiedlichen Booten aus zu tauchen – von Zodiacs bis zu Safaribooten.
• Kursteilnehmer erfahren alles über Ein- und Ausstiege und die Arbeit einer Bootscrew.
• Wie verstaut man am besten die Tauchausrüstung und wie bewegt man sich an Bord?
• Wie nutzt man Hilfsleinen an der Oberfläche für den Auf- und Abstieg richtig?
• Taucher erfahren alles über grundlegende Sicherheitseinrichtungen an Bord und wie sie die Qualität der Boote erkennen können.
Voraussetzungen
Die Teilnehmer für das Boat-Diving-Specialty müssen mindestens zehn Jahre alt sein und mindestens mit dem Advanced Open Water Diver, oder äquivalentem Tauchbrevet einer anderen Organisation brevetiert sein.
Kosten
Zwischen 100 und 130 Euro. Mit dabei sind zwei Tauchgänge und Unterrichtsmaterialien (Boat-Diver-Manual sowie eine Lern-DVD). Brevetierung und Leihausrüstung kosten extra.
www.padi.com
www.divessi.com
REPORT BEST AGER
Flossen statt Filzpantoffeln!
Ältere Semester in OWD-Kursen und 75-Jährige bei Tauchsafaris sind nichts Besonderes mehr – und das ist auch gut so:
TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger fragte Profis, wo der „Unruhestand“ richtig Spaß macht.
VON MICHAEL KRÜGER
Slogans wie „Die 60-Jährigen sind die neuen 40-Jährigen“, TV-Serien wie „Rock statt Rente“ und Marketing-Begriffe wie „Best Ager“ zeigen die Schwierigkeit eine Zielgruppe zu kategorisieren, die vieles sein möchte – nur nicht alt. Mittsechziger sieht man häufiger auf Festival-Bühnen als an Bingo-Tischen. Kaum anders verhält es sich bei Tauchern: „Das Bild des reifen, unbeweglichen ,grauen Panthers‘ gehört der Vergangenheit an“, weiß Otmar Schmitz, stellvertretender Geschäftsführer Extra-Divers. Die ältere Generation sei alles andere als senil. Die Zielgruppe steht nicht ohne Grund im Visier der Marketing-Strategen, denn die reiferen Jahrgänge sind kaufkräftig, dynamisch und agil!
TAUCHEN KENNT KEIN ALTER
Ist Tauchsport wirklich keine Frage des Alters? „Tauchen funktioniert von acht bis 88 und kennt keine Altersgrenze“, meint Werner Lau. Der Tauchreise-Veranstalter bekommt immer häufiger Anfragen von älteren Semestern: „Natürlich sind viele sehr vorsichtig, aber ich sage den meisten, dass sie es einfach ausprobieren sollen, wenn es von physischer und medizinischer Seite her keine Bedenken gebe“, so Lau. Tauchen sei viel leichter zu erlernen, als Golf – und viel spannender sowieso!
Worauf sollten Taucher auf ihre alten Tage achten? Aus medizinischer Sicht gibt es einige Dinge zu beachten (siehe Artikel „Ü-70-Tauchen“, Seite 104). Erfolgserlebnisse und Glücksgefühle sind nach Urteil von Tauchlegende „Stolli“ garantiert: „Im Wasser entdecken viele die Bewegungsfreiheit wieder, die ihnen im normalen Alltag über die Jahre abhanden gekommen ist.“ (Mehr dazu im Interview, Seite 26).
Die immer bequemere Ausrüstung tue ein Übriges hinzu, dass Tauchkurse für Ältere ein durchaus gängiges Bild auf den Basen sind. Sicher werden aus 70-Jährigen keine jungen Heißsporne mehr, die in jeden Tümpel springen. „Es wird eine gute Mischung aus Erlebnis, Service und Erholung bevorzugt“, meint Otmar Schmitz.
„GRAUWAL-TREFFEN“ IN DER KARIBIK
Jörg Gessner, Chef von Scuba-Diving-Margarita, setzt auf die älteren Taucher und bietet seit einiger Zeit erfolgreich sogenannte „Grauwal-Treffen“ auf der Insel Margarita an. „Die liebevolle Bezeichnung ,Grauwale‘ fanden alle passend“, erläutert der Tauchlehrer. In seinem Tauch-Club erhalten diese Gäste einen besonderen VIP-Status.“ Was ist anders beim Senioren-Tauchen? „Bei uns gibt es das sogenannte ,Sorglos-Programm‘“ so Gessner. Da hätten die Gäste außer dem Tauchen nichts zu tun. Das beginne mit der Abholung vom Hotel und dem Transfer zum Boot und führe über den Geräteaufbau und Flaschenwechsel bis zur Reinigung des Equipments. „Klar, viele Taucher wollen das gern selbst machen, aber der Service kommt einfach gut an!“
„Best Agers“ zu mobilisieren ist auf jeden Fall eine wichtige Aufgabe in der Branche, die nach Auffassung von Otmar Schmitz stiefmütterlich behandelt werde. Jörg Gessner sieht das ähnlich: „SSI und PADI kümmern sich meiner Meinung nach überhaupt nicht um diese Zielgruppe“, so der Basis-Chef.
Was sagen die Verbände? „Ältere Taucher werden wir weiter im Fokus haben“, urteilt Guido Wätzig, SSI-Europe. Ausrüstung und Lehrmethoden seien heutzutage allerdings so komfortabel, dass ältere Personen keine Probleme haben dürften. „Ich würde Leuten, die mehr Betreuung wünschen einen Privatkurs empfehlen, denn dort kann der Instruktor sehr gut auf die individuellen Bedürfnisse und das Lerntempo eingehen“, so der SSI-Chef.
Auch Thomas Kromp, Ausbildungsleiter Barakuda, sieht eine Aufgabe im Tauchsport darin, ältere Taucher mehr zu berücksichtigen. Manchmal seien die reiferen Jahrgänge sogar die Impulsgeber: „Ich habe einen 64-Jährigen ausgebildet, der mittlerweile seine ganze Familie mit dem Tauchvirus infiziert hat“, erinnert sich Kromp. „Der Mann hat innerhalb von zwei Jahren mehr als 180 Tauchgänge absolviert und einige Spezialbrevets gesammelt.“
SCHNUPPERTAUCHEN FÜR SENIOREN
Wo können ältere Taucher in Deutschland Schnuppertauchgänge, oder die ersten Atemzüge unter Wasser erleben? Fred Anlauf, Geschäftsführer der Berliner Tauchausbilder, bietet Tauchen für Senioren an. Wie kommt das Angebot an? „Ich habe schon ein 70-jähriges Ehepaar zum Open Water Diver ausgebildet“, so Anlauf. „Tauchen ist ein faszinierendes Erlebnis – wenn ein 80-Jähriger fit ist, spricht nichts dagegen, ihn auszubilden“, so der Chef der Tauchausbilder, der spezielle Kurse für ältere Tauchanfänger in der Hauptstadt anbietet.
Worauf achten die Tauchlehrer besonders? „Definitiv sind unsere Senioren ganz anders zu behandeln, da viele schlechtere Schwimmfähigkeiten und körperliche Einschränkungen haben“, so Fred Anlauf. Häufig lägen auch Angsterlebnisse mit Wasser vor. Jüngere seien natürlich unerfahrener und unbefangener. „Unsere Tauchlehrer bilden daher immer in ganz kleinen Gruppen aus – meist sogar mit Assistenz-Tauchlehrern, um individuell auf die Tauchgäste einzugehen“, so Anlauf. „Das Programm ist etwas langsamer, verspielter, aber auch detaillierter, weil viele ältere Taucher einfach wissbegieriger sind. „Ich bilde unheimlich gern Senioren aus, da die meisten sehr gewissenhaft dabei sind und sich noch viel mehr freuen, als ein Twen, der den Schein macht. Das Tollste ist, dass sie unter Wasser absolut mit den Jüngeren mithalten können“, erklärt der Tauchlehrer.
„Für Tauchen gibt es keine Altersbeschränkung“, meint Frank Cyrus vom TC Manta. „Sofern ein Arzt eine Tauchtauglichkeit bescheinigt, steht dem Vergnügen unter Wasser nichts im Weg“, so der Tauchlehrer. Der Tauchclub in Saarbrücken bietet zwei Mal die Woche Tauchkurse für Senioren an.
Was sagen die älteren Teilnehmer zum Angebot? Laut Cyrus sei es für viele eine wundervolle Erfahrung, unter Wasser zu schweben und nicht mehr die schweren Knochen und Gelenke zu spüren.
„Es ist die Ruhe, Entspannung, die nicht nur reifere Taucher begeistert.“ Viele Ältere sind neben dem Tauchen von dem Konditionstraining begeistert: „Unser Flossenausdauertraining ist gelenkschonend und wird von den älteren Vereinsmitgliedern regelmäßig ausgeübt“, so der Tauchlehrer. Nicht zu vergessen sei der soziale Aspekt. „Tauchen ist ein Partnersport, bei dem man schnell neue Freunde kennenlernt“, sagt Cyrus.
Wie laufen die Kurse in Deutschland? „Die Seniorenkurse sind individuell und flexibel auf jeden Teilnehmer und die körperliche Verfassung ausgerichtet“, erklärt Fred Anlauf von den Berlinern Tauchausbildern. Seniorentauchen finde im Flachwasserbereich zwischen zwei und sechs Metern statt. „Die im Hallen- oder Freibad gelernten Übungen werden im See wiederholt, korrigiert und vervollständigt“, so Anlauf. Die Praxislektionen im Schwimmbad und im Freiwasser erfolgten im Einzelunterricht oder zusammen mit dem Partner. Auch die Kurstermine würden individuell mit den Teilnehmern abgesprochen.
GESUNDHEITSZUSTAND VERBESSERN
„Wassersport unterstützt und verbessert den Gesundheitszustand älterer Menschen“, sagt Fred Anlauf von den Berliner Wasserratten. Der Auftrieb im Wasser entlaste den Stütz- und Bewegungsapparat und verringert altersbedingte Beschwerden, die sonst bei sportlichen Aktivitäten an Land auftreten könnten. Die Durchblutung und der Stoffwechsel würden gleichzeitig gefördert, und die Lunge werde besser belüftet. „Darüber hinaus kräftigt der Widerstand des Wassers die Muskulatur“, so Anlauf.
Gibt es einen Unterschied zur Standard- ausrüstung bei Tauchkursen? „Die Tauchgänge werden mit extra leichtem Equipment durchgeführt“, erläutert der Berliner Tauchlehrer.
Wie läuft der OWD im Ausland? „Relaxed und ohne Stress!“, schildet Jörg Gessner von der Basis Scubadiving auf der Insel Margarita. „Wir lassen uns Zeit und üben solange im Pool, bis sich alle Teilnehmer absolut sicher fühlen“, so Gessner. Das sei sehr wichtig, damit alle beim ersten Tauchgang im flachen Meerwasser Spaß haben und sofort positive Erfahrung in ihre junge Tauchkarriere mitnehmen.
