„Nixen zerfallen leider zu salzigem Seeschaum!“
An Land doziert Dr. Daniela Rodler als Tierärztin an der Uni München. Unter Wasser mutiert sie zum Fabelwesen: Jedes Mal, wenn sie den goldenen Schuppenanzug überstreift und ihr blondes Haar mit Muscheln verziert, lebt sie ihre wahre Mission: „Ich bin eine Meerjungfrau!“. Im Sommer 2017 veröffentlicht die 37-Jährige ein Handbuch für angehende Mermaids. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach mit der Nixe aus Bayern über ihre Unterwasser-Erlebnisse (www.muenchens-nixe.de).
Wann wussten Sie, dass Sie eine Meerjungfrau werden wollen?
Als Kind war ich felsenfest davon überzeugt, ein Mermaid zu sein. Vermutlich wurde das neben meinen zahlreichen Märchen- und Sagenbüchern über Meerjungfrauen auch durch den Film „Splash – Jungfrau am Haken“ mit Tom Hanks und Daryl Hannah ausgelöst. Jetzt sind für viele Mermaids und auch für mich die australischen Fernsehserien „H2O – Plötzlich Meerjungfrau“ und das Spin-Off „Mako – Einfach Meerjungfrau“ eine gute Inspiration. Bekanntlich haben Meerjungfrauen wunderschöne Stimmen, doch gesanglich konnte ich die Badegäste diverser Urlaubsstrände nicht überzeugen, deshalb erhielt ich als Teenager neben meinem Training als Wettkampf-Schwimmerin auch noch Ballettunterricht, hatte kleinere Film- und TV-Auftritte und absolvierte später Scuba- und Apnoebrevets. Auch Gesangsunterricht war erforderlich. Heute verwende ich all diese Mosaiksteine, um eine möglichst authentische Meerjungfrau darstellen zu können, damit die Menschen, besonders die Kinder, wieder an Meerjungfrauen glauben können. Profi-Mermaid bin ich seit 2009.
Was sollte eine Mermaid draufhaben?
Ein Tauchschein ist sehr wichtig, besonders für Sicherheit, Verständigung und Luftversorgung durch Sicherheitstaucher. Training in Apnoe steigert Leistung und Selbstbewusstsein für gewagtere UW-Shootings. Ansonsten halte ich alle Sportarten für geeignet, die Beweglichkeit, Anmut und Körperbewusstsein fördern, wie Ballett, Tanz, Turnen, Rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen. Mermaids sollten mit dem Aussehen einer „klassischen Meerjungfrau“ ihre Zuschauer am besten an deren Kindheitsvorstellungen erinnern, denke ich.
Woher haben Sie diesen fantastischen Anzug? Hochwertige Meerjungfrauen-Fischschwänze werden in der Regel maßgefertigt. Sie werden meist in den USA hergestellt und bestehen hauptsächlich aus einer Silikon-Schuppenschicht und einer Schwanzfluke, die eine Monoflosse oder ein Hart-Silikon mit Fußteil enthält. Wenn die Qualität gut sein soll, kostet das 3 bis 10 000 Euro. Um astronomische Zollgebühren zu vermeiden und auch um meiner eigenen Kreativität Raum zu geben, stelle ich selbst Silikon-Fischschwänze und passende Oberteile her. Hier haben mir einige Profis und Materialhersteller wertvolle Tipps gegeben. Nach dem Bau einer Negativform wird der Fischschwanz mit Silikon ausgegossen und anschließend eingefärbt. Ich bin ein großer Fan von Gold- und Bronzetönen, daher befinden sich diese Farben oft in meinen Outfits. Die Monoflosse, die zwischen die Silikon-Flukenblätter eingebaut wird, wähle ich weicher, da ich meine selbstgebauten Fischschwänze für mehr Beweglichkeit in Pools und weniger für Apnoe-Shootings im Meer verwende. An einem Outfit baue ich rund zehn Monate, an einem Oberteil mit Silikonelementen oder mit aufgenähten Muscheln ein paar Wochen. Mittlerweile habe ich großen Spaß daran, Halsketten, Rüstungselemente, Diademe, Kronen oder Haarschmuck aus Muscheln, Perlen und Steinen zu bauen. Zusammen mit wasserfestem Make-up verleiht mir das den letzten „meeresköniglichen“ Schliff.
An Land müssen Sie getragen werden, oder?
