Logos, Artworks, Anzeigen und Fotos der 70er- und 80er-Jahre
HAYMAN-BÖCKCHEN
Das bizarrste Drumkit, das jemals gebaut wurde.
1977 sieht man die runden Spannböckchen, die der legendären britischen Schlagzeugschmiede Hayman das unverwechselbare Aussehen gesehen haben wieder: Die Hayman-Hardware Relikte wurden aufgekauft und als Grundlage für eine neue Legende eingesetzt. Staccato-Drums - die weißen Fiberglas-Drums mit dem revolutionären Design. Das neue Material ermöglichte Formen, die bis dato unmöglich schienen.
WEGWEISENDE FORMGEBUNG UND LAUT!
Wegweisende Formgebung: wenn gewünscht unbeschreiblich laut!
Die Kessel sind schalltrichterartig konstruiert - alles ist bei diesem Drum auf Exponentialwirkung ausgerichtet. Die Trommeln sind „single headed“, also offen. Die Besonderheit sind die gehobenen mittleren und tiefen Frequenzen und der enorme Schalldruck, der durch die Öffnung sehr gezielt und klar projiziert wird. Originaltext 1977: „Wegweisende Formgebung unter Anwendung der Kadency-Technik: Jedes Luftvolumen, dass durch die exponentielle Form abgestrahlt wird, beeinflusst Tonresonanz und Schallabstrahlung. Vielfältige Klangfarben und wenn gewünscht, ein unbeschreiblich lauter Sound.“ Einfach gesagt: Der Sound der Trommeln wurde von einen gebogenen Horntrichter in Richtung Audienz projiziert und bekam dadurch ein gewaltiges Lautstärkevolumen.
DER ERSTE DRUMMER IM ALL
1979 entledigte man sich des britischen understatements:
„A giant leap in Drum-Design!“ - versprachen die Marketingprofis und transferierten das berühmte Zitat des Astronauten Armstrong in die Kesselwelt. Dazu setzten sie einen Drummer mit Nasa-Uniform an ein giftgelbes Staccato und montierten das ganze auf eine hügelige Mondlandschaft. Geniestreich oder Größenwahnsinn, Provokation gegen die US-Konkurrenten „North“ oder einfach nur eine innovative Idee? Egal: Das „Staccato-Fortissimo“ war da! Das mit grenzender Wahrscheinlichkeit „spacigste Schlagzeug, das jemals gebaut wurde. Im Rammstein-Video „Amerika“ wurde übrigens die Idee mit dem Nasa-Drummer aus dem 70er Folder adaptiert.
SIEHT AUS WIE EIN 70ER-JAHRE MÖBEL
„Sieht aus wie das Schlagzeug von Batman!“,„Boxershort-Bassdrum“, „Ich dachte das ist ne Skulptur von einem Frauentorso“, „Sieht ja aus wie eine futuristische Sitzgruppe aus den 70ern“ - ähnliche Zitate zum außergewöhnlichen Erscheinungsbild wird jeder Staccato-User kennen.
DAS SCHLAGZEUG ZUM ZEITGEIST
Vielleicht eine Hommage an den „Ball-Chair“ des finnischen Designers Aero Aarnio. Das Staccato-Kit hätte auch gut als Kulisse in die „Korova-Milchbar“( Stanly Kubrick „Clockwork Orange“, 1971) oder auf die Raumstation in „2001 - A Space Odyssey“ (1968) gepasst. Es ist der visuelle Spirit der weißen 007-Fiberglasdesigns aus „James Bond - der Spion, der mich liebte“ (1977). Verwandtes Produktdesign auch bei den japanischen „Weltron“-Kugelradios. Kurz: Vieles an diesem Schlagzeug verkörpert die Ästhetik der 70er. Das Drum wurde in allen möglichen Farbvarianten hergestellt: Neben schwarz, weiß, gelb und rot wurden auch Sonderfarben angebotenn. Die futuristische Wirkung wurde am besten mit dem weißen Finish unterstrichen.
FUTURE OF THE DRUMS
„Roll on Staccato´s future in sound - tomorrow´s drum today“
So wird die britische Fiberglas-Revolution 1977 in einer Anzeige präsentiert: Eine in Nebel gehüllte, weiße amorphe Formstudie, die nur entfernt an Schlagzeug-Design erinnert.