„Spezielle Tauchkurse für Senioren werden weltweit in immer mehr Destinationen angeboten“, erklärt Otmar Schmitz, „Tauchen im Rentenalter ist schon lange keine Randerscheinung mehr, denn die Taucher sind oft ihrer Leidenschaft ein Leben lang treu geblieben.“
Prominentes Beispiel für ältere, aktive Taucher ist Stan Waterman. Der Filmproduzent, UW-Fotograf und fünffache Emmy-Gewinner wird 90 – und ist immer noch leidenschaftlich gern unter Wasser: „Ich bewege mich an Land eher langsam wie eine Schildkröte – aber unter Wasser bin ich beweglich wie ein Delphin“, sagt der Tauchpionier aus Florida. „Wenn ich den Meeresgott Poseidon irgendwann einmal unter Wasser treffe, werde ich ihm dankend auf die Schulter klopfen, dass er mich zum Tauchsport gebracht hat!“
1971 eröffnete Günter Stolberg, 74, als einer der Ersten eine Tauchbasis in Tamariu an der Costa Brava in Spanien. Einen guten Ruf hat sich Stollis Tauchbasis über einen guten Service erarbeitet – nicht nur reifere Jahrgänge schätzen das Ambiente. Prominenteste Schülerin Stollis war Leni Riefenstahl, die mit 71 bei ihm das Tauchen lernte.
Kommen tatsächlich immer mehr ältere Leute, zum Tauchsport?
Auf jeden Fall! Hier in Tamariu haben wir ein internationales Publikum in allen Altersklassen. Anfänger im Seniorenalter haben wir interessanterweise am meisten aus dem englischsprachigen Raum. Deutsche, Schweizer und Holländer kommen in der Regel schon fertig ausgebildet. Die meisten kommen über Mundpropaganda zu uns, weil wir uns mit individueller Betreuung und Service einen Namen gemacht haben.
Was läuft anders bei der Ausbildung von reiferen Jahrgängen?
Natürlich gibt es physische Einschränkungen. Je mehr Lebenserfahrung man hat, desto vorsichtiger wird man. Wie zu erwarten sind die Älteren aufmerksamer bei der Theorie, hinterfragen viel und sind generell sehr risiko- und sicherheitsbewusst. Wenn sie zu uns kommen, haben sie allerdings den ersten Schritt gemacht. Sie haben sich dazu entschlossen tauchen zu lernen! Brevetierte ältere Taucher haben vorrangig Interesse, spannende und sicher geführte Unterwasser-Touren zu erleben.
Viele ältere Taucher haben ja weniger mit dem eigentlichen Tauchen, sondern eher mit dem Weg zum Tauchplatz ihre Schwierigkeiten. Worauf sollten Ü-70-Taucher besonders achten?
Natürlich gibt es viele Tauchreisen, die nicht für Senioren geeignet sind. Lange Zodiac-Touren und die damit verbundenen schwierigen Ein- und Ausstiege bereiten auch vielen jüngen Tauchern Probleme. Einige Tauchbasen haben bereits durch die entfernte Lage und lange Anfahrten ein Problem. Annehmlichkeiten wie hydrau-lische Lifts sind sicherlich hilfreich. Beim Ausrüstungsverleih sind bleiintegrierte Jackets natürlich ein Pluspunkt, da sie komfortabler zu tragen sind als ein Bleigurt. Da kommt es halt ganz stark auf die jeweilige Tauchbasis und die Infrastruktur an. Natürlich ist ein hoher Serviceanspruch ein teures Unterfangen und sehr personalintensiv.
Was schätzen die Gäste an eurem Service?
Bei uns ist es so, dass wir je nach Notwendigkeit Hilfestellung leisten. Wir tragen gern das Gerät zum Boot, helfen den Tauchern beim An- und Ausziehen der Flossen oder unterstützen beim Zusammenbau. Unsere Erfahrung zeigt, dass angemessene Hilfestellung dankbar angenommen wird, dass es aber mindestens so wichtig ist, einen Großteil aus eigener Kraft zu schaffen. Das stärkt das Selbstwertgefühl der Taucher ungemein.
Habt ihr Ideen, wie man ältere Menschen für den Tauchsport erreichen und mobilisieren kann?
Aktuell hat der Tauchsport eine sehr junge Zielgruppe. Man muss sich nur mal einmal die Lehrvideos und Bücher der Marktführer ansehen. Vieles wird da so kindisch und marktorientiert dargestellt, dass der Verstand eines Erwachsenen beleidigt wird. Um mehr ältere Semester für den Tauchsport zu begeistern, sollte man vielleicht über ein alternatives Image und neue Perspektiven nachdenken. Tauchen ist mehr als ein Abenteuer für junge Leute! Vielmehr ein sicherer Sport, der auch ohne Probleme in höherem Alter ausgeübt werden kann.
Wie ist das Feedback der älteren Gäste? Gibt es Verbesserungsvorschläge bezüglich der Ausbildung und der Lehrbücher?
Da sind die Materialien so unterschiedlich wie die Taucher. Aber zu einem Punkt habe ich häufiger Rückmeldung bekommen, denn Lebenserfahrung macht anspruchsvoll: Viele ältere Gäste wünschen mehr Information und weniger Eigenwerbung der Verbände!
„Best Ager“ – eine vernachlässigte Zielgruppe der Tauchbranche?
Ein entspannter Rifftauchgang macht auch im fortgeschrittenem
Alter Spaß.
WERNER LAU
„Ältere Urlauber wünschen mehr als einen reinen Tauchurlaub. Mit den Jahren werden die meisten anspruchsvoller und suchen nach einem guten Gesamtpaket: Einer Mischung aus Kultur, Ambiente und bunter Unterwasserwelt. Bali ist immer eine Empfehlung! Unsere Basen Alam Anda und Pondok Sari bieten traumhaftes Flair und gut erreichbare Spots – das Ganze ist auch günstig! Natürlich sind auch die Malediven angesagt – Bathala und Filitheyo verzaubern nicht nur Senioren. Wenn ältere Taucher eine kurze Anreise suchen und Korallen lieben, gibt es keine Alternative zum Roten Meer. Unsere Basis Oasis in Marsa Alam bietet Luxus und superleichte Einstiege.“
AXEL BECKER/BELUGA REISEN
„Viele reifere Semester suchen nach hochwertigen Zielen – Traumziele wie Yap und Französisch-Polynesien stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wir empfehlen eher Tauchziele, die unproblematische Ein- und Ausstiege ermöglichen. Zodiac-Tauchgänge sind problematisch – deshalb raten wir auch von Zielen wie Mosambik und den Azoren ab. Viele ältere Gäste haben Probleme damit, die Flossen anzuziehen und Angst vor großen Booten. Perfekter Service, ein gutes Preis-Leistungs-verhältnis und viel Entspannung finden unsere Gäste in Indonesien: Uneingeschränkt empfehlen können wir immer Ziele wie Bali und Nord-Sulawesi.“
OTMAR SCHMITZ/EXTRA DIVERS
„Ü-60-Taucher fühlen sich wegen des einfachen Zugangs und der Unabhängigkeit meist an Hausriffen wohl. Häufig in Verbindung mit guter Hotellerie und gepflegtem Stil. Eine einfache Anreise ist sehr wichtig. Deshalb sind unsere ägyptischen Basen in der Makadi-Bucht und im Mövenpick Quseir ideal. Wer es exotischer mag, findet auf unseren Inseln in Indonesien das perfekte Revier! Nabucco und speziell Nunukan sind dank des riesigem Hausriffs beliebte Anlaufpunkte für ältere Gäste. Ein kleiner Geheimtipp speziell für ältere Pärchen ist Jordanien! Eine spannende Kulturreise mit Taucherlebnissen im Roten Meer!“
ISLA MARGARITA
„Die Isla Margarita bietet unkomplizierte Tauchgänge – selten tiefer als 15 oder 20 Metern. Insel- und Sunset-Touren werden auch angeboten. Wer keine Hotels mag, kann von uns in Gastfamilien untergebracht werden.“
Jörg Gessner, Scubadiving Margarita
www.scubadiving-margarita.com
TAMARIU
„Tamariu verbindet die Vorteile eines einmalig schönen Tauchreviers mit dem ursprünglichen Charme von Land und Leuten. Die Tauchplätze werden mit dem Motor-Segelkutter angefahren. Ein Hausriff gibt es ebenfalls.“
Stolli, Stollis Tauchbasis
www.stollis-divebase.eu
DEUTSCHLAND
www.die-tauchausbilder.de
www.tcmanta.de
www.aklas.de
Flossen statt Filzpantoffeln!
Ältere Semester in OWD-Kursen und 75-Jährige bei Tauchsafaris sind nichts Besonderes mehr – und das ist auch gut so:
TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger fragte Profis, wo der „Unruhestand“ richtig Spaß macht.
VON MICHAEL KRÜGER
Slogans wie „Die 60-Jährigen sind die neuen 40-Jährigen“, TV-Serien wie „Rock statt Rente“ und Marketing-Begriffe wie „Best Ager“ zeigen die Schwierigkeit eine Zielgruppe zu kategorisieren, die vieles sein möchte – nur nicht alt. Mittsechziger sieht man häufiger auf Festival-Bühnen als an Bingo-Tischen. Kaum anders verhält es sich bei Tauchern: „Das Bild des reifen, unbeweglichen ,grauen Panthers‘ gehört der Vergangenheit an“, weiß Otmar Schmitz, stellvertretender Geschäftsführer Extra-Divers. Die ältere Generation sei alles andere als senil. Die Zielgruppe steht nicht ohne Grund im Visier der Marketing-Strategen, denn die reiferen Jahrgänge sind kaufkräftig, dynamisch und agil!
TAUCHEN KENNT KEIN ALTER
Ist Tauchsport wirklich keine Frage des Alters? „Tauchen funktioniert von acht bis 88 und kennt keine Altersgrenze“, meint Werner Lau. Der Tauchreise-Veranstalter bekommt immer häufiger Anfragen von älteren Semestern: „Natürlich sind viele sehr vorsichtig, aber ich sage den meisten, dass sie es einfach ausprobieren sollen, wenn es von physischer und medizinischer Seite her keine Bedenken gebe“, so Lau. Tauchen sei viel leichter zu erlernen, als Golf – und viel spannender sowieso!
Worauf sollten Taucher auf ihre alten Tage achten? Aus medizinischer Sicht gibt es einige Dinge zu beachten (siehe Artikel „Ü-70-Tauchen“, Seite 104). Erfolgserlebnisse und Glücksgefühle sind nach Urteil von Tauchlegende „Stolli“ garantiert: „Im Wasser entdecken viele die Bewegungsfreiheit wieder, die ihnen im normalen Alltag über die Jahre abhanden gekommen ist.“ (Mehr dazu im Interview, Seite 26).