Ich wurde zwar auch schon mit einem Trolli, einem Kofferwagen, einem Rollstuhl, einem Kran oder einem Anhänger transportiert, aber für die meisten meiner Auftritte werden starke Männer organisiert, die mich von A nach B tragen und damit manchmal Teil der Show sind. Einmal befand ich mich auf den Armen von einem Bürgermeister vom Königssee!
Welches war Ihr aufregendsdes Shooting?
Ich denke, das aufregendste ist immer das Shooting, das man zum ersten Mal macht. Mit Sandtigerhaien, Stachelrochen und Walhaien zu tauchen war sehr spannend. Eine besondere Herausforderung war ein Dreh für eine australische interaktive Ausstellung über das Great Barrier Reef, bei dem ich eine Evolutions-Wissenschaftlerin unter Wasser spiele, die dort ihre Versuche macht und Proben entnimmt. Gedreht wurde im Ausbildungsbecken der Feuerwehr-Taucher in München. Das Filmteam versenkte einen Labortisch. Flüssigkeiten in Reagenzgläser zu schütten war unter Wasser nicht einfach und erforderte Vorbereitung.
War es schwierig, am Walhai dranzubleiben?
Diese wunderbaren Tiere kommen zum Fressen nah an die Oberfläche. Dennoch schwimmen sie schneller, als man das vermutet. Ich erinnere mich, dass ich bei diesem Shooting in der mexikanischen Karibik versuchte, schnell und lange auf gleicher Höhe zu tauchen. Der Walhai erschien mir wie ein riesiges, gepunktetes U-Boot. Als er weiterzog, haben wir ihn nicht verfolgt, um das Tier nicht zu belästigen.
Wie halten Sie es in kaltem Wasser aus?
Je kälter es ist, desto klarer muss die Planung beim Shooting sein, denn ohne Neopren hat man nur wenige Versuche. Zum Abhärten verwende ich ein Sauna-Kaltbad. Ich dehne alle Muskeln, schütte heißes Wasser in den Fischschwanz, versuche, in Bewegung zu bleiben und mein Maximum am Anfang zu geben. Meine eisigsten Shootings lagen bisher bei zwölf Grad in einem Gebirgssee und in einem Flussaquarium. Wie lange ich die Luft anhalten kann, hängt von der Temperatur des Wassers und dem Bewegungsaufwand ab. In meinem Apnoe-Kurs von Christian Redl wurde bei mir eine Statik-Zeit von über drei Minuten gemessen.
Sie schreiben ein Buch über die Mermaid-Ausbildung zur Meerjungfrau?
Die Möglichkeit, selbst eine Mermaid zu werden, scheint für viele Mädchen und auch Jungs die Erfüllung eines Traumes zu sein. Da die „Ausbildung“ eher anspruchsvoll ist, haben die Künstlerin Stephanie Naglschmid und ich ein kleines Handbuch für angehende Mermaids verfasst. Es wird im Frühsommer 2017 beim Verlag Naglschmid erscheinen unter dem Titel „Mermaids – Kleines Handbuch für Meerjungfrauen und Nixen“. Darin gibt es Tipps im Umgang mit Flosse, Make-up, das Schwimmen mit Fischschwanz, Atemübungen, Anleitung für Fotoshootings.
Worin unterscheiden sich Mermaids von Nixen?
Meerjungfrau ist eine Art Überbegriff. Im klassischen Sinne sind das schöne, junge Frauen mit Fischschwanz, die den Aspekt der Erlösungsbedürftigkeit repräsentieren. Sie glauben, dass sie nur durch die Ehe mit einem Menschen eine Seele erlangen können. Nixen sind Wassergeister, die eher für Gefahr, Verführung und Verderben stehen, aber auch Schiffbrüchige retten. Eine der ersten überlieferten Werke über Meerjungfrauen in Europa sind die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ des altgriechischen Dichters Homer in denen zwei weitere Unterarten vorkommen: Die freundlichen Mittelmeernymphen und die tödlichen Sirenen. Noch ältere Sagen und Bildnisse gibt es von fischschwänzigen Gottheiten.
Die nicht gerade zierlichen Seekühe sollen ja von Seefahrern für Meerjungfrauen gehalten worden sein. Gibt es eigentlich XXL-Mermaids?
Ja, die gibt es. Das Schwimmen als Mermaid vermittelt ein besonderes Körpergefühl und hilft, ihre Weiblichkeit zu zeigen. Schließlich symbolisieren Mermaids eine Art Ur-Weiblichkeit. Die Manatis und Seekühe sind ja ohnehin die einzig realen „Meerjungfrauen“.
