Seit 500 Ausgaben ist TAUCHEN das wichtigste und beste Magazin für alle, die sich für die Unterwasserwelt begeistern. Der Blick in das Archiv zeigt nicht nur die stetig wachsende Themenvielfalt, sondern auch den Wandel des Zeitgeistes von den 70er-Jahren in die Neuzeit.
Ein UW-Kameratest wurde 1981 (1) noch hochgradig naiv und mit viel nackter Haut angekündigt. Sexy-frivol oder geschmacklos und frauenfeindlich? Man muss diese Bilderwelten in Zusammenhang mit dem Zeitgeist der Epoche sehen. Das Motiv von der August-Ausgabe von 1979 erinnert an James-Bond- und Playboy-Bunny-Lifestyle: Der 40 Jahre alte TAUCHEN-Titel mit der barbusigen Taucherin, die Riffhaie aus der Hand füttert (2), würde heute einen Shitstorm lostreten. UW-Fotograf Herwarth Voigtmann hat damals mit der „Aqua-Manege“ vor der Malediveninsel Bandos für Furore gesorgt. Die junge Frau auf dem Foto ist seine Tochter Vreni, wie man in der Reportage von Jürgen Fritsch, „Manege frei – für Mensch und Hai“, erfährt. „Darüber hat sich kaum jemand aufgeregt. Dieser Bericht war eine absolute Sensation“, erinnert sich UW-Fotograf Erhard Schulz, der seit den Anfangstagen beim Magazin dabei ist. Positiv muss man zugutehalten, dass dieser Artikel ein Meilenstein in der Wahrnehmung von Haien war, die bis dato vom Gruselschocker „Der Weiße Hai“ geprägt war.
Beim Umgang mit Meeresbewohnern hatten Taucher damals keinerlei Berührungsängste: Ein ganzseitiges Foto zeigt eine Frau mit halboffenem Tauchanzug (was sonst?), die sich auf Korallen abstützt und zwei aufgeblasene Igelfische in den Händen hält (3). Motive von Tauchern, die Kraken und Muränen (4) tätscheln und sich von Schildkröten mit dem Kommentar „Hier braucht man keinen Scooter“, ziehen ließen, wurden begeistert aufgenommen. Bei der Ausstrahlung der TV-Serie, „Die Geheimnisse des Meeres“, von Jacques-Yves Cousteau gab es auch keinen Aufschrei, wenn sich Taucher wie Schiffshalter an Mantas klammerten. Das Jubiläum steht auch für mehr als 40 Jahre Tier- und Umweltschutz: 1980 wurde erstmalig zusammen mit Greenpeace eine Aktion gegen Walfänger gestartet. 1982 schockierte die Reportage über die Schildkröten-Schlachthöfe auf Bali (siehe Foto). Kampagnen gegen Walfang, Shark-Finning, Horror-Delfinarien und Aquarien-Fischfang wurden erstmalig in TAUCHEN präsentiert – lange bevor andere Magazine darüber berichteten.
Tauchreisen ans Rote Meer waren früher Adventure-Trips: Üblich war die Anfahrt mit Jeeps, Übernachtung in Zelten mit eigener Verpflegung, eigenen Flaschen und Kompressor.
Auch das war vor 40 Jahren anders: In jeder Ausgabe wurden Alkohol und Zigaretten-Anzeigen geschaltet. „Wenn Sie nach dem Auftauchen nicht gern auf dem Trockenen sitzen“, zeigt einen Taucher neben einer Wodka-Flasche (5). Ein anderes Kampagnenmotiv eines Cognac-Herstellers ziert einen Flachmann über dem Bleigurt. Auch TAUCHEN bot früher Bier-Zapfanlagen und Whiskeyflaschen als Abo-Prämie an. Slogan: „Zwei, die Vergnügen garantieren!“
Früher waren nicht nur Frauen, sondern auch Männer in einem seltsam anmutenden, karikaturhaftem Image gefangen. Eindimensionale Heldenbilder haben sich sozio-ideologisch verändert wie die Inszenierung der männlichsten Zeitgeistikone der Filmgeschichte zeigt: Seit Daniel Craig ist „007“ ein leidensfähiger Antiheld mit Seele – überholte Klischees wurden aus dem Skript gestrichen. Die Bond-Girls der 70er-Jahre würden heute ihre Erfahrungen mit einem übergriffigen Macho unter #MeToo teilen. Wunderbar, dass Männer und Frauen jetzt gemeinsam ihre Tauch-Leidenschaft ausüben, und zwar auf Augenhöhe. Weltweit sind knapp 30 Prozent aller Taucher weiblich, aber Aktionen wie PADI Women’s Dive Day werden viele Frauen motivieren, die UW-Welt zu erkunden. Die neuen Helden der Tauchszene sind Menschen, die sich für Meeresschutz engagieren und respektvoll mit den maritimen Bewohnern umgehen. Da werden Pioniere gebraucht – egal welchen Geschlechts.
„500 Ausgaben Leidenschaft fürs Tauchen: Zeitreise, Momentaufnahme und Perspektive für die Zukunft“, sagt TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger.