2010 ÖLPEST AM GOLF VON MEXIKO - GRÖSSTE UMWELTKATASTROPHE DER USA
Der schwarze Teppich des Schweigens
KOMMENTAR VON MICHAEL KRÜGER
Fast schon zynisch, dass sich BP-Chef Tony Hayward (Foto) mit „goldenem Handschlag“ von seiner desaströsen Mission verabschiedete. Geschätzte 14 Millionen Dollar Abfindung erhielt das „Gesicht der Ölpest“ angeblich für sein Versagen beim Krisenmanagement am Golf von Mexiko. Beißende Kritik erntete er für seinen Kommentar, er wolle einfach nur sein Leben wieder haben. Seine Abschiedsrede klang nicht minder zynisch: „Heute ist ein trauriger Tag für mich. Ich liebe dieses Unternehmen und alles, wofür es steht“.
BP steht heute in erster Linie für die größte Umweltkatastrophe der USA. Das Unfassbare: BP bohrt munter weiter! Immer tiefer, immer teurer – als wäre nichts gewesen. Am Golf von Sidra vor der libyschen Küste geht´s in 1.700 Meter Tiefe weiter… das sind rund 200 Meter mehr als am Golf. Der Konzern freut sich über das „größte Energieprojekt in einem arabischen Staat“. Wie bitte? Woher nehmen die eigentlich die Euphorie? Das klingt so, als würde man frohlockend und voller Zuversicht die Desaster erprobte „Sauerland-Crew“ für die Abwicklung der nächsten Loveparade engagieren – diesmal nur auf einem kleineren Gelände.
Einzig positiver Effekt des Medienrummels: Im Öl-Sog der Schlagzeilen kommt immer mehr Licht ins Dunkel. Vom „Ölteppich am Roten Meer“ bis zur „Größten Ölkatastrophe in der Geschichte der Volksrepublik China“ erfährt der Leser hierzulande. Im Reich der Mitte muss der Leser noch mehr suchen. Hier werden Informationen sowieso nur gefiltert und dreimal chemisch gereinigt weitergeleitet. Pressefreiheit? Unbekannt. Bei der betroffenen China National Petroleum Corporation (CNPC) handelt es sich obendrein um ein staatliches Unternehmen... soviel dazu.
Wieviele Zwischenfälle auf Bohrinseln passieren unbemerkt? Die World-Offshore-Accident-Datenbank der Stiftung Norske Veritas“ weist für den Zeitraum von 1974 bis 2004 mehr als 5.000 bekannt gewordene Offshore-Schadensfälle aus. Für die Bereiche der britischen und norwegischen Hoheitsgewässer in der Nordsee sowie der Region des Golfs vom Mexiko sind zwischen 1980 und 2003 zehn Blowouts registriert.
Wieviel Rohöl beim weiteren Transport aus undichten Pipelines und Tankern von der Öffentlichkeit unbemerkt im Deep Blue der Ozeane versickert, bleibt weiterhin ungewiss. Solange es abseits der Küsten und in menschenleeren Regionen der Welt passiert, wird der schwarze Teppich das Geheimnis der Meere bleiben.
TAUCHEN 11/2010
Der schwarze Teppich des Schweigens
KOMMENTAR VON MICHAEL KRÜGER
Fast schon zynisch, dass sich BP-Chef Tony Hayward (Foto) mit „goldenem Handschlag“ von seiner desaströsen Mission verabschiedete. Geschätzte 14 Millionen Dollar Abfindung erhielt das „Gesicht der Ölpest“ angeblich für sein Versagen beim Krisenmanagement am Golf von Mexiko. Beißende Kritik erntete er für seinen Kommentar, er wolle einfach nur sein Leben wieder haben. Seine Abschiedsrede klang nicht minder zynisch: „Heute ist ein trauriger Tag für mich. Ich liebe dieses Unternehmen und alles, wofür es steht“.
BP steht heute in erster Linie für die größte Umweltkatastrophe der USA. Das Unfassbare: BP bohrt munter weiter! Immer tiefer, immer teurer – als wäre nichts gewesen. Am Golf von Sidra vor der libyschen Küste geht´s in 1.700 Meter Tiefe weiter… das sind rund 200 Meter mehr als am Golf. Der Konzern freut sich über das „größte Energieprojekt in einem arabischen Staat“. Wie bitte? Woher nehmen die eigentlich die Euphorie? Das klingt so, als würde man frohlockend und voller Zuversicht die Desaster erprobte „Sauerland-Crew“ für die Abwicklung der nächsten Loveparade engagieren – diesmal nur auf einem kleineren Gelände.
Einzig positiver Effekt des Medienrummels: Im Öl-Sog der Schlagzeilen kommt immer mehr Licht ins Dunkel. Vom „Ölteppich am Roten Meer“ bis zur „Größten Ölkatastrophe in der Geschichte der Volksrepublik China“ erfährt der Leser hierzulande. Im Reich der Mitte muss der Leser noch mehr suchen. Hier werden Informationen sowieso nur gefiltert und dreimal chemisch gereinigt weitergeleitet. Pressefreiheit? Unbekannt. Bei der betroffenen China National Petroleum Corporation (CNPC) handelt es sich obendrein um ein staatliches Unternehmen... soviel dazu.
Wieviele Zwischenfälle auf Bohrinseln passieren unbemerkt? Die World-Offshore-Accident-Datenbank der Stiftung Norske Veritas“ weist für den Zeitraum von 1974 bis 2004 mehr als 5.000 bekannt gewordene Offshore-Schadensfälle aus. Für die Bereiche der britischen und norwegischen Hoheitsgewässer in der Nordsee sowie der Region des Golfs vom Mexiko sind zwischen 1980 und 2003 zehn Blowouts registriert.
Wieviel Rohöl beim weiteren Transport aus undichten Pipelines und Tankern von der Öffentlichkeit unbemerkt im Deep Blue der Ozeane versickert, bleibt weiterhin ungewiss. Solange es abseits der Küsten und in menschenleeren Regionen der Welt passiert, wird der schwarze Teppich das Geheimnis der Meere bleiben.
TAUCHEN 11/2010