Für US-Präsident Trump sind die dramatischen Natur-phänomene Medienpropaganda und „Fake News“. Doch die Monster-Hurrikane „Irma“ und „Maria“, die in der Karibik ganze Inseln verwüstet haben, zwingen zum Umdenken. Der Klimawandel ist auch eine massive Bedrohung der Riffe: 75 Prozent aller Korallengärten sind in Gefahr! VON MICHAEL KRÜGER
Häuser wurden abgedeckt, Autos und Container durch die Luft geschleudert! Mit Spitzengeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde sind die Superstürme im September 2017 über die Karibik hinweggefegt und haben schwere Verwüstungen verursacht: Auf Inseln wie Barbuda, Dominica, St. Martin, Kuba und Puerto Rico sowie dem Festland vor Florida gab es mehr als 100 Tote, viele Verletzte und Milliardenschäden. Ist das normal? Präsident Trump, der aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen will, sieht das anders: „Der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen, um der US-Wirtschaft zu schaden.“ Klar, was sonst? Solche Stürme hätte es auch in den 30er-Jahren gegeben. Die durch Menschen angeblich verursachte Erd-erwärmung sei Schwindel. Rumms!
Doch diese Wetterphänomene zwingen zum Umdenken. Tomas Regalado, der Bürgermeister von Miami, sagte dazu: „Wenn diese Hurrikane nichts mit dem Klimawandel zu tun haben, dann weiß ich auch nicht, was noch passieren muss.“ Auch Klimaforscher Christopher Letchford sieht es ähnlich: „Alles spricht für einen Einfluss des Klimawandels auf Tropenstürme. Es fehlt nur der Statistikbeweis“, erläutert er in einem Interview in der „Zeit“.
Taifune, Hurrikane und Zyklone gehören mit Dürren, Hitzewellen und großen Niederschlägen zu den Extremen, die durch den Klimawandel häufiger auftreten. Warum? Höhere Temperaturen an der Meeresoberfläche lassen die Stürme mehr Energie aufnehmen. Auch unter Wasser hinterlassen die Hurrikane Schneisen der Verwüstung. Durch die Wellen werden bis 30 Meter Tiefe ganze Korallengärten umgepflügt. Und für die Schatzkammern der Meere, die wir Taucher so lieben, hat das dramatische Folgen. Man muss sich nur mal über die Verhältnisse klar werden: Obwohl Korallenriffe gerade einmal 0,1 Prozent der von Ozeanen bedeckten Fläche einnehmen, beherbergen Riffe mehr als ein Drittel aller (!) marinen Lebewesen. Das Fatale: 75 Prozent dieser Gebiete sind in Gefahr.
Wie kein anderes Ökosystem sind Korallenriffe von Klimaerwärmung und CO2-Ausstoß betroffen. Löst sich CO2 im Wasser, bildet sich Kohlensäure und das Meer wird saurer. Die Säure bremst die Bildung der Kalkschalen der fürs Riff so wichtigen Steinkorallen. Nicht nur das: Wird das Wasser zu warm, produzieren die Algen, die die Korallen mit Nährstoffen versorgen und für die bunte Farben sorgen, Gift. Die Korallen stoßen die Algen ab, verkalken und werden weiß. Das Croal Bleaching am Great Barrier Reef in Australien ist so schlimm wie nie zuvor. 93 Prozent der Korallenbänke seien betroffen, berichteten Wissenschaftler. „Im nördlichen Teil des Riffs ist es, als wären zehn Zyklone gleichzeitig an Land gekommen“, sagt Meeresbiologe Terry Hughes.
Warum tut man nichts dagegen? Die Antwort liefert Kabarettist Hans Scheibner mit dem Satiresong „Das macht doch nichts, das merkt doch keiner“. Wie die Trawl- oder Schleppnetze, die regelmäßig über Tiefseekorallen pflügen, oder die Riffschäden durch Bohrplattformen zur Erdöl- oder Gasförderung. Merkt keiner.
Die einzigen, die diese Welt zu Gesicht bekommen, sind Taucher. Wir sollten uns als Botschafter verstehen und die dramatischen Auswirkungen auf die Riffe präsentieren. Mit Fotos, Videos und in Magazinen wie TAUCHEN sowie den sozialen Netzwerken. Wenn der Treibhausgasausstoß nicht gesenkt wird, erwärmt sich die Welt weiter. Wird Zeit, dass Korallenriffe vom Unesco-Naturerbe-Komitee auf die Liste der gefährdete Stätte gesetzt werden. Wird Zeit, dass Politiker die Dramatik erkennen. Ex-US-Präsident Barack Obama forderte strike Klimaschutzregeln: „Keine Herausforderung bedroht uns mehr als der Klimawandel!“ Dann kam Trump.
Klimawandel ist kein Luxusproblem: Monsterstürme und tote Riffe sind für TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger klare Signale, die Notbremse zu ziehen.