Die immer bequemere Ausrüstung tue ein Übriges hinzu, dass Tauchkurse für Ältere ein durchaus gängiges Bild auf den Basen sind. Sicher werden aus 70-Jährigen keine jungen Heißsporne mehr, die in jeden Tümpel springen. „Es wird eine gute Mischung aus Erlebnis, Service und Erholung bevorzugt“, meint Otmar Schmitz.
„GRAUWAL-TREFFEN“ IN DER KARIBIK
Jörg Gessner, Chef von Scuba-Diving-Margarita, setzt auf die älteren Taucher und bietet seit einiger Zeit erfolgreich sogenannte „Grauwal-Treffen“ auf der Insel Margarita an. „Die liebevolle Bezeichnung ,Grauwale‘ fanden alle passend“, erläutert der Tauchlehrer. In seinem Tauch-Club erhalten diese Gäste einen besonderen VIP-Status.“ Was ist anders beim Senioren-Tauchen? „Bei uns gibt es das sogenannte ,Sorglos-Programm‘“ so Gessner. Da hätten die Gäste außer dem Tauchen nichts zu tun. Das beginne mit der Abholung vom Hotel und dem Transfer zum Boot und führe über den Geräteaufbau und Flaschenwechsel bis zur Reinigung des Equipments. „Klar, viele Taucher wollen das gern selbst machen, aber der Service kommt einfach gut an!“
„Best Agers“ zu mobilisieren ist auf jeden Fall eine wichtige Aufgabe in der Branche, die nach Auffassung von Otmar Schmitz stiefmütterlich behandelt werde. Jörg Gessner sieht das ähnlich: „SSI und PADI kümmern sich meiner Meinung nach überhaupt nicht um diese Zielgruppe“, so der Basis-Chef.
Was sagen die Verbände? „Ältere Taucher werden wir weiter im Fokus haben“, urteilt Guido Wätzig, SSI-Europe. Ausrüstung und Lehrmethoden seien heutzutage allerdings so komfortabel, dass ältere Personen keine Probleme haben dürften. „Ich würde Leuten, die mehr Betreuung wünschen einen Privatkurs empfehlen, denn dort kann der Instruktor sehr gut auf die individuellen Bedürfnisse und das Lerntempo eingehen“, so der SSI-Chef.
Auch Thomas Kromp, Ausbildungsleiter Barakuda, sieht eine Aufgabe im Tauchsport darin, ältere Taucher mehr zu berücksichtigen. Manchmal seien die reiferen Jahrgänge sogar die Impulsgeber: „Ich habe einen 64-Jährigen ausgebildet, der mittlerweile seine ganze Familie mit dem Tauchvirus infiziert hat“, erinnert sich Kromp. „Der Mann hat innerhalb von zwei Jahren mehr als 180 Tauchgänge absolviert und einige Spezialbrevets gesammelt.“
SCHNUPPERTAUCHEN FÜR SENIOREN
Wo können ältere Taucher in Deutschland Schnuppertauchgänge, oder die ersten Atemzüge unter Wasser erleben? Fred Anlauf, Geschäftsführer der Berliner Tauchausbilder, bietet Tauchen für Senioren an. Wie kommt das Angebot an? „Ich habe schon ein 70-jähriges Ehepaar zum Open Water Diver ausgebildet“, so Anlauf. „Tauchen ist ein faszinierendes Erlebnis – wenn ein 80-Jähriger fit ist, spricht nichts dagegen, ihn auszubilden“, so der Chef der Tauchausbilder, der spezielle Kurse für ältere Tauchanfänger in der Hauptstadt anbietet.
Worauf achten die Tauchlehrer besonders? „Definitiv sind unsere Senioren ganz anders zu behandeln, da viele schlechtere Schwimmfähigkeiten und körperliche Einschränkungen haben“, so Fred Anlauf. Häufig lägen auch Angsterlebnisse mit Wasser vor. Jüngere seien natürlich unerfahrener und unbefangener. „Unsere Tauchlehrer bilden daher immer in ganz kleinen Gruppen aus – meist sogar mit Assistenz-Tauchlehrern, um individuell auf die Tauchgäste einzugehen“, so Anlauf. „Das Programm ist etwas langsamer, verspielter, aber auch detaillierter, weil viele ältere Taucher einfach wissbegieriger sind. „Ich bilde unheimlich gern Senioren aus, da die meisten sehr gewissenhaft dabei sind und sich noch viel mehr freuen, als ein Twen, der den Schein macht. Das Tollste ist, dass sie unter Wasser absolut mit den Jüngeren mithalten können“, erklärt der Tauchlehrer.
„Für Tauchen gibt es keine Altersbeschränkung“, meint Frank Cyrus vom TC Manta. „Sofern ein Arzt eine Tauchtauglichkeit bescheinigt, steht dem Vergnügen unter Wasser nichts im Weg“, so der Tauchlehrer. Der Tauchclub in Saarbrücken bietet zwei Mal die Woche Tauchkurse für Senioren an.
Was sagen die älteren Teilnehmer zum Angebot? Laut Cyrus sei es für viele eine wundervolle Erfahrung, unter Wasser zu schweben und nicht mehr die schweren Knochen und Gelenke zu spüren.
„Es ist die Ruhe, Entspannung, die nicht nur reifere Taucher begeistert.“ Viele Ältere sind neben dem Tauchen von dem Konditionstraining begeistert: „Unser Flossenausdauertraining ist gelenkschonend und wird von den älteren Vereinsmitgliedern regelmäßig ausgeübt“, so der Tauchlehrer. Nicht zu vergessen sei der soziale Aspekt. „Tauchen ist ein Partnersport, bei dem man schnell neue Freunde kennenlernt“, sagt Cyrus.
Wie laufen die Kurse in Deutschland? „Die Seniorenkurse sind individuell und flexibel auf jeden Teilnehmer und die körperliche Verfassung ausgerichtet“, erklärt Fred Anlauf von den Berlinern Tauchausbildern. Seniorentauchen finde im Flachwasserbereich zwischen zwei und sechs Metern statt. „Die im Hallen- oder Freibad gelernten Übungen werden im See wiederholt, korrigiert und vervollständigt“, so Anlauf. Die Praxislektionen im Schwimmbad und im Freiwasser erfolgten im Einzelunterricht oder zusammen mit dem Partner. Auch die Kurstermine würden individuell mit den Teilnehmern abgesprochen.
GESUNDHEITSZUSTAND VERBESSERN
„Wassersport unterstützt und verbessert den Gesundheitszustand älterer Menschen“, sagt Fred Anlauf von den Berliner Wasserratten. Der Auftrieb im Wasser entlaste den Stütz- und Bewegungsapparat und verringert altersbedingte Beschwerden, die sonst bei sportlichen Aktivitäten an Land auftreten könnten. Die Durchblutung und der Stoffwechsel würden gleichzeitig gefördert, und die Lunge werde besser belüftet. „Darüber hinaus kräftigt der Widerstand des Wassers die Muskulatur“, so Anlauf.
Gibt es einen Unterschied zur Standard- ausrüstung bei Tauchkursen? „Die Tauchgänge werden mit extra leichtem Equipment durchgeführt“, erläutert der Berliner Tauchlehrer.
Wie läuft der OWD im Ausland? „Relaxed und ohne Stress!“, schildet Jörg Gessner von der Basis Scubadiving auf der Insel Margarita. „Wir lassen uns Zeit und üben solange im Pool, bis sich alle Teilnehmer absolut sicher fühlen“, so Gessner. Das sei sehr wichtig, damit alle beim ersten Tauchgang im flachen Meerwasser Spaß haben und sofort positive Erfahrung in ihre junge Tauchkarriere mitnehmen.
„Spezielle Tauchkurse für Senioren werden weltweit in immer mehr Destinationen angeboten“, erklärt Otmar Schmitz, „Tauchen im Rentenalter ist schon lange keine Randerscheinung mehr, denn die Taucher sind oft ihrer Leidenschaft ein Leben lang treu geblieben.“
Prominentes Beispiel für ältere, aktive Taucher ist Stan Waterman. Der Filmproduzent, UW-Fotograf und fünffache Emmy-Gewinner wird 90 – und ist immer noch leidenschaftlich gern unter Wasser: „Ich bewege mich an Land eher langsam wie eine Schildkröte – aber unter Wasser bin ich beweglich wie ein Delphin“, sagt der Tauchpionier aus Florida. „Wenn ich den Meeresgott Poseidon irgendwann einmal unter Wasser treffe, werde ich ihm dankend auf die Schulter klopfen, dass er mich zum Tauchsport gebracht hat!“
1971 eröffnete Günter Stolberg, 74, als einer der Ersten eine Tauchbasis in Tamariu an der Costa Brava in Spanien. Einen guten Ruf hat sich Stollis Tauchbasis über einen guten Service erarbeitet – nicht nur reifere Jahrgänge schätzen das Ambiente. Prominenteste Schülerin Stollis war Leni Riefenstahl, die mit 71 bei ihm das Tauchen lernte.
Kommen tatsächlich immer mehr ältere Leute, zum Tauchsport?
Auf jeden Fall! Hier in Tamariu haben wir ein internationales Publikum in allen Altersklassen. Anfänger im Seniorenalter haben wir interessanterweise am meisten aus dem englischsprachigen Raum. Deutsche, Schweizer und Holländer kommen in der Regel schon fertig ausgebildet. Die meisten kommen über Mundpropaganda zu uns, weil wir uns mit individueller Betreuung und Service einen Namen gemacht haben.
Was läuft anders bei der Ausbildung von reiferen Jahrgängen?
Natürlich gibt es physische Einschränkungen. Je mehr Lebenserfahrung man hat, desto vorsichtiger wird man. Wie zu erwarten sind die Älteren aufmerksamer bei der Theorie, hinterfragen viel und sind generell sehr risiko- und sicherheitsbewusst. Wenn sie zu uns kommen, haben sie allerdings den ersten Schritt gemacht. Sie haben sich dazu entschlossen tauchen zu lernen! Brevetierte ältere Taucher haben vorrangig Interesse, spannende und sicher geführte Unterwasser-Touren zu erleben.
Viele ältere Taucher haben ja weniger mit dem eigentlichen Tauchen, sondern eher mit dem Weg zum Tauchplatz ihre Schwierigkeiten. Worauf sollten Ü-70-Taucher besonders achten?