Wie geht denn Ihre Mermaid-Karriere weiter?
Ich habe Dinge erlebt, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht habe vorstellen können, möchte mich aber apnoe-taucherisch weiterentwickeln. Meine Wunschpläne sind Schiffswrack-Shootings. Ansonsten sind Mermaids ja unsterblich, auch wenn einige meiner mythologischen Vorgängerinnen wegen unerfüllter Liebe zu salzigem Seeschaum zerfallen sind …
Salziger Seeschaum? Ist ja gruselig …
Manche Meerjungfrauen existieren weiter als Flussquellen, Felsen, Seerosen oder Luftgeister. Wenn meine Zeit als Meerjungfrau irgendwann einmal zu Ende geht, möchte ich Seehexe werden – da gibt es keine Altersbegrenzung.
Sie sind im Meeresschutz aktiv?
Meerjungfrauen sind ja Botschafter der Meere. Für mich stehen Meeres- und Tierschutz sowie Charity daher auch an erster Stelle. Ich möchte in Zukunft noch viele weitere Projekte unterstützen. Besonders für die Plastik-Problematik in den Meeren muss Bewusstsein geschaffen werden. In der Vergangenheit bin ich für verschiedene Tierschutz- und Nachzuchtprogramme aufgetreten, wie bei einem Ausstellungsfilm zum Schutz des Great Barrier Reefs, Benefiz-Tauch-Veranstaltungen des Deutschen Roten Kreuzes und Kindern mit Down-Syndrom.
Sie sind hauptberuflich als Tierärztin tätig. Ich vermute in einer Zierfischpraxis?
Nein (lacht). Ich bin als Tiermedizinerin in Wissenschaft an der Uni München aktiv. Meine Lehre umfasst Anatomie und Histologie der Tiere für vorklinische Studenten. Meine Forschung bezieht sich dabei hauptsächlich auf Eizellen von einigen Vogelarten.
Eigentlich hätte ich lieber Meeresbiologie studiert, aber dieses Fach gab es damals in München noch nicht. Ob meine Studenten wissen, dass ihre Dozentin eine Meerjungfrau ist?
Vielen Dank für das Interview!
An Land doziert Dr. Daniela Rodler als Tierärztin an der Uni München. Unter Wasser mutiert sie zum Fabelwesen: Jedes Mal, wenn sie den goldenen Schuppenanzug überstreift und ihr blondes Haar mit Muscheln verziert, lebt sie ihre wahre Mission: „Ich bin eine Meerjungfrau!“. Im Sommer 2017 veröffentlicht die 37-Jährige ein Handbuch für angehende Mermaids. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach mit der Nixe aus Bayern über ihre Unterwasser-Erlebnisse (www.muenchens-nixe.de).
Wann wussten Sie, dass Sie eine Meerjungfrau werden wollen?
Als Kind war ich felsenfest davon überzeugt, ein Mermaid zu sein. Vermutlich wurde das neben meinen zahlreichen Märchen- und Sagenbüchern über Meerjungfrauen auch durch den Film „Splash – Jungfrau am Haken“ mit Tom Hanks und Daryl Hannah ausgelöst. Jetzt sind für viele Mermaids und auch für mich die australischen Fernsehserien „H2O – Plötzlich Meerjungfrau“ und das Spin-Off „Mako – Einfach Meerjungfrau“ eine gute Inspiration. Bekanntlich haben Meerjungfrauen wunderschöne Stimmen, doch gesanglich konnte ich die Badegäste diverser Urlaubsstrände nicht überzeugen, deshalb erhielt ich als Teenager neben meinem Training als Wettkampf-Schwimmerin auch noch Ballettunterricht, hatte kleinere Film- und TV-Auftritte und absolvierte später Scuba- und Apnoebrevets. Auch Gesangsunterricht war erforderlich. Heute verwende ich all diese Mosaiksteine, um eine möglichst authentische Meerjungfrau darstellen zu können, damit die Menschen, besonders die Kinder, wieder an Meerjungfrauen glauben können. Profi-Mermaid bin ich seit 2009.
Was sollte eine Mermaid draufhaben?
