
„Ein Tauchgang ohne Haie ist wie ein Tag ohne Sonnenschein“
Stuart Cove und seine Tauchbasis in Nassau auf den Bahamas sind Anlaufstelle Nummer eins, wenn Hollywood UW-Szenen mit Haien dreht.
Interview: Michael Krüger
Sechsmal besuchte allein der von Ian Fleming erdachte Geheimagent James Bond die Bahamas. Stuart Cove (57) war nicht nur mit den meisten 007-Darstellern unter Wasser. Am langen Steg seiner Tauchbasis, die in einer wunderschönen Bucht im Südwesten der Insel liegt, dokumentieren zahlreiche Fotos die hohe Promi-Dichte. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger war bei derLegende zu Besuch in Nassau.
Die Bahamas gelten als UW-Hollywood. Warum sind die Inseln bei den Regisseuren so beliebt?
Stuart Cove: Sie haben es ja selbst erlebt. Die Studiobosse kommen aus demselben Grund her wie die Taucher. Die Bedingungen sind perfekt: warmes Wasser, hervorragende Sichtweiten, Wracks, Steilwände, Riffe mit vielfältigem Leben – und große Haie! 1915 wurde hier der erste UW-Film aller Zeiten gedreht – der Stummfilm „20 000 Meilen unter dem Meer“. Bei uns wurden Szenen mit vielen US-Stars wie Robert Redford, Matt Damon und Tom Hanks gedreht.
Die 007-Reihe hat die Bahamas berühmt gemacht. Mit welchem Film hat alles begonnen?
Das ist mehr als 50 Jahre her. Für „Feuerball“ mit Sean Connery wurden 1965 einige Einstellungen auf den Bahamas gefilmt. Ein Harpunengefecht in einer Höhle wurde auf den Exumas in Szene gesetzt. Einige Szenen wurden auch hier im Clifton Pier in Nassau und auf Paradise Island gedreht. Meine Eltern haben als Statisten mitgearbeitet. Der Film hat die längsten UW-Sequenzen aller Bond-Filme und war in den Kinos eine Sensation. Ich mag den Film immer noch. Nicht nur weil ich absoluter Connery-Fan bin.
Welches war Ihr erster James-Bond-Film, bei dem Sie aktiv mitgearbeitet haben?
Mein erster 007-Film als Unterwasser-Assistent war „In tödlicher Mission“ mit Roger Moore. Im Sommer 1977 wurde ich von den Filmbossen als Stunt-Taucher angeheuert. Wie fast schon üblich bei James-Bond-Filmen sollte mit Tigerhaien getaucht werden. Moore wurde bei den Unterwasser-Szenen übrigens gedoubelt.
Wann haben Sie Sean Connery kennengelernt und wie kam er mit dem Tauchen klar?
Ich habe ihm und Kim Basinger 1983 für „Sag niemals nie“ das Tauchen beigebracht. Wir sind Nachbarn, denn er lebt seit einigen Jahren hier um die Ecke am Lyford Cay. Connery ist ein echter Gentlemen und sehr mutig. Er war sogar mit einem Tigerhai unter Wasser. Bei diesem Film habe ich bei einer UW-Szene eine brenzlige Situation erlebt. Es sollte in einem Schiffswrack mit einem Fünf-Meter-Tigerhai gedreht werden, den wir dort hineingelockt hatten. Als wir mit Kamera-, Licht- und Sicherheitscrew im Wrack waren, hat das Tier Panik bekommen und ist durchgedreht. Das war nicht lustig, glauben Sie mir. Aber von den Fehlern der Anfangszeit haben wir viel gelernt.
Wie hat sich denn der aktuelle Bond-Darsteller angestellt?
Die Arbeit mit Daniel Craig hat viel Spaß gemacht. Meiner Meinung nach ist er nicht nur der härteste, sondern auch einer der besten Bond-Darsteller. 2006 wurde ich für die Dreharbeiten von „Casino Royale“ als Marine Coordinator engagiert. Einige Szenen wurden hier direkt neben meiner Basis gedreht. Bekannt sind Einstellungen mit Daniel Craig vorm Atlantis-Hotel auf Paradise-Island sowie die Fahrt, die vom Compass Point Resort bis zum Ocean Club am Cabbage Beach führt. Craig ist total straight und hat jede Szene ohne Mucken durchgezogen. Er ist sehr professionell und ernst. Er ist irgendwie wie ein Deutscher (lacht).
Oh Gott. Wenn das ein Engländer hört. Von Gerd Fröbe bis Christoph Waltz sind deutschsprachige Schauspieler doch eher auf Bösewichte abonniert, oder?
Das mit humorlos hab ich nur so gesagt. Aber das ist ja auch das Image. Ich mag die professionelle Art der Deutschen. Ihr könnt auch lustig sein. Und hübsch. Heidi Klum war mit Waren Salma für den Discovery Channel bei uns und mit Riffhaien unter Wasser. Die beiden waren total cool und hatten überhaupt keine Angst vor den Haien. Ich habe auch eine deutsche Lieblingsband. Die Toten Hosen. Ich habe sie vor mehr als zehn Jahren live gesehen, als ich auf der „boot“ in Düsseldorf war, und die fand ich klasse. Wir haben dabei viel Altbier getrunken.
Ich habe gelesen, dass Sie über eine Mutprobe auf Haitauchgänge gekommen sind.
Wir haben geangelt und viel Kalik (Bahamas-Bier, Anm. d. Red.) getrunken. Einer meiner Kumpels meinte: „Los, lass uns zu den Haien springen!“ Also haben wir das gemacht. Wir kennen ja die Haie seit unserer Kindheit. Natürlich ist nichts passiert. Also kamen wir auf die Idee, auch den Gästen die Angst vor Haien zu nehmen und Tauchgänge anzubieten. Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen, und es waren eine Million Taucher bei meiner Frau Michelle und mir zu Gast.
Wie sind Sie zum Tauchsport gekommen?
Mein Vater und mein Onkel haben mir das Tauchen beigebracht.
Sind Sie immer noch fasziniert von Haien?
Ich sagte Ihnen ja: Ein Tauchgang ohne Haie ist für mich wie ein Tag ohne Sonnenschein. Wer große Haie erleben möchte, muss auf die Bahamas kommen. Tigerhaie, Hammer- und Bullenhaie oder wie hier mit Karibischen Riffhaien tauchen. Wo gibt es das sonst?
Gab es Unfälle bei den Haitauchgängen?
Es ist noch nie etwas Schlimmes passiert. Na klar gab es mal Ratscher bei Tauchern, die die Haie angrabschen wollten.
Viele Taucher stehen Fütterungen kritisch gegenüber. Wie sehen Sie das?
Fütterungen sind Haischutz. Nicht nur, weil die Gäste berichten und Fotos posten und die Haie zu Botschaftern machen. Ich weiß, wie die Riffe aussahen, bevor wir damit angefangen haben. Das ökologische Gleichgewicht stimmt, weil die Jäger nicht herausgeangelt werden. Das funktioniert, weil wir und viele andere vom Hai-Tourismus profitieren. Der Fang ist verboten. Auch das Harpunieren. Deshalb sieht man auch so viele Zackenbarsche – die Lieblingsbeute der Harpunettis. Wir bieten auch Tauchgänge ohne Fütterungen an, wenn Taucher das nicht mögen. Es gibt viele wunderschöne Riffe – und Haie lassen sich bei fast jedem Tauchgang sehen. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, dass ich hier lebe, tauche und jeden Tag Haie erlebe. Bleiben Sie länger hier, und Sie werden wissen, was ich meine.
Vielen Dank für das Interview.
TAUCHEN MIT STUART COVE
Die Basis von Stuart Cove ist groß und gut organisiert. Hier geht es hektisch, aber freundlich und professionell zu. Kein Wunder: Bis zu 200 Taucher sind täglich hier – ein Drittel der Gäste kommt von den Kreuzfahrtschiffen, und die liegen nur vier Stunden in Nassau. Bei Cove werden alle Tauchgäste mit Bussen von den Hotels abgeholt und wieder zurückgebracht. Zwischendurch muss kräftig auf die Tube gedrückt werden, damit zwei Tauchgänge möglich sind. Bereits während der Fahrt werden die notwendigen Formulare ausgefüllt. Nach dem Tauchgang bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen, weil die Cruiser-Gäste pünktlich zurück an Bord sein müssen. Mehr als 30 Mitarbeiter arbeiten im Staff von Stuart Cove. Acht große 12-Meter-Tauchboote und kleine Charterboote stehen zur Verfügung. Üblich ist ein sogenannter „2-Tank-Dive“. Der zweite Tauchgang wird optional mit einer Fütterung kombiniert. Das „Shark-Adventure“ (zwei Tauchgänge) kostet 170 US-Dollar.