NASA-ASTROUNAUT AN DEN DRUMS
1978 montiert man das Drum auf eine Mondlandschaft und setzt einen NASA-Astronauten mit Sticks hinter das Kit und verkündet frech den adaptieren Armstrong-Slogan: „A Giant Leap in Drum-Design“. Das „Staccato-Fortissimo“ ist da!
MIT KADENCY-TECHNIK ZUM ERFOLG
„Kadency-Technik“ nach dem Prinzip eines Exponential-Horns
Diese "Kadency-Technik" funktioniert nach dem Prinzip eines Exponential-Horns: Die Drums sind durch diese Bauweise extrem laut und haben einen sehr speziellen trockenen und druckvollen Sound. Unterhalb des Fells setzt sich der Kessel zylindrisch fort, wird dann um 90 Grad nach vorn gebogen und dehnt sich in einen erweiterten offenen Schalltrichter aus. Ein durchsetzungsfähiges Schlagzeug, um Auftritte in kleineren Clubs auch ohne PA bestreiten zu können. Klanglich werden die mittleren bis tiefen Frequenzen verstärkt.
CANNON KICK UND SIAMESE TWIN HORNS
So nannte man die 22-Zoll-Bassdrum - wegen ihrer Tiefe von fast 30 Zoll(!) auch passend „Cannon-Kick“. Bei der skurrillen Bassdrum mündet der Bassdrum-Kcorpus - ähnlich wie bei einem Ansaugtrichter eines Motors in zwei Kanäle. "Siamese Twin Horn Loading" wie Bob Henritt im "Staccato-Report" erläutert. Der "Cannon-Kick" macht seinem Namen alle Ehre und klingt durch diese Komprimierung sehr druckvoll. Nicht zuletzt durch die Mikrofonpositionierung innerhalb des Trichters, die eine differenzierte und gut abnehmbare Aufnahme ermöglicht, waren North und Staccato Drums in den 70ern und frühen 80ern in vielen Studios beliebt.
1976 VON PAT TOWNSHEND ENTWICKELT
Die Staccato-Drums wurden 1976 von Maler und Bildhauer Pat Townshend entwickelt. Eins seiner Bilder soll einen fantasyartig verschlungenen Baum gezeigt haben. Dieses Motiv soll ihn zum Design der Kessel inspiriert haben. Fiberglas war ein neues Material und ermöglichte alle denkbaren Formen. Leider war es teuer – und: Die grossen, schweren Kessel überforderten die unterdimensionierte 70er-Hardware. Das Geschäft lief schleppend: Die extravaganten Kits trafen nicht den Massengeschmack. Ein Relaunch war nötig.
VON 1982-1984 RELAUNCH ÜBER AYOTTE IN KANADA
Von 1982-1984 von Ayotte modifiziert und in Kanada vertrieben
1982 wurde Staccato von der Drumcompany Ayotte Drums modifiziert und bis 1984 in Kanada vertrieben. Der Einfluss von Ray Ayotte war sofort unübersehbar. Das auch bei heutigen Kits verwendete Staccato „Tune-Lock Tension System“ war der erste Schritt und bedeutete der Abschied von den runden Hayman Böckchen. Man modifizierte die Spannböckchen und nahm die Schnellspannverschlüsse von Ayotte und änderte das ehemals "Nautilusartige" Standtom. Grösstes Augenmerk wurde auf neuere, leichtere Fiberglasmaterialien gelegt.
LEICHTE KESSEL SOLLEN DIE WENDE BRINGEN
"FRP" hiess das Material das für alle Staccato-Drums verwendet wurde. Fiberglass reinford polyester resin. FRP ist physisch härter als Stahl und hatte exzellente Resonanz-Qualitäten. Unterschied zwischen der englischen und der kanadischen Serie: Die kanadischen Kessel waren dünner und leichter. Nicht nur das: „Die Bassdrum hat eine Naht, da man die Gussform aus Transportgründen zersägt hatte", informiert Fritz Steger vom Drummermagazin. Ausserdem wurde das Logo modifiziert - statt der Schreibschrift "Dom Casual" entschied man sich für eine futuristische serifenlose Grotesk-Schrift. An den Toms wurden Metall-Badges nach North-Vorbild befestigt. Die wackeligen Bassdrum Standbeine und die britisch unterdimensionierte Hardware wurde verbessert.