Ein Tauchschein ist sehr wichtig, besonders für Sicherheit, Verständigung und Luftversorgung durch Sicherheitstaucher. Training in Apnoe steigert Leistung und Selbstbewusstsein für gewagtere UW-Shootings. Ansonsten halte ich alle Sportarten für geeignet, die Beweglichkeit, Anmut und Körperbewusstsein fördern, wie Ballett, Tanz, Turnen, Rhythmische Sportgymnastik oder Synchronschwimmen. Mermaids sollten mit dem Aussehen einer „klassischen Meerjungfrau“ ihre Zuschauer am besten an deren Kindheitsvorstellungen erinnern, denke ich.
Woher haben Sie diesen fantastischen Anzug? Hochwertige Meerjungfrauen-Fischschwänze werden in der Regel maßgefertigt. Sie werden meist in den USA hergestellt und bestehen hauptsächlich aus einer Silikon-Schuppenschicht und einer Schwanzfluke, die eine Monoflosse oder ein Hart-Silikon mit Fußteil enthält. Wenn die Qualität gut sein soll, kostet das 3 bis 10 000 Euro. Um astronomische Zollgebühren zu vermeiden und auch um meiner eigenen Kreativität Raum zu geben, stelle ich selbst Silikon-Fischschwänze und passende Oberteile her. Hier haben mir einige Profis und Materialhersteller wertvolle Tipps gegeben. Nach dem Bau einer Negativform wird der Fischschwanz mit Silikon ausgegossen und anschließend eingefärbt. Ich bin ein großer Fan von Gold- und Bronzetönen, daher befinden sich diese Farben oft in meinen Outfits. Die Monoflosse, die zwischen die Silikon-Flukenblätter eingebaut wird, wähle ich weicher, da ich meine selbstgebauten Fischschwänze für mehr Beweglichkeit in Pools und weniger für Apnoe-Shootings im Meer verwende. An einem Outfit baue ich rund zehn Monate, an einem Oberteil mit Silikonelementen oder mit aufgenähten Muscheln ein paar Wochen. Mittlerweile habe ich großen Spaß daran, Halsketten, Rüstungselemente, Diademe, Kronen oder Haarschmuck aus Muscheln, Perlen und Steinen zu bauen. Zusammen mit wasserfestem Make-up verleiht mir das den letzten „meeresköniglichen“ Schliff.
An Land müssen Sie getragen werden, oder?
Ich wurde zwar auch schon mit einem Trolli, einem Kofferwagen, einem Rollstuhl, einem Kran oder einem Anhänger transportiert, aber für die meisten meiner Auftritte werden starke Männer organisiert, die mich von A nach B tragen und damit manchmal Teil der Show sind. Einmal befand ich mich auf den Armen von einem Bürgermeister vom Königssee!
Welches war Ihr aufregendsdes Shooting?
Ich denke, das aufregendste ist immer das Shooting, das man zum ersten Mal macht. Mit Sandtigerhaien, Stachelrochen und Walhaien zu tauchen war sehr spannend. Eine besondere Herausforderung war ein Dreh für eine australische interaktive Ausstellung über das Great Barrier Reef, bei dem ich eine Evolutions-Wissenschaftlerin unter Wasser spiele, die dort ihre Versuche macht und Proben entnimmt. Gedreht wurde im Ausbildungsbecken der Feuerwehr-Taucher in München. Das Filmteam versenkte einen Labortisch. Flüssigkeiten in Reagenzgläser zu schütten war unter Wasser nicht einfach und erforderte Vorbereitung.
War es schwierig, am Walhai dranzubleiben?
Diese wunderbaren Tiere kommen zum Fressen nah an die Oberfläche. Dennoch schwimmen sie schneller, als man das vermutet. Ich erinnere mich, dass ich bei diesem Shooting in der mexikanischen Karibik versuchte, schnell und lange auf gleicher Höhe zu tauchen. Der Walhai erschien mir wie ein riesiges, gepunktetes U-Boot. Als er weiterzog, haben wir ihn nicht verfolgt, um das Tier nicht zu belästigen.
Wie halten Sie es in kaltem Wasser aus?
Je kälter es ist, desto klarer muss die Planung beim Shooting sein, denn ohne Neopren hat man nur wenige Versuche. Zum Abhärten verwende ich ein Sauna-Kaltbad. Ich dehne alle Muskeln, schütte heißes Wasser in den Fischschwanz, versuche, in Bewegung zu bleiben und mein Maximum am Anfang zu geben. Meine eisigsten Shootings lagen bisher bei zwölf Grad in einem Gebirgssee und in einem Flussaquarium. Wie lange ich die Luft anhalten kann, hängt von der Temperatur des Wassers und dem Bewegungsaufwand ab. In meinem Apnoe-Kurs von Christian Redl wurde bei mir eine Statik-Zeit von über drei Minuten gemessen.
