MESSE BOOT IN DÜSSELDORF
Willkommen im einzig wahren Dschungelcamp!
Willkommen im einzig wahren Dschungelcamp!

VON MICHAEL KRÜGER
Und täglich grüßt das Murmeltier. Meine Messe-Glosse von 2013 mit dem „Dschungelcamp-Titel"
Während in mondänen „boot“-Arealen zwischen Motorjachten eloquent über Mahagoni-Interieur und Tafelsilber von Robbe & Berking diskutiert wird, herrscht in der Taucher-Halle 3 chaotisches Durcheinander wie auf einem orientalischen Basar. Sind Taucher die marinen Underdogs oder einfach anders?
30-Meter Megajachten, galantes Gelächter – und plötzlich steht man mitten im Getümmel: Vor dem mit Blauhaien verzierten Azorenstand klammert sich ein properer Glatzkopf mit Krachledernen am Tresen fest und fragt „Ob i net zum Salzkammergut koamen wüll“. Direkt nebenan wedeln vier asiatische Damen mit bunten „Fun in the Philippines“-Fahnen und üben sich im Synchronlächeln. Ein paar Schritte weiter könnten die Gegensätze kaum größer sein: Uniformierte Herren mit zackigem Kurzhaarschnitt werben mit Bundeswehr-Videos – gleich gegenüber bitten schwarz gekleidete Freibeuter der Sea-Shepherd-Society um Support am Merchandising-Stand. Links und rechts kleine Bauchläden: Auf den Tresen türmen sich Flyer- und Folderburgen und Schälchen mit Gummibärchen und Keksen .
Jetzt wird’s edel: Der abgeschirmte Container der Nobel-Gehäuseschmiede Seacam macht klar: Hier kommt nicht jeder herein. Ab 18 Uhr gibt’s Champagner – was sonst? Fünf Stände weiter sieht’s aus wie bei Woolworth am Grabbeltisch. Die Besucher kämpfen sich durch enge Gassen: Neoprenanzüge, Taschen, Schnorchel hängen wie in einem orientalischem Basar dicht an dicht bis unter die Decke. Schilder mit durchgestrichenen Preisen locken Schnäppchenjäger. „Also hör mal zu, Junge, ich tauche seit 40 Jahren …“ schallt es durch die Gänge. Schnell weiter. Schnuppertaucher stehen Schlange an den Bassins. Unbeeindruckt von der Bühnenshow packt ein Tauchverein prall gefüllte Tupperdosen mit Mettbrötchen aus. Dahinter präsentiert sich PADI im lässigem Loungestyle. SSI, IAC und der VDST zeigen sich großzügig. Big Business beim Kompressor-Hersteller Bauer. Ein paar Rollstuhlfahrer kreisen um den Stand des IDDA-Behindertentauchverbands. Klinisch weiß die Mediziner von Aquamed und Dan.
Davor: Prêt-à-porter-Mode-Tempel von Mares und Cressi. Atomic Aquatics komplett schwarz, Aqua Lung dunkel-violett. „Mogst a Schnapserl?“, ruft Franz von Flusstauchen Atlantis herüber. Einige Ägypter diskutieren derweil lautstark über die aktuellen Probleme. „GoPro!“, skandiert eine Gruppe. Wer ruft denn da? In Halle 4, gleich um die Ecke, gröhlen Fans vorm US-Stand und hoffen, mit Werbe-T-Shirts beworfen zu werden. Völlig gaga? Seitwärts an einer Verkaufsburg gibt es eine ähnliche Kamera – das interessiert aber niemanden.
Zurück am TAUCHEN-Stand. Dichtes Gedränge beim Abo-Team. Heute Abend zwei Standpartys: Cocktails, Fingerfood. Pressluft-Smalltalk, Druckbetankung – man kommt locker ins Gespräch. Hier in der Halle 3 ist das Leben, wie es vielseitiger kaum sein kann: sympathisch chaotische Stände neben edlen Designertempeln. Business-Typen, lässige Zampanos und selbsternannte Tauchgötter. Asketische Sportler neben drallen Couchpotatoes. Tourismus-Tycoons und Kreativgeister. Stocksteife Vereinslümmel, wirre Laberköpfe, durchgeknallte Aussteiger und erfolgreiche Auswanderer – alle sind neun Tage hier: Willkommen im einzig wahren Dschungelcamp! Die „boot“ bringt völlig unterschiedliche Leute zusammen. Tauchen verbindet. Danke!"