Natürlich gibt es viele Tauchreisen, die nicht für Senioren geeignet sind. Lange Zodiac-Touren und die damit verbundenen schwierigen Ein- und Ausstiege bereiten auch vielen jüngen Tauchern Probleme. Einige Tauchbasen haben bereits durch die entfernte Lage und lange Anfahrten ein Problem. Annehmlichkeiten wie hydrau-lische Lifts sind sicherlich hilfreich. Beim Ausrüstungsverleih sind bleiintegrierte Jackets natürlich ein Pluspunkt, da sie komfortabler zu tragen sind als ein Bleigurt. Da kommt es halt ganz stark auf die jeweilige Tauchbasis und die Infrastruktur an. Natürlich ist ein hoher Serviceanspruch ein teures Unterfangen und sehr personalintensiv.
Was schätzen die Gäste an eurem Service?
Bei uns ist es so, dass wir je nach Notwendigkeit Hilfestellung leisten. Wir tragen gern das Gerät zum Boot, helfen den Tauchern beim An- und Ausziehen der Flossen oder unterstützen beim Zusammenbau. Unsere Erfahrung zeigt, dass angemessene Hilfestellung dankbar angenommen wird, dass es aber mindestens so wichtig ist, einen Großteil aus eigener Kraft zu schaffen. Das stärkt das Selbstwertgefühl der Taucher ungemein.
Habt ihr Ideen, wie man ältere Menschen für den Tauchsport erreichen und mobilisieren kann?
Aktuell hat der Tauchsport eine sehr junge Zielgruppe. Man muss sich nur mal einmal die Lehrvideos und Bücher der Marktführer ansehen. Vieles wird da so kindisch und marktorientiert dargestellt, dass der Verstand eines Erwachsenen beleidigt wird. Um mehr ältere Semester für den Tauchsport zu begeistern, sollte man vielleicht über ein alternatives Image und neue Perspektiven nachdenken. Tauchen ist mehr als ein Abenteuer für junge Leute! Vielmehr ein sicherer Sport, der auch ohne Probleme in höherem Alter ausgeübt werden kann.
Wie ist das Feedback der älteren Gäste? Gibt es Verbesserungsvorschläge bezüglich der Ausbildung und der Lehrbücher?
Da sind die Materialien so unterschiedlich wie die Taucher. Aber zu einem Punkt habe ich häufiger Rückmeldung bekommen, denn Lebenserfahrung macht anspruchsvoll: Viele ältere Gäste wünschen mehr Information und weniger Eigenwerbung der Verbände!
„Best Ager“ – eine vernachlässigte Zielgruppe der Tauchbranche?
Ein entspannter Rifftauchgang macht auch im fortgeschrittenem
Alter Spaß.
WERNER LAU
„Ältere Urlauber wünschen mehr als einen reinen Tauchurlaub. Mit den Jahren werden die meisten anspruchsvoller und suchen nach einem guten Gesamtpaket: Einer Mischung aus Kultur, Ambiente und bunter Unterwasserwelt. Bali ist immer eine Empfehlung! Unsere Basen Alam Anda und Pondok Sari bieten traumhaftes Flair und gut erreichbare Spots – das Ganze ist auch günstig! Natürlich sind auch die Malediven angesagt – Bathala und Filitheyo verzaubern nicht nur Senioren. Wenn ältere Taucher eine kurze Anreise suchen und Korallen lieben, gibt es keine Alternative zum Roten Meer. Unsere Basis Oasis in Marsa Alam bietet Luxus und superleichte Einstiege.“
AXEL BECKER/BELUGA REISEN
„Viele reifere Semester suchen nach hochwertigen Zielen – Traumziele wie Yap und Französisch-Polynesien stehen ganz oben auf der Wunschliste. Wir empfehlen eher Tauchziele, die unproblematische Ein- und Ausstiege ermöglichen. Zodiac-Tauchgänge sind problematisch – deshalb raten wir auch von Zielen wie Mosambik und den Azoren ab. Viele ältere Gäste haben Probleme damit, die Flossen anzuziehen und Angst vor großen Booten. Perfekter Service, ein gutes Preis-Leistungs-verhältnis und viel Entspannung finden unsere Gäste in Indonesien: Uneingeschränkt empfehlen können wir immer Ziele wie Bali und Nord-Sulawesi.“
OTMAR SCHMITZ/EXTRA DIVERS
„Ü-60-Taucher fühlen sich wegen des einfachen Zugangs und der Unabhängigkeit meist an Hausriffen wohl. Häufig in Verbindung mit guter Hotellerie und gepflegtem Stil. Eine einfache Anreise ist sehr wichtig. Deshalb sind unsere ägyptischen Basen in der Makadi-Bucht und im Mövenpick Quseir ideal. Wer es exotischer mag, findet auf unseren Inseln in Indonesien das perfekte Revier! Nabucco und speziell Nunukan sind dank des riesigem Hausriffs beliebte Anlaufpunkte für ältere Gäste. Ein kleiner Geheimtipp speziell für ältere Pärchen ist Jordanien! Eine spannende Kulturreise mit Taucherlebnissen im Roten Meer!“
ISLA MARGARITA
„Die Isla Margarita bietet unkomplizierte Tauchgänge – selten tiefer als 15 oder 20 Metern. Insel- und Sunset-Touren werden auch angeboten. Wer keine Hotels mag, kann von uns in Gastfamilien untergebracht werden.“
Jörg Gessner, Scubadiving Margarita
www.scubadiving-margarita.com
TAMARIU
„Tamariu verbindet die Vorteile eines einmalig schönen Tauchreviers mit dem ursprünglichen Charme von Land und Leuten. Die Tauchplätze werden mit dem Motor-Segelkutter angefahren. Ein Hausriff gibt es ebenfalls.“
Stolli, Stollis Tauchbasis
www.stollis-divebase.eu
DEUTSCHLAND
www.die-tauchausbilder.de
www.tcmanta.de
www.aklas.de
Horror-Unfälle mit Schiffsschrauben
Geraten Taucher in Schiffspropeller, sind die Folgen dramatisch. Tauchsicher-heitsorganisation DAN Europe startet eine neue Kampagne, um Wasser-sportler vor der Gefahr zu schützen.
VON MICHAEL KRÜGER
TÖDLICHE TAUCHUNFÄLLE
Ein echtes Horror-Szenario beim Safety-Stop. Mark merkt nicht, dass er immer weiter auftaucht. Dann passiert es: Er treibt direkt unter das Boot – der Propeller kommt gefährlich näher. Mark pumpt sich auf, gerät in Panik und drückt verzweifelt den Inflator. Zu spät. Der messerscharfe Propeller schlägt mehrfach in seinen rechten Arm und reißt tiefe Wunden ins Fleisch. Er krümmt sich vor Schmerz und gerät mit dem Kopf in die rotierenden Klingen der Stahlschraube. Die Flügel graben sich wie Messer in den Schädel und prügeln ihn ohnmächtig. Eine dramatische Rettungsaktion folgt. Er wird schwer verletzt, verliert fast zwei Liter Blut – aber überlebt dank schneller Hilfe.
„Solche Unfälle passieren leider immer wieder“, berichtet Pascal Kolb, DAN Europe. „Beim Ein- und Ausstieg werden viele Taucher in Unfälle mit Schiffsschrauben verwickelt“, erklärt der Trainingskoordinator und führt mahnend an. „Jedes Jahr gibt es mehrere tödliche Unfälle mit den Propellern.“
Wie kommt es dazu? „Einige Taucher verhalten sich nachlässig und haben nicht den notwendigen Respekt vor den Schiffen“, weiß Kolb. Die Aufstiege seien das Hauptproblem. „Viele tauchen auf, ohne zu gucken oder vergessen die Boje“, so der DAN-Trainingskoordinator. Andere Probleme resultieren aus technischen Defiziten. Wenn Taucher wegen Tarier- und Navigationsproblemen in den Schiffsverkehr geraten, seien Kollisionen mit Schiffen nahezu unvermeidbar.
DAN-KAMPAGNE 2013
Neun Jahre nach der ersten Kampagne versucht DAN wieder auf die Problematik zwischen Tauchern und Schiffen aufmerksam zu machen. Die international tätige, nicht-kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung verfolgt bei der aktuellen Aktion zwei Ansätze: „Es geht um die Kommunikation zwischen Tauchern und Bootsführern. Wir haben wieder 100 000 Aufkleber in neun Sprachen gedruckt und in Häfen, an Anlegestegen, in Tauchclubs und auf Booten verteilt“, informiert Kolb. „Außerdem sind Videos produziert worden, und wir suchen den direkten Dialog mit Tauchbasen, Reiseveranstaltern und Medien, um die Situation zu verbessern. Man muss beide Seiten verstehen“, erläutert Pascal Kolb. „Je größer das Schiff ist, umso schlechter sind Wassersportler von Bord aus zu erkennen.“
IGNORANZ DER KAPITÄNE
Teils sind die Schiffsführer unwissend oder auch einfach viel zu schnell unterwegs, um zu reagieren. „Die Ignoranz vieler Bootsfahrer ist leider grenzenlos“, stöhnt Dr. Ulrich van Laak, DAN-Europe-Direktor. „Man fragt sich, wo einige Schiffsführer den Bootsführerschein gemacht haben. Einigen muss man ganz klar den Vorwurf machen, dass sie weder mit ihrem Schiff umgehen können noch Flaggen oder notwendige Verhaltensweisen kennen“, ärgert sich van Laak. Die Taucherflagge scheine bei einigen eher das Interesse zu wecken, ganz nah an die Boje zu fahren, um mit laufendem Motor zu schauen, was diese Fahne wohl zum Ausdruck bringen soll.
UNFALL GÖTZ GEORGE
Aber nicht nur Taucher und Schnorchler sind in Gefahr. Auch Schwimmer werden schlecht wahrgenommen und geraten in die scharfen Metall- und Carbonschrauben. Ein prominentes Opfer war Götz George: „Ich hätte tot sein können“, schilderte der Schauspieler, nach seinem Bade-Unfall vor Sardinien am 30. Juli 1996. Beim Schwimmen wurde er von einem Motorboot erfasst und am linken Bein schwer verletzt. Der „Schimanski“-Darsteller hat daraufhin den Bootsbesitzer verklagt. Aus dem jahrelangen Rechtsstreit ging der 75-jährige Schauspieler als Sieger hervor und bekam 405 000 D-Mark Schmerzensgeld. Die meisten Normalsterblichen werden sich nach Kollisionen mit rücksichtslosen Bootsfahren wohl mit weniger begnügen müssen – aber der Fall zeigt, dass jeder Wassersportler ein Opfer des Schiffsverkehrs werden kann.
GEFAHR BEI STRÖMUNG
Gibt es besonders gefährliche Tauchplätze? „Strömungstauchgänge mit negativem Einstieg haben immer ein gewisses Risiko“, weiß Dr. Ulrich van Laak. „Vergisst ein Taucher den Bleigurt, oder hat er Probleme runterzukommen ist die Gefahr groß, dass er mit dem abfahrenden Boot kollidiert.“ Auch an sicheren Hausriffen mit Zodiac-Verkehr schleiche sich immer Nachlässigkeit ein: „Da wird im Alltag der Motor angelassen oder viel zu schnell in den Einstiegsbereichen gefahren“, zitiert Pascal Kolb aus der Analyse der DAN-Unfallberichte.