Hier findet ihr ein paar Motive von Anzeigen, meinen Drums und Fotos, die mir Fans geschickt haben.
ABSTURZ MIT DEM „VOYAGER 8" FÜR 4465 US-DOLLAR
Durch den hohen Preis, das unpraktische Handling sowie das radikale Design verschwanden Exoten wie Staccato sowie das günstigere und bekanntere amerikanische Pendant "North" in den 80ern vom Markt. Eine Preisliste von 1982 macht es deutlich: Das "Voyager 6" kostete immerhin 2795 Dollar, das grosse "Voyager 8" stolze 4495 Dollar. Nicht nur das: Die großen britischen, amerikanischen und deutschen Fabrikanten bekamen Konkurrenz. Japanische Hersteller drängten wie bei den Spiegelreflexkameras auf den Markt und überzeugten mit hervorragender Verarbeitungsqualität, neuen Konzepten und Ideen – und das alles zu sensationell günstigen Preisen. Tama, Yamaha und Pearl gegen den Rest der Welt.
RADIKALE 70-ER-OPTIK WAR IN DEN 80-ERN OUT
Letztes Aufbäumen bei Staccato in Kanada. Viele hatten nicht nur Probleme mit der gewaltigen Lautstärke. Auch die einst gefeierte kompromisslose 70´s-Optik war in den 80er-Jahren überhaupt nicht mehr angesagt: Die ersten „Vokuhila“ und Muskelshirt plus Karottenjeans tragenden Drummer mit Oberlippenbärten wurden hinter gewaltigen Schlagzeugburgen von Schweinerockbands aus der Provinz gesichtet. Eine weitere Tatsache, die den Marketingprofis entgangen ist: Drummer sind keine Gitarristen! Drummer sind wie Bassisten meist die Looser in der Band: Sie haben weder Geld, noch Gespür für Design. Eine rudimentäre Leidenschaft für „Vintage“ ist höchstens bei der Sammlung von Pfandflaschen, alten Felle und Kronkorken zu erkennen.
1982 THUNDERTOUCH UND THUNDERCOMMAND
1982: Thundertouch und Thundercommand - 1984 das Ende!
Zurück zum Staccato: Man wollte den Zeitgeist nicht verpassen und entschloss sich zu einer Fiberglasserie mit normaler Optik - der „Thundertouch“ bzw. „Thundercommand“. Ferner mixte man diese Serie mit den Ur-Staccatos, nannte das ganze „Matched Kits“ und das Chaos war perfekt. Aber damit nicht genug: Die Drum-Maker erweiterten das Sortiment mit Marching-Drums, den „Warrior Percussion Sets“. Solche Kits gibt es übrigens seit 2014 wieder im North-Design! Von Produktpolitik und 70´s—Style-Philosophie war nichts mehr geblieben. Der erschreckend lieblos gestaltete „Staccato-Report“ vom Sommer 1982, den ich hier als Download beilege dokumentiert die Ratlosigkeit, das Produkt entsprechend zu positionieren. Das Ende von Staccato war nur noch eine Frage der Zeit.
SPACE-DEISGN IN SCHLAGZEUGFORM
Mitterweile sind die Fiberglas-Drums nur sehr selten zu sehen - entweder in miserablen, verbasteltem Zustand oder behütet wie ein Augapfel. Es gab sogar eigens konstruierte Cases für das Kit, die allerdings recht selten verkauft wurden. Die Hardware bzw. die eigene Snare-Linie war nicht weiter bedeutend. Wichtig allein sind die Kessel der 1. und 2. Generation und die 70er-Jahre-Aura, die dieses Kit versprüht.
GARY NUMAN, BOW WOW WOW, URIAH HEEP, SPLIFF
Klangbeispiele gibt es noch einige aus den 70er- und 80er-Jahren: Bands, die Staccato-Drums benutzt haben waren: Uriah Heep, Gary Numan (Chris Slade), Bow Wow Wow (Malcolm McLaren Band) und Spliff. Herwig Mitteregger hat bei der „Spliff Radio Show“ von 1980 ein Staccato-Drum verwendet. Das sieht man auch auf dem Cover und hört man auch. Anspieltip: „Discocaine“ - das ist der typische Staccato-Sound.