Sie schreiben ein Buch über die Mermaid-Ausbildung zur Meerjungfrau?
Die Möglichkeit, selbst eine Mermaid zu werden, scheint für viele Mädchen und auch Jungs die Erfüllung eines Traumes zu sein. Da die „Ausbildung“ eher anspruchsvoll ist, haben die Künstlerin Stephanie Naglschmid und ich ein kleines Handbuch für angehende Mermaids verfasst. Es wird im Frühsommer 2017 beim Verlag Naglschmid erscheinen unter dem Titel „Mermaids – Kleines Handbuch für Meerjungfrauen und Nixen“. Darin gibt es Tipps im Umgang mit Flosse, Make-up, das Schwimmen mit Fischschwanz, Atemübungen, Anleitung für Fotoshootings.
Worin unterscheiden sich Mermaids von Nixen?
Meerjungfrau ist eine Art Überbegriff. Im klassischen Sinne sind das schöne, junge Frauen mit Fischschwanz, die den Aspekt der Erlösungsbedürftigkeit repräsentieren. Sie glauben, dass sie nur durch die Ehe mit einem Menschen eine Seele erlangen können. Nixen sind Wassergeister, die eher für Gefahr, Verführung und Verderben stehen, aber auch Schiffbrüchige retten. Eine der ersten überlieferten Werke über Meerjungfrauen in Europa sind die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ des altgriechischen Dichters Homer in denen zwei weitere Unterarten vorkommen: Die freundlichen Mittelmeernymphen und die tödlichen Sirenen. Noch ältere Sagen und Bildnisse gibt es von fischschwänzigen Gottheiten.
Die nicht gerade zierlichen Seekühe sollen ja von Seefahrern für Meerjungfrauen gehalten worden sein. Gibt es eigentlich XXL-Mermaids?
Ja, die gibt es. Das Schwimmen als Mermaid vermittelt ein besonderes Körpergefühl und hilft, ihre Weiblichkeit zu zeigen. Schließlich symbolisieren Mermaids eine Art Ur-Weiblichkeit. Die Manatis und Seekühe sind ja ohnehin die einzig realen „Meerjungfrauen“.
Wie geht denn Ihre Mermaid-Karriere weiter?
Ich habe Dinge erlebt, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht habe vorstellen können, möchte mich aber apnoe-taucherisch weiterentwickeln. Meine Wunschpläne sind Schiffswrack-Shootings. Ansonsten sind Mermaids ja unsterblich, auch wenn einige meiner mythologischen Vorgängerinnen wegen unerfüllter Liebe zu salzigem Seeschaum zerfallen sind …
Salziger Seeschaum? Ist ja gruselig …
Manche Meerjungfrauen existieren weiter als Flussquellen, Felsen, Seerosen oder Luftgeister. Wenn meine Zeit als Meerjungfrau irgendwann einmal zu Ende geht, möchte ich Seehexe werden – da gibt es keine Altersbegrenzung.
Sie sind im Meeresschutz aktiv?
Meerjungfrauen sind ja Botschafter der Meere. Für mich stehen Meeres- und Tierschutz sowie Charity daher auch an erster Stelle. Ich möchte in Zukunft noch viele weitere Projekte unterstützen. Besonders für die Plastik-Problematik in den Meeren muss Bewusstsein geschaffen werden. In der Vergangenheit bin ich für verschiedene Tierschutz- und Nachzuchtprogramme aufgetreten, wie bei einem Ausstellungsfilm zum Schutz des Great Barrier Reefs, Benefiz-Tauch-Veranstaltungen des Deutschen Roten Kreuzes und Kindern mit Down-Syndrom.
Sie sind hauptberuflich als Tierärztin tätig. Ich vermute in einer Zierfischpraxis?
Nein (lacht). Ich bin als Tiermedizinerin in Wissenschaft an der Uni München aktiv. Meine Lehre umfasst Anatomie und Histologie der Tiere für vorklinische Studenten. Meine Forschung bezieht sich dabei hauptsächlich auf Eizellen von einigen Vogelarten.
Eigentlich hätte ich lieber Meeresbiologie studiert, aber dieses Fach gab es damals in München noch nicht. Ob meine Studenten wissen, dass ihre Dozentin eine Meerjungfrau ist?
Vielen Dank für das Interview!