Unfallberichte online
„Auf unser Website können Unfallopfer ihre Berichte einstellen“, erklärt Filomena De Angelis, Geschäftsführerin von DAN Europe, die bereits die erste Kampagne gegen Schiffsschraubenunfälle ins Leben gerufen hat: „Wir bekommen Augenzeugenberichte aus der ganzen Welt, die wir dort für alle offen zur Verfügung stellen. Damit haben wir unser Wissen über die dramatischen Propellerunfälle verbessert und können Statistiken erstellen“, so die DAN-Europe-Geschäftsführerin. Natürlich seien die Mittel begrenzt, denn die Kampagne werde durch Mitgliedsbeiträge finanziert: „Wir hoffen, dass unsere Kampagne einen Stein ins Rollen bringt und Tauchbasen und Bootsführer sensibilisiert“, sagt Pascal Kolb.
AUTOS UND FUSSGÄNGER
„Taucher und Bootsführer müssen wie Autofahrer und Fußgänger klare Regeln und Gesetze haben, um das Unfallrisiko zu minimieren“, so die Logik von DAN. „Viele kennen noch nicht einmal die 50-Meter-Regel und verlassen diesen Sicherheitsbereich beim Auftauchen. In einigen Fällen wurden die Unfälle vom Tauchboot selbst verursacht“, schildert Kolb. Viele Zodiac-Fahrer versuchten sich auch mit ihren Fahrkünsten gegenseitig zu übertrumpfen. Wenn dann noch die Taucher ihre Rettungsboje vergäßen, seien sie meist erst auf den letzten Metern zu erkennen. Und dann sei es meistens schon viel zu spät. Aber auch auf den Schiffen gebe es viele Unfälle. „Schwer bepackte Taucher, die erschöpft an Bord kommen, sollten sich immer am Buddy festhalten und sicher abstützen“, rät van Laak. „Denn gefährliche Stürze sind immer noch die häufigsten Unfälle bei Bootstauchgängen“, erklärt der DAN-Direktor. Auch hier sei bei Ein- und Ausstiegen das Risiko am größten.
Ein weiteres kritisches Konstrukt sei die Bootsleiter „Auch hier stürzen viele Taucher, aber eine latente Gefahr ist der Klappmechanismus. Bei vielen Tritten befindet sich die Anschlagstelle der Scharniere dummerweise genau dort, wo Taucher sich mit den Händen festhalten. Die Wucht der Leiter wirkt dabei wie eine Guillotine – immer wieder werden Finger gequetscht, gebrochen oder sogar abgetrennt. „Auf den Schiffen müssen viele Sicherheitsaspekte verbessert werden“, fordert Pascal Kolb. „Es gibt noch viel zu tun. Abläufe an Bord und die Kommunikation zwischen Bootsführern und Tauchern müssen standardisiert werden, damit dramatische Unfälle von Tauchern auf ein Minimum reduziert werden.“
TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach mit Dr. Ulrich van Laak und Pascal Kolb, DAN-Europe, über die problematische Beziehung zwischen Tauchern und Bootsführern.
Wo sind Taucher gefährdet?
Dr. Ulrich van Laak: An hochfrequentierten Spots mit vielen Tauchern ist die Unfallgefahr am größten. Ein- und Ausstiege sind die neuralgischen Punkte.
Pascal Kolb: Im Roten Meer in Ägypten passieren leider die meisten schweren Unfälle.
Welche Fehler machen die Kapitäne von Booten?
Pascal Kolb: Viele sind viel zu schnell und zu unaufmerksam gegenüber den Tauchern.
Van Laak: Es sind ja nicht nur kleine Zodiacs involviert.Je größer das Schiff ist, umso schwieriger wird es für den Kapitän, die Buddys zu erkennen und auszuweichen.
Welche Fehler werden von den Tauchern gemacht?
Van Laak: Unkontrollierte Auf- und Abstiege von Tauchern führen häufig zu Unfällen.
Kolb: Meist haben sie keine Boje benutzt. Wenn Taucher zu weit von den markierten Stellen oder in Fahrtschneisen der Boote auftauchen, wird es gefährlich.
Können Aufkleber das Verhalten von Bootsführern nachhaltig verändern?
Kolb: Die Kampagne ist in Eigenregie finanziert und natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. DAN hat das ,Diving-Safety-Partner-Program‘ zur Risikovermeidung und Prävention entwickelt. Wir sind in Print- und Onlinemedien aktiv und sprechen mit den Leuten vor Ort, denn die Kampagne richtet sich an Bootsführer und Taucher! Ideal wäre es, wenn Tauchbasen ihre Bootsführer besser schulen und die Tauchverbände die Schraubenproblematik im Lehrstoff noch mehr Wichtigkeit einräumten. Wir müssen alle kommunikativen Register ziehen, um Taucher zu mobilisieren.
Worauf müssen Taucher an Bord besonders achten?
Van Laak: Immer gut festhalten! Häufigste Unfallursache sind Stürze. Dabei kommt es oft zu schweren Frakturen.
Kolb: Es passieren jedes Jahr vermeidbare Unfälle mit den Klappleitern. Beim Ein- oder Ausstieg werden Finger geklemmt oder in der Anschlagstelle sogar abgetrennt. Wir weisen die Tauchcenter seit Jahren darauf hin, entsprechende Gefahrenbereiche zu ändern oder zu kennzeichnen. Wir haben noch viel zu tun, um die Sicherheit der Taucher zu verbessern!
SICHERHEIT
SCHRAUBENUNFÄLLE
- Setzen Sie vor dem Tauchen immer eine Taucherflagge. (Rot-Weiß oder Blau-Weiß). Diese kann an einem Schwimmkörper befestigt oder auf einem Fahrzeug montiert sein. Sie muss aus allen Richtungen sichtbar sein!
- Bleiben Sie immer innerhalb der Grenzen und tauchen Sie immer innerhalb eines Radius von 50 Metern Entfernung von der Taucherflagge oder, falls vorhanden, immer in der Nähe des Riffs auf!
- Benutzen Sie immer eine Oberflächenboje, wenn Sie aufgrund eines Notfalls weit entfernt von der Taucherflagge auftauchen müssen!
- Achten Sie immer auf Ihre Tarierung und vermeiden Sie unkontrollierte Aufstiege!
- Schauen Sie sich bereits unter Wasser um und seien Sie immer vorsichtig, bevor und während Sie auftauchen!
Die Taucherflagge muss jeder Bootsführer kennen!
- Bleiben Sie mindestens 100 Meter von Taucherflaggen entfernt!
- Bedenken Sie, dass Taucher Entfernungen schlecht abschätzen können!
- Motor aus! Lassen Sie niemanden an Bord, solange der Motor läuft. Schwimmplattformen sind rutschig. Taucher könnten in die Schraube fallen!
-Wenn Sie eine Tauchergruppe führen, dann sorgen Sie dafür, dass kein Taucher beim Einstieg in die Nähe der Schiffsschraube kommt!
-Immer Abstand halten. Schrauben sind scharf und gefährlich, auch wenn Sie sich nicht bewegen!
- Sorgen Sie für einen sicheren Wiedereinstieg ins Boot!
- Bevor Sie den Motor startest, stellen Sie sicher, dass sich kein Taucher in der Nähe oder unter dem Boot befindet!
Geraten Taucher in Schiffspropeller, sind die Folgen dramatisch. Tauchsicher-heitsorganisation DAN Europe startet eine neue Kampagne, um Wasser-sportler vor der Gefahr zu schützen.
VON MICHAEL KRÜGER
TÖDLICHE TAUCHUNFÄLLE
Ein echtes Horror-Szenario beim Safety-Stop. Mark merkt nicht, dass er immer weiter auftaucht. Dann passiert es: Er treibt direkt unter das Boot – der Propeller kommt gefährlich näher. Mark pumpt sich auf, gerät in Panik und drückt verzweifelt den Inflator. Zu spät. Der messerscharfe Propeller schlägt mehrfach in seinen rechten Arm und reißt tiefe Wunden ins Fleisch. Er krümmt sich vor Schmerz und gerät mit dem Kopf in die rotierenden Klingen der Stahlschraube. Die Flügel graben sich wie Messer in den Schädel und prügeln ihn ohnmächtig. Eine dramatische Rettungsaktion folgt. Er wird schwer verletzt, verliert fast zwei Liter Blut – aber überlebt dank schneller Hilfe.
„Solche Unfälle passieren leider immer wieder“, berichtet Pascal Kolb, DAN Europe. „Beim Ein- und Ausstieg werden viele Taucher in Unfälle mit Schiffsschrauben verwickelt“, erklärt der Trainingskoordinator und führt mahnend an. „Jedes Jahr gibt es mehrere tödliche Unfälle mit den Propellern.“
Wie kommt es dazu? „Einige Taucher verhalten sich nachlässig und haben nicht den notwendigen Respekt vor den Schiffen“, weiß Kolb. Die Aufstiege seien das Hauptproblem. „Viele tauchen auf, ohne zu gucken oder vergessen die Boje“, so der DAN-Trainingskoordinator. Andere Probleme resultieren aus technischen Defiziten. Wenn Taucher wegen Tarier- und Navigationsproblemen in den Schiffsverkehr geraten, seien Kollisionen mit Schiffen nahezu unvermeidbar.
DAN-KAMPAGNE 2013
Neun Jahre nach der ersten Kampagne versucht DAN wieder auf die Problematik zwischen Tauchern und Schiffen aufmerksam zu machen. Die international tätige, nicht-kommerzielle Organisation für Medizin und Forschung verfolgt bei der aktuellen Aktion zwei Ansätze: „Es geht um die Kommunikation zwischen Tauchern und Bootsführern. Wir haben wieder 100 000 Aufkleber in neun Sprachen gedruckt und in Häfen, an Anlegestegen, in Tauchclubs und auf Booten verteilt“, informiert Kolb. „Außerdem sind Videos produziert worden, und wir suchen den direkten Dialog mit Tauchbasen, Reiseveranstaltern und Medien, um die Situation zu verbessern. Man muss beide Seiten verstehen“, erläutert Pascal Kolb. „Je größer das Schiff ist, umso schlechter sind Wassersportler von Bord aus zu erkennen.“
IGNORANZ DER KAPITÄNE
Teils sind die Schiffsführer unwissend oder auch einfach viel zu schnell unterwegs, um zu reagieren. „Die Ignoranz vieler Bootsfahrer ist leider grenzenlos“, stöhnt Dr. Ulrich van Laak, DAN-Europe-Direktor. „Man fragt sich, wo einige Schiffsführer den Bootsführerschein gemacht haben. Einigen muss man ganz klar den Vorwurf machen, dass sie weder mit ihrem Schiff umgehen können noch Flaggen oder notwendige Verhaltensweisen kennen“, ärgert sich van Laak. Die Taucherflagge scheine bei einigen eher das Interesse zu wecken, ganz nah an die Boje zu fahren, um mit laufendem Motor zu schauen, was diese Fahne wohl zum Ausdruck bringen soll.