2007 STACCATO DRUMS SIND WIEDER DA
Sicherlich gehört der Musiker, Rennfahrer, Skulpturist, Maler und Bildhauer Pat Townshend zu den schillernsten Persönlichkeiten des Londoner Rock´n´Roll Zirkus der 70er-Jahre. Ende dieses bunten Jahrzehntes sorgte er mit den hornförmigen Staccato Fieberglasdrums für Furore. 20 Jahre lang war Staccato vom Markt verschwunden. Um den Namen seines Staccato Rennteams zu promoten stellt Mr. Townshend 2003 einen Website ins Netz. Plötzlich erhält er Anfragen aus aller Welt von Drummern, die ein Set kaufen möchten oder ihr Set mit Einzeltrommeln ergänzen wollen. Gründe gibt es viele für das Revival. Möglicherweise auch das Staccato-Set im Rammstein-Video „Amerika“! Hier der Song vom vielleicht kreativsten Album der deutschen Band: „Reise, Reise".
Wie auch immer: Pat baut wieder Schlagzeuge! Als größte Verbesserung wird das Design leicht verändert, so dass die Kessel ineinander passen. So wird ermöglicht, dass ein sechsteiliges Set in zwei Transporttaschen transportiert werden kann. Gefertigt werden sie nach wie vor aus Fiberglas, das in jeder erdenklichen Farbe hergestellt werden kann. Außerdem hat er einen Prototyp aus Carbon gefertigt, mit dem er den Lautstärkerekord für Schlagzeuge brechen will :-)
DRUMSETS
Man kann zwischen drei Ausführungen wählen, alle sind mit runden Staccato-Böckchen ausgestattet:
1. G.R.P. (Glass reinforced plastic)
Die traditionelle Variante aus farbigem Fieberglas, das in jeder erdenklichen Farbe hergestellt werden kann.
2. C.C.F. (Coloured Carbon Fibre)
Aus eingefärbtem Karbongewebe gefertigt. Hierbei wird keine Farbe sondern ein Gel über der Karbonschicht verwendet.
3. C.F. (Carbon Fibre)
Mit transparentem Finish durch das man die holographischen Strukturen des Karbongewebes sehen kann.
Weisse Fiberglasdrums im "Ball-Chair-Design"
„Roll on Staccato´s future in sound - tomorrow´s drum today“
So wird die britische Fiberglas-Revolution 1977 in einer Anzeige präsentiert: Eine in Nebel gehüllte, weiße amorphe Formstudie, die nur entfernt an Schlagzeug-Design erinnert. 1978 montiert man das Drum auf eine Mondlandschaft und setzt einen NASA-Astronauten mit Sticks hinter das Kit und verkündet frech den adaptieren Armstrong-Slogan: „A Giant Leap in Drum-Design“. Das „Staccato-Fortissimo“ ist da!
So wird die britische Fiberglas-Revolution 1977 in einer Anzeige präsentiert: Eine in Nebel gehüllte, weiße amorphe Formstudie, die nur entfernt an Schlagzeug-Design erinnert. 1978 montiert man das Drum auf eine Mondlandschaft und setzt einen NASA-Astronauten mit Sticks hinter das Kit und verkündet frech den adaptieren Armstrong-Slogan: „A Giant Leap in Drum-Design“. Das „Staccato-Fortissimo“ ist da!
Nachdem ich Ende der 80er mit einem schönen, aber abgerockten 50er-Jahre Trixon-Luxus in Blue-Sparkle die ersten Bandversuche gestartet hatte, verfolgte mich eine Erinnerung an 70er-Jahre-Musikladen-Sendungen. Merkwürde Fisheye-Kamerafahrten in trichterartige Kessel. Schließlich entdeckte ich North aus den USA. Nach einiger Recherche fand ich ein Foto von einem noch skurrilerem Kit: Staccato!
Wie klingen diese merkwürdigen Kits überhaupt? Laut! Natürlich können die Schlagzeuge nicht mit modernen Maple-Drums mithalten – auch weil sie kein Resonanzfell besitzen. Aber wer den echten trockenen 70er-Sound sucht, wird ihn finden. Ich habe 2021 mit Tom Wendt, der alle OT-Alben gemixt und gemastert hat, beide Kits aufgenommen. Ohne Effekte. Die einzelnen Toms, Fill-Ins und Beats. For free!
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