TAUCHEN 03/2013
Und täglich grüßt das Murmeltier. Meine Messe-Glosse von 2013 mit dem „Dschungelcamp-Titel"
Während in mondänen „boot“-Arealen zwischen Motorjachten eloquent über Mahagoni-Interieur und Tafelsilber von Robbe & Berking diskutiert wird, herrscht in der Taucher-Halle 3 chaotisches Durcheinander wie auf einem orientalischen Basar. Sind Taucher die marinen Underdogs oder einfach anders?
30-Meter Megajachten, galantes Gelächter – und plötzlich steht man mitten im Getümmel: Vor dem mit Blauhaien verzierten Azorenstand klammert sich ein properer Glatzkopf mit Krachledernen am Tresen fest und fragt „Ob i net zum Salzkammergut koamen wüll“. Direkt nebenan wedeln vier asiatische Damen mit bunten „Fun in the Philippines“-Fahnen und üben sich im Synchronlächeln. Ein paar Schritte weiter könnten die Gegensätze kaum größer sein: Uniformierte Herren mit zackigem Kurzhaarschnitt werben mit Bundeswehr-Videos – gleich gegenüber bitten schwarz gekleidete Freibeuter der Sea-Shepherd-Society um Support am Merchandising-Stand. Links und rechts kleine Bauchläden: Auf den Tresen türmen sich Flyer- und Folderburgen und Schälchen mit Gummibärchen und Keksen .
Jetzt wird’s edel: Der abgeschirmte Container der Nobel-Gehäuseschmiede Seacam macht klar: Hier kommt nicht jeder herein. Ab 18 Uhr gibt’s Champagner – was sonst? Fünf Stände weiter sieht’s aus wie bei Woolworth am Grabbeltisch. Die Besucher kämpfen sich durch enge Gassen: Neoprenanzüge, Taschen, Schnorchel hängen wie in einem orientalischem Basar dicht an dicht bis unter die Decke. Schilder mit durchgestrichenen Preisen locken Schnäppchenjäger. „Also hör mal zu, Junge, ich tauche seit 40 Jahren …“ schallt es durch die Gänge. Schnell weiter. Schnuppertaucher stehen Schlange an den Bassins. Unbeeindruckt von der Bühnenshow packt ein Tauchverein prall gefüllte Tupperdosen mit Mettbrötchen aus. Dahinter präsentiert sich PADI im lässigem Loungestyle. SSI, IAC und der VDST zeigen sich großzügig. Big Business beim Kompressor-Hersteller Bauer. Ein paar Rollstuhlfahrer kreisen um den Stand des IDDA-Behindertentauchverbands. Klinisch weiß die Mediziner von Aquamed und Dan.
Davor: Prêt-à-porter-Mode-Tempel von Mares und Cressi. Atomic Aquatics komplett schwarz, Aqua Lung dunkel-violett. „Mogst a Schnapserl?“, ruft Franz von Flusstauchen Atlantis herüber. Einige Ägypter diskutieren derweil lautstark über die aktuellen Probleme. „GoPro!“, skandiert eine Gruppe. Wer ruft denn da? In Halle 4, gleich um die Ecke, gröhlen Fans vorm US-Stand und hoffen, mit Werbe-T-Shirts beworfen zu werden. Völlig gaga? Seitwärts an einer Verkaufsburg gibt es eine ähnliche Kamera – das interessiert aber niemanden.
Zurück am TAUCHEN-Stand. Dichtes Gedränge beim Abo-Team. Heute Abend zwei Standpartys: Cocktails, Fingerfood. Pressluft-Smalltalk, Druckbetankung – man kommt locker ins Gespräch. Hier in der Halle 3 ist das Leben, wie es vielseitiger kaum sein kann: sympathisch chaotische Stände neben edlen Designertempeln. Business-Typen, lässige Zampanos und selbsternannte Tauchgötter. Asketische Sportler neben drallen Couchpotatoes. Tourismus-Tycoons und Kreativgeister. Stocksteife Vereinslümmel, wirre Laberköpfe, durchgeknallte Aussteiger und erfolgreiche Auswanderer – alle sind neun Tage hier: Willkommen im einzig wahren Dschungelcamp! Die „boot“ bringt völlig unterschiedliche Leute zusammen. Tauchen verbindet. Danke!"
TAUCHEN 03/2013