UNFALL GÖTZ GEORGE
Aber nicht nur Taucher und Schnorchler sind in Gefahr. Auch Schwimmer werden schlecht wahrgenommen und geraten in die scharfen Metall- und Carbonschrauben. Ein prominentes Opfer war Götz George: „Ich hätte tot sein können“, schilderte der Schauspieler, nach seinem Bade-Unfall vor Sardinien am 30. Juli 1996. Beim Schwimmen wurde er von einem Motorboot erfasst und am linken Bein schwer verletzt. Der „Schimanski“-Darsteller hat daraufhin den Bootsbesitzer verklagt. Aus dem jahrelangen Rechtsstreit ging der 75-jährige Schauspieler als Sieger hervor und bekam 405 000 D-Mark Schmerzensgeld. Die meisten Normalsterblichen werden sich nach Kollisionen mit rücksichtslosen Bootsfahren wohl mit weniger begnügen müssen – aber der Fall zeigt, dass jeder Wassersportler ein Opfer des Schiffsverkehrs werden kann.
GEFAHR BEI STRÖMUNG
Gibt es besonders gefährliche Tauchplätze? „Strömungstauchgänge mit negativem Einstieg haben immer ein gewisses Risiko“, weiß Dr. Ulrich van Laak. „Vergisst ein Taucher den Bleigurt, oder hat er Probleme runterzukommen ist die Gefahr groß, dass er mit dem abfahrenden Boot kollidiert.“ Auch an sicheren Hausriffen mit Zodiac-Verkehr schleiche sich immer Nachlässigkeit ein: „Da wird im Alltag der Motor angelassen oder viel zu schnell in den Einstiegsbereichen gefahren“, zitiert Pascal Kolb aus der Analyse der DAN-Unfallberichte.
Unfallberichte online
„Auf unser Website können Unfallopfer ihre Berichte einstellen“, erklärt Filomena De Angelis, Geschäftsführerin von DAN Europe, die bereits die erste Kampagne gegen Schiffsschraubenunfälle ins Leben gerufen hat: „Wir bekommen Augenzeugenberichte aus der ganzen Welt, die wir dort für alle offen zur Verfügung stellen. Damit haben wir unser Wissen über die dramatischen Propellerunfälle verbessert und können Statistiken erstellen“, so die DAN-Europe-Geschäftsführerin. Natürlich seien die Mittel begrenzt, denn die Kampagne werde durch Mitgliedsbeiträge finanziert: „Wir hoffen, dass unsere Kampagne einen Stein ins Rollen bringt und Tauchbasen und Bootsführer sensibilisiert“, sagt Pascal Kolb.
AUTOS UND FUSSGÄNGER
„Taucher und Bootsführer müssen wie Autofahrer und Fußgänger klare Regeln und Gesetze haben, um das Unfallrisiko zu minimieren“, so die Logik von DAN. „Viele kennen noch nicht einmal die 50-Meter-Regel und verlassen diesen Sicherheitsbereich beim Auftauchen. In einigen Fällen wurden die Unfälle vom Tauchboot selbst verursacht“, schildert Kolb. Viele Zodiac-Fahrer versuchten sich auch mit ihren Fahrkünsten gegenseitig zu übertrumpfen. Wenn dann noch die Taucher ihre Rettungsboje vergäßen, seien sie meist erst auf den letzten Metern zu erkennen. Und dann sei es meistens schon viel zu spät. Aber auch auf den Schiffen gebe es viele Unfälle. „Schwer bepackte Taucher, die erschöpft an Bord kommen, sollten sich immer am Buddy festhalten und sicher abstützen“, rät van Laak. „Denn gefährliche Stürze sind immer noch die häufigsten Unfälle bei Bootstauchgängen“, erklärt der DAN-Direktor. Auch hier sei bei Ein- und Ausstiegen das Risiko am größten.
Ein weiteres kritisches Konstrukt sei die Bootsleiter „Auch hier stürzen viele Taucher, aber eine latente Gefahr ist der Klappmechanismus. Bei vielen Tritten befindet sich die Anschlagstelle der Scharniere dummerweise genau dort, wo Taucher sich mit den Händen festhalten. Die Wucht der Leiter wirkt dabei wie eine Guillotine – immer wieder werden Finger gequetscht, gebrochen oder sogar abgetrennt. „Auf den Schiffen müssen viele Sicherheitsaspekte verbessert werden“, fordert Pascal Kolb. „Es gibt noch viel zu tun. Abläufe an Bord und die Kommunikation zwischen Bootsführern und Tauchern müssen standardisiert werden, damit dramatische Unfälle von Tauchern auf ein Minimum reduziert werden.“
TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach mit Dr. Ulrich van Laak und Pascal Kolb, DAN-Europe, über die problematische Beziehung zwischen Tauchern und Bootsführern.
Wo sind Taucher gefährdet?
Dr. Ulrich van Laak: An hochfrequentierten Spots mit vielen Tauchern ist die Unfallgefahr am größten. Ein- und Ausstiege sind die neuralgischen Punkte.
Pascal Kolb: Im Roten Meer in Ägypten passieren leider die meisten schweren Unfälle.
Welche Fehler machen die Kapitäne von Booten?
Pascal Kolb: Viele sind viel zu schnell und zu unaufmerksam gegenüber den Tauchern.
Van Laak: Es sind ja nicht nur kleine Zodiacs involviert.Je größer das Schiff ist, umso schwieriger wird es für den Kapitän, die Buddys zu erkennen und auszuweichen.
Welche Fehler werden von den Tauchern gemacht?
Van Laak: Unkontrollierte Auf- und Abstiege von Tauchern führen häufig zu Unfällen.
Kolb: Meist haben sie keine Boje benutzt. Wenn Taucher zu weit von den markierten Stellen oder in Fahrtschneisen der Boote auftauchen, wird es gefährlich.
Können Aufkleber das Verhalten von Bootsführern nachhaltig verändern?
Kolb: Die Kampagne ist in Eigenregie finanziert und natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. DAN hat das ,Diving-Safety-Partner-Program‘ zur Risikovermeidung und Prävention entwickelt. Wir sind in Print- und Onlinemedien aktiv und sprechen mit den Leuten vor Ort, denn die Kampagne richtet sich an Bootsführer und Taucher! Ideal wäre es, wenn Tauchbasen ihre Bootsführer besser schulen und die Tauchverbände die Schraubenproblematik im Lehrstoff noch mehr Wichtigkeit einräumten. Wir müssen alle kommunikativen Register ziehen, um Taucher zu mobilisieren.
Worauf müssen Taucher an Bord besonders achten?
Van Laak: Immer gut festhalten! Häufigste Unfallursache sind Stürze. Dabei kommt es oft zu schweren Frakturen.
Kolb: Es passieren jedes Jahr vermeidbare Unfälle mit den Klappleitern. Beim Ein- oder Ausstieg werden Finger geklemmt oder in der Anschlagstelle sogar abgetrennt. Wir weisen die Tauchcenter seit Jahren darauf hin, entsprechende Gefahrenbereiche zu ändern oder zu kennzeichnen. Wir haben noch viel zu tun, um die Sicherheit der Taucher zu verbessern!
SICHERHEIT
SCHRAUBENUNFÄLLE
- Setzen Sie vor dem Tauchen immer eine Taucherflagge. (Rot-Weiß oder Blau-Weiß). Diese kann an einem Schwimmkörper befestigt oder auf einem Fahrzeug montiert sein. Sie muss aus allen Richtungen sichtbar sein!
- Bleiben Sie immer innerhalb der Grenzen und tauchen Sie immer innerhalb eines Radius von 50 Metern Entfernung von der Taucherflagge oder, falls vorhanden, immer in der Nähe des Riffs auf!
- Benutzen Sie immer eine Oberflächenboje, wenn Sie aufgrund eines Notfalls weit entfernt von der Taucherflagge auftauchen müssen!
- Achten Sie immer auf Ihre Tarierung und vermeiden Sie unkontrollierte Aufstiege!
- Schauen Sie sich bereits unter Wasser um und seien Sie immer vorsichtig, bevor und während Sie auftauchen!
Die Taucherflagge muss jeder Bootsführer kennen!
- Bleiben Sie mindestens 100 Meter von Taucherflaggen entfernt!
- Bedenken Sie, dass Taucher Entfernungen schlecht abschätzen können!
- Motor aus! Lassen Sie niemanden an Bord, solange der Motor läuft. Schwimmplattformen sind rutschig. Taucher könnten in die Schraube fallen!
-Wenn Sie eine Tauchergruppe führen, dann sorgen Sie dafür, dass kein Taucher beim Einstieg in die Nähe der Schiffsschraube kommt!
-Immer Abstand halten. Schrauben sind scharf und gefährlich, auch wenn Sie sich nicht bewegen!
- Sorgen Sie für einen sicheren Wiedereinstieg ins Boot!
- Bevor Sie den Motor startest, stellen Sie sicher, dass sich kein Taucher in der Nähe oder unter dem Boot befindet!
Taucher auf Nachtstreife
Tauchen im Dunkeln: Spaß oder gefährlicher Nervenkitzel? Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten müssen, damit Nachttauchen ein faszinierendes und sicheres Erlebnis wird.
VON MICHAEL KRÜGER
Bei Dunkelheit geht ihr tauchen? Seid ihr völlig wahnsinnig geworden? Was von nichttauchenden Beobachtern häufig als waghalsiges Manöver mit Kopfschütteln kommentiert wird, ist für viele Pressluftverrückte ein ganz besonderes Erlebnis. Der Nervenkitzel beginnt bereits beim Einstieg in die schwarzen Fluten: Der eingeschränkte Blick auf den begrenzten Lichtkegel fokussiert die Aufmerksamkeit des Tauchers auf kleine Bereiche.
Egal ob an heimischen Seen oder in tropischen Korallenriffen: Tauchgänge bei Dunkelheit sind einfach völlig anders. Die tagaktiven Bewohner haben sich verabschiedet und die Jäger sind aktiv! Viele Fische, Krebse, Stachelhäuter und Weichtiere, die sich bei Helligkeit erfolgreich versteckt haben, lassen sich nur bei Nachttauchgängen entdecken.
PLANUNG UND BRIEFING
Bevor es zum Nachttauchgang geht, steht immer ein umfangreiches Briefing mit allen Verfahrensregeln an erster Stelle.