SCHNORCHELN UND SUB
Auch Schnorchler und Nichttaucher können die UW-Welt erkunden. Für Gäste ohne Taucherfahrung gibt es „Subs“: Mini-U-Boote mit Glaskuppel. Man kann lenken und beschleunigen – natürlich in überschaubarem Tempo. Die Scooter mit Atemgasflasche besitzen eine Tariereinheit. Die Luftversorgung erfolgt über einen Helm mit Glaskuppel. Der Kopf bleibt unter Wasser im Trockenen.
www.stuartcove.com
Bei den Fütterungen hockt man in moderaten Tiefen im Halbkreis. Sharkfeeder halten Karibischen Riffhaie und Zackenbarsche wie UW-Gladiatoren mit silbernen Kettenanzügen im Zaum. Unten: Stuart Cove und seine Tauchbasis sind Anlaufstelle Nummer eins für Haitauchgänge auf den Bahamas.
Weitere Reiseziele
Hai-Society
Bahamas – legendär für die unzähligen Traumstrände, berühmt als James-Bond-Kulisse.
Nicht nur Hollywood-VIPs fühlen sich auf den 700 Inseln wohl. Das „Who is Who“ der Haie hat hier ihr Revier.
VON MICHAEL KRÜGER
Okay, okay! Ich kann euch verstehen – ein Tauchgang ohne Haie ist wie ein Tag ohne Sonnenschein!“, winkt Stuart Cove ab. Das Statement des Nassau-Basis-Chefs es gäbe hier weitaus mehr als die silbergrauen Jäger zu sehen, stieß ebenso auf taube Ohren wie seine blumigen Beschreibungen der Korallenriffe. Die wenigsten reisen auf die Bahamas, um Seepferdchen zu suchen. Wer hier eincheckt, will Großes sehen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Räuber mit der markanten Rückenflosse. An wenigen Plätzen auf der Welt kommt man ihnen so nah wie hier: Riesige Hammerhaie vor Bimini, Respekt einflößende Tigerhaie auf Grand Bahama, massige Bullenhaie bei Eleuthera. Die allgegenwärtigen Karibischen Riffhaie sind die Stars der Unterwasserwelt des Bahamas-Archipels.
PRETTY IN PINK: NASSAU
Mit mehr als 200 000 Einwohnern ist Nassau die mit Abstand größte Stadt der Inseln.
Die Fassaden schimmern in Cocktail-Farben: Offizielle Gebäude und Polizeiwachen sind in rosa gehalten. Bars, Shops, Cafés übertrumpfen sich mit den wildesten Farbkreationen von babyblau-rot bis mint-violett. Pretty in pink präsentiert sich die Basis von Stuart Cove, die wunderschön in einer kleinen Bucht im Westen Nassaus liegt: Das ganze Team trägt rosafarbene Shirts, was sonst? Ganz nebenbei eine unglaublich gut organisierte Tauchbasis mit VIP-Flair. Beim Gang durch die Anlage zeugen unzählige Passepartouts mit signierten Fotos von den prominenten Besuchern: Daniel Craig, Sean Connery, Robert Redford, Heidi Klum – alle waren hier. „Connery tauchte sogar mit Tigerhaien“, sagt Cove. Nassau gilt als „Unterwasser-Hollywood“. Vor 100 Jahren wurde mit der Urfassung von „20 000 Meilen unter dem Meer“, der erste Unterwasserfilm der Welt realisiert. Seitdem sind die Bahamas beliebte Location – unter anderem wurden hier Sequenzen für sechs James-Bond-Filme gedreht – zuletzt für „Casino Royale“ (2006). Die Bedingungen sind auch einfach perfekt: Ganzjährig gutes Wetter, warmes Wasser, hervorragende Sichtweiten, Wracks, fischreiche Riffe – und Haie!
Deshalb sind wir hier. Eine Fütterung ist geplant. Dabei hockt man überbleit mit einem Dutzend anderer Tauchern in moderaten Tiefen im Halbkreis im Sand oder versammelt sich um einen Felsen oder ein Wrackfragment. Dahinter postiert sind „Back-up-Taucher“, die die Tauchgruppe zusätzlich absichern. Natürlich ist es etwas befremdlich, einen UW-Gladiator mit silbernem Kettenanzug zu beobachten, wie er eine Horde Riffhaie und Zackenbarsche im Zaum hält – aber spannend ist es allemal. Unser Sharkfeeder ist weiblich, heißt Terri Harrison und steht im Chainsuit auf dem Wrack. Die 29-Jährige ist seit acht Jahren bei Stuart Cove und seit einigen Jahren Sharkfeeder – für sie „der beste Job der Welt!“. Die Fischreste, meist Köpfe, sind übrigens Abfall aus den lokalen Restaurants und werden nicht extra gefangen. Terri öffnet den Deckel der Köderbox und gibt die erste Fischgräte einer zwei Meter langen Grünen Muräne, die blitzschnell zuschnappt und sofort wieder in der Luke verschwindet, bevor die Haie reagieren können. Jetzt angelt die Australierin mit einem langen Metallspieß einen Fischkopf aus der Alukiste. Das wilde Spektakel beginnt: Die Haie kämpfen gierig um den Köder. Dabei kommen die Tiere einigen Gästen näher, als sie es insgeheim geahnt hätten. Augen, Zähne – nur wenige Zentimeter vor der Maske. Im Tumult ist der eine oder andere zufällige „Hai-Rempler“ unvermeidbar. Aber völlig ohne Aggression, wie der 56-jährige Basis-Boss betont: „Die Haie wissen sehr genau, wer füttert“, sagt Stuart Cove, der seit den 80er-Jahren solche Tauchgänge anbietet und noch nie einen Unfall erlebte. „Haie interessieren sich für sterbende und tote Fische und nicht für Menschen. Jeder merkt schnell, dass sie auf die Köder fokussiert sind und nicht, um sich von Kamerablitzen blenden zu lassen. Die interessantere Variante folgt bei einem Tauchgang mit einer Baitbox, die in einem Wrack versenkt wird. Dabei gibt es keine Fütterung. Die Haie bleiben aber neugierig in der Nähe und lassen sich gut beim herumschwimmen ablichten.
SHARKFEEDS: PR FÜR DIE HAIE
Fütterungen sind auf den Bahamas völlig normal. Einige Taucher lehnen dieses Szenario prinzipiell ab und verweisen auf die Veränderung des natürlichen Verhaltens. Sollte man potenziell gefährliche Tiere wie Haie füttern? „Die Haie hier sind Botschafter“, sagt der ehemalige Sharkfeeder Jaime Rolle, der die Anfänge auf Grand Bahama erlebt hat. „Filmteams und Magazine wie TAUCHEN berichten, Gäste posten Fotos oder laden Filme hoch. Die ganze Welt sieht, dass Haie keine blutrünstigen Bestien sind. Eine bessere PR für Haie gibt es nicht!“, ist sich Rolle sicher. Auf den Bahamas läuft das seit fast 40 Jahren nahezu unfallfrei ab. Wer es jemals erlebt hat, wird sich kaum der Faszination entziehen können. Die Bahamianer sind stolz auf diesen Umstand und betrachten die Tiere als Freunde – ganz nebenbei sind sie auch gute Devisenbringer. Haitauchen soll den Bahamas jährlich geschätzte 80 Millionen Dollar einbringen (Quelle: Divetalking online). Und damit das auch so bleibt, sind sie geschützt. „Der Fang von Haien ist auf den Bahamas gesetzlich verboten“, erläutert Prescott Young vom Tourist Board Bimini, „Eine Marine-Einheit patrouilliert die Gewässer und sorgt dafür, dass die Gesetze befolgt werden.“ „Die große Anzahl der Haie sind ein Indikator für die Stabilität des maritimen Ökosystems“, sagt Dr. Samuel Gruber vom Sharklab auf Bimini. Mehr als 40 Arten leben in den Gewässern.
HAMMERHAIE VOR BIMINI
„Die großen Hammerhaie habe ich mir viel lustiger vorgestellt!“, feixt Fotograf Nick Robertson-Brown nach dem Tauchgang. Einige aus der Gruppe nicken zustimmend. Zwei Haie mit der imposanten Flügelköpfen haben die Gruppe fast den ganzen Tauchgang umkreist. Der größere, ein Fünf-Meter-Koloss, wirkt allein durch seine Ausmaße Respekt einflößend. Freundliche Umschreibungen fallen schwer, wenn ein scheinbar augenloses, offenes Maul voller messerscharfer Zähne direkt die Taucher anschwimmt – teilweise so nah, dass man sich ducken muss. Wenn man in die seitlich sitzenden großen Augen schaut, die beinahe an die Kulleraugen von Kühen erinnern, ändert sich das Bild allerdings. „Die Taucher realisieren schnell, dass keine Aggression von den Hammerheads ausgeht“, sagt Neil Watson jr., der die Tauchgänge hier vor der Insel Bimini anbietet: in 8,5 Meter Tiefe und klarem Wasser kann man rund 75 Minuten lang den bizarr aussehenden Haien bei der Fütterung zuschauen und läuft höchstens die Gefahr, dass die Beine während der langen Hockerei einschlafen. Für schlechte Sicht sorgen nicht nur die aufgeregten Flossenschläge der Tauchgruppen. Direkt vor der Box wühlen häufig ein halbes Dutzend Ammenhaie den Sandgrund auf und vermiesen den UW-Fotografen die Aussicht auf vermeintlich gute Schüsse.
Vor dem Tauchgang führt der Besuch in die Bimini Biological Field Station (BBFS) – kurz Sharklab genannt. Hier in dem seichten Mangroven-Gewässern gibt es Aufzuchtstationen für Zitronen- und Ammenhaie. Dr. Samuel Gruber, der die Haiforschungsstation leitet, betont die Wichtigkeit der natürlichen Kinderstube für Haie. „Hier können sie heranwachsen, ohne selbst gefressen zu werden.“ Seit 1990 forscht Gruber über die Zitronenhaie im Süden Biminis. Ihm geht es darum, das Verhalten der Haie und Rochen durch Feld- und Laborarbeit zu erforschen und Praktikanten sowie Studenten die Möglichkeiten zu geben, vor Ort aktiv zu werden. Sorge macht den Wissenschaftlern die geplante Ferienanlage mit Golfplatz auf Nord-Bimini. „Natürlich suchen wir die Öffentlichkeit und brauchen den Tourismus, um auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Aber das Verhältnis muss stimmen. Wenn die Mangroven verschwinden, sind die Haie in echter Gefahr“, so Gruber.
Die meisten Taucher, die diese Insel besuchen, wohnen im Bimini Sands Resort. Neil Watsons Tauchbasis ist hier ebenfalls angegliedert: „Bimini war bisher nichts für die Massen und das soll auch so bleiben“, sagt der Basis-Chef. Nach dem Hammerhai-Tauchgang, die beste Saison sei übrigens zwischen Dezember und April, berichtet er von einem besonderen Event. „Jedes Jahr im Juni starten wir zur Sägerochen-Safari nach Andros“, erklärt Watson. Dabei könne man die bis zu sieben Meter langen Tiere sehen.
Beim Gang entlang des Hafens von Alice Town wird klar, dass die Haitauchgänge nur einen Bruchteil des Bimini-Tourismus ausmachen. Bestseller-Autoren John Grisham und Ernest Hemingway haben die Insel bei Sportfischern popülär gemacht. Positiv anzumerken bleiben die Verbotsschilder, die ermahnen, keine Haie zu angeln. „Da halten sich alle dran“, sagt Prescott Young vom Tourist Board „Wer Interesse hat, kann hier mit Bullenhaien im Käfig tauchen.“
TRAUMINSEL ELEUTHERA
Eleuthera und die kleine Insel Harbour Island zählen für viele zu den schönsten Bahamaszielen. Hier gibt es die pulverig feinen Sandstrände, die viele Touristen so lieben. Die 180 Kilometer lange Insel ist dabei unverbaut und in erster Linie lang und schmal. In der „Wespentaille“ bei Gregory Town scheint nur eine Brücke die Atlantik- und Karibikströme zu trennen.
Harbour Island an der nordöstlichen Küste ist bekannt für Strömungstauchgänge. Mit Valentines Dive wird das Riff „Current Cut“ angesteuert: „Wir tauchen mit negativem Einstieg ab. Nach exakt 15 Minuten wird aufgetaucht und wir lassen uns vom Boot einsammeln“, brieft Basis-Besitzer George Gross die Taucher. Der Waschmaschinentauchgang sprengt die Gruppe schnell auseinander. Beim Eintauchen in die Höhlen begegnen wir Adlerrochen und Riffhaien, die den Strömungsschatten nutzen. Nach der aufregenden Achterbahntour geht die Fahrt mit dem Boot zurück nach Dunmore Town. Ein herrlich verschlafenes Nest mit kleinem Yachthafen. Die typischen Fortbewegungsmittel sind viersitzige Golfcarts, mit denen man die Insel relaxed umkreisen kann. Rings um die Hauptstraße bieten die Einheimischen Bahamian Food an. Immer dabei ist die Nationalspeise, die rosafarbene „Conch“, die Fechterschnecke, die in allen Facetten zubereitet wird. Am Traumstrand Pink Sands kann man dann einen Frozen-Erdbeer-Daiquiri im flamingofarbigen Sand genießen – ein Rausch in Rosa!
„Der Süden Eleutheras ist taucherisch abwechslungsreicher“, weiß Robert Wilpernig, der mehrere Wochen auf der Insel unterwegs war. „Die Sichtweiten sind bombastisch. Hier gibt es Spots, bei denen man unter anderem mit Bullen- und Tigerhaien tauchen kann. Vor Cat Island trifft man sogar auf Longimanus- und Schwarzspitzenhaie“, so der Wirodive-Chef, der mit der Tauchbasis Ocean Fox in Cotton Bay exklusiv kooperiert. Fütterungen gibt es hier nur mit gefrorenem Fisch, dem „Chumsicle“. Nicht ohne Grund zieht Dr. Erich Ritter mit seiner Sharkschool von Grand Cay hierher, denn die Sharkfeeds aus der Hand lehnt der Experte ab. „Im Gegensatz zum alten Standort hat Eleuthera echtes Bahamas-Flair“, so Wilpernig, der Tauchtouren mit Ocean Fox ab sofort und ab Mai 2016 Sharkschool-Seminarreisen anbietet.
HAISHOW VOR GRAND BAHAMA
Nächstes Ziel ist Tiger Beach auf Grand Bahama – der legendäre Tigerhai-Spot. Die wuchtigen Tiere mit der dunkel schimmernden Zeichnung ziehen UW-Fotografen magisch an – manchen etwas zu nah: „Die Tigerhaie attackieren schon mal die Kamerablitze, wenn man sie zu sehr nervt“, sagt Stuart Cove, aber das seiner Meinung nach meist ungefährlich. Die Ausmaße des Haie und ihr Ruf als Fressmaschine tragen zur Legendenbildung bei – angeblich wurden schon Ölfässer in ihren Mägen gefunden.
Die Tauchbedingungen sind ideal: geringe Tiefe, klares Wasser, gute Sicht. Angst vor Tauchern haben Tigerhaie nicht. Aber jeder merkt, dass die Jäger mit dem bösartigen Image eher vorsichtig agieren. Stuart Cove hat die Tiger-Beach-Basis 2015 geschlossen – die Touren werden aber weiterhin von Nassau aus angeboten.
Weiter geht es nach Freeport und Lucaya – das sind die Haupttouristenorte auf der Insel. Die lebhafte Meile um den Marktplatz mit den pastellfarbenen Kolonialgebäuden in Zuckergussoptik ist sehr beliebt. Dort befindet sich auch die Unexso-Tauchbasis, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sharkfeeder füttern die Haie hier direkt aus der Hand. „Bis 1992 waren Feeder wie ich nur mit Neoprenanzug unter Wasser“, sagt Shamie Rolle und zeigt seinen schwer vernarbten Arm. Bei einer Unachtsamkeit wurde er von einem Hai schwer verletzt. Seitdem wird nur noch mit Kettenanzügen gefüttert. Achten müsse man nun eher auf die Zackenbarsche. „Wenn du nicht aufpasst, schnappen sie mit dem Fischköder gleich die ganze Hand und zappeln wie wild herum!“, so Rolle. Jetzt beginnt wieder ein Tauchgang in der Hocke. Die Riffhaie kommen bis auf Armlänge heran. Am Ende demonstriert der Guide, wie er das Tier in die „Tonische Immobilität“ versetzt: Mit einer Hand hält er den Hai und führt mit dem Daumen kreisende Bewegungen an der Nase aus und das Tier fällt in Trance. Jetzt balanciert er den 500-Kilo-Brocken wie in einer Las-Vegas-Show. UW-Zirkus? „Nicht alle mögen das, aber es ist hilfreich, um Haken zu entfernen“, sagt Rolle. „Wenn ihnen das nicht gefallen würde, würden sie das zeigen. Sie haben eine Menge Zähne!“
Atemberaubende Tauchgänge, wunderschöne Strände und herzliche Menschen: Ein echtes Traumziel! Die Bahamas sind nicht gerade günstig, aber diese vier Inseln machen Lust, mehr davon kennenzulernen.
Michael Krüger
STUART COVE`S NASSAU
Die Coves scheinen Pressluft im Blut zu haben: Stuarts Vater war Taucher, sein Onkel hatte den ersten Tauchshop auf den Bahamas: Als seine Eltern 1965 bei Dreharbeiten des James-Bond-Films „Feuerball“ in Nassau als Statisten mitgewirkt haben war Stuart Cove noch ein Kind. Nach seinem Biologie-Studium bekam er einen Job als Taucher im 007-Film „In tödlicher Mission“. Danach wurde Stuart Cove`s gegründet – für viele DIE Haittauchbasis. Für „Casino Royale“ mit Daniel Craig als 007 wurde Stuart als Marine Coordinator
engagiert. Einige Szenen wurden neben seiner Basis gedreht. www.stuartcove.com
SHARKSCHOOL ELEUTHERA
Dr. Erich Ritter ist Gründer der Sharkschool und bekannter Hai-Experte.
Der „Hai-Flüsterer“ Dr. Erich Ritter ist einer der weltführenden Forscher, der sich insbesondere mit Themen der Hai-Mensch-Interaktion befasst. Der engagierte Tier- und Haischützer ist Leiter der Sharkschool auf den Bahamas. Noch auf Grand Cay – ab Mai 2016 auf Eleuthera. In seinen Workshops erklärt er, wie man Begegnungen mit Haien richtig interpretiert und angemessen darauf reagiert. Ritter hat das in seinen zahlreichen Studien belegt: „Es gibt keine gefährlichen Haie. Es gibt nur gefährliche Situationen.“
www.sharkschool.com
www.wirodive.de
Cage Dive Feeding
Käfigtauchen wird üblicherweise mit Großen Weißen, Tiger- oder Bullenhaien praktiziert. Erich Ritter: „Für Nichttaucher die einzige Möglichkeit, Haie zu sehen. Sicher, aber wenig hilfreich, um Ängste gegenüber Haien abzubauen. Ein Stahlkäfig impliziert ja Gefahr und Bedrohung – also ist das Ganze sinnlos!“
Baitbox/Wrack
Eine Köderbox wird im Wrack platziert. Nur um die Fische neugierig zu machen. Eine Fütterung findet nicht statt. Erich Ritter: „Da unter den Haien Druck oder Frustration entstehen kann, nicht unproblematisch. Taucher brauchen Erfahrung, wenn sie sich den Haien in dieser Phase nähern wollen.“
Chumsicle
Ein großer Klumpen Fischabfall wird an einem Seil oder Eisengerüst gefroren platziert und löst sich im Wasser von selbst auf. Erich Ritter: „Sicher die beste Methode, um Haie zu beobachten und mit ihnen in Kontakt zu treten. Die Haie kommunizieren miteinander und sind in der Lage, eine Hierarchie zu kreieren.“
Open water feeding
Die Nahrung wird im offenen Wasser verteilt. Erich Ritter: „Diese Methode ist für kommerzielle Zwecke unbrauchbar. Dabei können die Haie frei zwischen den Tauchern nach Nahrung suchen. Das verlangt Erfahrung von den Tauchern. Solche Szenarien können schnell in die falsche Richtung gehen.“
Baitbox
Eine Köderbox wird deponiert und die Taucher können mit den Haien schwimmen. Die Gäste werden mit Abstand plaziert und ein Guide öffnet die Box. Erich Ritter: „Besser als der Sharkfeed, da die Personen mit den Haien schwimmen können. Nachteil ist, dass die Taucher distanziert von der Baitbox bleiben.“
Sharkfeed
Alle Taucher sitzen im Halbkreis. Der Sharkfeeder füttert aus der Hand oder mit Spieß. Erich Ritter: „Die Methode ist die ungeeignetste, da die Haie in schematische Abläufe gezwungen werden und die Taucher nicht interagieren können. Der Fütterer zerstört die Hierarchie unter den Haien.“
INFOS BAHAMAS
Bahamas Namensgeber war angeblich Kolumbus: Als er die Gewässer entdeckte, soll er die Inseln als „baja mar“ (flaches Wasser) bezeichnet haben. Vom 16. bis zum frühen 17. Jahrhundert waren die Riffe exzellentes Piratenterrain.
Haitauchen Mehr als 40 Arten leben hier. Ein Haitauchgang kostet rund 100 US-Dollar. Die Tiere sind geschützt, der Fang ist gesetzlich verboten. (Foto: Aufzuchtstation von Ammenhaien, Sharklab, Bimini).
Conch ist das Nationalgericht. Die Fechterschnecke ist geschützt. Auf den Bahamas sind die Bestände angeblich noch in Ordnung, aber bereits gefährdet. Info: www.bnt.bs/conchservation.
„Fütterungen sind die beste Werbung für Haie“, meint Shamie Rolle, Grand Bahama.
Typisch Bahamas: Knallbunte Schilderwälder wie hier auf Harbour Island.
Wenn sich die gewaltigen Tigerhaie blicken lassen, beginnt das Blitzlichtgewitter.
Pastellfarbene „Zuckerguss-Architektur“ auf Paradise Island.
Auf Tuchfühlung mit den bizarren Flügelköpfen beim Hammerhaitauchgang vor Bimini.
Eleuthera: Menschenleere Traumstrände und beste Bedingungen für Haitauchgänge.
AN- UND RUNDREISE
Zehn Stunden Flug von London nach Nassau. Airlines wie Bahamasair bieten Flugservice zu den anderen Inseln an (rund 75 Dollar). Außerdem gibt es Fähr- und Postbootverkehr.
REISEZEIT
Prinzipiell ein Ganzjahresziel – von August bis Oktober besteht aber Hurrikan-Gefahr.
KLIMA LUFT
24 bis 32 Grad Celsius.
WASSER
24 bis 29 Grad Celsius.
STROM
120 Volt. Adapter!
GELD
Landeswährung ist der Bahamas-Dollar, der dem US-Dollar entspricht.
HOTELS
Nassau
Melia, www.meliahotels.com
Bimini
Bimini Sands, www.thebiminisands.com
Harbour Island
Valentines Resort, www.valentinesresort.com
Eleuthera
Cape Eleuthera Resort, www.capeeleuthera.com
Grand Bahama
Pelican Bay, www.pelicanbayhotel.com
TAUCHBASEN
Nassau
Stuart Cove´s, www.stuartcove.com
Bimini
Neil Watson, www.biminiscubacenter.com
Harbour Island
www.valentinesdive.com
Eleuthera
Ocean Fox, www.oceanfoxcottonbay.com
Grand Bahama
Unexso, www.unexso.com
WEITERE INFORMATION/TOURIST BOARD
Bahamas Tourist Office
Limburger Straße 3
61462 Königstein/Frankfurt, Tel.: 06174/619 014, Fax: 06174/619 442
info@bahamas.de
www.bahamas.de
REISEVERANSTALTER
Absolut Scuba, Aqua Active Agency, Beluga Reisen, Dive & travel, Reisecenter Federsee, Roger Tours, Tourmare, Tauchertraum, WeDive, Wirodive
Stuart Cove und seine Tauchbasis in Nassau auf den Bahamas sind Anlaufstelle Nummer eins, wenn Hollywood UW-Szenen mit Haien dreht.
Interview: Michael Krüger
Sechsmal besuchte allein der von Ian Fleming erdachte Geheimagent James Bond die Bahamas. Stuart Cove (57) war nicht nur mit den meisten 007-Darstellern unter Wasser. Am langen Steg seiner Tauchbasis, die in einer wunderschönen Bucht im Südwesten der Insel liegt, dokumentieren zahlreiche Fotos die hohe Promi-Dichte. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger war bei derLegende zu Besuch in Nassau.
Die Bahamas gelten als UW-Hollywood. Warum sind die Inseln bei den Regisseuren so beliebt?
Stuart Cove: Sie haben es ja selbst erlebt. Die Studiobosse kommen aus demselben Grund her wie die Taucher. Die Bedingungen sind perfekt: warmes Wasser, hervorragende Sichtweiten, Wracks, Steilwände, Riffe mit vielfältigem Leben – und große Haie! 1915 wurde hier der erste UW-Film aller Zeiten gedreht – der Stummfilm „20 000 Meilen unter dem Meer“. Bei uns wurden Szenen mit vielen US-Stars wie Robert Redford, Matt Damon und Tom Hanks gedreht.
Die 007-Reihe hat die Bahamas berühmt gemacht. Mit welchem Film hat alles begonnen?
Das ist mehr als 50 Jahre her. Für „Feuerball“ mit Sean Connery wurden 1965 einige Einstellungen auf den Bahamas gefilmt. Ein Harpunengefecht in einer Höhle wurde auf den Exumas in Szene gesetzt. Einige Szenen wurden auch hier im Clifton Pier in Nassau und auf Paradise Island gedreht. Meine Eltern haben als Statisten mitgearbeitet. Der Film hat die längsten UW-Sequenzen aller Bond-Filme und war in den Kinos eine Sensation. Ich mag den Film immer noch. Nicht nur weil ich absoluter Connery-Fan bin.
Welches war Ihr erster James-Bond-Film, bei dem Sie aktiv mitgearbeitet haben?
Mein erster 007-Film als Unterwasser-Assistent war „In tödlicher Mission“ mit Roger Moore. Im Sommer 1977 wurde ich von den Filmbossen als Stunt-Taucher angeheuert. Wie fast schon üblich bei James-Bond-Filmen sollte mit Tigerhaien getaucht werden. Moore wurde bei den Unterwasser-Szenen übrigens gedoubelt.
Wann haben Sie Sean Connery kennengelernt und wie kam er mit dem Tauchen klar?
Ich habe ihm und Kim Basinger 1983 für „Sag niemals nie“ das Tauchen beigebracht. Wir sind Nachbarn, denn er lebt seit einigen Jahren hier um die Ecke am Lyford Cay. Connery ist ein echter Gentlemen und sehr mutig. Er war sogar mit einem Tigerhai unter Wasser. Bei diesem Film habe ich bei einer UW-Szene eine brenzlige Situation erlebt. Es sollte in einem Schiffswrack mit einem Fünf-Meter-Tigerhai gedreht werden, den wir dort hineingelockt hatten. Als wir mit Kamera-, Licht- und Sicherheitscrew im Wrack waren, hat das Tier Panik bekommen und ist durchgedreht. Das war nicht lustig, glauben Sie mir. Aber von den Fehlern der Anfangszeit haben wir viel gelernt.
Wie hat sich denn der aktuelle Bond-Darsteller angestellt?
Die Arbeit mit Daniel Craig hat viel Spaß gemacht. Meiner Meinung nach ist er nicht nur der härteste, sondern auch einer der besten Bond-Darsteller. 2006 wurde ich für die Dreharbeiten von „Casino Royale“ als Marine Coordinator engagiert. Einige Szenen wurden hier direkt neben meiner Basis gedreht. Bekannt sind Einstellungen mit Daniel Craig vorm Atlantis-Hotel auf Paradise-Island sowie die Fahrt, die vom Compass Point Resort bis zum Ocean Club am Cabbage Beach führt. Craig ist total straight und hat jede Szene ohne Mucken durchgezogen. Er ist sehr professionell und ernst. Er ist irgendwie wie ein Deutscher (lacht).
Oh Gott. Wenn das ein Engländer hört. Von Gerd Fröbe bis Christoph Waltz sind deutschsprachige Schauspieler doch eher auf Bösewichte abonniert, oder?
Das mit humorlos hab ich nur so gesagt. Aber das ist ja auch das Image. Ich mag die professionelle Art der Deutschen. Ihr könnt auch lustig sein. Und hübsch. Heidi Klum war mit Waren Salma für den Discovery Channel bei uns und mit Riffhaien unter Wasser. Die beiden waren total cool und hatten überhaupt keine Angst vor den Haien. Ich habe auch eine deutsche Lieblingsband. Die Toten Hosen. Ich habe sie vor mehr als zehn Jahren live gesehen, als ich auf der „boot“ in Düsseldorf war, und die fand ich klasse. Wir haben dabei viel Altbier getrunken.
Ich habe gelesen, dass Sie über eine Mutprobe auf Haitauchgänge gekommen sind.
Wir haben geangelt und viel Kalik (Bahamas-Bier, Anm. d. Red.) getrunken. Einer meiner Kumpels meinte: „Los, lass uns zu den Haien springen!“ Also haben wir das gemacht. Wir kennen ja die Haie seit unserer Kindheit. Natürlich ist nichts passiert. Also kamen wir auf die Idee, auch den Gästen die Angst vor Haien zu nehmen und Tauchgänge anzubieten. Seitdem sind mehr als 30 Jahre vergangen, und es waren eine Million Taucher bei meiner Frau Michelle und mir zu Gast.
Wie sind Sie zum Tauchsport gekommen?
Mein Vater und mein Onkel haben mir das Tauchen beigebracht.
Sind Sie immer noch fasziniert von Haien?
Ich sagte Ihnen ja: Ein Tauchgang ohne Haie ist für mich wie ein Tag ohne Sonnenschein. Wer große Haie erleben möchte, muss auf die Bahamas kommen. Tigerhaie, Hammer- und Bullenhaie oder wie hier mit Karibischen Riffhaien tauchen. Wo gibt es das sonst?
Gab es Unfälle bei den Haitauchgängen?
Es ist noch nie etwas Schlimmes passiert. Na klar gab es mal Ratscher bei Tauchern, die die Haie angrabschen wollten.
Viele Taucher stehen Fütterungen kritisch gegenüber. Wie sehen Sie das?
Fütterungen sind Haischutz. Nicht nur, weil die Gäste berichten und Fotos posten und die Haie zu Botschaftern machen. Ich weiß, wie die Riffe aussahen, bevor wir damit angefangen haben. Das ökologische Gleichgewicht stimmt, weil die Jäger nicht herausgeangelt werden. Das funktioniert, weil wir und viele andere vom Hai-Tourismus profitieren. Der Fang ist verboten. Auch das Harpunieren. Deshalb sieht man auch so viele Zackenbarsche – die Lieblingsbeute der Harpunettis. Wir bieten auch Tauchgänge ohne Fütterungen an, wenn Taucher das nicht mögen. Es gibt viele wunderschöne Riffe – und Haie lassen sich bei fast jedem Tauchgang sehen. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, dass ich hier lebe, tauche und jeden Tag Haie erlebe. Bleiben Sie länger hier, und Sie werden wissen, was ich meine.
Vielen Dank für das Interview.
TAUCHEN MIT STUART COVE
Die Basis von Stuart Cove ist groß und gut organisiert. Hier geht es hektisch, aber freundlich und professionell zu. Kein Wunder: Bis zu 200 Taucher sind täglich hier – ein Drittel der Gäste kommt von den Kreuzfahrtschiffen, und die liegen nur vier Stunden in Nassau. Bei Cove werden alle Tauchgäste mit Bussen von den Hotels abgeholt und wieder zurückgebracht. Zwischendurch muss kräftig auf die Tube gedrückt werden, damit zwei Tauchgänge möglich sind. Bereits während der Fahrt werden die notwendigen Formulare ausgefüllt. Nach dem Tauchgang bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen, weil die Cruiser-Gäste pünktlich zurück an Bord sein müssen. Mehr als 30 Mitarbeiter arbeiten im Staff von Stuart Cove. Acht große 12-Meter-Tauchboote und kleine Charterboote stehen zur Verfügung. Üblich ist ein sogenannter „2-Tank-Dive“. Der zweite Tauchgang wird optional mit einer Fütterung kombiniert. Das „Shark-Adventure“ (zwei Tauchgänge) kostet 170 US-Dollar.
SCHNORCHELN UND SUB
Auch Schnorchler und Nichttaucher können die UW-Welt erkunden. Für Gäste ohne Taucherfahrung gibt es „Subs“: Mini-U-Boote mit Glaskuppel. Man kann lenken und beschleunigen – natürlich in überschaubarem Tempo. Die Scooter mit Atemgasflasche besitzen eine Tariereinheit. Die Luftversorgung erfolgt über einen Helm mit Glaskuppel. Der Kopf bleibt unter Wasser im Trockenen.
www.stuartcove.com
Bei den Fütterungen hockt man in moderaten Tiefen im Halbkreis. Sharkfeeder halten Karibischen Riffhaie und Zackenbarsche wie UW-Gladiatoren mit silbernen Kettenanzügen im Zaum. Unten: Stuart Cove und seine Tauchbasis sind Anlaufstelle Nummer eins für Haitauchgänge auf den Bahamas.
Weitere Reiseziele
Hai-Society
Bahamas – legendär für die unzähligen Traumstrände, berühmt als James-Bond-Kulisse.
Nicht nur Hollywood-VIPs fühlen sich auf den 700 Inseln wohl. Das „Who is Who“ der Haie hat hier ihr Revier.
VON MICHAEL KRÜGER
Okay, okay! Ich kann euch verstehen – ein Tauchgang ohne Haie ist wie ein Tag ohne Sonnenschein!“, winkt Stuart Cove ab. Das Statement des Nassau-Basis-Chefs es gäbe hier weitaus mehr als die silbergrauen Jäger zu sehen, stieß ebenso auf taube Ohren wie seine blumigen Beschreibungen der Korallenriffe. Die wenigsten reisen auf die Bahamas, um Seepferdchen zu suchen. Wer hier eincheckt, will Großes sehen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Räuber mit der markanten Rückenflosse. An wenigen Plätzen auf der Welt kommt man ihnen so nah wie hier: Riesige Hammerhaie vor Bimini, Respekt einflößende Tigerhaie auf Grand Bahama, massige Bullenhaie bei Eleuthera. Die allgegenwärtigen Karibischen Riffhaie sind die Stars der Unterwasserwelt des Bahamas-Archipels.
PRETTY IN PINK: NASSAU
Mit mehr als 200 000 Einwohnern ist Nassau die mit Abstand größte Stadt der Inseln.
Die Fassaden schimmern in Cocktail-Farben: Offizielle Gebäude und Polizeiwachen sind in rosa gehalten. Bars, Shops, Cafés übertrumpfen sich mit den wildesten Farbkreationen von babyblau-rot bis mint-violett. Pretty in pink präsentiert sich die Basis von Stuart Cove, die wunderschön in einer kleinen Bucht im Westen Nassaus liegt: Das ganze Team trägt rosafarbene Shirts, was sonst? Ganz nebenbei eine unglaublich gut organisierte Tauchbasis mit VIP-Flair. Beim Gang durch die Anlage zeugen unzählige Passepartouts mit signierten Fotos von den prominenten Besuchern: Daniel Craig, Sean Connery, Robert Redford, Heidi Klum – alle waren hier. „Connery tauchte sogar mit Tigerhaien“, sagt Cove. Nassau gilt als „Unterwasser-Hollywood“. Vor 100 Jahren wurde mit der Urfassung von „20 000 Meilen unter dem Meer“, der erste Unterwasserfilm der Welt realisiert. Seitdem sind die Bahamas beliebte Location – unter anderem wurden hier Sequenzen für sechs James-Bond-Filme gedreht – zuletzt für „Casino Royale“ (2006). Die Bedingungen sind auch einfach perfekt: Ganzjährig gutes Wetter, warmes Wasser, hervorragende Sichtweiten, Wracks, fischreiche Riffe – und Haie!
Deshalb sind wir hier. Eine Fütterung ist geplant. Dabei hockt man überbleit mit einem Dutzend anderer Tauchern in moderaten Tiefen im Halbkreis im Sand oder versammelt sich um einen Felsen oder ein Wrackfragment. Dahinter postiert sind „Back-up-Taucher“, die die Tauchgruppe zusätzlich absichern. Natürlich ist es etwas befremdlich, einen UW-Gladiator mit silbernem Kettenanzug zu beobachten, wie er eine Horde Riffhaie und Zackenbarsche im Zaum hält – aber spannend ist es allemal. Unser Sharkfeeder ist weiblich, heißt Terri Harrison und steht im Chainsuit auf dem Wrack. Die 29-Jährige ist seit acht Jahren bei Stuart Cove und seit einigen Jahren Sharkfeeder – für sie „der beste Job der Welt!“. Die Fischreste, meist Köpfe, sind übrigens Abfall aus den lokalen Restaurants und werden nicht extra gefangen. Terri öffnet den Deckel der Köderbox und gibt die erste Fischgräte einer zwei Meter langen Grünen Muräne, die blitzschnell zuschnappt und sofort wieder in der Luke verschwindet, bevor die Haie reagieren können. Jetzt angelt die Australierin mit einem langen Metallspieß einen Fischkopf aus der Alukiste. Das wilde Spektakel beginnt: Die Haie kämpfen gierig um den Köder. Dabei kommen die Tiere einigen Gästen näher, als sie es insgeheim geahnt hätten. Augen, Zähne – nur wenige Zentimeter vor der Maske. Im Tumult ist der eine oder andere zufällige „Hai-Rempler“ unvermeidbar. Aber völlig ohne Aggression, wie der 56-jährige Basis-Boss betont: „Die Haie wissen sehr genau, wer füttert“, sagt Stuart Cove, der seit den 80er-Jahren solche Tauchgänge anbietet und noch nie einen Unfall erlebte. „Haie interessieren sich für sterbende und tote Fische und nicht für Menschen. Jeder merkt schnell, dass sie auf die Köder fokussiert sind und nicht, um sich von Kamerablitzen blenden zu lassen. Die interessantere Variante folgt bei einem Tauchgang mit einer Baitbox, die in einem Wrack versenkt wird. Dabei gibt es keine Fütterung. Die Haie bleiben aber neugierig in der Nähe und lassen sich gut beim herumschwimmen ablichten.
SHARKFEEDS: PR FÜR DIE HAIE
Fütterungen sind auf den Bahamas völlig normal. Einige Taucher lehnen dieses Szenario prinzipiell ab und verweisen auf die Veränderung des natürlichen Verhaltens. Sollte man potenziell gefährliche Tiere wie Haie füttern? „Die Haie hier sind Botschafter“, sagt der ehemalige Sharkfeeder Jaime Rolle, der die Anfänge auf Grand Bahama erlebt hat. „Filmteams und Magazine wie TAUCHEN berichten, Gäste posten Fotos oder laden Filme hoch. Die ganze Welt sieht, dass Haie keine blutrünstigen Bestien sind. Eine bessere PR für Haie gibt es nicht!“, ist sich Rolle sicher. Auf den Bahamas läuft das seit fast 40 Jahren nahezu unfallfrei ab. Wer es jemals erlebt hat, wird sich kaum der Faszination entziehen können. Die Bahamianer sind stolz auf diesen Umstand und betrachten die Tiere als Freunde – ganz nebenbei sind sie auch gute Devisenbringer. Haitauchen soll den Bahamas jährlich geschätzte 80 Millionen Dollar einbringen (Quelle: Divetalking online). Und damit das auch so bleibt, sind sie geschützt. „Der Fang von Haien ist auf den Bahamas gesetzlich verboten“, erläutert Prescott Young vom Tourist Board Bimini, „Eine Marine-Einheit patrouilliert die Gewässer und sorgt dafür, dass die Gesetze befolgt werden.“ „Die große Anzahl der Haie sind ein Indikator für die Stabilität des maritimen Ökosystems“, sagt Dr. Samuel Gruber vom Sharklab auf Bimini. Mehr als 40 Arten leben in den Gewässern.
HAMMERHAIE VOR BIMINI
„Die großen Hammerhaie habe ich mir viel lustiger vorgestellt!“, feixt Fotograf Nick Robertson-Brown nach dem Tauchgang. Einige aus der Gruppe nicken zustimmend. Zwei Haie mit der imposanten Flügelköpfen haben die Gruppe fast den ganzen Tauchgang umkreist. Der größere, ein Fünf-Meter-Koloss, wirkt allein durch seine Ausmaße Respekt einflößend. Freundliche Umschreibungen fallen schwer, wenn ein scheinbar augenloses, offenes Maul voller messerscharfer Zähne direkt die Taucher anschwimmt – teilweise so nah, dass man sich ducken muss. Wenn man in die seitlich sitzenden großen Augen schaut, die beinahe an die Kulleraugen von Kühen erinnern, ändert sich das Bild allerdings. „Die Taucher realisieren schnell, dass keine Aggression von den Hammerheads ausgeht“, sagt Neil Watson jr., der die Tauchgänge hier vor der Insel Bimini anbietet: in 8,5 Meter Tiefe und klarem Wasser kann man rund 75 Minuten lang den bizarr aussehenden Haien bei der Fütterung zuschauen und läuft höchstens die Gefahr, dass die Beine während der langen Hockerei einschlafen. Für schlechte Sicht sorgen nicht nur die aufgeregten Flossenschläge der Tauchgruppen. Direkt vor der Box wühlen häufig ein halbes Dutzend Ammenhaie den Sandgrund auf und vermiesen den UW-Fotografen die Aussicht auf vermeintlich gute Schüsse.
Vor dem Tauchgang führt der Besuch in die Bimini Biological Field Station (BBFS) – kurz Sharklab genannt. Hier in dem seichten Mangroven-Gewässern gibt es Aufzuchtstationen für Zitronen- und Ammenhaie. Dr. Samuel Gruber, der die Haiforschungsstation leitet, betont die Wichtigkeit der natürlichen Kinderstube für Haie. „Hier können sie heranwachsen, ohne selbst gefressen zu werden.“ Seit 1990 forscht Gruber über die Zitronenhaie im Süden Biminis. Ihm geht es darum, das Verhalten der Haie und Rochen durch Feld- und Laborarbeit zu erforschen und Praktikanten sowie Studenten die Möglichkeiten zu geben, vor Ort aktiv zu werden. Sorge macht den Wissenschaftlern die geplante Ferienanlage mit Golfplatz auf Nord-Bimini. „Natürlich suchen wir die Öffentlichkeit und brauchen den Tourismus, um auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Aber das Verhältnis muss stimmen. Wenn die Mangroven verschwinden, sind die Haie in echter Gefahr“, so Gruber.
Die meisten Taucher, die diese Insel besuchen, wohnen im Bimini Sands Resort. Neil Watsons Tauchbasis ist hier ebenfalls angegliedert: „Bimini war bisher nichts für die Massen und das soll auch so bleiben“, sagt der Basis-Chef. Nach dem Hammerhai-Tauchgang, die beste Saison sei übrigens zwischen Dezember und April, berichtet er von einem besonderen Event. „Jedes Jahr im Juni starten wir zur Sägerochen-Safari nach Andros“, erklärt Watson. Dabei könne man die bis zu sieben Meter langen Tiere sehen.
Beim Gang entlang des Hafens von Alice Town wird klar, dass die Haitauchgänge nur einen Bruchteil des Bimini-Tourismus ausmachen. Bestseller-Autoren John Grisham und Ernest Hemingway haben die Insel bei Sportfischern popülär gemacht. Positiv anzumerken bleiben die Verbotsschilder, die ermahnen, keine Haie zu angeln. „Da halten sich alle dran“, sagt Prescott Young vom Tourist Board „Wer Interesse hat, kann hier mit Bullenhaien im Käfig tauchen.“
TRAUMINSEL ELEUTHERA
Eleuthera und die kleine Insel Harbour Island zählen für viele zu den schönsten Bahamaszielen. Hier gibt es die pulverig feinen Sandstrände, die viele Touristen so lieben. Die 180 Kilometer lange Insel ist dabei unverbaut und in erster Linie lang und schmal. In der „Wespentaille“ bei Gregory Town scheint nur eine Brücke die Atlantik- und Karibikströme zu trennen.
Harbour Island an der nordöstlichen Küste ist bekannt für Strömungstauchgänge. Mit Valentines Dive wird das Riff „Current Cut“ angesteuert: „Wir tauchen mit negativem Einstieg ab. Nach exakt 15 Minuten wird aufgetaucht und wir lassen uns vom Boot einsammeln“, brieft Basis-Besitzer George Gross die Taucher. Der Waschmaschinentauchgang sprengt die Gruppe schnell auseinander. Beim Eintauchen in die Höhlen begegnen wir Adlerrochen und Riffhaien, die den Strömungsschatten nutzen. Nach der aufregenden Achterbahntour geht die Fahrt mit dem Boot zurück nach Dunmore Town. Ein herrlich verschlafenes Nest mit kleinem Yachthafen. Die typischen Fortbewegungsmittel sind viersitzige Golfcarts, mit denen man die Insel relaxed umkreisen kann. Rings um die Hauptstraße bieten die Einheimischen Bahamian Food an. Immer dabei ist die Nationalspeise, die rosafarbene „Conch“, die Fechterschnecke, die in allen Facetten zubereitet wird. Am Traumstrand Pink Sands kann man dann einen Frozen-Erdbeer-Daiquiri im flamingofarbigen Sand genießen – ein Rausch in Rosa!
„Der Süden Eleutheras ist taucherisch abwechslungsreicher“, weiß Robert Wilpernig, der mehrere Wochen auf der Insel unterwegs war. „Die Sichtweiten sind bombastisch. Hier gibt es Spots, bei denen man unter anderem mit Bullen- und Tigerhaien tauchen kann. Vor Cat Island trifft man sogar auf Longimanus- und Schwarzspitzenhaie“, so der Wirodive-Chef, der mit der Tauchbasis Ocean Fox in Cotton Bay exklusiv kooperiert. Fütterungen gibt es hier nur mit gefrorenem Fisch, dem „Chumsicle“. Nicht ohne Grund zieht Dr. Erich Ritter mit seiner Sharkschool von Grand Cay hierher, denn die Sharkfeeds aus der Hand lehnt der Experte ab. „Im Gegensatz zum alten Standort hat Eleuthera echtes Bahamas-Flair“, so Wilpernig, der Tauchtouren mit Ocean Fox ab sofort und ab Mai 2016 Sharkschool-Seminarreisen anbietet.
HAISHOW VOR GRAND BAHAMA
Nächstes Ziel ist Tiger Beach auf Grand Bahama – der legendäre Tigerhai-Spot. Die wuchtigen Tiere mit der dunkel schimmernden Zeichnung ziehen UW-Fotografen magisch an – manchen etwas zu nah: „Die Tigerhaie attackieren schon mal die Kamerablitze, wenn man sie zu sehr nervt“, sagt Stuart Cove, aber das seiner Meinung nach meist ungefährlich. Die Ausmaße des Haie und ihr Ruf als Fressmaschine tragen zur Legendenbildung bei – angeblich wurden schon Ölfässer in ihren Mägen gefunden.
Die Tauchbedingungen sind ideal: geringe Tiefe, klares Wasser, gute Sicht. Angst vor Tauchern haben Tigerhaie nicht. Aber jeder merkt, dass die Jäger mit dem bösartigen Image eher vorsichtig agieren. Stuart Cove hat die Tiger-Beach-Basis 2015 geschlossen – die Touren werden aber weiterhin von Nassau aus angeboten.
Weiter geht es nach Freeport und Lucaya – das sind die Haupttouristenorte auf der Insel. Die lebhafte Meile um den Marktplatz mit den pastellfarbenen Kolonialgebäuden in Zuckergussoptik ist sehr beliebt. Dort befindet sich auch die Unexso-Tauchbasis, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.
Die Sharkfeeder füttern die Haie hier direkt aus der Hand. „Bis 1992 waren Feeder wie ich nur mit Neoprenanzug unter Wasser“, sagt Shamie Rolle und zeigt seinen schwer vernarbten Arm. Bei einer Unachtsamkeit wurde er von einem Hai schwer verletzt. Seitdem wird nur noch mit Kettenanzügen gefüttert. Achten müsse man nun eher auf die Zackenbarsche. „Wenn du nicht aufpasst, schnappen sie mit dem Fischköder gleich die ganze Hand und zappeln wie wild herum!“, so Rolle. Jetzt beginnt wieder ein Tauchgang in der Hocke. Die Riffhaie kommen bis auf Armlänge heran. Am Ende demonstriert der Guide, wie er das Tier in die „Tonische Immobilität“ versetzt: Mit einer Hand hält er den Hai und führt mit dem Daumen kreisende Bewegungen an der Nase aus und das Tier fällt in Trance. Jetzt balanciert er den 500-Kilo-Brocken wie in einer Las-Vegas-Show. UW-Zirkus? „Nicht alle mögen das, aber es ist hilfreich, um Haken zu entfernen“, sagt Rolle. „Wenn ihnen das nicht gefallen würde, würden sie das zeigen. Sie haben eine Menge Zähne!“
Atemberaubende Tauchgänge, wunderschöne Strände und herzliche Menschen: Ein echtes Traumziel! Die Bahamas sind nicht gerade günstig, aber diese vier Inseln machen Lust, mehr davon kennenzulernen.
Michael Krüger
STUART COVE`S NASSAU
Die Coves scheinen Pressluft im Blut zu haben: Stuarts Vater war Taucher, sein Onkel hatte den ersten Tauchshop auf den Bahamas: Als seine Eltern 1965 bei Dreharbeiten des James-Bond-Films „Feuerball“ in Nassau als Statisten mitgewirkt haben war Stuart Cove noch ein Kind. Nach seinem Biologie-Studium bekam er einen Job als Taucher im 007-Film „In tödlicher Mission“. Danach wurde Stuart Cove`s gegründet – für viele DIE Haittauchbasis. Für „Casino Royale“ mit Daniel Craig als 007 wurde Stuart als Marine Coordinator
engagiert. Einige Szenen wurden neben seiner Basis gedreht. www.stuartcove.com
SHARKSCHOOL ELEUTHERA
Dr. Erich Ritter ist Gründer der Sharkschool und bekannter Hai-Experte.
Der „Hai-Flüsterer“ Dr. Erich Ritter ist einer der weltführenden Forscher, der sich insbesondere mit Themen der Hai-Mensch-Interaktion befasst. Der engagierte Tier- und Haischützer ist Leiter der Sharkschool auf den Bahamas. Noch auf Grand Cay – ab Mai 2016 auf Eleuthera. In seinen Workshops erklärt er, wie man Begegnungen mit Haien richtig interpretiert und angemessen darauf reagiert. Ritter hat das in seinen zahlreichen Studien belegt: „Es gibt keine gefährlichen Haie. Es gibt nur gefährliche Situationen.“
www.sharkschool.com
www.wirodive.de
Cage Dive Feeding
Käfigtauchen wird üblicherweise mit Großen Weißen, Tiger- oder Bullenhaien praktiziert. Erich Ritter: „Für Nichttaucher die einzige Möglichkeit, Haie zu sehen. Sicher, aber wenig hilfreich, um Ängste gegenüber Haien abzubauen. Ein Stahlkäfig impliziert ja Gefahr und Bedrohung – also ist das Ganze sinnlos!“
Baitbox/Wrack
Eine Köderbox wird im Wrack platziert. Nur um die Fische neugierig zu machen. Eine Fütterung findet nicht statt. Erich Ritter: „Da unter den Haien Druck oder Frustration entstehen kann, nicht unproblematisch. Taucher brauchen Erfahrung, wenn sie sich den Haien in dieser Phase nähern wollen.“
Chumsicle
Ein großer Klumpen Fischabfall wird an einem Seil oder Eisengerüst gefroren platziert und löst sich im Wasser von selbst auf. Erich Ritter: „Sicher die beste Methode, um Haie zu beobachten und mit ihnen in Kontakt zu treten. Die Haie kommunizieren miteinander und sind in der Lage, eine Hierarchie zu kreieren.“
Open water feeding
Die Nahrung wird im offenen Wasser verteilt. Erich Ritter: „Diese Methode ist für kommerzielle Zwecke unbrauchbar. Dabei können die Haie frei zwischen den Tauchern nach Nahrung suchen. Das verlangt Erfahrung von den Tauchern. Solche Szenarien können schnell in die falsche Richtung gehen.“
Baitbox
Eine Köderbox wird deponiert und die Taucher können mit den Haien schwimmen. Die Gäste werden mit Abstand plaziert und ein Guide öffnet die Box. Erich Ritter: „Besser als der Sharkfeed, da die Personen mit den Haien schwimmen können. Nachteil ist, dass die Taucher distanziert von der Baitbox bleiben.“
Sharkfeed
Alle Taucher sitzen im Halbkreis. Der Sharkfeeder füttert aus der Hand oder mit Spieß. Erich Ritter: „Die Methode ist die ungeeignetste, da die Haie in schematische Abläufe gezwungen werden und die Taucher nicht interagieren können. Der Fütterer zerstört die Hierarchie unter den Haien.“
INFOS BAHAMAS
Bahamas Namensgeber war angeblich Kolumbus: Als er die Gewässer entdeckte, soll er die Inseln als „baja mar“ (flaches Wasser) bezeichnet haben. Vom 16. bis zum frühen 17. Jahrhundert waren die Riffe exzellentes Piratenterrain.
Haitauchen Mehr als 40 Arten leben hier. Ein Haitauchgang kostet rund 100 US-Dollar. Die Tiere sind geschützt, der Fang ist gesetzlich verboten. (Foto: Aufzuchtstation von Ammenhaien, Sharklab, Bimini).
Conch ist das Nationalgericht. Die Fechterschnecke ist geschützt. Auf den Bahamas sind die Bestände angeblich noch in Ordnung, aber bereits gefährdet. Info: www.bnt.bs/conchservation.
„Fütterungen sind die beste Werbung für Haie“, meint Shamie Rolle, Grand Bahama.
Typisch Bahamas: Knallbunte Schilderwälder wie hier auf Harbour Island.
Wenn sich die gewaltigen Tigerhaie blicken lassen, beginnt das Blitzlichtgewitter.
Pastellfarbene „Zuckerguss-Architektur“ auf Paradise Island.
Auf Tuchfühlung mit den bizarren Flügelköpfen beim Hammerhaitauchgang vor Bimini.
Eleuthera: Menschenleere Traumstrände und beste Bedingungen für Haitauchgänge.
AN- UND RUNDREISE
Zehn Stunden Flug von London nach Nassau. Airlines wie Bahamasair bieten Flugservice zu den anderen Inseln an (rund 75 Dollar). Außerdem gibt es Fähr- und Postbootverkehr.
REISEZEIT
Prinzipiell ein Ganzjahresziel – von August bis Oktober besteht aber Hurrikan-Gefahr.
KLIMA LUFT
24 bis 32 Grad Celsius.
WASSER
24 bis 29 Grad Celsius.
STROM
120 Volt. Adapter!
GELD
Landeswährung ist der Bahamas-Dollar, der dem US-Dollar entspricht.
HOTELS
Nassau
Melia, www.meliahotels.com
Bimini
Bimini Sands, www.thebiminisands.com
Harbour Island
Valentines Resort, www.valentinesresort.com
Eleuthera
Cape Eleuthera Resort, www.capeeleuthera.com
Grand Bahama
Pelican Bay, www.pelicanbayhotel.com
TAUCHBASEN
Nassau
Stuart Cove´s, www.stuartcove.com
Bimini
Neil Watson, www.biminiscubacenter.com
Harbour Island
www.valentinesdive.com
Eleuthera
Ocean Fox, www.oceanfoxcottonbay.com
Grand Bahama
Unexso, www.unexso.com
WEITERE INFORMATION/TOURIST BOARD
Bahamas Tourist Office
Limburger Straße 3
61462 Königstein/Frankfurt, Tel.: 06174/619 014, Fax: 06174/619 442
info@bahamas.de
www.bahamas.de
REISEVERANSTALTER
Absolut Scuba, Aqua Active Agency, Beluga Reisen, Dive & travel, Reisecenter Federsee, Roger Tours, Tourmare, Tauchertraum, WeDive, Wirodive
Drei Haifotos von mir im UK-Tauchmagazin "DIVER". Artikel von Lisa Collins. Three Sharkfotos in the UK-Divingmagazine "DIVER".