Es waren andere Zeiten: 1978 sieht man in einer Reportage, wie ein Taucher seine Ausrüstung mit Kippe im Mund aus dem Kofferraum seines Ford „Capri GT“ wuchtet. Daneben eine Anzeige mit dem Slogan: „Die Zigarette für Aktive“. Statt Warnhinweisen waren rauchende Taucher ein beliebtes „Sport-Motiv“ – heute undenkbar. In Zukunft werden wahrscheinlich Leberzirrhose-Fotos die Etiketten von Rotweinflaschen zieren. In jeder der älteren Ausgaben findet man mehrere ganzseitige Bier-, Spirituosen- und Tabakanzeigen. Vom Zeitgeist ließ sich auch die TAUCHEN-Marketingabteilung 1982 inspirieren: einfach ’ne Buddel Whiskey als Aboprämie. Zitat: „Zwei, die Vergnügen garantieren!“ Ein Jahr später wollte man mit einer Zapfanlage plus Bierfass neue Leser gewinnen. Läuft! In den 70er- und 80er-Jahren waren die Werbeagenturen vermutlich näher an den Bedürfnissen der Zielgruppe der Taucher dran.
Zum Start des Magazins gab es nur einige tausende Taucher in Deutschland. 2013 hat allein PADI 935 000 Tauchscheine weltweit ausgestellt (Quelle: Statista). Rund sechs Millionen Taucher und 20 Millionen Schnorchler soll es weitweit geben (Quelle: DEMA). Durchschnittsalter: 45 Jahre. 75 Prozent sind laut der Statistik männlich. Vielleicht ist das der Grund für die freizügig-frivole bis frauenfeindlichen Darstellung weiblicher Taucher in den 70er-Jahren: Sex sells! Halbnackte Go-Go-Girls im „Musikladen“ im TV, Playboy-Bunnys, Bond-Girls – ganz normal: Auch TAUCHEN zeigte auf Titelseiten gern nackte Haut. Mermaids, die UW-Nixen, sind seit 40 Jahren ein Thema in Anzeigen und Reportagen – und häufig nackt.
Vor 40 Jahren erschien die erste TAUCHEN-Reportage über Haitauchen auf den Bahamas. Drei Jahre nach Erscheinen des Schockers „Der Weiße Hai“ (1975) klang die Headline vermutlich ähnlich erquickend, wie auf Tigern zu reiten, oder mit einer Kettensäge Lambada zu tanzen. Berichte über Nazi-Gold und U-Boot-Wracks sind weitere regelmäßige „Thrill“-Themen. Ebenso beliebt sind Traumreisen: Südsee, Karibik, Asien, Australien. Oder Reportagen von anderen Welten wie die erste Südpol-Reportage im Dezember 1978: „Leben im ewigen Eis“. Die Malediven waren zwei Jahre später das erste Mal im Heft.
Das Verhalten der Taucher war anders: In einem Bericht in der Januar-Ausgabe von 1980 sieht man einen Taucher, der sich an einer Schildkröte festhält: „Den Scooter können Taucher zu Hause lassen. Wer müde ist, schnappt sich eine Schildkröte!“, steht da in der Bildunterschrift. Das Jubiläum steht auch für 40 Jahre Kampf für Tier- und Umweltschutz: 1980 wird erstmalig zusammen mit Greenpeace eine Aktion gegen Walfänger gestartet. 16 000 Taucher nehmen an der Unterschriftenaktion gegen die barbarische Metzelei teil. 1982 schockierte die Reportage über die Schildkröten-Schlachthöfe auf Bali. Es folgte: „Stoppt das Massaker“ über die Grindwaltötungen auf den Faroer-Inseln – lange bevor andere berichteten. Traurig: Das Abschlachten konnte bis heute nicht gestoppt werden … wir bleiben am Thema weiter dran!
Neben Biologie ist Medizin eine beliebte Serie. Professor Dr. med. Claus-Martin Muth schreibt seit 1995 Jahren für uns. Im März 1978 erscheint „Aus Fehlern lernen“. Wie der damalige VDST-Präsident Axel Stibbe 2003 sagte: „TAUCHEN hat das Tauchen populär gemacht“
Viele Leser schätzen unsere Praxis-Tipps und Technik-Tests. Fotoexperte Herbert Frei ist seit der ersten Stunde dabei und hat vielen Tauchern die UW-Fotografie näher gebracht. Nachdem wir unsere Archive gelüftet haben wird uns klar, wie viel Leidenschaft in jeder der bisherigen 480 Ausgaben steckt. „Wer nie mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln die Unterwasserwelt erlebt hat, hat die Hälfte seines Lebens verpasst“. Das sagte TAUCHEN-Gründer und Verleger Alexander Jahr vor mehr als 40 Jahren. Recht hatte er. Danke!
40 Jahre Leidenschaft fürs Tauchen: Unzählige Reportagen und Kostbarkeiten haben wir ans Tageslicht gebracht. Wir sind froh, ein Teil von TAUCHEN zu sein.