Tauchgänge bei Dunkelheit werden bei jeder Basis anders geplant. Es gibt nur ungefähre Richtwerte und Empfehlungen. Eine lautet: „Keep it simple!“ Also immer unkomplizierte, flache Tauchgänge planen, die mit einfachster Navigation zu managen sind: linke Schulter Riffseite hin, rechte Schulter zurück. Meist werden neben Tiefenlimits auch klare Zeitbegrenzungen definiert: Üblich ist eine maximale Tiefe von 20 Metern. Die Tauchzeiten variieren. Viele empfehlen Tauchgänge von 30 bis maximal 40 Minuten, weil die Nachtexkursion häufig bereits der dritte oder vierte Tauchgang des Tages ist. Viele Guides fordern eine größere Sicherheitsreserve an Luft. Einige empfehlen, den Tauchgang bereits bei 80 bar Restluft mit einem Safety-Stop zu beenden.
AM VERTrAUTEN RIFF TAUCHEN
Am meisten Spaß machen nächtliche Riffexkursionen, wenn man den Tauchplatz bereits kennt. Selbst der vertrauteste Spot zeigt in Schwarz getaucht völlig neue Facetten. Die natürlichen Referenzen für die Navigation sind außerdem eine gute Orientierungshilfe.
WETTER UND STRÖMUNG
Wichtigstes Kriterium für den Tauchgang sind die Wetterbedingungen: Driftdives sind nachts gefährlich und deshalb aus Sicherheitsgründen tabu. Bei Strömung, Dünung oder starker Brandung gilt daher Nachttauchverbot. Auch Spots mit schwierigen Einstiegen sind für solche Tauchgänge nicht geeignet. Was bei Tageslicht noch einigermaßen gelingt, kann bei Dunkelheit zu großen Problemen führen. Immer dran denken: Ein- und Ausstiege sollten auch immer einfach zu finden sein.
AUSRÜSTUNGsCHECK
Vorbereitung: Die Ausrüstung bitte bei Helligkeit zusammenbauen. Der anschließende Sicherheitscheck sollte sehr genau bei Tageslicht ablaufen. Unter Wasser haben kleine Schlampigkeiten dramatische Konsequenzen, denn der Buddy wird bei Nachttauchgängen sehr auf sich fixiert sein.
AM ANFANG IST DAS LICHT
Jeder Taucher braucht eine funktionierende Haupt- und Back-up-Lampe. Unbedingt vollständig aufladen – auch, wenn das vor der Reise gemacht wurde. Die Hauptlampe sollte grundsätzlich vor dem Einstieg angeschaltet werden und nicht erst unter Wasser, denn die meisten Ausfälle ereignen sich durch das Ein- und Ausschalten. Bei Nachttauchgängen wird die volle Lichtleistung meist gar nicht benötigt. Bei Flutlicht wird die Nacht zum Tag – und die Riffbewohner suchen schnell das Weite, wenn die „Tauch-Armada“ anrückt. Die meisten Lampen verfügen über Dimmschalter, die gerade bei solchen Exkursionen Sinn machen. Wichtig ist auch eine bequeme Halterung oder Befestigung für die Lampe. Mit Spiralkabeln und Karabinern lässt sich die Lampe gut sichern. Beim Ausstieg besteht nämlich die größte Gefahr, die Lampe zu verlieren.
Signalleuchten & Knicklichter
Zur passiven Sicherheit haben sich Signalleuchten wie Knicklichter oder Flash-Lights bewährt. An der Flasche angebrachte Knicklichter bieten eine passive Sicherheit. Bei größeren Gruppen kann man den Buddy auch an der Farbe des Lichts erkennen. Beliebt sind auch Signalblitzer, wie die „Strobe-Beams“, die kontinuierlich Lichtzeichen geben. Einige dieser Modelle haben auch eine zusätzliche LED-Lampe und können als Notlampe benutzt werden. Eigentlich kann man nicht genügend Back-up-Lampen dabei haben. Die kleinen Leuchtwunder nehmen auch kaum Platz weg.
Ein- und Ausstiege sollten immer beleuchtet werden: Am besten wartet ein Nichttaucher an Land, um im Notfall schnell helfen zu können.
LEUCHTZEICHEN
Da die Kommunikation bei Dunkelheit noch eingeschränkter funktioniert, gibt es einige Dinge zu beachten: Wie soll man am besten Tauchzeichen geben? Für UW-Zeichen bietet das Riff oder der Sandgrund eine perfekte Leinwand. Ein Kreis als „Okay-Zeichen“ oder ein zitterndes Hin- und Her für „Achtung“ oder „Problem“ ist für den Buddy ein deutliches Signal. Ganz wichtig dabei: Bitte niemals dem Buddy ins Gesicht leuchten, sondern immer den eigenen Körper oder die Hand anstrahlen, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Gleiche gilt für fluoreszierende Anzeigen von Finimeter, Tiefenmessern und Taucheruhren: Einmal anstrahlen und dann in Ruhe ablesen.
FISCHE NICHT NERVEN
Nachttauchgänge sind Stress für alle Meeresbewohner. Es gibt sogar einige Taucher, die nächtliche Exkursionen ablehnen, weil sie die Fische nicht stören wollen! Kurz anstrahlen reicht vollkommen. Die marinen Lebewesen niemals unnötig nerven. Vorsicht: Einige nächtliche Jäger gehen im Schein der Tauchlampe auf Pirsch. Barrakudas und Muränen nutzen häufig die unerwartete Lichtquelle, um verdeckt auf Beutezug zu gehen. Gerade Rotfeuerfische nutzen das eiskalt aus und schwimmen ganz in der Nähe des Lichtgebers: Diese Fische können aggressiv gegenüber Tauchern werden!
RICHTIG TARIEREN
Taucher sollten sich sicher unter Wasser bewegen. Wer nachts tauchen möchte, sollte richtig gut tarieren können. Sediment-Aufwirbler machen aus einer Nachttour einen Blindflug. Empfindliche Organismen wie Korallenpolypen sind nur nachts aktiv und können durch einen unbedarften Flossenschlag zerstört werden. Es geht auch um die eigene Sicherheit: Seeigel, Seesterne und giftige Skorpionfische sind bei Dunkelheit auf Beutezug. Deshalb niemals blind am Riff festhalten, abstützen oder ohne sorgfältige Kontrolle in den Sand setzen.
STICHWORT STRESS
Etwas Stress erhöht die Aufmerksamkeit und gehört zum Nachttauchgang einfach dazu. Dabei ist eine grundsätzliche Furcht vor der Dunkelheit menschlich und völlig normal. Der begrenzte Lichtkegel beflügelt die Fantasie und die Angst unter Wasser. Gefährlichen Lebewesen zu begegnen, oder die Orientierung zu verlieren, löst bei einigen Albtraumvisionen aus. Es hilft ungemein, die Ohne-Licht-Situation unter Wasser zu üben. Für diese Übung sollten Sie mit dem Buddy ein Zeichen vereinbaren und die Lampe mit der Hand abdecken oder gegen den Körper drücken. Viele Taucher empfinden es als beruhigend, dass noch Restlicht zur Orientierung vorhanden ist. Taucher, die sich generell bei Dämmerung unwohl fühlen, sollten ihren Buddy darauf aufmerksam machen. Anhalten, langsam und tief durchatmen und dann handeln. Das Gleiche gilt für technische Probleme: Ein Ausfall der Hauptlampe ist nichts Dramatisches. Ruhig bleiben und auf die Back-up-Lampe wechseln. Was tun, wenn man den Buddy verliert? Dieses Szenario muss im Briefing besprochen werden. Üblicherweise wird eine Minute gesucht und dann aufgetaucht. Wenn sich das Buddyteam wiedergefunden hat, kann der Tauchgang fortgesetzt werden.
nachttauch-specialty
Wer das Erlebnis Nachttauchen kennenlernen möchte, aber unsicher ist, kann sich mit einem Spezialkurs darauf vorbereiten. Die beiden großen kommerziellen Tauchverbände PADI und SSI bieten Specialties dazu an (siehe S. 70). Neben den umfangreichen Unterrichtsmaterialien ist der Praxisteil mit zwei oder drei Tauchgängen interessant: Hier werden auch Navigations- und Notfalltechniken für Fortgeschrittene gezeigt. Viel Spaß!
Michael Krüger
SICHERHEIT
tipps für die Dunkelheit
Niemals ohne Back-up-Lampen auf Nachtpatrouille gehen: Knicklichter, die an der Flasche befestigt werden oder Signalblitzer zeigen dem Buddy immer die Position und bringen zusätzliche Sicherheit.
Immer die Haupt-
lampe einschalten, bevor es in die schwarzen Fluten geht!
Die meisten Tauchcomputer haben ein beleuchtetes Display. Finimeter, Taucheruhren und Kompass besitzen meist fluoreszierende Anzeigen – einfach kurz anleuchten: Die Instrumente strahlen lange nach. Für detaillierte Kommunikation, Notizen oder meeresbiologische Auswertungen empfiehlt sich eine fluoreszierende Schreibtafel.
Der dritte Mann an Land ist extrem wichtig. Er ist „Leuchtturm“ und Nothelfer.
Für UW-Zeichen das Riff oder die Hand anleuchten: Ein Kreis als „Okay-Zeichen“ oder ein zitterndes Hin- und Her für „Achtung“ oder „Problem“ ist ein klares Signal. Bitte nie dem Buddy ins Gesicht leuchten!
Riffexkursionen bei Dunkelheit sind mehr als ein Abenteuer – es geht darum, mit eingeschränkter Sicht klarzukommen. Im PADI- oder SSI-Nachttauchkurs erlernen Interessierte die Planung solcher Riffexkursionen: Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Spezialausrüstung und wie man Lampen, Kompass und Sicherheitssysteme sinnvoll einsetzt. Wichtige Techniken, wie die kontrollierte Tarierung bei Nacht, werden vertieft. Neben Ein- und Ausstiegstechniken stehen fortgeschrittene Techniken mit einem Schwerpunkt auf Navigation und Kommunikation bei Nacht auf dem Lehrplan. Der Kurs mit dreistündigen Theorieteil, Buch, DVD, Brevetierung inkl. zwei bis drei Tauchgängen kostet rund 150 bis 200 Euro.
www.padi.com,
www.divessi.com
Tauchen im Dunkeln: Spaß oder gefährlicher Nervenkitzel? Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten müssen, damit Nachttauchen ein faszinierendes und sicheres Erlebnis wird.
VON MICHAEL KRÜGER
Bei Dunkelheit geht ihr tauchen? Seid ihr völlig wahnsinnig geworden? Was von nichttauchenden Beobachtern häufig als waghalsiges Manöver mit Kopfschütteln kommentiert wird, ist für viele Pressluftverrückte ein ganz besonderes Erlebnis. Der Nervenkitzel beginnt bereits beim Einstieg in die schwarzen Fluten: Der eingeschränkte Blick auf den begrenzten Lichtkegel fokussiert die Aufmerksamkeit des Tauchers auf kleine Bereiche.
Egal ob an heimischen Seen oder in tropischen Korallenriffen: Tauchgänge bei Dunkelheit sind einfach völlig anders. Die tagaktiven Bewohner haben sich verabschiedet und die Jäger sind aktiv! Viele Fische, Krebse, Stachelhäuter und Weichtiere, die sich bei Helligkeit erfolgreich versteckt haben, lassen sich nur bei Nachttauchgängen entdecken.
PLANUNG UND BRIEFING
Bevor es zum Nachttauchgang geht, steht immer ein umfangreiches Briefing mit allen Verfahrensregeln an erster Stelle.
Tauchgänge bei Dunkelheit werden bei jeder Basis anders geplant. Es gibt nur ungefähre Richtwerte und Empfehlungen. Eine lautet: „Keep it simple!“ Also immer unkomplizierte, flache Tauchgänge planen, die mit einfachster Navigation zu managen sind: linke Schulter Riffseite hin, rechte Schulter zurück. Meist werden neben Tiefenlimits auch klare Zeitbegrenzungen definiert: Üblich ist eine maximale Tiefe von 20 Metern. Die Tauchzeiten variieren. Viele empfehlen Tauchgänge von 30 bis maximal 40 Minuten, weil die Nachtexkursion häufig bereits der dritte oder vierte Tauchgang des Tages ist. Viele Guides fordern eine größere Sicherheitsreserve an Luft. Einige empfehlen, den Tauchgang bereits bei 80 bar Restluft mit einem Safety-Stop zu beenden.
AM VERTrAUTEN RIFF TAUCHEN
Am meisten Spaß machen nächtliche Riffexkursionen, wenn man den Tauchplatz bereits kennt. Selbst der vertrauteste Spot zeigt in Schwarz getaucht völlig neue Facetten. Die natürlichen Referenzen für die Navigation sind außerdem eine gute Orientierungshilfe.
WETTER UND STRÖMUNG
Wichtigstes Kriterium für den Tauchgang sind die Wetterbedingungen: Driftdives sind nachts gefährlich und deshalb aus Sicherheitsgründen tabu. Bei Strömung, Dünung oder starker Brandung gilt daher Nachttauchverbot. Auch Spots mit schwierigen Einstiegen sind für solche Tauchgänge nicht geeignet. Was bei Tageslicht noch einigermaßen gelingt, kann bei Dunkelheit zu großen Problemen führen. Immer dran denken: Ein- und Ausstiege sollten auch immer einfach zu finden sein.
AUSRÜSTUNGsCHECK
Vorbereitung: Die Ausrüstung bitte bei Helligkeit zusammenbauen. Der anschließende Sicherheitscheck sollte sehr genau bei Tageslicht ablaufen. Unter Wasser haben kleine Schlampigkeiten dramatische Konsequenzen, denn der Buddy wird bei Nachttauchgängen sehr auf sich fixiert sein.
AM ANFANG IST DAS LICHT
Jeder Taucher braucht eine funktionierende Haupt- und Back-up-Lampe. Unbedingt vollständig aufladen – auch, wenn das vor der Reise gemacht wurde. Die Hauptlampe sollte grundsätzlich vor dem Einstieg angeschaltet werden und nicht erst unter Wasser, denn die meisten Ausfälle ereignen sich durch das Ein- und Ausschalten. Bei Nachttauchgängen wird die volle Lichtleistung meist gar nicht benötigt. Bei Flutlicht wird die Nacht zum Tag – und die Riffbewohner suchen schnell das Weite, wenn die „Tauch-Armada“ anrückt. Die meisten Lampen verfügen über Dimmschalter, die gerade bei solchen Exkursionen Sinn machen. Wichtig ist auch eine bequeme Halterung oder Befestigung für die Lampe. Mit Spiralkabeln und Karabinern lässt sich die Lampe gut sichern. Beim Ausstieg besteht nämlich die größte Gefahr, die Lampe zu verlieren.
Signalleuchten & Knicklichter
Zur passiven Sicherheit haben sich Signalleuchten wie Knicklichter oder Flash-Lights bewährt. An der Flasche angebrachte Knicklichter bieten eine passive Sicherheit. Bei größeren Gruppen kann man den Buddy auch an der Farbe des Lichts erkennen. Beliebt sind auch Signalblitzer, wie die „Strobe-Beams“, die kontinuierlich Lichtzeichen geben. Einige dieser Modelle haben auch eine zusätzliche LED-Lampe und können als Notlampe benutzt werden. Eigentlich kann man nicht genügend Back-up-Lampen dabei haben. Die kleinen Leuchtwunder nehmen auch kaum Platz weg.
Ein- und Ausstiege sollten immer beleuchtet werden: Am besten wartet ein Nichttaucher an Land, um im Notfall schnell helfen zu können.
LEUCHTZEICHEN
Da die Kommunikation bei Dunkelheit noch eingeschränkter funktioniert, gibt es einige Dinge zu beachten: Wie soll man am besten Tauchzeichen geben? Für UW-Zeichen bietet das Riff oder der Sandgrund eine perfekte Leinwand. Ein Kreis als „Okay-Zeichen“ oder ein zitterndes Hin- und Her für „Achtung“ oder „Problem“ ist für den Buddy ein deutliches Signal. Ganz wichtig dabei: Bitte niemals dem Buddy ins Gesicht leuchten, sondern immer den eigenen Körper oder die Hand anstrahlen, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Gleiche gilt für fluoreszierende Anzeigen von Finimeter, Tiefenmessern und Taucheruhren: Einmal anstrahlen und dann in Ruhe ablesen.
FISCHE NICHT NERVEN
Nachttauchgänge sind Stress für alle Meeresbewohner. Es gibt sogar einige Taucher, die nächtliche Exkursionen ablehnen, weil sie die Fische nicht stören wollen! Kurz anstrahlen reicht vollkommen. Die marinen Lebewesen niemals unnötig nerven. Vorsicht: Einige nächtliche Jäger gehen im Schein der Tauchlampe auf Pirsch. Barrakudas und Muränen nutzen häufig die unerwartete Lichtquelle, um verdeckt auf Beutezug zu gehen. Gerade Rotfeuerfische nutzen das eiskalt aus und schwimmen ganz in der Nähe des Lichtgebers: Diese Fische können aggressiv gegenüber Tauchern werden!
RICHTIG TARIEREN
Taucher sollten sich sicher unter Wasser bewegen. Wer nachts tauchen möchte, sollte richtig gut tarieren können. Sediment-Aufwirbler machen aus einer Nachttour einen Blindflug. Empfindliche Organismen wie Korallenpolypen sind nur nachts aktiv und können durch einen unbedarften Flossenschlag zerstört werden. Es geht auch um die eigene Sicherheit: Seeigel, Seesterne und giftige Skorpionfische sind bei Dunkelheit auf Beutezug. Deshalb niemals blind am Riff festhalten, abstützen oder ohne sorgfältige Kontrolle in den Sand setzen.
STICHWORT STRESS
Etwas Stress erhöht die Aufmerksamkeit und gehört zum Nachttauchgang einfach dazu. Dabei ist eine grundsätzliche Furcht vor der Dunkelheit menschlich und völlig normal. Der begrenzte Lichtkegel beflügelt die Fantasie und die Angst unter Wasser. Gefährlichen Lebewesen zu begegnen, oder die Orientierung zu verlieren, löst bei einigen Albtraumvisionen aus. Es hilft ungemein, die Ohne-Licht-Situation unter Wasser zu üben. Für diese Übung sollten Sie mit dem Buddy ein Zeichen vereinbaren und die Lampe mit der Hand abdecken oder gegen den Körper drücken. Viele Taucher empfinden es als beruhigend, dass noch Restlicht zur Orientierung vorhanden ist. Taucher, die sich generell bei Dämmerung unwohl fühlen, sollten ihren Buddy darauf aufmerksam machen. Anhalten, langsam und tief durchatmen und dann handeln. Das Gleiche gilt für technische Probleme: Ein Ausfall der Hauptlampe ist nichts Dramatisches. Ruhig bleiben und auf die Back-up-Lampe wechseln. Was tun, wenn man den Buddy verliert? Dieses Szenario muss im Briefing besprochen werden. Üblicherweise wird eine Minute gesucht und dann aufgetaucht. Wenn sich das Buddyteam wiedergefunden hat, kann der Tauchgang fortgesetzt werden.
nachttauch-specialty
Wer das Erlebnis Nachttauchen kennenlernen möchte, aber unsicher ist, kann sich mit einem Spezialkurs darauf vorbereiten. Die beiden großen kommerziellen Tauchverbände PADI und SSI bieten Specialties dazu an (siehe S. 70). Neben den umfangreichen Unterrichtsmaterialien ist der Praxisteil mit zwei oder drei Tauchgängen interessant: Hier werden auch Navigations- und Notfalltechniken für Fortgeschrittene gezeigt. Viel Spaß!
Michael Krüger
SICHERHEIT
tipps für die Dunkelheit
Niemals ohne Back-up-Lampen auf Nachtpatrouille gehen: Knicklichter, die an der Flasche befestigt werden oder Signalblitzer zeigen dem Buddy immer die Position und bringen zusätzliche Sicherheit.
Immer die Haupt-
lampe einschalten, bevor es in die schwarzen Fluten geht!
Die meisten Tauchcomputer haben ein beleuchtetes Display. Finimeter, Taucheruhren und Kompass besitzen meist fluoreszierende Anzeigen – einfach kurz anleuchten: Die Instrumente strahlen lange nach. Für detaillierte Kommunikation, Notizen oder meeresbiologische Auswertungen empfiehlt sich eine fluoreszierende Schreibtafel.
Der dritte Mann an Land ist extrem wichtig. Er ist „Leuchtturm“ und Nothelfer.
Für UW-Zeichen das Riff oder die Hand anleuchten: Ein Kreis als „Okay-Zeichen“ oder ein zitterndes Hin- und Her für „Achtung“ oder „Problem“ ist ein klares Signal. Bitte nie dem Buddy ins Gesicht leuchten!
Riffexkursionen bei Dunkelheit sind mehr als ein Abenteuer – es geht darum, mit eingeschränkter Sicht klarzukommen. Im PADI- oder SSI-Nachttauchkurs erlernen Interessierte die Planung solcher Riffexkursionen: Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Spezialausrüstung und wie man Lampen, Kompass und Sicherheitssysteme sinnvoll einsetzt. Wichtige Techniken, wie die kontrollierte Tarierung bei Nacht, werden vertieft. Neben Ein- und Ausstiegstechniken stehen fortgeschrittene Techniken mit einem Schwerpunkt auf Navigation und Kommunikation bei Nacht auf dem Lehrplan. Der Kurs mit dreistündigen Theorieteil, Buch, DVD, Brevetierung inkl. zwei bis drei Tauchgängen kostet rund 150 bis 200 Euro.
www.padi.com,
www.divessi.com